Es gibt keine Aktie, bei der BefĂŒrworter genauso ĂŒberzeugt von der Ăberbewertung wie Skeptiker von der Unterbewertung sind.
Der Titel der Analyse Mitte 2020 war "Tesla: Das nĂ€chste Billionen-Unternehmen oder maĂlos ĂŒberbewertet?" Heute wissen wir: Tesla hat danach die Billionen-Bewertung kurzzeitig erreicht, die Ăberbewertung sehen viele trotzdem (oder jetzt erst recht) noch.
Tesla ist ein PhĂ€nomen. Lange wurde das Unternehmen belĂ€chelt und der Untergang prophezeit, dann hat sich der Kurs innerhalb weniger Monate vervielfacht und ist weiter gestiegen. Auch der CEO Elon Musk bewegt sich immer auf dem schmalen Grat zwischen Genie und Wahnsinn und sorgt fĂŒr viel Aufmerksamkeit.
Fakt ist: Tesla ist heute mit groĂem Abstand der wertvollste Automobilkonzern der Welt, ist sogar fast so viel wert wie alle anderen Automobilhersteller zusammen.
Drei GrĂŒnde, warum die Tesla-Aktie besonders spannend ist:
- đ Enorm starke Entwicklung: Tesla ist stark gewachsen, mittlerweile profitabel und sogar einer der profitabelsten Automobilhersteller.
- đ€© GroĂe Zukunftsvisionen: Ausbau des SolargeschĂ€fts, autonomes Fahren, Autovermietung und -versicherung, humanoider Roboter - Tesla scheint keine Vision zu groĂ.
- đ€ Kontrovers: Die einen sehen in Tesla das neue Apple, also ein Billionen-Unternehmen das jedem anderen Automobilkonzern haushoch ĂŒberlegen ist. Die anderen fanden Tesla vorher ĂŒberbewertet und wiederholen die These der Ăberbewertung jetzt erst recht.
Es wirkt oft mehr wie eine Glaubensfrage. Diese Aktienanalyse ist deshalb eine der komplexesten, aber ich versuche, die Aktie möglichst objektiv und unter Einbeziehung der unterschiedlichen Argumente zu betrachten.
Unter anderem erfÀhrst du in dieser Analyse:
- Wie gut steht das Unternehmen Tesla wirtschaftlich aktuell wirklich da?
- Wie funktioniert das GeschÀftsmodell und was macht es so stark, gerade im Vergleich zur Konkurrenz?
- Kann Tesla seinen Burggraben ausbauen oder holt die Konkurrenz auf? Welche Visionen von Tesla sind wirklich realistisch?
- Die 5 groĂen Wachstumsthesen kritisch hinterfragt
- StÀrken, SchwÀchen, Chancen & Risiken von Tesla direkt verglichen
- AbschlieĂende Bewertung inkl. Scorecard & Berechnung des fairen Werts: Ist die Tesla-Aktie aktuell kaufenswert?
More...

Ăberblick: Das steckt hinter Tesla
Verschaffen wir uns zuerst einen Ăberblick ĂŒber das Unternehmen.
Das Unternehmen
Tesla wurde 2003 in Palo Alto, USA, gegrĂŒndet. Der GrĂŒnder und CEO ist Elon Musk, der vorher u.a. am Börsengang von PayPal beteiligt war und mittlerweile auch Raketen ins All schieĂt, Tunnel bohrt und mehr.
Produkt & GeschÀftsmodell
Tesla verkauft Elektroautos. Perspektivisch sollen auch LKWs ins Repertoire aufgenommen werden. Dazu passend betreibt Tesla eigene Ladestationen und Batteriefabriken.
Aktuell verkauft Tesla vor allem vier Automodelle:
- Tesla Model S
- Tesla Model 3
- Tesla Model X
- Tesla Model Y
Model X ist ein SUV ab 100.000 USD, Model S eine Oberklasse-Limousine ab 90.000 USD, Model Y ein Kompakt-SUV ab 55.000 USD, Model 3 eine Mittelklasse-Limousine ab 42.000 USD.
Das volumenstÀrkste Modell ist das Model 3.
Aktienkurs
Der Aktienkurs hat sich ĂŒber die letzten Jahre stark entwickelt. Entscheidend war dafĂŒr aber vor allem die Phase ab Ende 2019, ab der sich der Kurs verfĂŒnffacht hat:
Factsheet
Factsheet
Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen HeimatwÀhrung und TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhÀngig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). Zusatz 'e' = erwartet, 'YoY' = im Jahresvergleich.
Die Eckdaten
- Land: USA
- Branche: Automobil
- Marktkapitalisierung: 840 Mrd. USD
- Umsatz: 47 Mrd. USD
- Ergebnis: 3,5 Mrd. USD
- Free Cashflow: 2,5 Mrd. USD
Bewertung
- KUV: 18
- KGV: 200
- KGVe: 90
- KCV: 100
QualitÀt & Wachstum
- Verschuldungsgrad: 110%
- Bruttomarge: 23%
- Nettomarge: 7%
- Umsatzwachstum: 80% p.a.
Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.

Zahlencheck & Business Breakdown
Ertragsentwicklung
Tesla ist enorm stark ĂŒber die letzten Jahre gewachsen. Das Umsatzwachstum jeweils zum Vorjahr im AUtomobilbereich:
- 2018: +100%
- 2019: +10%
- 2020: +35%
- 2021: +73%

Das letzte Quartal Q4 '21 lag beim Umsatz ein Jahr ĂŒber dem Vorjahr.

