von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 10. Mai 2023

Jahrelang galt PayPal als sichere Aktie, Musterbeispiel für erfolgreiches Management und Zukunft des Payments. Nun ist die Aktie in kurzer Zeit um über 75% gefallen und die Börsenstory bekommt Kratzer. Bietet sich nun ein lange ersehnter, günstiger Einstiegszeitpunkt?

Dabei gibt es wahrscheinlich keinen größeren Markt als den für Zahlungsabwicklungen, da jedes Unternehmen der Welt darauf angewiesen ist.

PayPal hat sich in diesem Markt zu einem Top-Player aufgeschwungen – u.a. durch eine einfache Nutzbarkeit, Käuferschutz, geringe Gebühren und weiteren Ideen von der PayPal Mafia. Das hier ist sie:

Quelle: Wikipedia

Die „PayPal Mafia“ ist eine Gruppe von ehemaligen PayPal Gründern und Angestellten, die danach enorm erfolgreich weitere Unternehmen gegründet und entwickelt haben. Dazu gehören Tesla (Elon Musk), LinkedIn, Palantir (Peter Thiel), YouTube, Reddit, Sequoia Capital, Yelp und viele weitere.

PayPal ist also nicht nur ein erfolgreiches Payment-Unternehmen, sondern auch die Brutstätte vieler Menschen, die danach die Tech-Welt zentral geprägt haben.

PayPal wickelt heute über 300 Mrd. US-Dollar jährlich an Zahlungen ab und wächst. Es ist profitabel und ein sehr beliebtes Produkt. Zuletzt ist es außerdem in den Kryptowährungs- sowie den „Buy now, pay later“-Markt eingestiegen. Aber: Das Wachstum wird langsamer, die Margen dünner, die Konkurrenz holt auf.

Bei PayPal gibt es heute viele spannende Punkte:

  • 💳 Marktführer: Alle Produkte der Welt müssen bezahlt werden, was den Payment-Markt so groß macht. Zahlungen werden immer digitaler. PayPal ist hier Vorreiter, genießt hohes Vertrauen und hohen Marktanteil, ergänzt dazu immer neue Features.
  • 💰 Niedrige Bewertung: Ein KCV von 20 und ein KGVe von 25 gab es bei PayPal lange nicht. Die Aktie steht etwa 75% unter Allzeithoch.
  • 🔥 Konkurrenzdruck: Große Gatekeeper wie Apple und Alphabet bieten heute mobile Zahlungen an. Ökosysteme wie Amazon und Shopify bauen eigene Lösungen. Plattformen wie Stripe und Adyen bieten technische Infrastruktur. Was bedeutet das alles für PayPal?
  • 📉 Abnehmendes Wachstum: Das Wachstum, das langfristig ziemlich konstant um 20% schwankte, geht gerade auf einstellige Wachstumsraten zu. Reicht das für eine gute Rendite für Aktionäre?
  • 💸 Cashflows: Auch trotz des Rückgangs ist PayPal seit Jahren profitabel und liefert kontinuierlich ab. Hier gibt es einige Feinheiten beim Cashflow, aktienbasierter Vergütung und der Margenentwicklung.

Gründe genug, dass wir uns die Aktie nach dem Kursverlust nochmal genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte.

  • Wie funktioniert das Geschäftsmodell wirklich? Gibt es einen dauerhaft beständigen Burggraben?
  • Zahlencheck: Wie entwickeln sich Erträge und Profitabilität?
  • Wie sieht die Zukunft und die eigene Strategie aus?
  • Gegenüberstellung der Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken
  • Berechnung der konkreten Renditeerwartung und historischer Bewertungsvergleich

Die Analyse beruht auf aktuellsten Zahlen bis zum letzten Quartal (Q1 ’23), dem Geschäftsbericht, Earnings Calls, Marktexperten, ständige Beobachtung des Marktes, Aussagen der Führungsebene und mehr. Viel Spaß!

