von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 18. Oktober 2020

Walmart ist einer der größten Einzelhändler der Welt mit über 500 Mrd. US-Dollar Umsatz. Mehr als 2 Mio. Mitarbeiter machen Walmart zum größten privaten Arbeitgeber der Welt.

Mittlerweile hat Walmart in über 45 Jahren in Folge die Dividende erhöht. Dabei war das letzte Jahrzehnt nicht ganz einfach für Walmart: Vor allem Amazon stößt immer weiter in den Handel vor, der E-Commerce wächst weiter und professionalisiert sich.

Nun ist auch Walmart aktiv geworden und hat Initiativen gestartet, die von einigen Beobachtern als aussichtsreich eingestuft werden. Der Aktienkurs hat das über die letzten Jahre belohnt.

Haben wir hier also womöglich einen Offline-Giganten mit Digitalchancen vor uns?

Grund genug, dass wir uns die Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte. Unter anderem erfährst du in dieser Analyse:

  • Wie gut steht Walmart wirtschaftlich aktuell da?
  • Wie funktioniert das Geschäftsmodell und wie sehen die Digitalisierungschancen aus?
  • Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken von Walmart gegenübergestellt
  • Abschließende Bewertung inkl. Scorecard: Ist die Walmart Aktie aktuell kaufenswert?

Tipp: Am Ende gibt's die neue Bewertung in der StrategyInvest Scorecard.

More...

1. Aktienanalyse: Was macht das Unternehmen überhaupt?

Überblick

Verschaffen wir uns zuerst einen Überblick über das Unternehmen.

Hard Facts

Walmart wurde 1962 in den USA von Sam Walton gegründet. Seitdem ist das Unternehmen immer weiter zu einem der größten Unternehmen der Welt gewachsen.

Geschäftsmodell

Walmart ist global vor allem im Einzelhandel unterwegs. Das bedeutet: Das, was in Deutschland Aldi, Lidl, Rewe, Edeka und Co. sind, ist in den USA vor allem Walmart.

Größe & Kennzahlen

Walmart erzielt über 500 Mrd. US-Dollar Umsatz, hat über 2 Mio. Mitarbeiter und ist heute ca. 400 Mrd. US-Dollar an der Börse wert.

2. Fakten und Kennzahlen zur Aktie

Factsheet

Wer erwartet, dass ein eher langweilig anmutendes Offline-Unternehmen wie Walmart die letzten Jahre nur verloren hat, wird überrascht sein: Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre stark entwickelt.

Die schwierige Zeit entstand vor allem von 2002 bis 2011, seitdem hat Walmart sich allerdings stark entwickelt. Bemerkenswert ist auch die relativ geringe Schwankung des Aktienkurses.

Das Factsheet zur Aktie:

Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTM (= letzte 12 Monate). Zusatz 'e' = erwartet.

Die Eckdaten

  • Land: USA
  • Branche: Einzelhandel
  • Marktkapitalisierung: 410 Mrd. USD
  • Umsatz: 542 Mrd. USD
  • Gewinn: 18 Mrd. USD
  • Free Cashflow: 24 Mrd. USD

Bewertung

  • KUV: 0,8
  • KGV: 23
  • KGVe: 26
  • KCV: 13
  • PEG-Ratio: 4

Qualität & Wachstum

  • Verschuldungsgrad: 92 %
  • Bruttomarge: 25 %
  • Nettomarge: 3,3 %
  • Gewinnwachstum (letzte 3 Jahre): 3 % p.a.
  • Umsatzwachstum (letzte 3 Jahre): 2,5 % p.a.

Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.

3. Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert

Business Breakdown

Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.

Umsatz-, Gewinn- und Cashflow-Entwicklung

Die folgende Grafik zeigt die Umsatz-, Gewinn- und Cashflow-Entwicklung. Beachte dabei, dass der letzte Punkt (TTM) die letzten 12 Monate darstellt und sich daher naturgemäß dicht am letzten Jahr befindet.

So hat sich der Gewinn von Walmart seit 2006 entwickelt:

Mechanismen des Geschäftsmodells

Das Geschäftsmodell ist simpel: Walmart kann riesige Mengen an Produkten einkaufen, die dann im Einzelhandel in kleineren Mengen weiterverkauft werden.

