von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 4. Juli 2021

Daten werden immer wieder als „Gold der digitalen Ära“ bezeichnet. Es fallen mehr und mehr Daten an und aus ihnen die richtigen Schlüsse zu ziehen wird umso wichtiger.

Warren Buffett gilt nicht als Tech-Versteher. Er hat einige Chancen vorbeiziehen lassen und fängt allmählich an, auch Tech-Aktien nun ins Auge zu fassen. Dabei hat vor allem ein Aktienkauf seines Investmentunternehmens Berkshire Hathaway für Aufsehen gesorgt: Der Kauf der Snowflake-Aktie.

Vor allem auch deshalb, da das Unternehmen selbst vergleichsweise teuer bewertet ist und damit so gar nicht in das Beuteschema von Buffett passt. Zugegebenermaßen, die Position war vergleichsweise klein, aber es gab den Kauf.

Snowflake selbst greift einen großen Sektor an: Das Bereitstellen von Datenbanken in der Cloud bzw. das zentrale Managen von bestehenden Datenbanken. In der Analyse zeige ich dir, was genau das Alleinstellungsmerkmal ist (und ob es überhaupt eins gibt).

Ich sehe drei Gründe, warum die Aktie aktuell spannend ist:

  1. Enorm hohes Wachstum: Der Umsatz hat sich von 2019 auf 2020 mehr als verdoppelt
  2. Zukunftsmarkt: Es gibt immer nur mehr Daten und gleichzeitig dominieren Cloud-Lösungen in allen Segmenten. Snowflake hat also ein natürlich wachsenden Markt.
  3. Bewertung: Mit einem KUV von ca. 100 ist Snowflake eine der teuersten Aktien an der Börse – was erstmal nachteilig ist, aber es umso spannender macht, warum der Markt dieser Aktie so viel zutraut

Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte.

Dabei erfährst du, wie das Geschäftsmodell funktioniert und wie gut es ist, woraus der Burggraben wirklich besteht, wer die Konkurrenten sind und ob die Aktie heute attraktiv bewertet ist oder nicht. Viel Spaß!

Überblick: Das steckt hinter Snowflake

Das Unternehmen

Snowflake wurde erst 2012 in den USA gegründet, 2014 ging der Service online. Heute arbeiten über 2.000 Mitarbeiter für Snowflake, das über 70 Mrd. US-Dollar wert ist. CEO ist seit 2019 Frank Slootman.

Der Börsengang erfolgte erst im September 2020, wo Snowflake ca. 3,4 Mrd. Dollar einsammelte und noch mit 33 Mrd. Dollar bewertet wurde.

In der Investorenpräsentation macht Snowflake unmissverständlich klar, wo die Reise von heute ca. 0,8 Mrd. Dollar Jahresumsatz hingehen soll: Auf 10 Mrd.

Produkt & Geschäftsmodell

Snowflake bietet Data Warehousing in der Cloud an. Also: Datenspeicher, in die Unternehmen ihre Daten einspeisen, sie dort analysieren und abrufen können, die digital von überall erreichbar sind.

Snowflakes Vision:

Snowflake’s vision is a world with unlimited access to governed data, so every organization can tackle the challenges and opportunities of today and reveal the possibilities of tomorrow.

Es wird auch, analog zu SaaS-Modellen, als „Data Warehouse-as-a-Service“ betitelt. Snowflake stellt also eine Infrastruktur bereit, die es für Unternehmen einfach macht, ihre Daten dort zu speichern und sie auch dort zu analysieren.

Diese Daten können vielfältig sein: Produktdaten (Artikelnummer, Farben, Beschreibung, Attribute, Titel, Bilder,…), Bestelldaten (Zeitpunkt, Rechnung, Adresse, Zahlungsart, Produkte,…), Nutzungsdaten (welche Seiten wurden aufgerufen? Wie lange? In welcher Reihenfolge?) und vieles mehr.

Gerade in der digitalen Welt fallen überall Daten an, die effizient und strukturiert gespeichert werden müssen, um danach wieder abgerufen und analysiert werden zu können.