Überblick, Entwicklung & Zahlencheck

Das Unternehmen

PayPal ist ein Online-Bezahldienst, der 1998 in Palo Alta in den USA gegründet wurde. Zu den Gründern gehörten u.a. Peter Thiel und Elon Musk, welcher heute der reichste Mensch der Welt ist. Heute ist Dan Schulman seit 2015 der CEO.

PayPal ist vor allem 2002 groß geworden, als es auf eBay als sicherer Zahlungsdienst integriert wurde, bei dem u.a. Käuferschutz gewährleistet wurde. PayPal wurde dann auch komplett von eBay gekauft.

Anschließend wurde PayPal unabhängiger von eBay, wurde 2015 eigenständig an die Börse gebracht und hat sich als Payment-Unternehmen etabliert, sowohl bei Unternehmen, aber auch bei Privatpersonen. Exklusivvereinbarungen mit eBay werden nun aufgehoben, was die Unabhängigkeit der Unternehmen vorantreibt.

Heute hat PayPal über 400 Mio. zahlende Accounts und wickelt ein Volumen von 340 Mrd. US-Dollar ab.

Geschäftsmodell

PayPal wickelt Zahlungen ab. Sowohl C2C, also zwischen Privatpersonen, aber auch B2C und B2B. Sobald Unternehmen involviert sind, zahlen diese eine anteilige Gebühr am Transaktionsvolumen.

PayPal verdient in erster Linie Geld durch diese Transaktionsgebühren. Diese variieren von Land zu Land, liegen aber im Durchschnitt bei etwa 2% des vermittelten Volumens.

In Deutschland liegt die Gebühr für das Empfangen von Geld für gewerbliche Konten bei 0,35 Euro + 2,49 Prozent des Umsatzes, wobei diese Kosten mit steigendem Volumen sinken.

Darüber hinaus bietet PayPal aber auch kostenfreie Geldtransfers an – warum das klug ist, erfährst du gleich – und auch Zusatzservices wie Mini-Kredite für Unternehmen oder die Möglichkeit Kryptowährungen zu kaufen und zu verwahren.

Zu PayPal gehört mittlerweile auch Venmo, eine Mobile-Payment-App in den USA, die vor allem für das Teilen von Zahlungen mit Freunden inklusive sozialer Interaktion genutzt wird.

2018 wurde außerdem das schwedische Unternehmen iZettle für 2,2 Mrd. US-Dollar gekauft, welcher mobile Zahlsysteme für stationäre Läden anbietet und damit ein direkter Konkurrent für Square (Block) ist.

Zuletzt ist PayPal in den „Buy now, pay later“ Markt eingestiegen. In Japan wurde dafür Paidy für 2,7 Mrd. US-Dollar gekauft. Die bisher größte Akquisition war Honey, ein Browser-Plugin für Gutscheine, die wir uns gleich noch anschauen werden.

Insgesamt hat PayPal damit das eigene Angebot über Jahrzehnte erweitert, dabei unterschiedliche Angebote für Konsumenten und für Anbieter geschaffen.

Aktienkurs

Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre stark entwickelt, hat zuletzt aber einen deutlichen Knick erlebt:

Mein Fazit aus August ’22, als die Aktie schon 75% unter Allzeithoch stand:

Prinzipiell mag ich PayPals Geschäftsmodell. Es ist skalierbar, eine gute Marke, dauerhaft profitabel und bringt einen positiven Kundennutzen. Aber ich sehe reale Risiken, dass Zahlungsabwicklung in Zukunft in großen Teilen ein austauschbares Feature werden könnte, was der Konkurrenz die Tür öffnet und Margendruck bedeutet.Die Bewertung sieht heute für mich okay aus. Ich glaube aber nicht daran, dass PayPal in der nächsten Zeit das alte Hoch wieder erreicht. Ich habe PayPal-Aktien zu einem kleinen Anteil bei etwa ~90 Dollar gekauft und überlege eher, sie abzustoßen. Nicht, weil ich glaube, dass PayPal direkt fällt, sondern eher, weil ich (a) die langfristige Perspektive kritischer sehe und (b) andere Unternehmen, auch Big Tech, bei besseren Zahlen günstiger bewertet ist.

