Die deutsche Volksaktie hat ihren Glanz verloren. Ende der 90er Jahre war die Aktie überzeichnet, es liefen TV-Werbespots zum Kauf der Telekom-Aktie und im Dotcom-Hype erreichte die Telekom Rekordbewertungen über 300 Mrd. Euro.
Das ist Geschichte. Heute ist die Telekom stabil profitabel und schüttet konstant Gewinne aus (die interessanterweise für deutsche Aktionäre steuerfrei sind), war aber in den letzten Jahren kein wirklicher Renditebringer.
Dabei ist die Telekom die Infrastruktur, die die Digitalisierung braucht. Sie hat außerdem eine wesentliche Beteiligung in den USA, die sich in den letzten Jahren stark entwickelt hat. Zuletzt wurde außerdem die Marke von 100 Mrd. Euro Jahresumsatz geknackt.
Ich sehe also drei Gründe, warum die Aktie aktuell spannend ist:
- Günstige Bewertung: Die Telekom ist mit weniger als dem eigenen Umsatz bewertet und einem erwarteten KGV von 14
- US-Telekom: Die Telekom ist stark an der US-Telekom beteiligt, die sich zuletzt stark entwickelt hat
- Ein Geschäftsmodell, dass als Infrastruktur für das digitale Zeitalter der Zukunft dienen kann
Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die ehemalige Volksaktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte.
Dabei erfährst du, wie das Geschäftsmodell funktioniert, woraus der Burggraben wirklich besteht, wie die Telekom Geld verdient und ob die Aktie heute attraktiv bewertet ist oder nicht. Viel Spaß!
Überblick: Das steckt hinter dem Unternehmen
Das Unternehmen
Die Telekom ist Europas größtes Telekommunikationsunternehmen. CEO Tim Höttges ist seit 2014 an Bord.
Die Telekom hat eine bewegte Börsenhistorie: Zur Dotcom-Blase war die Telekom zeitweise mit über 300 Mrd. Euro ein Vielfaches von heute wert. Die große Hoffnung damals lag auf UMTS-Lizenzen.
Davor galt die Telekom als Volksaktie. Die Wertentwicklung, aber auch TV Werbespots tragen zur Euphorie bei. Hier ist eine chronische Auflistung der Ereignisse von 1996 bis 2003 aus dem Manager Magazin.
Produkt & Geschäftsmodell
Die Telekom ist ein Netzbetreiber: DSL, Gigabit, 3G, 4G und 5G, Telefone, Mobilfunknetze, Datennetze und mehr sind das Geschäft von der Telekom.
Die Deutsche Telekom betreibt ihr Geschäft vor allem in Europa, hat aber auch Beteiligungen an der US-amerikanischen Telekom.
Steuerfreie Dividende & Bund als Aktionär
Die Telekom-Aktie hat eine spannende Besonderheit: Die Dividende ist steuerfrei. Zumindest für inländische, also deutsche Aktionäre. Der Grund: Die Dividende wird aus dem „steuerlichen Einlagekonto“ gezahlt.
Außerdem sind Bund und KfW bei der Telekom relevante Investoren:
Aktienkurs
Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre eher seitlich entwickelt. Dazu hat die Telekom jedes Jahr aber etwa 3 – 4 Prozent des Kurses als Dividende ausgeschüttet.
Factsheet
Factsheet
Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). Zusatz ‚e‘ = erwartet.
Die Eckdaten
- Land: Deutschland
- Branche: Telekommunikation
- Marktkapitalisierung: 90 Mrd. EUR
- Umsatz: 100 Mrd. EUR
- Gewinn: 4 Mrd. EUR
- Free Cashflow: 5 Mrd. EUR
Bewertung
- KUV: 0,8
- KGV: 18
- KGVe: 14
- KCV: 3
- PEG-Ratio: 0,6
Qualität & Wachstum
- Verschuldungsgrad: 350 %
- Bruttomarge: 58 %
- Nettomarge: 4 %
- operatives Gewinnwachstum (letzte 3 Jahre): 24 % p.a.
- Umsatzwachstum (letzte 3 Jahre): 10 % p.a.
Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.
Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.
Unternehmensentwicklung
Im letzten Jahr konnte die Telekom den Umsatz um +25% steigern, das angepasste EBITDA um über 40%. Auch das Nettoergebnis wurde um 16% verbessert.
Zentral dafür verantwortlich ist die Fusion mit Sprint in den USA, mehr dazu gleich. Ohne diesen Effekt aus der Fusion, also organisch, ist die Telekom mit +8% im Umsatz gewachsen.
