Es gibt wohl kaum ein anderes Unternehmen, dessen Bekanntheit im Jahr 2020 so stark gestiegen ist wie Zoom. Mit dem Einsetzen der Corona-Pandemie und damit verbundenem Home Office hat sich die Nachfrage auf Google in wenigen Wochen verzehnfacht:
Zoom bietet Software für Video-Kommunikation. Damit profitiert Zoom wie kaum ein anderes Unternehmen vom Wechsel in eine Arbeitswelt, in der zuhause Arbeiten immer wichtiger wird.
Ähnlich positiv ist Zooms Entwicklung an der Börse. Und dahinter ist Substanz: Hinter Zoom steckt ein gut funktionierendes Geschäftsmodell, das schon vorher profitabel war, heute noch profitabler ist und sich von Jahr zu Jahr im Umsatz verdoppelt.
Die Aussichten in dieser Zukunftsbranche sind also enorm positiv. Aber: Es gibt auch starke Konkurrenz der Tech-Riesen und einige Schönheitsfehler im Geschäftsmodell. Oder sind es doch gravierendere Mängel?
Finden wir es heraus. Unter anderem erfährst du in dieser Analyse:
- Wie gut steht Zoom wirtschaftlich aktuell da?
- Wie funktioniert das Geschäftsmodell und was macht es so stark?
- Marktanalyse: Wie gut ist Zoom im Vergleich zur Konkurrenz aufgestellt?
- Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken gegenübergestellt
- Abschließende Bewertung inkl. Scorecard und konkreter Renditeerwartung: Ist die Aktie aktuell kaufenswert?
1. Kurzüberblick: Was macht Zoom überhaupt?
Überblick
Verschaffen wir uns zuerst einen Überblick über das Unternehmen.
Hard Facts
Zoom wurde 2011 gegründet von dem heute immer noch aktiven CEO Eric Yuan.
Geschäftsmodell
Zoom ist Anbieter von der gleichnamigen Software für Video-Konferenzen jeglicher Art – 1:1, in Gruppen oder in Form von Webinaren.
Größe & Kennzahlen
Zoom ist getrieben durch die Corona-Effekte heute über 110 Mrd. US-Dollar wert bei einem Jahresumsatz von 1,4 Mrd. USD.
2. Fakten und Kennzahlen zur Aktie
Factsheet
Zoom ist seit 2019 an der Börse. Gerade Anfang 2020 hat der Kurs dann durch die Corona-Effekte einen Schub bekommen und sich dadurch zeitweise um 400 % gesteigert, ehe der Kurs dann vor Kurzem um ca. 30 % nachgegeben hat:
Das Factsheet zur Aktie:
Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). Zusatz ‚e‘ = erwartet.
Die Eckdaten
- Land: USA
- Branche: Video-Konferenz Software
- Marktkapitalisierung: 115 Mrd. USD
- Umsatz: 2 Mrd. USD
- Ergebnis: 0,4 Mrd. USD
- Free Cashflow: 1 Mrd. USD
Bewertung
- KUV: 58
- KGV: 285
- KGVe: 130
- KCV: 110
- PEG-Ratio: 2
Qualität & Wachstum
- Verschuldungsgrad: 6 %
- Bruttomarge: 80 %
- Nettomarge: 20 %
- Umsatzwachstum (letzte 3 Jahre): 117 % p.a.
- Umsatzwachstum im letzten Quartal (YoYYear-over-Year. Bezeichnet den Vergleich einer Kennzahl im Vergleich zum Vorjahr (bspw. Quartal 4 des aktuellen Jahres zu Q4 des Vorjahres). More): 350 %
Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.
3. Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert
Business Breakdown
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.
Umsatz-, Gewinn- und Cashflow-Entwicklung
Die folgende Grafik zeigt die Umsatz-, Gewinn- und Cashflow-Entwicklung. Wichtig: Zooms Geschäftsjahr 2020 geht von Januar 2019 bis Januar 2020. Die Corona-Effekte sind darin also noch nicht enthalten, jedoch im TTM-Wert.
Schauen wir, was hinter diesen starken Zahlen steckt.
Wie verdient Zoom Geld?
Zoom bietet Video-Software für unterschiedliche Anwendungsfälle an und verkauft diese in einem monatlichen Abo-Modell, es ist also ein Software-as-a-Service Unternehmen. Dementsprechend gibt es unterschiedliche Produkte:
- Zoom Meetings: Video-Kommunikation in jeglicher Personenzahl
- Zoom Phone: Professionelle Telefonlösungen für Unternehmen
- Zoom Chat: Kommunikationslösung, die an Meetings & Phone andockt und den Austausch von Text und Bildern ermöglicht
- Zoom Rooms: Software für einen virtuellen Konferenzraum, bspw. inklusive interaktivem Whiteboard
- Zoom Conference Room Connector: Tool, um traditionelle Video-Konferenz Hardware in die Cloud zu bringen
- Zoom Video Webinars: Webinarlösungen, also Online-Vorträge und Seminare
- Zoom for Developers und Zoom App Marketplace: Lösungen für Entwickler zum Integrieren der Zoom-Produkte in eigene Produkte und Projekte
Mechanismen des Geschäftsmodells
Da Zoom Software verkauft, ist die Bruttomarge mit 80 % sehr hoch. Das Abo-Modell macht die Umsätze planbarer.
Wie sieht die Kundenbasis von Zoom aus?
- Das Q3 beendet Zoom mit 433.700 Kunden, die mehr als 10 Mitarbeiter haben, was einem Zuwachs von 485 % ggü. dem Vorjahresquartal bedeutet.
- Die Expansion Rate dieser Kunden, also der Umsatzzuwachs mit Bestandskunden, liegt das zehnte Mal in Folge auf Quartalsbasis bei mindestens 130 %.
- Knapp 1.300 Kunden haben in den letzten 12 Monaten mehr als 100.000 $ an Zoom überwiesen, was eine Steigerung von 136 % YoYYear-over-Year. Bezeichnet den Vergleich einer Kennzahl im Vergleich zum Vorjahr (bspw. Quartal 4 des aktuellen Jahres zu Q4 des Vorjahres). More ist.
- Darüber hinaus macht kein Kunde von Zoom mehr als 5 % des Umsatzes aus, was positiv ist, da es die Abhängigkeit und Klumpenrisiken reduziert.
Zoom hat im Grunde drei relevante Zielgruppen, die den Umsatz steigern können:
- Unternehmen, die noch keine Video-Kommunikationslösung nutzen. Diese sind für Zoom aufgrund der guten Stellung im Markt einfach zu gewinnen.
- Unternehmen, die bei einem anderen Anbieter sind – mehr dazu in der Marktanalyse. Diese Zielgruppe ist schwerer zu gewinnen, da sie genug Anreize zum wechseln haben muss.
- Umsatzsteigerungen mit bestehenden Kunden, welche zuletzt bei > 30 % lagen.
In der Corona-Krise hat vor allem die erste Zielgruppe dominiert. Zahlreiche Unternehmen brauchten eine Lösung, die sie vorher noch nicht hatten und haben vor allem auf Zoom gesetzt.
Aber: Diese Zielgruppe wird vermutlich mittlerweile ziemlich klein sein. Wer in den letzten 9 Monaten kein solches Tool brauchte, wird es vermutlich in den nächsten Monaten noch weniger tun. Die meisten Unternehmen, die solche Tools zur Video-Kommunikation brauchen, werden mittlerweile bei irgendeinem Anbieter fündig geworden sein, womit vor allem Zielgruppe #2 und #3 bleiben.
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