Ein Schattengigant der Finanzindustrie, der langsam aus dem Schatten heraustritt: S&P Global. Durch die eigenen Ratings und Indizes lenkt es Finanzströme wie wenig andere Unternehmen.
Hochprofitabel: Die operative Marge lag zuletzt bei fast 50%. Jedes Jahr werden hohe Überschüsse und Cashflows erzielt.
Starke Reputation: Die Marke „Standard & Poor’s“ existiert seit 1860, ist weltweit bekannt und wird für Indizes, aber auch Bonitätsratings genutzt.
Rückenwinde: S&P bietet Indizes, die für passive Anlageprodukte wie ETFs gebraucht werden. Die Welt braucht immer mehr Daten, die S&P ebenfalls liefert, sei es zu Finanzen oder ESG.
Gewagte Fusion: 2022 erfolgte der Zusammenschluss mit IHS Markit. Aus 1 + 1 soll 3 werden: Mehr Umsatz, weniger Kosten. Die Fusion bringt einige Chancen, hat aber ihre Tücken.
Höhere Bewertung: S&P Global ist zweifelsfrei ein starkes Geschäftsmodell. Aber wie stark ist es wirklich? Wie stark kann es wachsen und wie stark muss es wachsen, um eine attraktive Rendite zu liefern?
Du erfährst in dieser Analyse, ob sich eine Investition lohnen könnte, ob die Aktie überbewertet ist oder man die Aktie jetzt kaufen kann, um langfristig zu profitieren. Konkret geht es um:
- Wie funktioniert das Geschäftsmodell wirklich? Gibt es einen dauerhaft beständigen Burggraben?
- Zahlencheck: Wie entwickeln sich Erträge und Profitabilität?
- Wie sieht die Zukunft und die eigene Strategie aus?
- Gegenüberstellung der Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken
- Berechnung der konkreten Renditeerwartung und historischer Bewertungsvergleich
Die Analyse beruht auf aktuellsten Kennzahlen, dem Jahresbericht, der Investorenpräsentation, den letzten Earnings Calls, Einschätzungen von Marktexperten, Interviews der Führungsebene und mehr. Viel Spaß!
Überblick & Investment-These
S&P steht für Standard & Poor’s. Dahinter steckt ein Finanzdaten-Anbieter für unterschiedlichste Anwendungsfälle. Anlegern ist der US-amerikanische Aktienindex S&P 500 ein Begriff, Kreditgeber verlassen sich auf die Bonitätsratings von S&P – neben denen von Moody’s oder Fitch.
S&P Global ist aus vielen Akquisitionen und Fusionen entstanden, die Ursprünge reichen bis ins Jahr 1888 zurück. 1966 wurde dann das namensgebende Unternehmen Standard & Poor’s akquiriert. In den letzten Jahren konnte der Aktienkurs neue Höhen erreichen, auch wenn es zuletzt einen Rückschlag gab.
D = Dividende
Heute ist S&P Global über 100 Mrd. US-Dollar wert, setzt über 10 Mrd. Dollar pro Jahr um und erzielt dabei eine beeindruckende Nettomarge von 34%. Und es gibt einen guten Grund, warum S&P Global so eine hohe Marge realisieren und verteidigen kann.
Nicht nur das: S&P Global legt Indizes auf, in die viel Geld angelegt werden und bewertet die Bonität von Unternehmen, auf Basis dessen Milliarden und Billionen von Dollars, Euros und Yen angelegt oder nicht angelegt werden.
Auf dem Investor Day im Dezember 2022 sagt S&P Global ganz bescheiden:
“Powering Global Markets”
Investment-These
S&P Global ist hochprofitabel, genießt hohe Reputation und bietet mittlerweile unterschiedliche Produkte an, die im Hintergrund der Finanzindustrie zum Einsatz kommen. Trotz der höheren Bewertung könnte dadurch langfristiges Wachstum bei hohen Margen entstehen.
Geschäftsmodell, Markt & Burggraben
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht. Außerdem: Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?
Geschäftsmodell & Burggraben
S&P Global handelt zentral mit Daten. Diese werden gesammelt und eingekauft, dann bereinigt, erweitert, ergänzt und verbessert, um sie dann den Teilnehmern der Finanzmärkte der ganzen Welt zugänglich zu machen.
Das Geschäft ist also enorm zahlengetrieben. Dabei ist der Burggraben ein ganz anderer: Die Marke.
Der S&P 500 ist einer der bekanntesten Aktienindizes der Welt. Dabei ist es keine Raketenwissenschaft, einen Index zu berechnen – es schaffen mittlerweile alle möglichen Anbieter. Aber weil jeder diesen Index kennt, spricht auch jeder über diesen und auf allen Tickern wird er zitiert. “S&P 500” ist weltweit bekannt und zusätzlich eine kostenlose Werbetafel für S&P. Und das war es noch nicht: Auch der berühmte US-Index Dow Jones gehört zum Universum von S&P Global.
Neben dem Indexsegment gibt es auch Bonitätsratings. S&P prüft also, wie zahlungskräftig Unternehmen sind. Je geringer die Wahrscheinlichkeit eines Zahlungsausfalls, desto besser das Rating.
Wir können das beste und ausgeklügelte Konzept erstellen, um selbst Bonitätsratings durchzuführen, vielleicht sogar besser als S&P zu sein. Uns wird aber erstmal niemand zuhören, da S&P eine so große, bekannte und vertrauenswürdige Marke ist.
Die Umsätze stammen dazu zu ~70% aus wiederkehrenden Quellen. Ein kleiner Teil des Umsatzes ist sogar eher antizyklisch, bspw. das Rohstoff-Segment.