ProfitabilitÀt
Lange wurde Tesla nachgesagt bald insolvent zu sein. Mittlerweile ist Tesla zweifelsohne ein profitabler Automobilhersteller.
Nehmen wir die Zahlen des letzten Quartals erhalten wir folgende Margen:
- Bruttomarge des Automobilbereichs: 31%
- Bruttomarge insgesamt: 27%
- Operative Marge: 15%
- Adj.Bei "adjusted" Kennzahlen wird eine nach Standard-Richtlinien (GAAP) berechnete Kennzahl um Sondereffekte bereinigt, wird dann zur "Non-GAAP" Kennzahl. Diese Sondereffekte können aktienbasierte VergĂŒtungen, Restrukturierungskosten oder WĂ€hrungsschwankungen sein. Sie können einen besseren Vergleich ermöglichen, aber... More EBITDA-Marge: 23%
- Nettomarge: 13% (aufgrund steuerlicher Effekte weniger reprÀsentativ)
Die Margen waren in diesem Quartal wohlgemerkt besser als der 2021er-Durchschnitt und die besten der Geschichte. Auf Jahressicht liegen die Margen etwa 1 - 3 Prozentpunkte niedriger.
Bitcoin & Emissionszertifikate
In der Vergangenheit hat Tesla den eigenen Gewinn schon dadurch aufgebessert, dass in Bitcoin investiert und nach einem Kurzanstieg dieser wieder verkauft wurde.
Entscheidender sind heute auch noch Emissionszertifikate ("regulatory credits"). 2021 hat Tesla diese in Höhe von 1,5 US-Dollar verkauft.
Was steckt dahinter? Automobilhersteller mĂŒssen Vorgaben zum SchadstoffausstoĂ erfĂŒllen. Tesla ĂŒbererfĂŒllt diese, andere Hersteller nicht. Daher kann Tesla diese Zertifikate verkaufen und selbst dadurch einen Reingewinn verbuchen.
Aber: Es ist nicht davon auszugehen, dass es diese Erlösquelle dauerhaft gibt. In 2021 haben diese 3% am Gesamtumsatz ausgemacht.
Wie verÀndern sich die Margen, wenn wir Emissionszertifikate aus Umsatz und Gewinn herausrechnen und davon ausgehen, dass diese eine Marge von 100% haben?
- Bruttomarge des Automobilbereichs: 29% (statt 31%)
- Bruttomarge insgesamt: 26% (statt 27%)
- Operative Marge: 13% (statt 15%)
- Adj.Bei "adjusted" Kennzahlen wird eine nach Standard-Richtlinien (GAAP) berechnete Kennzahl um Sondereffekte bereinigt, wird dann zur "Non-GAAP" Kennzahl. Diese Sondereffekte können aktienbasierte VergĂŒtungen, Restrukturierungskosten oder WĂ€hrungsschwankungen sein. Sie können einen besseren Vergleich ermöglichen, aber... More EBITDA-Marge: 22% (statt 23%)
- Nettomarge: 11% (statt 13%)
Die Effekte sind also vorhanden, mittlerweile aber ĂŒberschaubar.
ProduktionskapazitÀt
Die Produktionszahlen sind recht kontinuierlich gestiegen. 2021 konnte Tesla 930.000 Autos verkaufen, steht damit also knapp vor der Millionenmarke.
Mittlerweile hat Tesla zudem 3.500 Supercharger Stationen mit 32.000 LadesÀulen.

Da in der Aktie einiges an Wachstumsphantasie steckt, ist relevant, wie schnell Tesla ĂŒberhaupt die Produktion hochskalieren kann.
Aktuell liegt Tesla bei einer jĂ€hrlichen ProduktionskapazitĂ€t von etwas mehr als 1 Mio. Autos. In KĂŒrze sollen auĂerdem in Berlin und Texas Standorte eröffnet werden, in denen das Model Y hergestellt wird und die ProduktionskapazitĂ€t weiter erhöhen sollen.

AuĂerdem gibt Tesla den Marktanteil nach Region an. Die Quellen sind etwas undurchsichtig, da sie teils auf Teslas SchĂ€tzungen beruhen. Demnach liegt der Marktanteil bei 1,5 bis 2%.
Finanzielle Situation & Bilanz
Zu Ende 2021 hat Tesla 17,5 Mrd. Dollar Cash in der Bilanz. Der Free Cashflow lag zudem 2021 bei 5 Mrd. Dollar (2,8 Mrd. im letzten Quartal), ergo flieĂt mehr Geld ins Unternehmen als heraus.
Zusammenfassung
Tesla verkauft aktuell knapp 1 Mio. Autos jÀhrlich und erzielt ca. 50 Mrd. USD Umsatz. Zuletzt ist Tesla um +100% gewachsen, wobei die Wachstumsrate historisch stark schwankt. Dabei ist Tesla deutlich profitabel: Die operative Marge liegt bei ca. 15%, der Free Cashflow bei 3 Mrd. Dollar.