Tatsächlich habe ich den größeren Teil meiner PayPal-Aktien dann etwa bei ~100 Euro je Aktie verkauft. Heute steht sie (inklusive meiner restlichen Aktien) bei 61 Euro.

Investment-Hypothese

PayPal ist ein etabliertes Payment-Unternehmen, das konstant wächst und Überschüsse erzielt. Aktuell hat es die Gunst der Börse verloren, was die Bewertung attraktiv machen könnte.

Zahlencheck

Umsatzentwicklung

In der Coronaphase konnte PayPal direkt starke Zuwächse erzielen. Die Wachstumsrate ist von 12 bis 19% auf 22 bis 25% bis Q3 ’20 (Zeitpunkt der vorletzten Analyse) gestiegen.

Das Wachstum ist dann sogar in der Spitze auf 31% gestiegen, nimmt seitdem aber deutlich ab. In Q1 ’22 fiel die Wachstumsrate (währungsbereinigt) auf 8%. Im aktuellsten Quartal lag sie bei 10%.

Dieser Umsatz teilt sich aktuell so auf:

  • 93% Transaktionen
  • 7% Services

Der langfristige Trend des abgewickelten Zahlungsvolumens zeigt den Siegeszug von PayPal. Kurzfristig ging das Volumen zurück.

Nun findet man auch eine 5-Jahres-Wachstumsrate, im Umsatz +16% p.a. von 2017 bis 2022, im Investor Update Q1 ’23. Es wird versucht, auf die hohen Wachstumsraten der Vergangenheit hinzuweisen.

Profitabilität

Die Nettomarge ist zuletzt leicht zurückgegangen. Dabei sieht die Profitabilität von PayPal insgesamt noch recht gut aus. Ein genauerer Blick lohnt sich.

Was auffällig ist und aktuell untergehen könnte: Das operative Ergebnis, das von Sondereffekten weniger belastet wird, ist nahe des Rekordhochs von 2021:

  • 2018: 2,5 Mrd. $
  • 2019: 2,8 Mrd. $
  • 2020: 3,4 Mrd. $
  • 2021: 4,3 Mrd. $
  • 2022: 4 Mrd. $
  • TTM: 4,2 Mrd. $

Dabei ist die operative Marge eher konstant: TTM bei 15%, über die letzten 5 Jahre bei ∅ 16%.

Die bereinigte operative Marge hält sich seit Quartalen konstant, die offizielle schwankt etwas stärker. Das Problem der Bereinigung: PayPal bereinigt seit mehreren Jahren Restrukturierungseffekte und die Aktienboni der Mitarbeiter. In meinen Augen sind das damit keine Sondereffekte, sondern Dauerzustände, die wir nicht herausrechnen sollten.

Damit scheint die Bereinigung eher eine Verfälschung zu sein, die offizielle GAAP-Marge der bessere Indikator zu sein.

Die operative Marge und die Nettomarge sind zuletzt deutlich stärker auseinandergegangen als vorher. 4,1 Mrd. operatives Ergebnis standen 2,7 Mrd. Nettoergebnis zuletzt gegenüber. Woran liegt das?

  • PayPal hat mehr Steuern gezahlt
  • Vorher gab es Gewinne aus Investitionen, jetzt sind es eher Verluste
  • Restrukturierungseffekt werden auch in der offiziellen operativen Marge zum Teil herausgerechnet

Der Free Cashflow ist konstant positiv und lag in den letzten 12 Monaten über 5 Mrd. Dollar.

Aber: Auch hier sollten wir um Aktienoptionen bereinigen. Diese lagen TTM bei 1,26 Mrd. $. Ohne diese läge der Free Cashflow bei realistischeren 3,8 Mrd. Dollar.