Der Großteil des operativen Gewinns kommt nicht etwa aus dem europäischen oder deutschen Kernmarkt, sondern aus den USA. Der US-Teil der Telekom macht über 50% des EBITDA aus.
Auch in der quartalsweisen Gegenüberstellung zeigt sich die Stärke in den USA:
Die Telekom hat mit 100 Mrd. Euro einen neuen Umsatzrekord gefeiert. Maßgeblich mitverantwortlich dafür ist der erwähnte Zusammenschluss mit dem Mobilfunk-Anbieter Sprint in den USA. Zusammengerechnet sollen beide Unternehmen (Sprint und Telekom USA) 110 Mrd. Dollar wert sein, 140 Mio. Kunden bedienen und 80 Mrd. Dollar Umsatz erzielen.
Im Geschäftsbericht heißt es dazu:
Beim Konzernumsatz sind wir in neue Dimensionen vorgestoßen. Nicht weniger. Denn erstmals erwirtschaften wir in einem Geschäftsjahr mehr als 100 Milliarden Euro Umsatz. Das ist für uns historisch. Maßgeblich dafür ist ein Umsatzplus, das wir durch den Zusammenschluss mit dem Mobilfunk-Anbieter Sprint in den USA erreicht haben.
Aber: Auch die Verschuldung ist durch Sprint etwas angestiegen.
Die Beteiligung an der US-Telekom
Die US-Telekom gehört nicht der Telekom alleine. Die US-amerikanische Telekom, die mit Sprint fusioniert ist, ist eigenständig an der Börse gelistet und heißt „T-Mobile USA“. Die Telekom hält 43% am US-Konzern. Dieser hat sich über die letzten Jahre, entsprechend der Fundamentalzahlen, auch an der Börse stark entwickelt:
Die T-Mobile USA ist heute ca. 160 Mrd. US-Dollar wert, der Anteil der Deutschen Telekom also knapp 70 Mrd. Dollar (entspricht knapp 60 Mrd. Euro).
Wie verdient das Unternehmen Geld?
Die Telekom hat unterschiedliche Geschäftsfelder:
- Mobilfunk (242 Mio. Kunden, Marken wie „Telekom“ und „congstar“ sind Teil des Konzerns)
- Festnetz (27 Mio. Kunden)
- Breitband (22 Mio. Kunden)
In der Vergangenheit war die Telekom vor allem für Netze und Anschlüsse verantwortlich, möchte aber auch weitere Dienste dazu nehmen:
Damit wir auch weiterhin erfolgreich sein können, entwickeln wir uns schon heute von der klassischen Telefongesellschaft hin zu einer Servicegesellschaft ganz neuen Typs. Das Kerngeschäft, also der Be- und Vertrieb von Netzen und Anschlüssen, bleibt dabei die Basis. Aber zugleich engagieren wir uns offensiv in Geschäftsfeldern, in denen sich für uns neue Wachstumschancen eröffnen.
Hinter diesen Geschäftsfeldern stehen sowohl Privat- als auch Geschäftskunden.
Laut dem letzten Geschäftsbericht werden ca. 75% der Erlöse im Ausland und 25% im Inland erzielt. Außerdem erwähnenswert:
- EBIT-Marge: 13%
- EBIT +35% YoYYear-over-Year. Bezeichnet den Vergleich einer Kennzahl im Vergleich zum Vorjahr (bspw. Quartal 4 des aktuellen Jahres zu Q4 des Vorjahres). More
- Operativer Cashflow +3% YoYYear-over-Year. Bezeichnet den Vergleich einer Kennzahl im Vergleich zum Vorjahr (bspw. Quartal 4 des aktuellen Jahres zu Q4 des Vorjahres). More
- Free Cashflow -10% YoYYear-over-Year. Bezeichnet den Vergleich einer Kennzahl im Vergleich zum Vorjahr (bspw. Quartal 4 des aktuellen Jahres zu Q4 des Vorjahres). More (v.a. durch Folgekosten von der Sprint-Fusion)
- Die Anzahl der Mobilfunkkunden ist um +31% YoYYear-over-Year. Bezeichnet den Vergleich einer Kennzahl im Vergleich zum Vorjahr (bspw. Quartal 4 des aktuellen Jahres zu Q4 des Vorjahres). More gewachsen, während Breitbank-Kunden nur um +3% wachsen und Festnetz-Anschlüsse sich sogar seit Jahren leicht rückläufig entwickeln.
Deep Dive: Mechanismen des Geschäftsmodells
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