Das Geschäft teilt sich auf in das US-amerikanische Geschäft (ca. 67 %), das internationale Geschäft (20 %) sowie "Sam's Club" (12 %), was einen Einzelhandel für Mitglieder darstellt.

Mittlerweile kommt allerdings eine weitere Ebene hinzu: Der E-Commerce, also Online-Verkäufe.

Diese Aktivitäten werden von Walmart selbst immer wieder in den Vordergrund gestellt - mehr dazu gleich.

Bisher beschränken sich diese Aktivitäten allerdings auf die US-Geschäfte: Im US-Walmart macht der E-Commerce-Anteil heute 6 % der Umsätze aus (vor einem Jahr noch 1,8 %). Zentral dafür verantwortlich war auch die Corona-Krise, da die Gesamtumsätze gesunken, die E-Commerce Umsätze allerdings auf Jahresbasis um +97 % gestiegen sind. Bei Sam's Club liegt der Anteil recht konstant bei 1,9 %.

4. Strategie: Das sind die Wachstumspläne

Strategie

Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir, welche strategischen Pläne aktuell vom Management geschmiedet werden. Schließlich beteiligst du dich an dem Unternehmen der Zukunft, nicht der Vergangenheit.

Die größte Veränderung, die Walmart entweder zustößt oder selbst gestaltet, ist die Digitalisierung: Viele Dinge, die im Einzelhandel verkauft werden, können heute - teilweise schon mit Lieferungen in wenigen Stunden - geliefert werden.

Die Mehrwerte davon kennt jeder, der online einkauft: Höhere Preistransparenz, Bequemlichkeit, einfache Zahlung, Bewertungen, zeitsparend.

Klar ist: Der E-Commerce dringt immer weiter vor. Bei Mode und Technik ist er schon längst angekommen, aber die immer kürzeren Lieferzeiten und das größere Angebot werden auch andere Segmente - wie den klassischen Einzelhandel - unter Druck setzen.

Walmarts Digitalisierungsstrategie

Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, wie Walmart die Digitalisierung nutzt: Für das Angebot und für die Nachfrage.

Prozessoptimierung

Um die Läden besser auszustatten und Kosten zu sparen gibt es unterschiedliche Initiativen:

  • "Bossa Nova Robotic System": Roboter, die eigenständig Regale scannen und Verfügbarkeit prüfen
  • Elektrische Schilder, die schnelle Reaktionen auf Preisänderungen und bei Aktionen erlauben
  • Sensoren, Kameras und Prozessoren, die u.a. wahrnehmen, wann ein Produkt nicht mehr vorhanden ist, falsch liegt o.Ä.

Nachfrage im E-Commerce

Einen relativ großen Teil der "Entwicklung des Unternehmens" (Seite 7) im Geschäftsbericht 2020 widmet Walmart dem Thema E-Commerce. Darin legen sie die bisherigen Aktivitäten dar:

  • 2007: Möglichkeit online zu bestellen, vor Ort abzuholen
  • seit 2016: Zahlreiche Akquisitionen von E-Commerce-Unternehmen, um "Technologie, Talent und Expertise" einzukaufen sowie nur digitale Marken zu launchen 
  • 2017: Einführung der kostenfreien Lieferung in 2 Tagen
  • 2020: Launch der "NextDay Delivery" für über 75 % der US-Bevölkerung und Ausbau der Omnichannel-Aktivitäten, um alles anzubieten, was möglich ist (schnelle Lieferung, Online-Bestellung und Selbstabholen, vor Ort einkaufen)
"Together, we believe these elements produce a flywheel effect which creates customer relationships where customers view Walmart as their primary destination."

Walmart vs. Amazon

Während die Prozessoptimierung vor allem eine Chance für einen stationären Einzelhändler ist, ist die Verschiebung der Nachfrage - von offline zu online - vor allem eine Gefahr. Der größte Konkurrent für Walmart ist dabei Amazon, da Amazon das größte Logistiknetz, die schnellsten Lieferzeiten, günstige Preise, hohe Aggressivität bei Markteintritten und mittlerweile auch durch die Akquisition von WholeFoods und die Amazon Go Technologie klare Schritt Richtung stationären Handel gemacht hat.