Analyse von GeschÀftsmodell, Strategie & Markt
Schauen wir uns einmal an, wie das GeschÀftsmodell und die Strategie von Tesla aussieht.
Mechanismen des GeschÀftsmodells & Teslas Strategie
Das grundlegende Konzept - Autos werden hergestellt und verkauft - ist selbsterklĂ€rend. Speziell ist dabei, dass Tesla symbolisch fĂŒr die ElektromobilitĂ€t steht und auch zentral vom Erfolg dieser abhĂ€ngig ist. Auch die neue Infrastruktur, die dazu geschaffen wird und werden muss, ist sowohl HĂŒrde, als auch eine Chance.
Wie sieht also Teslas Masterplan aus?
Den Kern stellt die PKW-Sparte dar. Tesla ist zu Beginn vor allem mit dem Model S gewachsen: Ein margenstarkes Auto im Premium-Segment. Den Durchbruch, 2018 an den steigenden UmsĂ€tzen zu sehen, hat dann das Model 3 gebracht, die in der oberen Mittelklasse angesiedelt ist. 2015 wurde das Tesla Model X, ein SUV, erstmalig verkauft. Mittlerweile wurden der Cybertruck, ein SUV wie aus einem Science Fiction Film, und das Tesla Model Y (eine gröĂere Variante des Model 3) vorgestellt.
Zur PKW-Produktion gehört auch die Akkuproduktion, die sogenannten "Gigafactories". Diese entsteht auch bald in Deutschland, nahe Berlin. Anders als andere Hersteller ĂŒbernimmt Tesla die Akkuproduktion gröĂtenteils selbst und gilt hier als fĂŒhrend, was auch die Reichweiten der Autos sowie die Ladegeschwindigkeiten zeigen. AuĂerdem produziert Tesla eigenstĂ€ndig die Software fĂŒr selbstfahrende Autos, bei denen Tesla ebenfalls als fĂŒhrend gilt.
AuĂerdem unterhĂ€lt Tesla ein eigenes Ladenetz. Die sogenannten Supercharger, "Stromtankstellen", sind mittlerweile in vielen LĂ€ndern der Welt verteilt.
Dazu kommt "Tesla Energy" mit Lösungen fĂŒr die Speicherung von Strom oder auch Solarglass-DĂ€cher, bei denen Ziegel als Solaranlage fungieren.
ZukĂŒnftig plant Tesla weitere EinfĂŒhrungen von Automodellen, den Einstieg in die LKW-Sparte (mit dem Tesla Semi Truck) und das Verbessern der wesentlichen Kaufargumente: Reichweite, Infrastruktur und Software.
Automobilmarkt im Wandel
Teslas Erfolg oder Misserfolg ist eng mit der Konkurrenz verknĂŒpft. Deshalb möchte ich hier einmal die relevantesten Automobilhersteller gegenĂŒberstellen.
Der Automobilmarkt umfasst heute in einer breiteren Definition VerkĂ€ufe von etwa 90 Mio. Autos jĂ€hrlich (siehe Wikipedia), andere Quellen nennen 65 bis 75 Mio. Die SchwellenlĂ€nder sind dabei als Abnehmer die gröĂten WachstumsmĂ€rkte, China wĂ€chst auch stark als Produzent.
Der Markt selbst wĂ€chst, wenn auch nur langsam, in etwa gleich stark wie die weltweite Wirtschaft mit 2 - 3 % jĂ€hrlich. AuĂerdem ist er recht zyklisch, was der RĂŒckgang in der Finanzkrise zeigt.
Es gibt immer wieder Diskussionen darĂŒber, wie gut die ElektromobilitĂ€t heute ist oder nicht ist, wann welche Reichweite möglich sein wird, wie gut Wasserstoff sich fĂŒr Autos eignet oder nicht. Weder bin ich Ingenieur, noch scheinen sich alle Ingenieure dabei einig zu sein. Ich glaube aber grundlegend an folgende Thesen:
- 1Die ElektromobilitÀt wird sich mittel- und langfristig durchsetzen.
- 2Die Fortschritte in der ElektromobilitÀt (Reichweite, AkkukapazitÀten, Ladegeschwindigkeit, Angebot, Infrastruktur) sind enorm, wÀhrend Verbrenner sich nur noch (auch durch immer stÀrkere umwelttechnische Regulierungen) im Promillebereich weiterentwickeln.
- 3Tesla ist aufgrund der Position als MarktfĂŒhrer und der vertikalen Integration (Automobilhersteller, Akkuhersteller und Besitzer der Infrastruktur - mehr dazu gleich) stark positioniert.
Bei den Neuzulassungen in der EU machen Elektroautos aktuell 6,8 % aus (die Neuzulassungen haben sich im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt), Autos mit Hybridantrieb liegen bei 9,4 %. Der Markt der Elektroautos macht aktuell etwa 5 % der weltweiten PKWs aus.
Der Markt fĂŒr Autos mit Elektroantrieb wĂ€chst dabei jĂ€hrlich mit etwa 50 % im Durchschnitt.
Neben der ElektromobilitÀt ist ebenfalls das autonome Fahren ein weiterer Trend. Dort spielen ebenfalls andere Unternehmen wie Google und Amazon mit, die Lösungen entwickeln. Hier sind die Unterschiede aber weniger stark ausgeprÀgt und weniger disruptiv als bei der Antriebsart. In Zukunft werde ich den Automobilmarkt noch einmal genauer analysieren hinsichtlich der unterschiedlichen Trends und Unternehmen.
Konkurrenz
Teslas Konkurrenten sind unterschiedlich einzuteilen:
- Traditionelle Automobilhersteller: VW, Toyota, Daimler, BMW, GM, Ford etc.
- Aufstrebende E-Auto-Unternehmen (v.a. in China): Nio, Geely, Polestar, BYD etc.
- Neue potenzielle Konkurrenten: Apple, Sony etc.
Erstaunlich ist der Vergleich der Börsenwerte. Tesla ist etwa so viel wert wie alle anderen Automobilhersteller zusammen.

Gleichzeitig verkauft Tesla nur einen Bruchteil der Autos. DafĂŒr ist bei Tesla das Wachstum hoch, bei der Konkurrenz oft stagnierend oder rĂŒcklĂ€ufig.

Tesla hat sich im letzten Quartalsbericht auch mit der Konkurrenz verglichen. Beim Wachstum der Auslieferungen (oben) hĂ€ngt Tesla die Konkurrenz deutlich ab. Und auch in der operativen Marge (unten) ist Tesla knapp fĂŒhrend und hat sich zuletzt stetig verbessert.
Aber, als kleine EinschrĂ€nkung: Tesla hat vor allem im Mittelpreis- und Hochpreissegment verkauft, der GroĂteil der Konkurrenten verkauft auch in margenschwĂ€cheren Segmente. Nichtsdestotrotz eine fundamental starke Entwicklung.
Auch bei Volkswagen ist das angekommen. CEO Diess hat wohl eindringlich davor gewarnt, dass Tesla im Werk in Deutschland deutlich weniger Stunden pro Auto braucht als VW.