Auch künstliche Intelligenzen brauchen Daten: Diese Daten füttern ein Modell, auf dem die KI aufbaut, oder machen das Modell überprüfbar.

Das Spannende bei Snowflake: Der Service setzt auch auf den großen Cloud-Hosting Anbietern AWS (von Amazon), Google Cloud und Azure (von Microsoft) auf. Es ist also eine Zwischenschicht.

Die bisherige Landschaft sieht Snowflake so: Zahlreiche unterschiedliche Datenbanken, die unterschiedlich aufgebaut und strukturiert sind und mit unterschiedlichen Befehlen abgefragt werden müssen…

…sind an den unterschiedlichsten Orten der Welt von einem Unternehmen verteilt. 

Snowflake bietet nun eine einheitliche Software, um all das zentral zu steuern, zu optimieren, zusammenzufügen und zu analysieren. Es fügt den fragmentierten Markt zusammen.

Ganz vereinfacht: Der Aggregator, der Airbnb für Ferienwohnungen ist oder Lieferando für Restaurants, ist Snowflake für Datencenter.

Aktienkurs

Der Aktienkurs hat sich seit dem Börsengang, bei dem die Bewertung nochmal gestiegen ist, eher seitwärts entwickelt:

Factsheet

Factsheet

Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTM (= letzte 12 Monate). Zusatz ‚e‘ = erwartet.

Die Eckdaten

  • Land: USA
  • Branche: Data Warehousing
  • Marktkapitalisierung: 70 Mrd. USD
  • Umsatz: 0,7 Mrd. USD
  • Ergebnis: -0,7 Mrd. USD
  • Free Cashflow: -0,1 Mrd. USD

Bewertung

  • KUV: 100
  • KGV: –
  • KGVe: –
  • KCV: –
  • PEG-Ratio: –

Qualität & Wachstum

  • Verschuldungsgrad: 4%
  • Bruttomarge: 58%
  • Nettomarge: -90%
  • Umsatzwachstum (letzte 3 Jahre): 110% p.a.

Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.

Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert

Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.

Unternehmensentwicklung

Die Umsätze von Snowflake steigen schnell:

  • 2019: 100 Mio. Dollar
  • 2020: 260 Mio. Dollar
  • 2021: 590 Mio. Dollar
  • TTM: 710 Mio. Dollar

Die Remaining Performance Obligations (RPO), also die Summe, die noch durch bereits geschlossene Verträge aussteht, konnte auf das Geschäftsjahr 2021 um über 200% auf 1,3 Mrd. US-Dollar gesteigert werden.

Sie selbst heben fünf Kennzahlen hervor:

  • Die Umsatz Run Rate liegt aktuell bei über 850 Mio. US-Dollar. Diese entspricht der Hochrechnung des aktuellen Monatsumsatzes auf die kommenden 12 Monate (Wachstum nicht eingerechnet).
  • 104 Kunden zahlen über 1 Mio. Dollar jährlich an Snowflake
  • Die NRR liegt bei 168%. Das bedeutet: Bestandskunden geben nach einem Jahr +68% mehr für Snowflake aus als im Vorjahr. Das zeigt auch: Das Wachstum von Snowflake stammt recht gleich verteilt aus Bestands- und Neukunden.

Auch die NRR zeigt sich seit Jahren auf hohem Niveau:

Der Net Promoter Score, das Maß für die Kundenzufriedenheit, liegt bei 71, was ein ziemlich starker Wert ist und dafür spricht, dass Kunden sehr zufrieden sind.

Außerdem zählt Snowflake aktuell 186 der Fortune 500 Unternehmen zu ihren Kunden. Es zeigt also, dass hier noch viele große Unternehmen gewonnen werden können.

Wie funktioniert das Geschäftsmodell?

Was sind die Kriterien, nach denen Unternehmen ihre Datenspeicherplätze auswählen?