Statista hat visualisiert, wie sich beide im Vergleich bis vor die Coronakrise geschlagen haben:

Absolut gesehen liegt Amazon wenig verwunderlich weit vorne. Seit 2014 hatte Walmart allerdings das stärke Wachstum im E-Commerce-Bereich. Seit 2018 ist dieses aber deutlich flacher geworden (+ 20 %), während Amazon das Wachstum recht konstant hoch hält (+ 25 %).

5. SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken analysiert

SWOT-Analyse

Bewerten wir nun das Geschäftsmodell und schauen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen.

Stärken

Beginnen wir mit den Stärken. Was zeichnet Walmart aktuell aus?

Infrastruktur und Logistik

Walmart hat eine breit aufgestellte Infrastruktur und Logistik bestehend aus Supermärkten, Lagerzentren und Lieferanten. Das ist zum einen ein Risiko (siehe Risiko "Altlasten"), kann aber auch eine Stärke sein:

Walmart kann das nutzen, um auch bei Lieferungen schnell beim Kunden zu sein. Amazon musste sich diesen Zugang teilweise durch die Akquisition von Whole Foods erkaufen.

Stabiles Geschäftsmodell mit hohem Cashflow

Walmart liefert kontinuierliche Gewinne und stabile Erträge ab. Seit über 40 Jahren hat Walmart jedes Jahr die Dividende erhöht. In den letzten Jahren gab es einige Rückschläge im Gewinn aufgrund hoher Investitionen, trotzdem spricht das für die Stärke und Kontinuität des Geschäftsmodells.

Und: Auch der Cashflow sieht stark aus. In fast jedem Jahr liegt der Free Cashflow über dem Nettogewinn. In den letzten Jahren schwankt der jährliche Kapitalüberschuss zwischen starken 14 und 23 Mrd. US-Dollar.

Skaleneffekte

Die Größe von Walmart hat viele Vorteile: Beispielsweise bessere Bedingungen im Einkauf und eine effizientere Nutzung von Technologie, die fertig entwickelt auf alle Märkte ausgerollt werden kann.

Dadurch ist es schwer Walmart auf dem stationären Spielfeld den Rang abzulaufen.

Der Markt befindet sich weiterhin in einer digitalen Transformation, durch (a) die starke Ertragsseite und (b) die Größe ist Walmart am ehesten zuzutrauen, den Wandel zu schaffen.

Finanzielle Stärke

Finanzielle Stärke - starke Bilanz, hoher Cashflow - ist notwendig für die Herausforderungen, die die beschriebene digitale Transformation mit sich bringt.

Im Geschäftsbericht 2020 hat CEO Doug McMillion diese Stärke ebenfalls betont:

"We’re in a strong financial position with substantial cash flows and a diversified asset base. We have the resources to grow the business and to make key investments in areas such as technology and eCommerce, even during times of uncertainty."

Dadurch ist Walmart gewappnet für die Herausforderungen, die kommen.

Hohes Ansehen

In der Liste der meist bewundertsten Unternehmen der Welt von Fortune liegt Walmart auf Platz 18. Das ist nicht überragend, aber für ein eher langweiliges und traditionelles Unternehmen recht stark. Wobei auch dazu gehört: Innerhalb der Gruppe "General Merchandisers" liegt Walmart nur auf Platz 3 hinter den ebenfalls vor allem in den USA aktiven Konkurrenten Target und Nordstrom.

Schwächen

Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Schauen wir auf die Schwachstellen des Unternehmens.

Wachstum nur durch E-Commerce

Der Einzelhandel wächst ziemlich gleichauf mit dem Wirtschaftswachstum bei 2 - 3 % p.a. Natürlich hat Walmart Möglichkeiten durch Expansion (v.a. international), Akquisitionen und Prozessoptimierungen. Aber: Dadurch sind keine großen Sprünge absehbar.

Altlasten

Überall, wo schnelle Veränderung stattfindet, sehen wir, wie traditionelle Unternehmen sich mit dem Wandel schwer tun, obwohl die finanziellen Ressourcen vorhanden sind. Sinnbildlich verdeutlicht das Teslas Übertrumpfen der deutschen Automobilindustrie.

Ein Unternehmen wie Amazon (oder eben auch Tesla) kann frei starten: Neue Technologie, eine rein digitale bzw. technologische Denkweise im Unternehmen, über 20 Jahren Expertise.

