Nike Aktienanalyse: 40% unter Allzeithoch – Einstiegschance beim Branchenprimus?

veröffentlicht: 25. November 2023

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von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

"Es gab nie eine bessere Zeit um Nike zu sein" - das zumindest schreibt Nike selbst. Die Börse ist gerade skeptischer und straft den Branchenprimus der Sportbekleidung ab. Zu Recht?

  • 📉 Kurssturz: Die Aktie steht fast 40% unter dem Allzeithoch. Gerade für eine Aktie wie Nike ist das ein deutlicher Rückgang.
  • 🏃 Starke Marke: Nike verkauft Produkte, die wir immer brauchen, unter einer über Jahrzehnte gewachsenen und auch durch historische Entwicklungen gestärkte Marke. Das lässt sich nicht einfach kopieren, auch wenn es zuletzt einige jüngere Marken (On Running oder Lululemon) mit großen Erfolgen gab.
  • 🏅 Marktführer: Nike ist führend im Bereich der Sportartikelhersteller, wobei sich das Segment auch mittlerweile in den Nicht-Sport-Bereich ausgedehnt hat. Der Börsenwert liegt bspw. vier mal so hoch wie bei Konkurrent Adidas.
  • 🎽 Überangebot: Die aktuelle weltwirtschaftliche Lage trifft Nike hart. Nicht nur, dass es mehr Konkurrenten gibt, sondern das erhöhte Inventar trifft auf eine abgeschwächte Nachfrage. Nun fällt das Umsatzwachstum, es droht Ware mit Rabatten zu verkaufen und damit die Gewinne zu vernichten.

Du erfährst in dieser Analyse, ob sich eine Investition lohnen könnte, ob die Nike Aktie überbewertet ist oder man die Nike Aktie jetzt kaufen kann, um langfristig zu profitieren. Konkret geht es um:

  • Wie funktioniert das Geschäftsmodell wirklich? Gibt es einen dauerhaft beständigen Burggraben?
  • Zahlencheck: Wie entwickeln sich Erträge und Profitabilität?
  • Wie sieht die Zukunft und die eigene Strategie aus?
  • Gegenüberstellung der Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken
  • Berechnung der konkreten Renditeerwartung und historischer Bewertungsvergleich

Die Analyse beruht auf aktuellsten Kennzahlen, dem Jahresbericht, der Investorenpräsentation, den letzten Earnings Calls, Einschätzungen von Marktexperten, Aussagen der Führungsebene und mehr. Viel Spaß!

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Überblick & Investment-These

Nike, Inc. ist ein weltweit führendes Unternehmen - womöglich sogar das weltweit führende - im Bereich Sportbekleidung, Schuhe und Ausrüstung. Das Kerngeschäftsmodell von Nike konzentriert sich auf das Design, die Entwicklung und den Vertrieb von Sportartikeln. Das Leben bekommen die Produkte aber durch die Marke, den bekannten Swoosh, der durch viele Partnerschaften und berühmte Sportler populär wurde.

Nike wurde im Januar 1964 von Phil Knight und Bill Bowerman als "Blue Ribbon Sports" in Beaverton, Oregon, gegründet. Der Name wurde 1971 offiziell in Nike, Inc. geändert. Die Ursprünge des Unternehmens liegen in der Zusammenarbeit mit japanischen Sportschuhherstellern.

Nike ist das Unternehmen, zudem auch die Marke Nike gehört, aber auch die Marken Converse oder Jordan.

Seit 2020 ist John Donahoe der Chief Executive Officer (CEO) von Nike. Donahoe bringt eine umfassende Erfahrung im Bereich E-Commerce und Technologie mit, war davor lange CEO bei Ebay, was auf die wachsende Bedeutung des digitalen Marktes für Nike hinweist.

Eben dieser CEO schreibt im Brief an die Aktionäre 2023 (mehr dazu gleich):

There’s never been a better time to be Nike.

Der Aktienkurs zeichnet ebenfalls eine Erfolgsstory. Allerdings eine, die zuletzt schwächelte: Um über 40% stürzte der Kurs zeitweise ab. Langfristig sieht also alles gut aus, kurzfristig deutet es auf Probleme hin.