Allerdings investiert die Konkurrenz mittlerweile massiv. Volkswagen möchte insgesamt 177 Mrd. Dollar, in den nÀchsten 5 Jahren davon 86 Mrd. Dollar, in die Entwicklung von Software & Elektroautos investieren. Schauen wir auf die Forschungs- und Entwicklungsausgaben 2021 (die nicht allein der ElektromobilitÀt zuzuordnen sind):
- Volkswagen: 15 Mrd. Euro
- Daimler: 9 Mrd. Euro
- Toyota: 8 Mrd. Euro
- Tesla: 2,6 Mrd. Dollar
Ich habe schon vor Jahren eine Vermutung aufgestellt, die sich als falsch herausgestellt hat: Die Automobilkonzerne erzielen Milliardengewinne. Wenn diese konsequent in den technologischen Wandel investiert und ggf. Kompetenzen gebĂŒndelt werden, wird es enorm schwer fĂŒr Tesla, zu konkurrieren. Vermutlich habe ich die Automobilkonzerne in ihrem Willen ĂŒberschĂ€tzt oder Teslas Vorsprung unterschĂ€tzt. Trotzdem wĂŒrde ich die These heute nicht völlig aufgeben, allein wegen der Finanzkraft dieser Konzerne.
Elon Musks PlÀne & Prognosen
Elon Musk ist bekannt fĂŒr hervorragende Ergebnisse, aber auch viele (zu) optimistische Versprechungen.
Welche PlÀne hat Elon Musk zuletzt ausgerufen, u.a. im letzten Earnings Call?
- 2022 sollen keine neue Modelle erscheinen, da erstmal LieferengpÀsse beseitigt werden sollen, dann aber wahrscheinlich 2023 (Cybertruck, Semi, Roadster und Optimus)
- Die wichtigste Produktentwicklung soll Optimus, der humanoide Roboter sein, mit dem Potenzial wertvoller zu sein als das ganze AutomobilgeschÀft
- Aktuell wird nicht an dem versprochenen 25.000 Dollar Auto gearbeitet
- Tesla soll 2030 jÀhrlich 20 Mio. Autos verkaufen. Dies entsprÀche von 1 Mio. Autos in 2021 ausgehend ca. 40% Absatzwachstum pro Jahr.
- Er möchte Autos perspektivisch vermieten statt diese zu verkaufen
- Er sieht zukĂŒnftig das gröĂte Wertpotenzial im autonomen Fahren. Seiner Meinung nach ist autonomes Fahren in diesem Jahr schon sicherer als der Mensch
Ich finde: Die Superlative ĂŒberschlagen sich. Das autonome Fahren kann fĂŒr Tesla das gröĂte, bisher ungenutzte Potenzial bieten, der humanoide Roboter könnte den Wert dann wiederum nochmal vervielfachen. Auch die Prognose, dass autonomes Fahren in diesem Jahr sicherer wird als der Mensch, hört man schon seit Jahren und halte ich, gerade fĂŒr Situationen auĂerhalb von einfachen LandstraĂen oder Autobahnen, fĂŒr völlig ĂŒbertrieben.
FĂŒr mich klingt es danach, als wĂŒsste Elon Musk genau, dass Fantasie den Kurs treibt und oben hĂ€lt, weshalb er sie immer wieder anfacht.
Wo liegt Teslas Burggraben?
Tesla hat heute einen klaren Vorsprung. Es stellt die besten Elektroautos der Welt her, ist bei Software, Reichweite, Beschleunigung, autonomen Fahren, Ladeinfrastruktur und Preis jeweils weit vorne, in Kombination all dieser Bereiche deutlich fĂŒhrend.
Die Frage nach dem Burggraben wirft aber viel mehr die Frage auf, wie bestĂ€ndig dieser Vorsprung gegenĂŒber der Konkurrenz ist.
Meine These: Ein Vorsprung wird bleiben, in dieser Deutlichkeit aber schmelzen. DafĂŒr gibt es mehrere GrĂŒnde.
#1 Die Konkurrenz investiert enorm
All die genannten Bereiche sind das langfristige Ergebnis aus Investitionen. Letztere sind bei den Konkurrenten erfolgt und erfolgen noch immer, weshalb auch frĂŒher oder spĂ€ter die Ergebnisse aufholen sollten.
#2 Keine exklusiven Technologien
Was hÀlt die Konkurrenz langfristig davon ab...
- autonom fahrende Systeme zu entwickeln
- die Reichweiten zu erhöhen
- gute Software zu installieren
- eine breite und schnelle Ladeinfrastruktur aufzubauen
... wenn Tesla das vorher auch geschafft hat? Ich sehe gute GrĂŒnde, dass Tesla hier schneller ist als die Konkurrenz, aber ich sehe keine technologischen GrĂŒnde, warum Tesla Dinge schaffen sollte, die die Konkurrenz nicht schafft.
Auch viele ehemalige Tesla-Mitarbeiter arbeiten mittlerweile bei anderen Unternehmen und können Wissen transferieren.
#3 Aus "must have" wird "nice to have"
Also, halten wir fest: Tesla macht Dinge sehr gut und besser als andere, aber nichts, was fĂŒr andere nicht möglich wĂ€re.
Die andere Frage ist: Wie stark differenziert dieser Vorsprung Tesla aus Kundensicht? Gibt es weiterhin genug GrĂŒnde, warum Kunden einen Tesla gegenĂŒber anderen Marken bevorzugen?
Reichweite ist essenziell. Wenn ein Tesla 500km liefert, ein VW e-Golf nur 200km, schlieĂt das den VW fĂŒr viele KĂ€ufer aus. Wenn allerdings langfristig der Tesla 800km liefert, der VW 600km, hat der Tesla immer noch einen Vorsprung, der fĂŒr die allermeisten KĂ€ufer aber so egal ist wie die Reichweite heute bei Verbrennern.
Vor zwei Jahren - und teils noch heute - ist Reichweite ein Ausschlusskriterium, ein "must have". Mittel- und langfristig wird es ein "nice to have", also ein Vorteil, aber kein groĂes Differenzierungsmerkmal.
Ăhnlich ist es bei der Ladeinfrastruktur. Sie kann immer irgendwie besser oder schlechter sein, war vor Jahren auĂer bei Tesla mangelhaft, wird aber vermutlich in naher Zukunft bei allen Anbietern weitestgehend zufriedenstellend sein. Auch hier: "Nice to have" statt "must have".
Die anderen Bereiche wie Software, Features zu autonomen Fahren etc. sind auch heute schon "nice to have", wenn auch fĂŒr einige KĂ€ufergruppen relevant.
Vor einem Jahrzehnt hatte Tesla kaum Konkurrenz, die meisten andere Hersteller hatten nicht mal elektrische Modelle. Nun haben sie welche, die aber aufgrund der genannten Ausschlusskriterien nicht konkurrenzfÀhig waren. Nach meiner Wahrnehmung ist jetzt aber die KonkurrenzfÀhigkeit erreicht, es gibt immer weniger Ausschlusskriterien.