Die etablierten Unternehmen haben Geld - aber Altlasten: Veraltete Strukturen, Denkweisen, Führungskräfte. Eine andere Philosophie, bestehende Lieferantenbeziehungen, die gepflegt werden wollen, und im Fall von Walmart eine riesige Infrastruktur an Lagerzentren und Märkten, die vor allem an die stationäre Welt angeordnet sind und nicht an eine Welt, in der Lieferungen und Online-Bestellungen einen immer größer werdenden Anteil einnehmen.

Geringe Gewinnmargen

Walmart hatte über die letzten 10 Jahren Nettomargen von 1,3 % bis 3,9 %. Das funktioniert durch eine hohe Skalierung und dadurch, dass viele Produkte immer gebraucht werden, ist aber ein Risiko, wenn sich diese Skalierung nicht aufrechterhalten lässt - bspw. dann, wenn sich die Nachfrage verschiebt.

Wenn die Umsätze zurückgehen, sind die Lager und die Märkte trotzdem noch vorhanden. Diese Gewinnmarge ist kein großer Puffer.

Chancen

Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?

Wachstum durch E-Commerce

Das Wachstum im Einzelhandel ist begrenzt. Die größte Chance - zeitlich auch die größte Bedrohung - besteht im E-Commerce.

Der E-Commerce wächst im zweistelligen Prozentbereich. Das heißt: Um zu wachsen ist das fast die einzige signifikante Chance.

Aber: Diese Chance halte ich für begrenzt.

Walmarts Problem aus Aktionärssicht, die Rendite erwarten: Der E-Commerce gräbt vor allem auch dem stationären Einzelhandel Marktanteile ab. Das bedeutet für Walmart, dass durch eine erfolgreiche E-Commerce Strategie in erster Linie bestehende Marktanteile gesichert werden können, aber nicht, dass dadurch der Gesamtumsatz zwangsweise steigt.

Das gelingt nur dann, wenn (a) der gesamte Markt insgesamt stärker wächst oder (b) Walmart es schafft, eigene Marktanteile zu halten und Marktanteile von Konkurrenten (Amazon oder kleinere Einzelhändler) aktiv zu gewinnen.

Also: Wie gut es Walmart in Zukunft gehen wird, hängt in erster Linie davon ab, wie gut sie sich im E-Commerce schlagen. Wenn sie es gut machen, gehe ich aber nicht von starkem Wachstum, sondern vor allem vom Beibehalten des aktuellen Umsatzes - und dem Aufbau eines Burggrabens durch die Kombination von stationärer und digitaler Expertise.

Eintrittswahrscheinlichkeit: hoch | Wirkung bei Eintreten: gering

Bedrohungen

Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine schwächelnde Wirtschaft, operative Fehlentscheidungen, politische Eingriffe und andere. Jetzt analysieren wir aber: Was könnte speziell das hier gezeigte Geschäftsmodell gefährden oder das Wachstum hemmen?

E-Commerce & Amazon

Die Digitalisierung - und vor allem der Wandel in der Nachfrage der Konsumenten - stellt eine Chance, aber natürlich ein Risiko dar.

Wenn dieser Trend so weitergeht und Walmart es nicht schafft, eine konkurrenzfähige Strategie zu Amazon oder anderen Konkurrenten auf die Beine zu stellen, ist ein großer Teil des Geschäfts gefährdet. 

Es ist vor allem deshalb gefährlich, da Walmart nur geringe Margen hat: Sollten alle Märkte etwas unprofitabler werden, können die 3 % Nettomarge schnell dahin sein und ein Großteil des Geschäftsmodells auf dem Prüfstand stehen.

Die letzten 5 Jahre, die ich oben dargestellt habe, machen Mut, da Walmart sich stark entwickelt hat. Dazu gehört aber auch: In den letzten beiden Jahren ist Amazon nicht nur absolut gesehen, sondern auch relativ gesehen im E-Commerce wieder stärker gewachsen als Walmart.

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel | Wirkung bei Eintreten: hoch

Fazit: Walmart Aktie kaufen? Pro & Contra

Fazit

Wir haben uns jetzt ein umfangreiches Bild des Unternehmens verschafft. Schauen wir abschließend auf die Aktie, bringen Qualität und Bewertung zusammen und ziehen ein Fazit.