  • Verfügbarkeit
  • Geschwindigkeit
  • Übersichtlichkeit
  • Analysemöglichkeiten
  • Kosten
  • Skalierbarkeit
  • Rechtemanagement & Schutz der Daten

Teilweise werden diese von den Hostinganbietern selbst geboten, teilweise von Snowflake.

Snowflake nennt vor allem fünf Vorteile, die die eigene Innovation zeigen soll:

  • Connected Industries: Innerhalb eines Unternehmens können die unterschiedlichen Geschäftsbereiche (bspw. Marketing mit dem Vertrieb, der Kundenservice mit dem Marketing, der Einkauf mit der Produktion etc.) ihre Daten einfacher verknüpfen und gemeinsam nutzen.
  • Global Governance: Es können weltweit Rahmenbedingungen zur Sicherheit und zum Schutz der Daten definiert werden.
  • Platform Optimization: Snowflake als Plattform verspricht die Datennutzung zu optimieren, sodass Anfragen 6 – 8x schneller durchgeführt werden sollen und die Kosten zur Datenspeicherung bis zu 30% geringer sein sollen.
  • Data Programmability: Snowflake bietet bessere und einfachere Möglichkeiten, um Daten zu verarbeiten. Viele Rohdaten brauchen Verarbeitungsprozesse, um sinnvoll genutzt zu werden (bspw. bei Website-Nutzung die Summierung nach Nutzer, nach Website, nach Zeit,…), die je nach Anwendungsfall unterschiedlich ausfallen können.
  • Powered by Snowflake: Snowflake bietet eine Art Marktplatz, über den Partner eigene Anwendungen auf Basis der Snowflake Data Cloud entwickeln können.

Die Nutzung kategorisiert Snowflake ebenfalls und stellt fest: Immer mehr Kunden nutzen Snowflake als geschäftskritische Software. Das stärkt die Verhandlungsposition von Snowflake und ist ein Grund für die starke NRR:

Bewertung des Geschäftsmodells

Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab?

Geschäftsmodell-Bewertung

Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In

Sehr hoch. Die Umsätze kommen im Abo-Modell und da die Daten zum einen sehr komplex, zum anderen oft sehr geschäftskritisch sind, ist ein starker Lock-In mit hohen Wechselkosten vorhanden.

Netzwerkeffekte

Netzwerkeffekte in einem Unternehmen selbst sind vorhanden: Wenn ein Geschäftsbereich zu Snowflake zieht, ist es für die restlichen umso sinnvoller, dies auch zu tun. Die Netzwerkeffekte sind bezogen auf andere Unternehmen begrenzt.

Skaleneffekte (Economies of Scale)

Skalierung ist ein wichtiger Bestandteil von Snowflake. Je mehr Nutzen, desto mehr kann Snowflake in Entwicklerkapazitäten und eigene Server investieren.

Proprietäre Technologie

Snowflake besitzt und entwickelt selbst Technologie. Die Ausgaben für Forschung & Entwicklung liegen bei 23% des Umsatzes, was relativ gesehen gut ist, absolut gesehen (wegen des noch überschaubaren Umsatzes) mittel.

Marke (Branding)

Snowflake ist bekannt und renommiert in der Branche, was auch die Bewertungsplattformen zeigen. Die Marke ist hier aber kein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal.

Geschäftsmodell-Bewertung: 19 / 25

Zukunft: Burggraben, Strategie & Wachstumsperspektiven

Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir in die Zukunft. Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?

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Tags: Snowflake | Aktien: Snowflake

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #14: Wir stellen die richtigen Fragen.

Fundamentalanalyse kann vieles bedeuten. Viele Anleger schlagen sich mit irrelevanten Kennzahlen und Fragestellungen rum. Wir legen den Fokus auf die wichtigen Fragen: Es geht nicht darum, wie groß das Wachstum zuletzt war, sondern wie hoch und beständig es in Zukunft ist. Es geht um Vorteile in Geschäftsmodellen, die sich nicht einfach kopieren lassen. Es geht darum, welche Erwartung heute in Kursen eingepreist sind.

"Der Investor von heute profitiert nicht von dem Wachstum von gestern." - Warren Buffett

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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