Veeva möchte den Pharmabereich und die Biowissenschaften digitalisieren. Ein potenzieller Milliardenmarkt, der aber auch stärker mit Regulierungen und höheren Sicherheitsanforderungen zu kämpfen hat.
Dafür bietet Veeva Cloud-Software an. Weniger Papier, mehr digital. Schnellere Prozesse und Auswertungen. Das möchte Veeva ermöglichen.
Veeva scheint finanziell auf einem guten Weg: 40% Umsatzwachstum, 25% Nettomarge und über 35% Cashflowmarge. Das Geschäft wächst und wirft viel Geld ab.
Ich sehe daher drei Gründe, warum die Aktie aktuell spannend ist:
Starke Fundamentalzahlen: Hohes Wachstum und hohe Profitabiliät zeigen, dass Veeva ein enorm stabiles Geschäftsmodell mit Rückenwind aufbaut.
Milliardenmarkt: Der Pharma- und Medizinbereich ist enorm groß und hat durch eine alternde Bevölkerung in Industrienation tendenziell Wachstum vor sich.
Spannendes Geschäftsmodell: In vielen Branchen sind Software-Unternehmen die wertvollsten Unternehmen. Veeva ist eines der wenigen großen Pharma-Software-Unternehmen.
Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte. Ist die Veeva Aktie überbewertet? Oder sollte man jetzt noch Veeva Aktien kaufen? Diesen Fragen versuchen wir uns zu nähern.
Dabei erfährst du, wie das Geschäftsmodell funktioniert und wie gut es ist, woraus der Burggraben wirklich besteht, wer die Konkurrenten sind und ob die Aktie heute attraktiv bewertet ist oder nicht. Viel Spaß!
Überblick: Das steckt hinter dem Unternehmen
Das Unternehmen
Veeva wurde 2007 u.a. von Peter Gassner gegründet, der noch heute CEO ist. Das Unternehmen sitzt in den USA. Kunden sind u.a. Pfizer und Amgen.
Der Börsengang folgte 2013, etwa ab 2016 ging es dann mit dem Aktienkurs bergauf. Heute ist Veeva über 50 Mrd. US-Dollar wert.
Produkt & Geschäftsmodell
Veeva bietet Cloud-Lösungen für die globale Biowissenschaft-Industrie an. Damit möchten sie die beste Lösung bieten, um die operativen Herausforderungen und regulatorischen Anforderungen zu meistern.
Was wird also konkret angeboten?
- Software
- Daten
- Beratung
Die Beziehung zu Kunden kann dort gepflegt werden (CRM), Kundendaten angelegt werden, Daten exportiert und analysiert werden und mehr.
Diese Angebote werden von Kunden vor allem in der Forschung und im Vertrieb eingesetzt. Dadurch sollen Produkte schneller entwickelt und an den Markt gebracht werden, effektiver verkauft werden und dauerhaft in Einklang mit den gesetzlichen Anforderungen stehen.
Konkretes Beispiel: Ein Pharmaunternehmen entwickelt Augentropfen. Der Vertriebsmitarbeiter findet über Veeva die nächsten Augenärzte und Kliniken, denen der diese vorstellen möchte. Mit dem iPad unterm Arm kommt er vorbei und zeigt über Veeva alle Inhalte und Studien, die dazu durchgeführt werden. Im Anschluss kann er über Veeva per Mail nachhaken und in den Analysetools den Erfolg beobachten.
Die Inhalte und Studien, die dem zugrundeliegen, werden von Mitarbeitern aus anderen Abteilungen gepflegt. So kann nahtlos zusammengearbeitet werden. Laut Veeva verbessert das zahlreiche Kennzahlen:
Aktienkurs
Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre stark entwickelt:
Factsheet
Factsheet
Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). Zusatz ‚e‘ = erwartet, ‚YoY‘ = im Jahresvergleich.
Die Eckdaten
- Land: USA
- Branche: Video-Streaming
- Marktkapitalisierung: 46 Mrd. USD
- Umsatz: 1,7 Mrd. USD
- Ergebnis: 0,4 Mrd. USD
- Free Cashflow: 0,8 Mrd. USD
Bewertung
- KUV: 29
- KGV: 115
- KGVe: 87
- KCV: 64
- PEG-Ratio: 4
Qualität & Wachstum
- Verschuldungsgrad: 2%
- Bruttomarge: 73%
- Nettomarge: 26%
- operatives Gewinnwachstum (letzte 3 Jahre): 34% p.a.
- Umsatzwachstum (letzte 3 Jahre): 28% p.a.
Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.
Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.
Unternehmensentwicklung
Das letzte Quartal war wieder stark. CFO Bowman hebt vor allem die Vault Plattform als Wachstumstreiber hervor:
“It was a strong quarter of financial performance with impressive execution across the business, I am particularly excited about Veeva Vault Platform, which is a powerful asset for Veeva. It’s a key foundation to develop new innovative products with remarkable speed and will be a strong engine for growth to 2025 and beyond.”
Der Umsatz ($) von Veeva steigt stetig seit Börsengang:
- 2013: 130 Mio.
- 2014: 210 Mio.
- 2015: 313 Mio.
- 2016: 409 Mio.
- 2017: 551 Mio.