Das entspricht bei der aktuellen Bewertung einem Kurs-Free-Cashflow-Verhältnis von knapp 20. Das ist okay, aber nicht besonders günstig.

Finanzielle Ziele

Die Guidance für das Gesamtjahr 2023 wurde gerade leicht erhöht. Die Börse hat trotzdem mit -10% auf die Zahlen reagiert.

  • Das Umsatzwachstum soll im gesamten Jahr recht konstant sein.
  • Die Non-GAAP operative Marge soll sich etwas weniger verbessern als vorher angenommen. Der Non-GAAP Gewinn pro Aktie wiederum soll stärker steigen.
  • Free Cashflow: 5 Mrd. $
  • Aktienrückkäufe: 4 Mrd. $

Factsheet

Factsheet

Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTM (= letzte 12 Monate). Zusatz ‚e‘ = erwartet.

Die Eckdaten

  • Land: USA
  • Branche: Payment
  • Marktkapitalisierung: 74 Mrd. USD

Erträge

  • Umsatz: 28,1 Mrd. USD
  • Operatives Ergebnis: 4,5 Mrd. USD
  • Ergebnis: 2,7 Mrd. USD
  • Free Cashflow: 5 Mrd. USD (nach meiner Bereinigung: 3,8 Mrd.)

Bewertung

  • KUV: 3,2
  • KGV: 36
  • KGVe: 15
  • KCV: 15
  • PEG-Ratio: 0,6

Qualität & Wachstum

  • Verschuldungsgrad: 50%
  • Bruttomarge: 50%
  • Operative Marge: 15% (5J: 16%)
  • Nettomarge: 9% (5J: 14%)
  • Umsatzwachstum: 10% YoY

Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.

Geschäftsmodell, Burggraben & Strategie

Deep Dive: Mechanismen des Geschäftsmodells

PayPal hat in meinen Augen eine zentrale Aufgabe: Das Schaffen von Netzwerkeffekten. Dafür muss PayPal zwei Zielgruppen optimal bedienen.

Netzwerkeffekte

PayPal muss zwei Seiten zufrieden stellen, um selbst gut da zu stehen: (1) Konsumenten und (2) Unternehmen, vor allem Online-Händler.

Je mehr Händler PayPal als Zahlungsoption einbinden, desto wertvoller wird PayPal für Konsumenten. Je mehr Konsumenten PayPal nutzen, desto mehr Händler binden PayPal ein. Das ist das Flywheel sich selbst verstärkender Netzwerkeffekte.

Dafür hat PayPal einiges getan.

PayPals Vorteile aus Konsumentensicht

  • Käuferschutz: Käufer können ihre Zahlung zurückziehen, sollten sie auf einen Betrüger reingefallen sein
  • Einfachheit: PayPal ist simpel zu nutzen, sowohl am PC als auch mobil
  • Abdeckung: PayPal hat eine hohe Abdeckung, denn Kunden wollen an möglichst vielen Orten mit möglichst wenigen Zahlungsdienstleistern zahlen
  • Geld an Freunde verschicken, ohne dass dafür Kosten anfallen oder privat Kosten sammeln (bspw. für gemeinsame Geschenke)

Gerade der letzte Punkt ist ziemlich unscheinbar. Schließlich verdient PayPal daran nicht einmal Geld, zahlt sogar leicht drauf. Warum macht PayPal das also?

Die Gründe sind die Netzwerkeffekte: Durch diesen Service schafft es PayPal Nutzer auf die Plattform zu holen. Wer einen Account macht um Freunden Geld zu schicken oder von Freunden Geld zu bekommen, wird viel eher auch Online-Käufe perspektivisch über PayPal bezahlen. Strategisch in meinen Augen enorm smart.