Sechs Segmente
Zuletzt hat S&P Global sechs Segmente berichtet:
- Market Intelligence: Daten & Analytics für Vermögensverwalter und andere Finanzunternehmen.
- Ratings: Bonitätseinschätzungen, wenn Unternehmen einen Kredit aufnehmen wollen.
- Commodity Insights: Informationen und Preisdaten für Rohstoffe.
- Mobility: Daten für die Automobilbranche (Preise, Daten, Zulieferer, Prognosen,…=.
- Indices: Aufgelegte Indizes, die wiederum von Fonds & ETFs genutzt und abgebildet werden oder wiederum als Datenlieferant dienen.
- Engineering Solutions: Lösungen für Entwickler, aber kürzlich verkauft an KKR.
Das größte Risiko
Das größte Risiko für einen Burggraben, der auf einer starken Marke beruht, ist, dass die Marke beschädigt wird. Gerade im Finanzbereich ist das Reputationsrisiko besonders hoch.
Sollte sich herausstellen, dass S&Ps Bonitätsratings systematische Fehler aufweisen, wäre die Kritik groß. Noch schlimmer: Wenn S&P nicht ehrlich bewertet, sondern einigen Unternehmen zu wohlwollende oder anderen zu kritische Ratings gibt.
Der Fall Wirecard hat gezeigt, wie so etwas passieren kann. Dort war es die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY, die dadurch einen hohen Reputationsschaden erleiden musste.
Auch wenn es nicht intuitiv erscheint: S&P Globals größter Burggraben besteht in der Marke, die weltweit an den Finanzmärkten bekannt ist und der vertraut wird. Solange das der Fall ist, wird es schwer für andere Unternehmen, in diese Märkte einzusteigen und S&P Global etwas von den höhen Margen wegzunehmen.
Fusion mit IHS Markit
Anfang 2022 hat S&P Global die Fusion mit IHS Markit vollzogen. IHS Markit ist ebenfalls ein datenbasiertes Finanzunternehmen und bringt fast 5 Mrd. Dollar Umsatz mit ein, der Sitz ist in Großbritannien. Damit ist es wohlgemerkt eine Fusion, keine Akquisition von S&P Global, da hier zwei ähnlich große Konzerne fusionieren.
Das Ziel: Ein noch größeres Produktangebot anbieten. Womöglich auch die IHS Markit Lösungen mit der starken Marke von S&P versehen. Fremde Dienstleister durch eigene Austauschen und auch einheitliche Daten- und Tech-Plattformen zu schaffen, was Kosten sparen sollten.
Konkret will S&P Global 600 Mio. Dollar jährlich sparen können und 350 Mio. Dollar zusätzlichen Umsatz erzielen, was zu einem EBITA-Effekt von 810 Mio. Dollar (~ 7% vom Umsatz) in 2026 führen soll.
Attractive synergies and earnings accretion post-close: S&P Global expects the merger to be accretive to earnings by the end of 2023. The Company expects to deliver annual cost synergies of approximately $600 million, with ~80% of those expected in 2023, and approximately $350 million in annual revenue synergies for an expected total run-rate EBITA impact of ~$810 million in 2026.
In der Theorie klingen solche Deals auch gut, ähnlich wie bei Akquisitionen entpuppen sie sich in der Praxis aber oft schwieriger als gedacht. Die grundlegenden Ziele dahinter und das Aufbauen eines noch größeren Finanzdienstleisters klingen aber sinnvoll.
Oft steigt dazu auch die Verschuldung, um solche Deals zu finanzieren. S&P Global möchte die Verschuldung beim 2- bis 2,5-fachen des adjustedBei "adjusted" Kennzahlen wird eine nach Standard-Richtlinien (GAAP) berechnete Kennzahl um Sondereffekte bereinigt, wird dann zur "Non-GAAP" Kennzahl. Diese Sondereffekte können aktienbasierte Vergütungen, Restrukturierungskosten oder Währungsschwankungen sein. Sie können einen besseren Vergleich ermöglichen, aber... More EBITA halten, was angesichts der Profitabilität gut aussieht.
Strong balance sheet to pursue further growth: S&P Global expects to maintain a strong balance sheet and credit profile. The Company intends to maintain a prudent and flexible capital structure and will target a leverage ratio of 2.0-2.5x adjustedBei "adjusted" Kennzahlen wird eine nach Standard-Richtlinien (GAAP) berechnete Kennzahl um Sondereffekte bereinigt, wird dann zur "Non-GAAP" Kennzahl. Diese Sondereffekte können aktienbasierte Vergütungen, Restrukturierungskosten oder Währungsschwankungen sein. Sie können einen besseren Vergleich ermöglichen, aber... More gross debt to adjustedBei "adjusted" Kennzahlen wird eine nach Standard-Richtlinien (GAAP) berechnete Kennzahl um Sondereffekte bereinigt, wird dann zur "Non-GAAP" Kennzahl. Diese Sondereffekte können aktienbasierte Vergütungen, Restrukturierungskosten oder Währungsschwankungen sein. Sie können einen besseren Vergleich ermöglichen, aber... More EBITA.
Entsprechend bezieht sich der Fortschritt in 2022 auch stark auf die Integration und die Entwicklung von Synergien. Das kostet kurzfristig Aufwand, Kraft und meistens auch Geld, das sich dann mittel- und langfristig hoffentlich auszahlt.
Meine Bewertung des Geschäftsmodells
Ein starkes Geschäftsmodell ermöglicht Wachstum, einen Burggraben und damit Differenzierbarkeit von der Konkurrenz, höhere Gewinnmargen und Preismacht.
Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt’s hier und hier.