#4 Marke statt Preis-Leistungs-VerhÀltnis
Teslas Vorsprung und Burggraben wird vor allem technologisch und im besseren Produkt begrĂŒndet. Aber kaufen AutokĂ€ufer ĂŒberhaupt nur deshalb?
Ich glaube nicht.
VW verkauft technisch nahezu identische Autos unter den Marken Volkswagen, Skoda und Seat an unterschiedliche Zielgruppen. Porsche wĂŒrde in keinem Preis-Leistungs-VerhĂ€ltnis gewinnen. Auch keine Mercedes S-Klasse, ein Rolls Royce oder ein Bentley.
Trotzdem werden diese Autos gekauft. Warum?
- Weil es Kundengruppen gibt, die nur das Maximum an Komfort, Geschwindigkeit o.Ă. wollen.
- Weil Marken unterschiedliche Zielgruppen ansprechen oder Statussymbole darstellen.
Gerade der 2. Punkt ist hier relevant. VW richtet bspw. Seat an eine jĂŒngere Zielgruppe aus. Porsche ist ein Statussymbol fĂŒr Wohlhabende, wĂ€hrend Kia selbst damit wirbt das Statussymbol fĂŒr Leute zu sein, die kein Statussymbol brauchen.
Wir können ĂŒber ProduktqualitĂ€t und Preis-Leistungs-VerhĂ€ltnis streiten. Am Ende besteht ein wesentlicher Teil der Kaufentscheidung in emotionalen Aspekten und dem, was eine Marke ausdrĂŒckt. Dabei gibt es kaum eine Marke, die von allen Zielgruppen gleichermaĂen bevorzugt wird. Historisch gab es immer viele unterschiedliche Hersteller und Marken.
Eine Ausnahme: Autonomes Fahren
Jeder Hersteller bietet bereits unterschiedliche Features zu autonomen Fahren. Hier reden wir meist von teilautonomen Fahren. Hier ist aber der einzige Bereich, wo ich tatsÀchlich einen technologischen Sprung sehe: Das vollautonome Fahren.
Ob ein Abstandstempomat oder ein Spurhalteassistent nun perfekt oder nur sehr gut funktioniert ist ein Unterschied, aber vor dem Kauf kaum entscheidend. Ob ein Auto allerdings eine komplette Strecke vollautonom fahren kann und darf oder nicht ist ein groĂer Unterschied.
Ich glaube wie erwĂ€hnt nicht, dass dies nur ein Hersteller schafft, sondern dass es niemand oder alle langfristig schaffen. Tesla könnte es aber frĂŒher schaffen und in der Zeit einen Vorteil haben, auch wenn ich das Rennen noch offen sehe.
Aber: Ich glaube, der Weg zu vollautonomen Fahren ist noch weit. Sowohl von der QualitĂ€t der Systeme auf globalen StraĂen und Verkehrssystem, zum anderen um regulatorisch bereit zu sein.