Der faire Wert der Aktie

Für die Ermittlung des fairen Werts habe ich folgende Annahmen über einen Zeithorizont von 10 Jahren getroffen:

  1. Umsatzwachstum: Walmart liegt aktuell ziemlich konstant bei einem Umsatzwachstum von ca. 3 % im Jahr. Ich sehe keine Gründe (auch nicht die Coronakrise), warum dieses Wachstum kurzfristig stark verändert sein sollte. Langfristig hängt es vor allem davon ab, ob der Wandel zum E-Commerce gelingt oder nicht.
  2. Nettomarge: Die Nettomarge liegt heute bei 3,3 %. Zuletzt lag sie nur 2013 leicht höher, aber nie über 3,9 % in den letzten 10 Jahren. Ich sehe daher wenig Luft nach oben. Risiken sind hier höhere Investitionen oder möglicherweise ins Unprofitable rutschende Märkte, die die Marge drücken könnten.
  3. Bewertungsniveau: Ich gehe davon aus, dass Walmart - sollten die anderen Annahmen so eintreten - auf Dauer mit einem KGV von 18 bewertet sein sollte. Vor allem deshalb, da keine großen Wachstumsambitionen vorhanden sind und ich das aktuelle, auch durch das niedrige Zinsniveau, hohe Bewertungsniveau nicht auf Dauer einkalkulieren würde.

Die Renditeerwartung von 8 % im Jahr erreicht keines der Szenarien. Im erwarteten Szenario entsteht über die nächsten 10 Jahre eine Nullrendite. Im optimistischsten Szenario - Walmart wächst leicht überdurchschnittlich mit 3,5 % p.a., erhöht die Nettomarge auf 4 % und wird noch etwas teurer mit einem KGV von 25 bewertet - liegt die erwartete Rendite bei 6,4 % pro Jahr.

Walmart in der Scorecard

Die Scorecard zeigt ein Bild, das größtenteils mit "solidem Mittelmaß" beschrieben werden kann. Nur das niedrige Wachstum sticht negativ heraus.

Pro

  • Finanzielle Stärke und hohe Gewinnkontinuität
  • Solide durch bisherige Herausforderungen manövriert
  • Vorteile durch Skaleneffekte
  • Positive Zeichen in Richtung E-Commerce und digitalem Wandel

Contra

  • Geringe Gewinnmargen schaffen hohe Anfälligkeit, wenn die Profitabilität unter Druck gerät
  • Amazon als größter Konkurrent wächst stärker und weiter

Fazit

Walmart ist finanziell stark aufgestellt und hat (bisher) ein stabiles Geschäft. Aber: Es ist durch große Altlasten, die nicht einfach so verschwinden, und sehr dünne Gewinnmargen ein in der Theorie prädestiniertes Unternehmen, das von einem so disruptiven Wandel am stärksten gefährdet ist.


Dafür hält sich Walmart gut und auch die letzten Jahre haben gezeigt, dass Walmarts E-Commerce Ambitionen Früchte zeigen. Trotzdem ist Amazon zuletzt absolut und relativ gesehen stärker gewachsen.


Das Chance-Risiko-Verhältnis ist in meinen Augen etwas negativ verzerrt: Im optimistischen Fall behält Walmart den aktuellen Umsatz, im pessimistischen Fall steht ein Großteil der aktuellen Märkte auf dem Spiel. Die Bewertung liegt ca. bei einem KGV von 25, was einer Gewinnrendite von 4 % entspricht. Ohne große Wachstumsambitionen ist das in meinen Augen etwas zu wenig.


Auch die Aktienbewertung zeigt, dass die Renditefantasien begrenzt sind - außer, Walmart gelingt der digitale Wandel und zaubert ein paar Wachstumshebel aus dem Hut, die bisher in meinen Augen kaum absehbar sind. Geringere Renditeerwartungen sind bei Konsumaktien (bspw. Coca Cola, McDonalds,...) okay, da sie dafür oft weniger schwanken, bei Walmart sehe ich allerdings einige Unsicherheiten gegeben.


Deshalb finde ich das Unternehmen und den zuletzt hingelegten Wandel stark, die Aktie auf dem aktuellen Kursniveau aber nicht attraktiv genug, um zu investieren.

Tags: Amazon, Walmart | Aktien: Amazon, Walmart

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #2: Wir kaufen aus fundamentaler Überzeugung.

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