Investment-These

Nike ist Marktführer im Sportartikel-Segment und hat eine starke Marke. Der Kurs ist 40% gefallen, wodurch sich eine günstige Einstiegschance in ein langfristig gut funktionierendes und profitables Unternehmen bieten könnte.

Eine These steht am Anfang einer Investment-Idee. Schauen wir jetzt, ob sie aufgehen könnte.

Geschäftsmodell, Markt & Burggraben

Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht. Außerdem: Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?

Marktanalyse & Konkurrenz

Sind wir ehrlich: Die Produkte von Nike sind keine Besonderheit. Es gibt andere Anbieter, die diese ebenfalls anbieten. Das Alleinstellungsmerkmal ist die Marke, tendenziell aber auch eine enorm gute und effiziente Wertschöpfungskette, die gute Margen ermöglicht.

Wer sind die Konkurrenten und wie stehen diese da?

  • Nike: ~165 Mrd. USD Marktkapitalisierung, 51 Mrd. USD Umsatz bei ~10% Nettomarge. KGVe = 29.
  • Adidas: Traditionsreiche Sportmarke aus Deutschland. 34 Mrd. Euro Marktkapitalisierung. 22 Mrd. Euro Umsatz. 6% langfristige Nettomarge, damit nur etwas mehr als die Hälfte als Nike. KGVe = 400+.
  • Lululemon: Höherwertige Sportkleidung, die weniger nach Sport aussehen soll. 54 Mrd. USD Marktkapitalisierung, 9 Mrd. USD Umsatz, 14% Nettomarge. KGVe = 35.

Es gibt noch viele weitere Marken: Puma, Reebok, New Balance, On Running, Champion, Fila und viele mehr.

Der Markt hat einen interessanten Mix. Es gibt etablierte Marken (Nike, Adidas), aufgefrischte und schon totgeglaubte Marken (Reebok) sowie ganz neue und junge Ansätze (On Running, Lululemon).

In meinen Augen gibt's hier kaum Wege zu erkennen, welches Unternehmen strategisch und strukturell besser aufgestellt ist als ein anderes. Der größte Faktor ist die Marke. Immer mal wieder gewinnt eine Marke, eine andere verliert.

Das könnte ernüchternd sein, aber ist eine wichtige Erkenntnis: Wenn wir uns nicht zutrauen ein strukturell überlegenes Unternehmen identifizieren, sollten wir umso mehr auf die Zahlen schauen und nicht zu hohe Preise für möglicherweise zu großen Optimismus zu zahlen.

Meine Bewertung des Geschäftsmodells

Ein starkes Geschäftsmodell ermöglicht Wachstum, einen Burggraben und damit Differenzierbarkeit von der Konkurrenz, höhere Gewinnmargen und Preismacht.

Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt's hier und hier.

Geschäftsmodell-Bewertung

Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In

Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?

Weder gibt es wiederkehrende Umsätze noch Lock-In Effekte. Wer Nike nicht mehr kaufen möchte kann jederzeit auf andere Marken umsteigen. Einzig Verträge mit Händlern können eine gewisse planbar Abnahme für Nike bedeuten. Immerhin: Viele sind einer Marke treu und würden, sobald etwas kaputt ist, direkt wieder nachkaufen.


Netzwerkeffekte

Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?

Keine.


Skaleneffekte (Economies of Scale)

Wird das Geschäftsmodell mit zunehmender Größe widerstandsfähiger? Wachsen Umsätze stärker als Kosten?

Skaleneffekte sind in unterschiedlichen Bereichen stark ausgeprägt: In der Materialbeschaffung und der Produktion, beim Gewinnen von großen Partnerschaften (bspw. mit Sportlern, Teams oder anderen Unternehmen) und beim Aufbau eines eigenen E-Commerce Geschäfts. Gerade Nike ist hier führend und deutlich stärker als bspw. Adidas.


Proprietäre Technologie

Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?

Kaum vorhanden, auch wenn die Hersteller immer wieder revolutionäre Technologien verkünden. Technologie, Patente o.Ä. sind aber in meinen Augen hier nicht wirklich ein Differenzierungsmerkmal. Technisch ist vermutlich jeder in der Lage, ähnliche Produkte herzustellen.


