Mit Microsoft, Amazon und Google bieten einige der wertvollsten Unternehmen der Welt Software-Lösungen für andere Unternehmen an. Eine weitere B2BB2B steht für "Business-to-Business". Damit werden Produkte und Geschäftsmodelle bezeichnet, die wiederum andere Unternehmen als Kunden haben. More Software-Lösung, die du unbewusst womöglich schon mal genutzt hast, ist Zendesk.
Zendesk bietet Tools für Kundenkommunikation, -service und -management an. Es erleichtert das Beantworten von Fragen, führt unterschiedliche Kanäle zusammen und lässt sich für den Vertrieb einsetzen.
Ich sehe drei Gründe, warum die Zendesk Aktie aktuell spannend ist:
- Zendesk wächst seit Jahren recht konstant etwa 30% pro Jahr
- Zendesk ist ein indirekter Profiteur von der Digitalisierung und dem E-Commerce Boom, durch den die eigenen Tools wichtiger werden
- Zendesk erzielt wiederkehrende Umsätze mit hoher Marge, die gleichzeitig einen starken Lock-In Effekt haben
Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte.
Dabei erfährst du, wie das Geschäftsmodell funktioniert und wie gut es ist, woraus der Burggraben wirklich besteht, wer die Konkurrenten sind und ob die Aktie heute attraktiv bewertet ist oder nicht. Viel Spaß!
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Überblick: Das steckt hinter Zendesk
Das Unternehmen
Zendesk wurde 2007 in Kopenhagen, Dänemark, gegründet. Heute sitzt das Unternehmen in den USA im Silicon Valley. CEO ist der Däne Mikkel Svane, der ebenfalls seit Gründung 2007 an Bord ist.
Zendesk ist ein Anbieter von Software für Unternehmen, vor allem im Bereich Kundenservice und CRM (Customer Relationship Management). Letzeres dient vor allem den Mitarbeitern im Verkauf ihre potenziellen Interessenten und Kunden anzulegen, Daten zu speichern und zu analysieren.
Produkt & Geschäftsmodell
Zendesk bietet zum einen Software für Kundenkommunikation. Als Kunde oder Interessent hast du sicherlich schon mal solche Chatfenster auf Webseiten gesehen:
Für das Unternehmen sieht es auf der anderen Seite dann so aus:
Unternehmen müssen Nachrichten über alle möglichen Kanäle beantworten: Mail, Kontaktformular, Instagram, Facebook, Website etc. Zendesk bündelt diese Anfragen, liefert Textbausteine und versucht Kunden möglichst kanalübergreifend darzustellen.
Dazu bietet Zendesk eine CRM-Plattform: Hier können Kundendaten hinterlegt werden um sie zu analysieren, Sales-Prozesse zu optimieren und Zuständigkeiten zu verteilen.
Aktienkurs
Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre stark entwickelt:
Factsheet
Factsheet
Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). Zusatz 'e' = erwartet.
Die Eckdaten
- Land: USA
- Branche: B2B-Software (Kundenservice & CRM)
- Marktkapitalisierung: 16 Mrd. USD
- Umsatz: 1,1 Mrd. USD
- Gewinn: -0,2 Mrd. USD
- Free Cashflow: 0 Mrd. USD
Bewertung
- KUV: 14
- KGV: -
- KGVe: 190
- KCV: 200+
Qualität & Wachstum
- Verschuldungsgrad: 275 %
- Bruttomarge: 76 %
- Nettomarge: -20 %
- operatives Gewinnwachstum (letzte 3 Jahre): -
- Umsatzwachstum (letzte 3 Jahre): 34 % p.a.
Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.
Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht. Die Zahlen und Folien stammen u.a. aus dem Q4 2020 und dem Q1 2021 Geschäftsbericht.