PayPals Vorteile aus Unternehmenssicht

  • Günstig: PayPal wickelt Zahlungen günstig ab
  • Geschwindigkeit: PayPal zahlt Geld schnell aus, damit Unternehmen ihre Liquidität erhalten
  • Conversion: Je einfacher der Bestellprozess, desto mehr Kunden schließen auch Online-Käufe ab. Je mehr Vertrauen, je einfacher der Bestellprozess, je flexibler die Zahlungsoptionen, desto besser für den Online-Verkäufer

Unterm Strich muss PayPal also so viele private Kunden und so viele Unternehmen auf die Plattform bekommen indem die aufgeführten Faktoren bestmöglich erfüllt und weiterentwickelt werden.

PayPals Strategie

Zuletzt ist PayPals Umsatzwachstum, die Margen und auch der Ausblick immer wieder gesenkt werden. Das hat Anleger enttäuscht. Abseits davon – und gerade deshalb – hat PayPal zuletzt einige spannende Maßnahmen ergriffen.

#1 Akquisition von Honey

So wurde im Januar 2020 Honey für die stolze Summe von 4 Mrd. US-Dollar gekauft. Honey ist prinzipiell nur ein Browser Plug-In, welches automatisch im Bestellvorgang einen möglichen Rabattcode findet und automatisch einsetzt.

PayPal will dadurch wohl enger an den Kunden, womöglich gibt es auch spannende Daten. Das war aber ein stolzer Preis – mehr zur Problematik dahinter gleich.

#2 Buy now, pay later

Außerdem hat PayPal vor kurzem das Feature „Buy now pay later“ in den USA und Großbritannien gelauncht. Kunden können damit also den Zeitpunkt vom Kauf vom Zeitpunkt der Bezahlung trennen, bspw. in Form von Ratenzahlungen, die PayPal dann abwickelt. Die Händler bekommen trotzdem die volle Summe von PayPal am Anfang gezahlt.

Auch Paidy wurde als BNPL Anbieter, v.a. für den japanischen Markt, für über 2 Mrd. US-Dollar akquiriert. Warum dieser Markt gerade von vielen Unternehmen so im Fokus ist, habe ich hier beschrieben:

Je mehr Zahlungsmöglichkeiten, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Kunde eine für sich passende findet. BNPL erhöht also den Kaufabschluss.

Wenn später gezahlt wird, entspricht das einer Art Kurzkredit, den ein Kunde vom Zahlungsabwickler erhält. Entsprechend könnte dafür auch ein Zins als Erlösquelle anfallen.

Affirm Mitgründer und Investor Alex Rampell hat außerdem spannende Einblicke in das BNPL-Segment geliefert.

  • BNPL ist in der Frühphase um Kreditkartenunternehmen wie Visa und Mastercard anzugreifen
  • Jede Transaktion per Kreditkarte beinhaltet fünf Parteien: Konsument -> ausgebende Bank -> Netzwerk (Visa oder Mastercard) -> Aquirer -> Händler. Die drei in der Mitte erhalten keine Daten darüber, was gekauft wurde.
  • BNPL schafft ein paralleles Netzwerk, das mehr Informationen beinhaltet und an der ausgebenden Bank, dem Kartennetzwerk und dem Aquirer vorbei geht. Außerdem wird der Produkthersteller Teil des Prozesses.
  • Beispiel: Samsung möchte Ratenzahlung für das neue 1.000$ Smartphone. Wie machen sie das in Filialen bei Walmart und Target oder bei Amazon, wenn jeder eine andere Kreditkarte nutzt und die ausgebenden Banken keine Produktdetails sehen? Die Lösung: BNPL.
  • Aktuell wird das parallele Netzwerk nur für Ratenzahlungen oder bestimmte Finanzierungen genutzt, weil der Nutzen hier klar ist (weniger involvierte Parteien, mehr weitergetragene Produktinformationen), perspektivisch könnten aber auch andere produktspezifische Angebote wie Garantien oder Rabatte so abgewickelt werden.

Tatsächlich könnte also ein paralleles Netzwerk entstehen, das (a) Kreditkartenunternehmen in einigen Bereichen überflüssig macht und (b) für Produkthersteller und Verkäufer mehr Informationen übermittelt, die weiter genutzt werden können.