Marke (Branding)

Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das Geschäftsmodell nach vorne bringt?

Die Marke ist stark und enorm wichtig. Schuhe sind mehr wert, wenn sie ein Nike Logo aufgedruckt haben, als ein identischer Schuh ohne Logo. Die Marke hat auch eine lange Historie mit Sportlern und Mannschaften, die nicht einfach von neuen Marken ersetzt werden kann.


Geschäftsmodell-Bewertung: 13 / 25

Zahlencheck

Nike hat ein verschobenes Geschäftsjahr, weshalb zuletzt das Q1 2024 abgeschlossen wurde und wir uns demnach schon im Geschäftsjahr 2024 befinden.

Wachstum

Das Umsatzwachstum lag über die letzten 10 Jahre etwa bei 8% pro Jahr, im letzten Geschäftsjahr bei knapp 10%. 2020 ging es pandemiebedingt runter, danach umso stärker wieder hoch, bis auf diese Ausreißer pendelt das Wachstum recht konstant zwischen 5 und 11%.

Das operative Ergebnis ist ähnlich gewachsen, hatte es in den letzten beiden Jahren aber schwerer. Mehr dazu gleich.

Im letzten Quartal lag der Umsatz nur noch 2% über Vorjahr. Der direkte Umsatz ist immerhin 6% höher. Die Bruttomarge war ebenfalls leicht niedriger.

Profitabilität

Schauen wir auf den langfristigen Trend der Erträge, sehen wir ebenfalls eine steigende Tendenz. Auch hier gab es aber ein deutliches Hoch in 2021, auch deutlicher als die noch vor der Pandemie angedeutete Trendlinie. Danach ging es aber immer etwas weiter runter - und die Probleme sind noch nicht vollends überwunden.

Der Free Cashflow lag zuletzt bei 4,5 Mrd. Dollar. Ich bereinige gern um zwei Positionen: Die Verschiebung im Working Capital (weil ich bspw. nicht möchte, dass der Cashflow dadurch besser aussieht, dass Lieferanten später bezahlt werden) und um aktienbasierte Vergütung (da diese für mich wie Gehalt zu behandeln sind). Dann schmilzt der Free Cashflow auf 3,3 Mrd. Dollar.

Die Margen sind langfristig erstaunlich stabil: 44 - 45% Bruttomarge, 13% operative Marge, 10% Nettomarge. Das sind die Durchschnittswerte, um die die Margen auch meistens pendeln.

Zurzeit liegen alle Margen leicht unter ihren Durchschnitten, was auch mit der aktuellen Phase und dem aufgebauten Inventar zu tun hat.

In 2021 gab es eher ein Angebotsproblem: Durch Lieferengpässe kam man kaum hinterher. Umso stärker wurden Bestände aufgebaut. Dann folgte das Gegenteil: Inflation, Zinserhöhungen, Unsicherheit und die Konsumentenstimmung ging zurück.

Nun sitzen viele Unternehmen, gerade Modehändler und -marken, auf Überbeständen. Diese erzeugen Lagerkosten, blockieren Platz für kommende Saisons und müssen möglicherweise rabattiert verkauft werden. All das drückt die Margen.

Das Inventar ist tatsächlich immer weiter gestiegen. Nicht nur absolut, sondern auch im Verhältnis zum Umsatz, wie die Kennzahl der Days of Inventory (DOI) zeigt: Allein mit dem aktuellen Inventar kann Nike 106,5 Tage lang das aktuelle Umsatzniveau abwickeln, ein historischer Höchstwert - was negativ ist. Der Inventarabbau ist also noch nicht geschafft, Nike steckt eher noch mittendrin.

Die Logik für die Gewinn- und Verlustrechnung: Hergestellte Ware wird als Inventar verbucht. Wird diese Ware abgeschrieben oder rabattiert verkauft, entsteht erst dann ein Verlust - vorausgesetzt, es finden keine großen Abschreibungen statt. Der Cashflow spiegelt solche Effekte sofort wider, ihm ist das Inventar egal. Der Gewinn könnte also zukünftig negativ davon betroffen sein.

Kapitalmanagement

Nike führt die Überschüsse konsequent an Aktionäre zurück. Der Großteil fließt in Aktienrückkäufe, aber auch die Dividende wird bedient und führt so zu 1 - 1,5% Dividendenrendite.