Unternehmensentwicklung
Die Umsätze von Zendesk sind kontinuierlich gestiegen:
- 2016: 0,31 Mrd. USD
- 2017: 0,43 Mrd. USD (+39%)
- 2018: 0,6 Mrd. USD (+40%)
- 2019: 0,82 Mrd. USD (+37%)
- 2020: 1,03 Mrd. USD (+26%)
- TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More: 1,09 Mrd. USD
Bisher hat Zendesk noch keine Gewinne erzielt. Der Verlust ist von etwa -100 Mio. Dollar in 2016 bis heute auf -200 Mio. Dollar gestiegen, im Verhältnis zum Umsatz aber gesunken.
Aber: Das erste Quartal 2021 war zumindest im Free Cashflow positiv, während es im Vorjahr noch negativ war. Auch das Nettoergebnis, das nicht nach offiziellen GAAP-Richtlinien berechnet wird, ist positiv.
Zendesk schafft es immer besser größere Kunden zu gewinnen. So ist der Anteil an Kunden am eigenen Umsatz, die über 250k Dollar Jahresumsatz erzielen, über die letzten Jahre konstant auf heute 34% gestiegen.
Spannend ist bei SaaS-Unternehmen mit Abo-Modellen außerdem die Net Expansion Rate (auf der folgenden Grafik links). Sie gibt an, wie hoch der Umsatz eines Kundensegments nach einem Jahr ist. Unter 100% zeigt eine abnehmende Tendenz, über 100% zeigt Umsatzwachstum mit Bestandskunden.
Zendesk liegt hier konstant über 100% und definiert den Bereich von 110 bis 120% als gesunden Bereich.
Auf der rechten Seite stehen die RPORemaining Performance Obligations. Sie geben die Summe von vertraglich vereinbarten Zahlungen an, die noch nicht offiziell als Umsatz verbucht wurden. More (remaining performance obligations). Sie sind die Summe aus Umsatz und noch ausstehenden, vertraglich vereinbarten Zahlungen der Zukunft.
Diese Kennzahl ist deshalb wichtig, da sie den Umsatz anzeigt, der in naher Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit realisiert wird. Die RPORemaining Performance Obligations. Sie geben die Summe von vertraglich vereinbarten Zahlungen an, die noch nicht offiziell als Umsatz verbucht wurden. More sind mit +49% stärker gestiegen als der Umsatz.
Bewertung des Geschäftsmodells
Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab?
Geschäftsmodell-Bewertung
Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In
Die Umsätze werden wiederkehrend und im Abo-Modell erzielt. Der Lock-In ist stark, da die Lösungen in die Website integriert sind und viele Daten in diesen liegen.
Netzwerkeffekte
Die Netzwerkeffekte sind begrenzt. Es ist weitestgehend irrelevant für ein Unternehmen, ob ein anderes Unternehmen die Software ebenfalls nutzt. Leichte Netzwerkeffekte bietet der Marktplatz, auf dem Entwickler Erweiterungen anbieten.
Skaleneffekte (Economies of Scale)
Sind stark vorhanden. Die wesentlichen Kosten sind Entwicklungskosten und damit limitiert, wohingegen das Umsatzpotenzial unlimitiert ist.
Proprietäre Technologie mit 10x-Faktor
Zendesk besitzt eine eigene Technologie in den Lösungen. Ist diese um den Faktor 10 besser als die Konkurrenz? Eher nicht.
Marke (Branding)
Zendesk ist eines der bekannteren Softwareprodukte im B2B-Bereich. Die Marke ist stark, aber nicht viel stärker als bei einigen Konkurrenten. Außerdem nehme ich an, dass die Marke in diesem Segment nicht das schlagkräftigste Argument ist.
Geschäftsmodell-Bewertung: 18 / 25
Zukunft: Burggraben, Strategie & Wachstumsperspektiven
Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir in die Zukunft. Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?
Konkurrenz
Im Messaging- bzw. Kundenservice-Bereich gibt es viele, eher kleinere konkurrierende Anbieter: Intercom, Salesforce mit der Service Cloud oder Freshdesk. Alle (Zendesk eingeschlossen) liegen bei 4,3 bis 4,5 von 5 Sternen. Zendesk hat hier die meisten Bewertungen.
