Der politische und gesellschaftliche Wille ist klar: Der Klimawandel muss bekämpft und regenerative Energien ausgebaut werden.
Dafür werden Unternehmen wie Vestas gebraucht: Vestas sitzt in Dänemark, ist über 70 Jahre alt und spielt heute die wohl wichtigste Rolle der Firmengeschichte. Es stellt Windkraftanlagen her und ist damit die Schaufel, um die Klimawende einzuleiten.
Ich sehe drei Gründe, warum die Aktie aktuell spannend ist:
- 💨 Markt mit hoher Nachfrage: Windenergie soll über die kommenden Jahrzehnte stark ausgebaut werden.
- 📈 Gute Auftragslage: Aufträge für knapp 50 Mrd. Euro stehen für Vestas noch aus, was Planbarkeit schafft.
- 🔒 Etabliertes Geschäftsmodell: Abseits der neuen Entwicklungen hat Vestas sich schon über 75 Jahre lang bewiesen und das Geschäft etabliert, ist also kein neues Start Up.
Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte. Ist die Vestas Aktie überbewertet? Oder sollte man jetzt noch Vestas Aktien kaufen? Diesen Fragen versuchen wir uns zu nähern.
Dabei erfährst du, wie das Geschäftsmodell funktioniert und wie gut es ist, woraus der Burggraben wirklich besteht, wer die Konkurrenten sind und ob die Aktie heute attraktiv bewertet ist oder nicht. Viel Spaß!
Überblick: Das steckt hinter Vestas
Das Unternehmen
Vestas ist der weltweit größte Hersteller von Windkraftanlagen. Das Unternehmen wurde 1945 gegründet und sitzt in Dänemark. Knapp 30.000 Mitarbeiter arbeiten für Vestas.
Vestas hat über 66.000 installierte Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von über 113 Gigawatt.
Produkt & Geschäftsmodell
Vestas baut Windkraftanlagen. Die beiden wichtigsten Fremdwörter hier: Onshore und Offshore.
Onshore bezeichnet Windparks am Land, Offshore bezeichnet Windparks im Meer, also vor der Küste. Dazu weist Vestas noch das Service-Geschäft aus, in dem Wartungen der Windparks stecken.
Das Geschäft ist kein einfaches: Lange Planungszyklen von der Genehmigung zur Beschaffung und zur Inbetriebnahme, hohe Kapitalkosten zur Vorfinanzierung.
Aktienkurs
Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre stark entwickelt:
Factsheet
Factsheet
Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). Zusatz ‚e‘ = erwartet, ‚YoY‘ = im Jahresvergleich.
Die Eckdaten
- Land: Dänemark
- Branche: Windkraftanlagen
- Marktkapitalisierung: 37 Mrd. EUR
- Umsatz: 14,5 Mrd. EUR
- Ergebnis: 0,9 Mrd. EUR
- Free Cashflow: 0,3 Mrd. EUR
Bewertung
- KUV: 2,3
- KGV: 40
- KGVe: 36
- KCV: 31
- KBV: 8
- PEG-Ratio: 3
Qualität & Wachstum
- Verschuldungsgrad: 33%
- Bruttomarge: 16%
- Nettomarge: 6%
- operatives Gewinnwachstum (letzte 3 Jahre): -15% p.a.
- Umsatzwachstum (letzte 3 Jahre): 14% p.a.
Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.
Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.
Unternehmensentwicklung
Die Umsätze und EBIT-Margen von Vestas über die letzten Jahre (in EUR):
- 2016: 10,2 Mrd., 14%
- 2017: 9,95 Mrd., 12%
- 2018: 10,13 Mrd., 9%
- 2019: 12,15 Mrd., 8%
- 2020: 14,82 Mrd., 5%
Der Umsatz steigt also seit 2018 stärker an als vorher, die operative Gewinnmarge ist aber seit 2016 rückläufig.
Der Umsatz bei Vestas lag im aktuellsten Quartal Q2 2021 leicht unter dem Vorjahr. Die EBIT-Marge bewegt sich zwischen -3,6% und 8,6%.
Vom Umsatz entstanden Vestas zuletzt ca. 90% direkte Kosten, die Bruttomarge liegt also bei ca. 10%.
Sowohl der operative als auch der freie Cashflow sind positiv.
Power Solutions & Service Business
Vestas unterteilt das eigene Geschäft in zwei Segmente:
- Power Solutions (ca. 80% Umsatzanteil): Das umfasst den Auf- und Ausbau von Onshore- und Offshore-Windkraftanlagen, also Windkraft auf dem Land und auf dem Meer. Über 80% des Segments machen die Onshore-Anlagen aus.
- Service Business (ca. 20% Umsatzanteil): Das umfasst die Instandhaltung von Windkraftanlagen.
Im Jahresvergleich sind die Onshore-Aufträge um 10% gestiegen, die Offshore-Umsätze um 32% gefallen.
Der „Order Backlog“, also der Umfang noch zu realisierender Projekte, liegt aktuell auf einem Allzeithoch mit 21,2 Mrd. Euro.
Ein genauerer Blick auf die Entwicklung zeigt: Die Margen liegen zwischen -7,6% und 7,5%. Die realisierten Umsätze beruhen vor allem auf Onshore-Anlagen.
Das Service Business hat einen Order Backlog von 26,9 Mrd. Euro, wovon wieder der Großteil für Onshore-Anlagen eingeplant ist. Der durchschnittliche Vertrag hat eine Laufzeit von 10 Jahren, erlaubt also Planbarkeit im Geschäft.
Die Umsätze sind deutlich konstanter als im Power Solutions Segment und erzielen deutlich höhere EBIT-Margen mit 22 – 29%.
Bewertung des Geschäftsmodells
Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt’s hier und hier.
Geschäftsmodell-Bewertung
Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In
Die 20% der Umsätze, die dem Service-Segment zuzuordnen sind, sind wiederkehrend. Dazu haben diese etwa dreifach so hohe EBIT-Margen als das Power Solutions Geschäft. Ein Teil ist also wiederkehrend, der Rest kaum.
Netzwerkeffekte
Es gibt keine Netzwerkeffekte: Andere Käufer von Windkraftanlagen profitieren nicht wirklich davon, ob andere auch über Vestas oder Siemens Gamesa ihre Windkraftanlagen beziehen.
Skaleneffekte (Economies of Scale)
Nahezu jedes Geschäft mit geringen Margen geht über die Masse. Diese hat Vestas als weltweit größter Hersteller von Windkraftanlagen.
Proprietäre Technologie
Gibt es Technologie, die nur Vestas hat und einen Unterschied zur Konkurrenz ausmacht? Ich glaube nicht.
Marke (Branding)
Als Marktführer genießt Vestas besondere Aufmerksamkeit und Dänemark als Hauptstandort sorgt ebenfalls für Vertrauen. Die Marke ist in dem Markt aber untergeordnet wichtig.
Geschäftsmodell-Bewertung: 11 / 25
Zukunft: Burggraben, Strategie & Wachstumsperspektiven
Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir in die Zukunft. Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?