Die 5 groĂen Wachstumsthesen kritisch hinterfragt
Ich habe mir intensiv angeschaut, wie Tesla-AktionĂ€re die hohe Bewertung rechtfertigen und noch weiteres Wachstumspotenzial der Aktie sehen. Dabei halte ich viele Prognosen nicht fĂŒr unmöglich, aber fĂŒr ziemlich optimistisch und nicht risikofrei. Hier möchte ich diese Thesen kurz umreiĂen und mögliche Risiken betonen.
#1 Wachstum
Tesla soll weiter wachsen. Dabei werden Trends oft in die Zukunft fortgeschrieben. Die verkauften Autos ĂŒbersteigen dabei oft deutlich die 10 Mio. Autos, die die bisherigen MarktfĂŒhrer wie VW und Toyota jeweils verkaufen. Viele Hochrechnungen gehen von 20 Mio. Autos oder mehr aus. Auch in der Bewertung spĂ€ter wird klar, dass das mindestens in der Bewertung steckt. Bei weltweit zuletzt ca. 60 - 75 Mio. verkauften Autos mĂŒsste dann jedes 3. bis 4. Auto von Tesla verkauft werden.
Hier sehe ich aber einige mögliche Bremsen:
- Angebot: Tesla muss schnell genug die ProduktionskapazitĂ€ten hochfahren können. LieferengpĂ€sse können, gerade bei hoher StĂŒckzahl, zu Verzögerungen fĂŒhren.
- Nachfrage: Gleichzeitig muss auch die Nachfrage nach Teslas entsprechend stark steigen.
- Die Konkurrenz hat im Vergleich zu den letzten Jahren, wo sie im EV-Bereich kaum existent war, aufgeholt. Die gleichen Wachstumsraten zu erzielen wird also schwieriger.
- Kaufentscheidungen werden nicht nur rational gefĂ€llt, sondern stark nach Markenausrichtung (siehe oben). Ich glaube, Ă€hnlich wie im Modemarkt, wird ein zu groĂer Anteil einer Marke automatisch zu Gegenbewegungen fĂŒhren.
- Regulatorisch drohen HĂŒrden. FĂŒr die Absatzmenge muss Tesla weltweit verkaufen. Deutschland könnte gegensteuern, um die eigene Automobilindustrie zu stĂŒtzen. China könnte, wie in der Vergangenheit schon getan, eigene Automobilhersteller fördern.
#2 Margenausbau
Tesla ist profitabel geworden und will Margen ausbauen. Auch hier gibt es HĂŒrden:
- LieferengpÀsse können Produkte verteuern.
- Die Margen konnte Tesla ĂŒber die letzten Jahre stark verbessern. Allerdings war hier die Konkurrenz im EV-Bereich ziemlich ĂŒberschaubar. Nun ziehen alle möglichen Konkurrenten nach. Sie fragen Ă€hnliche Talente nach (Löhne steigen), Ă€hnliche Ressourcen (Preise steigen) und bieten Alternativen (weniger Preissetzungsmacht fĂŒr Tesla).
- Wenn Tesla signifikant das Absatzvolumen erhöhen möchte, muss es wohl auch in das Niedrigpreissegment (bspw. Kleinwagen) einsteigen. Hier sind die Gewinnmargen niedriger als in den bisherigen Segmenten, in denen Tesla schon vertreten ist.
#3 FSD-Segment & Robotaxis
Das "Full Self Driving" (FSD) Segment ist heiĂ diskutiert und bietet groĂes Potenzial. Schon 2019 hat Elon Musk angekĂŒndigt, dass "in einem Jahr 1 Mio. Robotaxis auf den StraĂen fahren".
Einerseits könnte das FSD-Paket, wie auch jetzt schon, an Kunden verkauft werden. Da es im Wesentlichen nur ein Software-Upgrade ist entsteht hier eine hohe Gewinnmarge. Es könnte auch als Abo verkauft werden und so nach Verkauf regelmĂ€Ăige Erlöse erzielen.
Gleichzeitig hat Elon Musk angekĂŒndigt, dass Nutzer ihre selbstfahrenden Autos der Flotte bereitstellen können und diese eigenstĂ€ndig als Robotaxis herumfahren und Geld verdienen.
Tesla setzt mittlerweile nur auf Kameras. Als gröĂter Konkurrent gilt Waymo, welcher auf Kameras, Radar und Lidar setzt.
Es ist aber unklar, wie stark Tesla in dem Bereich ist. Tesla selbst Ă€uĂert sich hier selbstbewusst. Chris Urmson, ehemaliger Google- und Waymo-Ingenieur, lobt Tesla, sagt aber, dass Waymo 2010 schon weiter war. Der Waymo CEO sagt, dass Tesla kein Konkurrent sei. Elon Musk erwidert, dass Waymo zu teuer ist. Investor Taylor Ogan hat hier eine kritische Darstellung von Teslas Zahlen ggĂŒ. denen von Waymo losgetreten, die kontrovers diskutiert werden.
Was ist hier kritisch zu sehen?
- Nach meiner Wahrnehmung ist Tesla insgesamt im Preis-Leistungs-VerhĂ€ltnis fĂŒhrend, aber nicht uneinholbar vor Konkurrenten wie Waymo oder womöglich sogar VW und Daimler.
- Wenn ein Automobilhersteller vollautonomes Fahren anbietet, bin ich davon ĂŒberzeugt, dass langfristig alle das können. Ich sehe keinen Grund, warum nur Tesla das schaffen sollte. Langfristig wĂ€re es also kein starkes Differenzierungsmerkmal und Tesla kann nicht unbegrenzt hohe Preise oder Margen durchsetzen, da sonst alle zur Konkurrenz wechseln wĂŒrden.
- GroĂe HĂŒrden sind hier die Regulatorik, die in einzelnen LĂ€ndern bremsen kann. Dazu können sich einige Hersteller auf regionale MĂ€rkte, StraĂen und Fahrbahnmarkierungen spezialisieren (bspw. VW auf Deutschland, Tesla auf USA), was regionale Vorteile entstehen lassen könnte.
#4 Versicherungen
Auch ins VersicherungsgeschÀft könnte Tesla einsteigen. Es könnte Daten detaillierter auslesen als Versicherer und dadurch genauere VersicherungssÀtze berechnen. Aber:
- Wenn Autos vollautonom fahren, muss Tesla diese selbst versichern und kann dem Fahrer nicht eine Versicherung verkaufen, wenn der Tesla sich selbst lenkt. Diese Versicherung greift also nur fĂŒr nicht-autonom-fahrende Autos. Alle Autos autonom fahren zu lassen und gleichzeitig zu versichern halte ich fĂŒr Unsinn.
- Das VersicherungsgeschĂ€ft ist geprĂ€gt von dĂŒnnen Margen und hohem Kapitalaufwand. Anders gesagt: Es gilt nicht als attraktivstes GeschĂ€ftsmodell.
#5 SolargeschÀft
Tesla baut auch das SolargeschÀft aus. Hier gibt es Solarpanele, aber auch Teslas mit ihren Batterien als Speicher und Lieferanten von Energie.
- Bisher scheint das GeschÀft kaum profitabel. Im letzten Quartal wurde ca. 1,8 Mrd. US-Dollar Umsatz erzielt, der Bruttogewinn war aber sogar leicht negativ.
Meine Bewertung des GeschÀftsmodells
Bei all den kritischen Punkten muss man Tesla zu Gute halten, dass man ĂŒberhaupt ĂŒber so viele Möglichkeiten sprechen kann. Das zeigt, dass es Spielraum gibt.
Wie schneidet das Unternehmen in der GeschÀftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende ErklÀrungen zu den Kriterien gibt's hier und hier.
GeschÀftsmodell-Bewertung
Wiederkehrende UmsÀtze mit Lock-In
Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?
Wiederkehrende UmsÀtze sind im Prinzip nur bei Software-VerkÀufen möglich, die bisher kaum vorhanden sind. Hier liegt aber zumindest durch autonomes Fahren Potenzial.
Netzwerkeffekte
Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?
Die Netzwerkeffekte sind leicht vorhanden. Erstmal gibt es keine groĂen Vorteile, wenn jemand anderes auch Tesla fĂ€hrt. Die wesentlichen Vorteile entstehen in den Skaleneffekten.
Skaleneffekte (Economies of Scale)
Wird das GeschĂ€ftsmodell mit zunehmender GröĂe widerstandsfĂ€higer?
Die Skaleneffekte sind stark. Sie helfen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur, beim autonomen Fahren und den nötigen Daten, Batteriefabriken, Verhandlungsmacht gegenĂŒber Lieferanten und mehr.
ProprietÀre Technologie
Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?
Hier ist Tesla ebenfalls enorm stark. Sie bieten die besten Reichweiten, das schnellste Auto der Welt (Model S Plaid), die beste Ladeinfrastruktur und eines der besten autonom fahrenden Systeme. Ich gehe allerdings davon aus, dass diese Kriterien langfristig nicht die Kaufrelevanz haben wie heute, der komparative Vorteile dadurch also abnimmt.
Marke (Branding)
Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das GeschÀftsmodell nach vorne bringt?
Tesla ist eine starke Marke, die fĂŒr ElektromobilitĂ€t und Innovation steht. Sie steht teilweise aber auch fĂŒr dĂŒrftige Verarbeitung und Eskapaden von Elon Musk. Unterm Strich ist die Marke aber stark und ein wahnsinnig effektives Marketinginstrument. Die volle Punktzahl gibt es nicht, da andere Marken, wie Mercedes oder Porsche, ebenfalls enorm stark oder stĂ€rker sind.
GeschÀftsmodell-Bewertung: 15 / 25
Zusammenfassung
Tesla will stark wachsen, durch einen Ausbau der ProduktionskapazitĂ€ten und der Produktpalette. Die Visionen umfassen auch vollautonomes Fahren bis zu Robotaxis, möglicherweise Versicherung und ein gröĂeres SolargeschĂ€ft. Die Konkurrenz investiert stark. Aktuell hat Tesla definitiv einen deutlichen Vorsprung, der aber nach meiner EinschĂ€tzung in Zukunft geringer werden wird. Denn: Der Burggraben des GeschĂ€ftsmodells ist ĂŒberschaubar, die Konkurrenz investiert stark und Features, die heute entscheidend sind, werden "nice to have".