Konkurrenten im CRM-Bereich sind Salesforce, Hubspot, ServiceNow und in Teilen auch SAP. Das sind ziemlich starke Konkurrenten. Auch hier liegen die meisten Anbieter bei 4,3 bis 4,5 von 5 Sternen.
Im Kundenservice-Segment scheint Zendesk mit am stärksten zu sein, im CRM-Bereich schneidet es gut ab, ist hier aber definitiv nicht marktführend.
Strategie
Der Zendesk CEO Mikkel Svane sagt im letzten Quartalsbericht, dass sich die in der Corona-Pandemie erhöhten Kündigungsraten nun wieder auf dem Vor-Corona-Niveau einpendeln.
Auch strategische Schwerpunkte nennt er:
- Im Februar wurde ein neues, vereinfachtes Preissystem eingeführt. Es löst ein System ab, das ich selbst noch aus Kundensicht kenne und geprägt war von einer Vielzahl unterschiedlicher Produkte, die einzeln gekauft werden mussten/durften.
- Die Zendesk Suite ist neu und ermöglicht es Unternehmen, aktiv über unterschiedlichste Kanäle mit Kunden zu kommunizieren (was über den Nutzen der bisherigen, eher reaktiven Kundenservice-Plattform hinausgeht). Mehr als 3.000 Kunden haben sich für die Suite in den letzten 2 Monaten entschieden
In February, we introduced our radically simplified pricing and packaging to position Zendesk for this digital-first reality. The new Zendesk Suite, with social and native messaging capabilities at its core, makes it easy for businesses to communicate and engage with their customers on their preferred channels. We are pleased with the strong adoption of this new offering, which has garnered strong interest from both new and existing customers. The new Zendesk Suite has attracted more than 3,000 customers in the two months since its launch, contributing to strong year-over-year growth in our average deal size.
Bisher sieht der Plan mit der Zendesk Suite und dem vereinfachten Preissystem (wenige monatliche Pakete statt vieler einzelner Produkte) gut aus: Die durchschnittliche Größe eines Kaufs steigt recht konstant, hat dadurch aber gerade in Q1 2021 noch einen Sprung gemacht.
Finanzielle Ziele
Im Jahresabschluss 2020 hat Zendesk folgende Zahlen verkündet, u.a. mit einem 23% Umsatzanstieg in 2020. Für Q1 2021 wurden 291 - 296 Mio. Umsatz angepeilt.
Ein Quartal später, in Q1 2021, konnte das Ziel leicht übertroffen werden und das Umsatzwachstum leicht gesteigert werden. Auch die Jahresprognose wurde leicht angehoben auf nun ca. 1,3 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz. Das entspricht einem Jahreswachstum von ca. 26%.
SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken analysiert
Bewerten wir nun das Geschäftsmodell und schauen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen.
Stärken
Fassen wir die Stärken zusammen, die wir im Geschäftsmodell identifizieren konnten.
Schwächen
Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Fassen wir die Schwachstellen des Unternehmens zusammen.
Chancen
Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?
Bedrohungen
Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine schwächelnde Wirtschaft, operative Fehlentscheidungen, politische Eingriffe und andere. Jetzt analysieren wir aber: Was könnte speziell das hier gezeigte Geschäftsmodell gefährden oder das Wachstum hemmen?
Aktienbewertung: Der faire Wert der Zendesk Aktie
Wir haben uns jetzt ein umfangreiches Bild des Unternehmens verschafft. Schauen wir abschließend auf die Aktie, bringen Qualität und Bewertung zusammen und ziehen ein Fazit.
Der faire Wert der Aktie
Für die Ermittlung des fairen Werts (alle Erläuterungen dazu über diesen Link) habe ich folgende Annahmen über einen Zeithorizont von 10 Jahren getroffen:
#1 Umsatzwachstum
Das Umsatzwachstum nähert sich in der Berechnung vom kurzfristigen schrittweise an das langfristige Wachstum über 10 Jahre an.
- Umsatzwachstum zuletzt: Der Umsatz ist über die letzten Jahre im Schnitt mit +30% pro Jahr gewachsen. Die letzten Zahlen lagen bei etwa +32% (Q3 2021).