Der Shareholder Yield, also das insgesamt zurückgeführte Kapital im Verhältnis zur Marktkapitalisierung, liegt bei 4,5%. Zuletzt wurde aber mehr zurückgeführt als über den Free Cashflow erwirtschaftet, daher ist die Zahl so wohl auf Dauer zu hoch gegriffen.

In den letzten 20 Jahren wurde die Dividende mit einer Ausnahme, 2011, immer erhöht. Ein positives Zeichen.

Bilanz

Die Eigenkapitalquote liegt bei 40%. Die Kreditratings sind grob bei A und AA, damit gehört Nike zu der Spitze der Unternehmen. Nicht verwunderlich: Die Bilanz ist solide, Nike außerdem dauerhaft profitabel.

Factsheet

Factsheet

TTM (= letzte 12 Monate). 3J = 3-Jahres-Durchschnitt. 'e' = erwartet. 'YoY' = im Jahresvergleich.

Die Eckdaten

  • Land: USA
  • Branche: Bekleidung
  • Marktkapitalisierung: 164 Mrd. USD
  • Enterprise Value: 168 Mrd. USD
  • Dividendenrendite: 1,2% p.a.
  • Shareholder Yield: 4 - 4,5% (nachhaltig sind eher 3%)

Erträge

  • Umsatz: 51 Mrd.
  • Ergebnis: 5 Mrd.
  • Operatives Ergebnis: 6 Mrd.
  • Free Cashflow: 4,5 Mrd. (bereinigt um Working Capital Effekte und aktienbasierte Vergütung: 3,3 Mrd.)

Bewertung

  • KUV: 3,2
  • KGV: 33
  • KGVe: 29
  • EV-FCF-V: 38 

Qualität & Wachstum

  • Eigenkapitalquote: 40%
  • Bruttomarge: 44 - 45%
  • Operative Marge: 11 - 13%
  • Nettomarge: 10%
  • Novy-Marx-Profitabilität (Bruttogewinn / Bilanzsumme): 61%
  • Umsatzwachstum: 9% (TTM), 2% im letzten Quartal

Zukunft & Strategie

Bullenszenario: Wie gut könnte es laufen?

Nikes CEO schreibt im Shareholder Letter 2023, dass es keine bessere Zeit gab um Nike zu sein.

There’s never been a better time to be Nike.
All over the world, interest and participation in sport is up. People are expressing a deeper appreciation for their health and wellness. And the definition of sport continues to expand, inviting more and more of us into fitness, movement and play.
Sports also remain a powerful source of hope and inspiration. In challenging times, it’s sport that unites us, bringing us together across families, cities and nations. The joy created by sport builds community and connection – transforming lives like little else can.
Our passion for sport continues to fuel our journey as a growth company. We serve consumers worldwide with industry-leading innovative products they love, driving growth and competitive separation.

Mehr Menschen schätzen Gesundheit & Wellness. Sport bleibt eine "kraftvolle Quelle für Hoffnung und Inspiration". In "herausfordernden Zeiten vereint uns der Sport".

Ehrlich gesagt: Für mich sind das größtenteils leere Floskeln. Ja, hoffentlich gibt's mehr Bewusstsein für Gesundheit und Sport, einen sprunghaften Anstieg darin sehe ich nicht. Es gibt aber durchaus andere, wenn auch nüchtern klingendere Szenarien, die aufgehen könnten:

  • Nike ist weiterhin eine begehrte Marke und kann dadurch die hohen Margen aufrechterhalten
  • Wachstumspotenzial bietet sich vor allem durch Entwicklungsländer
  • Die Margen können durch zunehmenden Wechsel in den E-Commerce und einen größeren Anteil an Verkäufen ohne Zwischenhändler tendenziell gehalten oder verbessert werden
  • Die weltwirtschaftliche Nachfrage erholt sich kurzfristig wieder, wodurch das überschüssige Inventar ohne zu große Rabatte abverkauft wird

Bärenszenario: Wie schlecht könnte es laufen?