#3 Kryptowährungen über PayPal kaufen

Kryptowährungen, vor allem Bitcoin, sind volatil, haben aber mittlerweile durchgängig eine relevante Nachfrage. Auch PayPal hat das Kaufen und Verwahren von Kryptowährungen in einer sogenannten Wallet ermöglicht.

So sieht der Prozess aus Nutzersicht aus – gewohnt einfach und aufgeräumt:

Das offenbart für PayPal neue Umsätze und auch neue Nutzer, die dafür auf PayPal setzen, das als eines der ersten etablierten Unternehmen (bspw. nach dem kleineren Konkurrenten Square) in den Markt einsteigt. Die gesamten Auswirkungen von PayPals Bitcoin-Einstieg werde ich hier in Zukunft noch analysieren.

#4 eBay-Ausstieg

2018 wurde das Auslaufen der Partnerschaft mit eBay angekündigt. Diese wurde jetzt bereits heruntergefahren, bis 2023 werden noch Zahlungen akzeptiert. Die PayPal-Aktie hat direkt bei Ankündigung darauf negativ reagiert.

Die Zahlen von PayPal zeigen: Ohne eBay sinkt der Umsatz, die Wachstumsrate ohne eBay ist allerdings höher.

#5 Kluge Kapitalallokation

PayPal erzielt seit vielen Jahren einen Nettogewinn. Entsprechend ist es wichtig, das Geld klug zu allokieren. Dabei gibt es drei konstante Elemente:

  • Akquisitionen (wie die oben genannte von Honey)
  • Aktienrückkäufe
  • Investitionen

Dabei kritisch: Akquisitionen sind dann sinnvoll, wenn nicht überteuert gekauft wird. Auch Aktienrückkäufe sind dann besonders attraktiv, wenn die eigene Aktie eher günstig bewertet ist.

Beides hat PayPal 2020 und 2021 getätigt, eine Zeit, in der PayPals Bewertung und die Bewertungen allgemein eher hoch waren. Gerade bei zu teuren Akquisitionen droht eine Abschreibung auf den Goodwill.

Für 2023 geht PayPal insgesamt von Aktienrückkäufen von 4 Mrd. Dollar aus, was durch den Free Cashflow von 5 Mrd. Dollar problemlos ermöglicht wird.

Konkurrenz

Es gibt tatsächlich viele Unternehmen im Markt der Zahlungsdienstleister, die direktere und indirektere Konkurrenten von PayPal darstellen.

  • Kreditkartenunternehmen wie Visa, Mastercard und American Express
  • Apple Pay und Google Pay als Zahlungssysteme der Tech-Giganten, die direkten Kundenzugang dadurch haben, dass sie die beiden einzigen Anbieter von Smartphone-Betriebssystemen sind und Apple darüber hinaus auch PC-Hardware in Form ihrer iMacs und Macbooks anbietet
  • In China sind Alibaba mit AliPay und Tencent mit WeChat die Unternehmen, die den mobilen Zahlungsmarkt einnehmen
  • Meta & WhatsApp Pay, das nach dem chinesischen Vorbild ebenfalls den bestehenden Kundenzugang nutzen und direkt Zahlungen in den Apps anbieten will
  • Zahlungsabwickler wie Klarna aus Schweden und Block (ehemals Square) aus den USA
  • B2B-Zahlungsinfrastruktur-Anbieter wie Adyen aus der Niederlande oder Stripe aus den USA, mit denen PayPal allerdings weniger konkurriert
  • E-Commerce Softwareanbieter wie Shopify, die mit Shop Pay eine eigene Zahlungsabwicklung anbieten

Die größte Konkurrenz sind die Tech-Giganten Alphabet und Apple. Wenn reibungsloses und kontaktloses Bezahlen ein Standardfeatures eines Smartphones wird, kann das für viele einfache Zahlungen die bessere Lösung und PayPal ein lästiger Umweg werden.