- Analystenerwartung: Zendesk selbst erwartet 2021 einen Umsatzanstieg von +29%, angehoben von ursprünglich +26%.
- Meine kurzfristige Annahme: Zendesks Ziel scheint mir aufgrund der hohen ausstehenden Umsätze (RPOs) und auch der positiven Net Expansion Rate (= Bestandskunden erzielen mehr Umsätze) nicht unrealistisch zu sein. Ich gehe daher auch von +26% aus.
- Meine langfristige Annahme: Zendesk kann auch langfristig durch Bestandskunden, Neukunden und stetige weltweite Digitalisierung leicht überdurchschnittlich wachsen. Ich nehme hier im Mittel +10% p.a. an.
#2 Nettomarge
Die Bruttomarge liegt bei ca. 76%. Noch ist keine Profitabilität zu sehen, vergleichbare Software-Unternehmen mit solchen Bruttomargen erzielen aber durchaus Nettomargen im Bereich von 15 bis 35%. Die Non-GAAPBei "adjusted" Kennzahlen wird eine nach Standard-Richtlinien (GAAP) berechnete Kennzahl um Sondereffekte bereinigt, wird dann zur "Non-GAAP" Kennzahl. Diese Sondereffekte können aktienbasierte Vergütungen, Restrukturierungskosten oder Währungsschwankungen sein. Sie können einen besseren Vergleich ermöglichen, aber... More operative Marge liegt bei knapp 10%, die FCF-Marge für die ersten 9 Monate 2021 bei ca. 12%.
Ich gehe hier daher langfristig von 20% Nettomarge aus. Auch mehr ist denkbar, da die Profitabilität aber noch nicht besteht, bin ich hier vorsichtiger.
#3 Bewertungsniveau
Das Geschäftsmodell ist in meinen Augen stark, wenn auch nicht einzigartig. Ich gehe davon aus, dass die Aktie - basierend auf den anderen Annahmen, nach denen die Aktie leicht überdurchschnittlich wächst, hohe Margen hat und Kunden lange bindet - noch mit einem leicht überdurchschnittlichen KGV von 24 fair bewertet sein wird.
Meine Renditeerwartung (Update Nov '21)
Renditerechner-Tool
Berechnung der Renditen in drei Szenarien. Erklärung hier. Zahlen in Heimatwährung. Aktienticker: ZEN.
Status Quo » Die Zahlen heute
Zukunft » Annahmen zur Wertentwicklung
Die kurzfristigen Werte nähern sich über einen 10-Jahres-Horizont an die langfristigen an.
kurzfristig, in % Wie stark ist das Umsatzwachstum im nächsten Jahr?
langfristig, in % Wie hoch wird das Umsatzwachstum in 10 Jahren erwartet?
kurzfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz heute?
langfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz in 10 Jahren? Indikatoren: Heutige Nettomarge, EBIT-Marge & Free Cashflow Marge.
langfristig Wie hoch wird das Unternehmen in 10 Jahren - auch beruhend auf den anderen Annahmen - fair bewertet sein? Je stärker die Zahlen & das Geschäftsmodell, desto höher die mögliche Bewertung.
Keine Garantie für die Zukunft.
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Mein Fazit inkl. Pro & Contra: Zendesk Aktie jetzt kaufen?
Pro
Contra
Fazit
Ich nehme Zendesk aus Kundensicht sehr positiv war, sowohl in ihrer Außendarstellung, aber auch von Reviews und Meinungen aus meinem persönlichen Umfeld.
Das Geschäftsmodell finde ich stark. Dafür, dass die Bewertung recht hoch ist, reichen die aktuellen Zahlen (+26% Umsatzwachstum, leicht defizitär) und das nicht ganz klare (oder sogar fehlende) Alleinstellungsmerkmal mir noch nicht.
Ich behalte Zendesk im Auge und würde bei einer geringeren Bewertung gern einsteigen. Auch jetzt halte ich die Aktie nicht für überbewertet, werde aber noch nicht kaufen.