- 2018: 691 Mio. (+25%)
- 2019: 862 Mio. (+25%)
- 2020: 1.104 Mio. (+28%)
- 2021: 1.465 Mio. (+33%)
- 2022e: 1.830 Mio. (+25%)
2015 hat Veeva Zinc Ahead übernommen, 2019 Crossix (für Patientendaten und -analysen) und Physicians World. Dadurch sind die Umsätze im GJ 2020 um 20 Mio. und im GJ 2021 um 100 Mio. höher.
Der orange Teil der folgenden Grafik zeigt die Umsätze, die aus wiederkehrenden Verträgen entstehen. In grau sind die Service-Umsätze.
Die Abo-Umsätze werden in zwei Segmente geteilt:
- Commercial Cloud (aktuell +15%): Dieses Segment dient vor allem der Steigerung des Umsatzes der Kunden. Das umfasst CRM, also Software zur Akquise und Kundenpflege. Neben der Plattform gibt es Addons, bspw. zur Datenvisualisierung, Mailverkehr und Online-Meetings. Außerdem sind Lösungen zum Verknüpfen von Ärzten mit der Industrie enthalten. Dazu kommen die Daten und Analyselösungen, mit denen Studien und sogar Werbemaßnahmen effektiver durchgeführt werden können.
- Vault (aktuell +34% YoYYear-over-Year. Bezeichnet den Vergleich einer Kennzahl im Vergleich zum Vorjahr (bspw. Quartal 4 des aktuellen Jahres zu Q4 des Vorjahres). More): In diesem Segment sind v.a. Anwendungen enthalten um Inhalte zu steuern, die bspw. für Außenkommunikation und Marketing genutzt werden (Veeva Vault for Commercial Content Management), sowie Funktionalitäten um die Forschung zu unterstützen hinsichtlich der Qualität, Regularien und Sicherheit (Veeva Development Cloud). Das Ziel: Überall im Unternehmen sollen alle Prozesse und Inhalte verfügbar sein.
Beide Segmente machen aktuell jeweils etwa die Hälfte aus, wobei der Vault-Bereich zuletzt stärker gestiegen und mittlerweile leicht größer ist.
Ein Blick auf die Billings verrät noch etwas Interessantes. Die Wachstumsraten gleichen dem Umsatz, tendenziell führen höhere Billings im gleichen Jahr oder ein Jahr später zu leicht höherem Umsatz.
Billings geben an, wieviel durch bereits abgeschlossene Verträge in einem Jahr in Rechnung gestellt wird. Umsätze werden dann verbucht, wenn die Leistung tatsächlich erbracht wird. Entsprechend laufen Billings in der Regel etwas vor dem Umsatz.
Das Wachstum der Billings wird in Q2 2022 mit +21% vorhergesagt, also niedriger als der Umsatz mit +25%. Das könnte ein Indikator für sinkendes Wachstum sein. Immerhin: Die Prognose lag zwei Quartale vorher noch bei nur +17% bei den Billings.
Entwicklung der Gewinnmargen
Wo fließt das Geld hin, dass Veeva einnimt?
Aktuell wird etwa 20% in Forschung & Entwicklung investiert, was okay ist. Ein Großteil des Geldes bleibt tatsächlich als Gewinn über.
Die Bruttomarge im SaaS-Geschäft ist mit 85% sehr hoch. Die Service-Marge ist mit ca. 30% deutlich niedriger. Im Durchschnitt liegt Veeva bei ca. 75%, was immer noch ein guter Wert ist.
Entsprechend ist auch der operative Gewinn gleichauf mit dem Gewinn gestiegen. Die operative Marge hat jedes Jahr zugelegt und lag zuletzt bei starken 40%.
Der operative Cashflow lag 2021 bei 32% und wird im Geschäftsjahr 2022 vermutlich bei 39% liegen.
Bewertung des Geschäftsmodells
Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt’s hier und hier.
Geschäftsmodell-Bewertung
Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In
Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?
Die Umsätze sind zu über 80% wiederkehrend. Der Lock-In ist stark: Da Veeva am Kern der Geschäftsmodelle sitzt, nämlich an der Forschung und dem Vertrieb, wird der Partner hier nur im Notfall die Software austauschen wollen.
Netzwerkeffekte
Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?
In meinen Augen treten keine großen Netzwerkeffekte ein. Beim Umgang mit Daten könnten diese aber, sollte es partnerübergreifende Freigaben geben, auch anderen helfen. Je mehr Daten, desto besser für alle. Hier vermute ich aber, dass die Möglichkeiten durch regulatorische Maßnahmen begrenzt sind.
Skaleneffekte (Economies of Scale)
Wird das Geschäftsmodell mit zunehmender Größe widerstandsfähiger?
Größe hilft Veeva um mit regulatorischen Problemen fertig zu werden. Dazu kommt die Service-Sparte und eigene Entwickler, die die Implementierung fördern und sicherstellen können – vor allem dann, wenn die Unternehmen dafür nicht genug Ressourcen haben.
Proprietäre Technologie
Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?
Veeva beruht auf Technologie, die hier maßgeschneidert auf die Kernzielgruppe zugeschnitten ist.
Marke (Branding)
Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das Geschäftsmodell nach vorne bringt?
Ob Veeva eine starke Marke im Markt ist, ist schwer zu beurteilen. Ich denke, dass Veeva gut da steht, es aber kein wirkliches Alleinstellungsmerkmal ist.
Geschäftsmodell-Bewertung: 20 / 25
Zukunft: Burggraben, Strategie & Wachstumsperspektiven
Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir in die Zukunft. Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?