SWOT-Analyse: StÀrken, SchwÀchen, Chancen & Risiken
Bewerten wir nun das GeschÀftsmodell und schauen auf die StÀrken, SchwÀchen, Chancen und Bedrohungen.
StÀrken
Beginnen wir mit den StÀrken. Was zeichnet Tesla aktuell aus?
SchwÀchen
Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Schauen wir auf die Schwachstellen des Unternehmens.









Chancen
Wo liegen die Chancen fĂŒr das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?
Bedrohungen
Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine schwÀchelnde Wirtschaft, operative Fehlentscheidungen, politische Eingriffe und andere. Jetzt analysieren wir aber: Was könnte speziell das hier gezeigte GeschÀftsmodell gefÀhrden oder das Wachstum hemmen?

Aktienbewertung: Der faire Wert der Tesla-Aktie
Wir haben uns jetzt ein umfangreiches Bild des Unternehmens verschafft. Schauen wir abschlieĂend auf die Aktie, bringen QualitĂ€t und Bewertung zusammen und ziehen ein Fazit.
Teslas Ausblick
Tesla will die ProduktionskapazitĂ€t hochfahren und plant ĂŒber die nĂ€chsten Jahre ein durchschnittliches Wachstum von 50% pro Jahr. Kurzfristig geht es weiter davon aus, dass die ProduktionskapazitĂ€t durch LieferengpĂ€sse nicht vollstĂ€ndig ausgeschöpft werden kann.
Tesla geht davon aus kein Cash mehr zu brauchen und die Margen steigern zu können. DemnĂ€chst soll vor allem die Model Y Produktion starten, auĂerdem wird am Cybertruck konkret geplant.