Je komplexer und je mehr Zusatzfeatures (Ratenzahlung, Käuferschutz, unterschiedliche Konten) benötigt werden, desto eher wird PayPal bevorzugt. Die Dominanz von Alphabet und Apple gilt dazu vor allem bei Smartphones, aber auch am Computer haben beide sich gut positioniert: Beide bieten selbst Computer und auch Internet-Browser an.

Geschäftsmodell-Bewertung

Geschäftsmodell-Bewertung

Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In

Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?

Zahlungen sind in der Regel einmalig. Allerdings sind Integrationen von Zahlungsanbietern und Verknüpfungen mit Konten ein gewisser Lock-In Effekt für Konsumenten und Anbieter.

Netzwerkeffekte

Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?

Sind der Kern eines globalen Finanzdienstleisters wie PayPal.

Skaleneffekte (Economies of Scale)

Wird das Geschäftsmodell mit zunehmender Größe widerstandsfähiger? Wachsen Umsätze stärker als Kosten?

Je weiter die Technologie eingesetzt werden kann, desto besser die Wirtschaftlichkeit dahinter.

Proprietäre Technologie

Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?

PayPal beruht auf eigener Technologie. Allerdings sehe ich hier keinen großen Unterschied zu Konkurrenten oder kleineren Anbietern der jeweiligen Features. Vereinfacht gesagt: Zahlungen können alle abwickeln, PayPal hat vor allem Vertrauen und bündelt viele Features.

Marke (Branding)

Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das Geschäftsmodell nach vorne bringt?

Ist ein Vorteil. PayPal ist global bekannt und hat eine gute Wahrnehmung, vor allem viel Vertrauen.

Geschäftsmodell-Bewertung: 17 / 25

SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken

Bewerten wir nun das Geschäftsmodell und schauen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen.

Stärken

Beginnen wir mit den Stärken. Was zeichnet PayPal aktuell aus?

  • Kundenzufriedenheit: Dieser Punkt ist teilweise subjektiv aus meiner eigenen Erfahrung geprägt, auch wenn die Meinungen online (bspw. App-Bewertungen oder Reviews aus Händlersicht) sich damit ziemlich gut deckt: PayPal bietet ein nützliches und intuitives Produkt. Es ist vermutlich die einzige App, die in Deutschland eine so hohe Abdeckung hat, dass man überhaupt in Erwägung zieht, Zahlungen mit Freunden oder Kollegen so abzuwickeln.Auch fast alle Online-Shops bieten mittlerweile PayPal an, teilweise auch mit der Option, gar kein Kundenkonto anlegen zu müssen, sondern die bei PayPal hinterlegten Daten zu nutzen, was Bestellungen aus Nutzersicht noch einfacher macht.
  • Innovationsführer: PayPal hat immer wieder führende Innovationen integriert: Der Käuferschutz 2002, die einfachen Möglichkeiten Geld an Freunde zu verschicken, jetzt der Einstieg in den Kauf von Kryptowährungen und vieles mehr. PayPal ist immer vorne dabei und gestaltet den Payment-Markt aktiv mit. Aber: Wir reden hier eher von einzelnen Features, weniger von revolutionären Produkten.
  • Kontinuierlich profitabel: Seit Jahren liefert PayPal Gewinne und Cashflows ab, meistens im zweistelligen Prozentbereich. Diese Kontinuität schafft Sicherheit und liefert PayPal auch zuletzt noch in der operativen Marge ab.

Schwächen

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Tags: PayPal | Aktien: PayPal

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #13: Wir widerlegen unsere eigenen Ideen.

Gute Ideen hat jeder. Die wenigsten schaffen es aber, eigene Ideen selbst zu widerlegen und die Gegenseite einzunehmen. Wir fragen uns: Was spricht gegen meine These? Warum könnte ich falsch liegen? 

„Du musst dich zwingen, gegensätzliche Argumente zu erwägen. Besonders, wenn sie deine liebsten Ideen in Frage stellen.“ - Charlie Munger

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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