Renditeerwartung & fairer Wert
Die zentralen Fragen, die die folgende Kalkulation beeinflussen:
- Wie stark kann Tesla die Produktion ausbauen?
- Wie schnell holen Konkurrenten auf?
- Wie stark kann Tesla weitere Segmente erschlieĂen?
- Wie realistisch ist eine Erhöhung der operativen Marge?
FĂŒr die Ermittlung des fairen Werts (alle ErlĂ€uterungen dazu ĂŒber diesen Link) habe ich folgende Annahmen ĂŒber einen Zeithorizont von 10 Jahren getroffen:
Umsatzwachstum
- Umsatzwachstum zuletzt: ca. 70%
- Prognose von Tesla: 50% p.a. ĂŒber die nĂ€chsten Jahre
- Analystenerwartung: 53% fĂŒr 2022, 28% fĂŒr 2023
- Meine kurzfristige Annahme: Ich traue Tesla einiges zu, sehe aber groĂe Risiken bei der schnellen Skalierung durch LieferengpĂ€sse, Bau neuer Fabriken, Entwicklung neuer Modelle, Regulatorik etc. Ich gehe von 40% aus, die sich dem langfristigen Wachstum annĂ€hern.
- Meine langfristige Annahme: Langfristig gehe ich von 9% aus. Das ist ĂŒber dem Wachstum des Automobilmarktes, v.a. da ich glaube, dass der Elektroautomarkt (und Tesla) dann immer noch ĂŒberdurchschnittlich wachsen werden.
Damit wĂŒrde Tesla in 10 Jahren bei 530 Mrd. US-Dollar Jahresumsatz liegen. Das entspricht etwas mehr als dem heutigen Umsatz von Volkswagen und Toyota zusammen. Das wĂ€re eine enorme Leistung und ist fĂŒr mich immer noch eher optimistisch geschĂ€tzt, halte ich aber nicht fĂŒr völlig unmöglich. Gerade auch deshalb, da Tesla stĂ€rker in die Wertschöpfungskette eingreift und weitere Segmente, wie die Solarbranche, besitzt. Einige Prognosen von Tesla-AnhĂ€ngern liegen noch höher.
Nettomarge
Die operative Marge von Tesla lag zuletzt im besten Quartal bei ca. 13%. Ich glaube, dass diese sich durch bessere Effizienz, ggf. auch noch Preissteigerungen und mehr Software-Verkauf, steigern lÀsst, es aber auch bremsende Effekte (Einstieg ins Kleinwagen-Segment, LieferengpÀsse, steigende Konkurrenz) gibt.
Zum Vergleich: Die Nettomargen von VW und Daimler lagen ĂŒber die letzten 10 Jahre - also auch ĂŒber den Zeitraum der stĂ€rksten Jahre der Unternehmensgeschichte - nie dauerhaft ĂŒber 6%.
Trotzdem gehe ich bei Tesla, auch deshalb, da die Margen heute schon gut aussehen, von langfristig 11% Nettomarge aus.
Bewertungsniveau
Historisch haben Automobilhersteller und Energieunternehmen niedrige KGVs im Bereich 10 - 15. Tesla wĂŒrde ich höhere Bewertungen zugestehen und gehe im Mittel von 22 aus.
Meine Renditeerwartung

Renditerechner-Tool
Berechnung der Renditen in drei Szenarien. ErklÀrung hier. Zahlen in HeimatwÀhrung. Aktienticker: TSLA.
Status Quo » Die Zahlen heute
Zukunft » Annahmen zur Wertentwicklung
Die kurzfristigen Werte nĂ€hern sich ĂŒber einen 10-Jahres-Horizont an die langfristigen an.
kurzfristig, in % Wie stark ist das Umsatzwachstum im nÀchsten Jahr?
langfristig, in % Wie hoch wird das Umsatzwachstum in 10 Jahren erwartet?
kurzfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im VerhÀltnis zum Umsatz heute?
langfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im VerhÀltnis zum Umsatz in 10 Jahren? Indikatoren: Heutige Nettomarge, EBIT-Marge & Free Cashflow Marge.
langfristig Wie hoch wird das Unternehmen in 10 Jahren - auch beruhend auf den anderen Annahmen - fair bewertet sein? Je stÀrker die Zahlen & das GeschÀftsmodell, desto höher die mögliche Bewertung.
Keine Garantie fĂŒr die Zukunft.
Fortgeschrittene Optionen einblenden +Gerade die Risiken (durch die hohe Bewertung) und die Chancen (durch viele Zukunftsvisionen) fĂŒhren dazu, dass abseits des mittleren Szenarios die Werte deutlich auseinandergehen.
Um die heutige Bewertung zu rechtfertigen muss Tesla fast schon die 20 Mio. jĂ€hrlicher verkaufter Autos erreichen, dabei die höchsten Margen der Branche erzielen und ein gutes EnergiegeschĂ€ft aufbauen. Will man darĂŒber hinaus eine deutlich positive Rendite erreichen, muss man entweder an noch höhere Absatzzahlen oder autonomes Fahren (vor allen anderen Anbieter) glauben.


Pro, Contra & Fazit: Tesla-Aktie jetzt kaufen?
Pro
Contra
Fazit
Das Unternehmen Tesla finde ich interessant und bewundernswert, die Aktie finde ich allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nicht interessant. Sie ist enorm schwer zu bewerten, hat eine hohe Unsicherheit und ist basierend auf meiner Kalkulation aktuell zu hoch bewertet.
FĂŒr mich ergeben sich vier zentrale Erkenntnisse aus diesen Szenarien (1:1 wie zur Analyse von mir Mitte 2020):
1. Die Spannbreite der möglichen Ergebnisse ist recht hoch und die Tesla-Aktie damit deutlich riskanter als andere Aktien.
2. Tesla hat eine Daseinsberechtigung. Die Behauptung, Tesla sei wertlos oder in KĂŒrze pleite, halte ich basierend auf heutigen Zahlen fĂŒr stark ĂŒbertrieben.
3. Die heute Bewertung ist zwar optimistisch, aber nicht völlig utopisch.
4. FĂŒr mich ist Tesla allerdings kein Kaufkandidat. Es muss schon einiges gut und sehr gut laufen - auch unter Anbetracht der Risiken der SWOT-Analyse und des zyklischen GeschĂ€ftsmodells -, damit die aktuelle Bewertung gerechtfertigt ist und sich eine attraktive Rendite ergibt. Das halte ich nicht fĂŒr unmöglich, das Chance-Risiko-VerhĂ€ltnis ist in meinen Augen aber nicht attraktiv genug.