  • Es gibt Skandale, die die Marke und den Markenwert negativ beeinträchtigen
  • Das Wachstum ist begrenzt: Der Markt wächst niedrig, die Konkurrenz greift ebenfalls nach mehr Marktanteilen
  • Nike gelingt der Wandel in den E-Commerce nicht
  • Kurzfristig bleibt die weltwirtschaftliche Nachfrage niedrig, die Lager müssen mit signifikanten Rabatten abverkauft werden

Finanzielle Ziele

Nike hat zuletzt im Juni 2021 langfristige finanzielle Ziele, konkret bis 2025, geäußert, u.a. eine EBIT-Marge im hohen 10er-Prozentbereich. Der Umsatz sollte im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich wachsen.

Nun wurde diese Prognose getroffen, als es Nike besser ging als je zuvor. Danach wurde das Umfeld deutlich herausfordernder. Auf die Frage eines Analysten, ob diese Ziele weiterhin realistisch sind, antwortete CFO Matt Friend:

Sure, Jay. Well, we remain confident in our ability to drive our long-term financial goals. And we still believe those long-term goals of profitability are achievable. But the timing is difficult to predict.

Er glaubt also weiterhin daran, nur das Timing ist ungewiss. Die Haupttreiber für seine Prognose sind fallende Liefer- und Logistikkosten, auf der anderen Seite ein höherer Anteil an Direkt- und Online-Verkäufen, welche wiederum eine höhere Marge haben.

Der Ausblick fürs Geschäftjahr 2024 laut Earnings Call: Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Dabei gibt es vier Prozentpunkte an Gegenwind durch beschleunigte Abverkäufe sowie verstärkten Verkauf in den Handel im Vorjahr. Die Bruttomarge soll um 1,4 - 1,6 Prozentpunkte steigen.

SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken

Bewerten wir nun das Geschäftsmodell und schauen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen.

Stärken

Fassen wir die Stärken zusammen, die wir im Geschäftsmodell identifizieren konnten.

  • Starke Marke und etabliertes Unternehmen
  • Hohe Marge, gerade im Vergleich zu Marken wie Adidas, was für eine starke operative Exzellenz spricht, der Adidas seit Jahren vergeblich nacheifert
  • Langfristig solides Umsatzwachstum, gepaart mit Gewinn- und Dividendenwachstum
  • Novy-Marx-Profitabilität: Die weniger bekannte Kennzahl ist in der Finanzwissenschaft hoch angesehen. Je höher, desto rentabler wird das gebundene Kapital verwendet. Hier hat Nike mit >60% einen der höchsten Werte, den ich seit langem gesehen habe. Er sagt simplifiziert aus: Für jeden Dollar, den Nike zum Betrieb des Unternehmens braucht, erwirtschaftet es 0,60 Cent an Rohertrag.
  • Höchste Bonität durch saubere Bilanz und dauerhafte Überschüsse

Schwächen

Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Fassen wir die Schwachstellen des Unternehmens zusammen.

  • Austauschbare Produkte
  • Gestiegenes Inventar (kurzfristig)
  • Free Cashflow Delle: Der Free Cashflow ist schon leicht rückläufig. Berechnet man ihn stärker bereinigt, ist er noch etwas niedriger und nur noch leicht über 3 Mrd. Dollar. Im Verhältnis zum Enterprise Value von 168 Mrd. Dollar ergibt das ein Verhältnis von >50, was recht teuer ist.

Chancen

Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?

#1 Erholung

Wir schauen in einer der schwierigeren Phase auf Nike. Wenn wir eins aus der Geschichte wissen: Mal ist das Makroklima besser, mal ist es schlechter. Ein Fehler wäre es, eine schlechte Phase sofort als neuen Standard abzustempeln.

Aktuelle Gegenwinde: Wechselkurseffekte, noch leicht erhöhte Liefer- und Logistikkosten, Inflation, getrübtes Konsumklima, aufgebaute Überbestände und notwendige Rabattierungen. All das sind keine Effekte, die ich mittel- oder langfristig fortschreiben würde.

Sobald sich diese Effekte erholen, winken wiederum anziehende Umsätze und Margen. Ein besseres Klima, das auf ein effizienteres Unternehmen trifft.

Eintrittswahrscheinlichkeit: hoch | 📈 Auswirkung: mittel

#2 E-Commerce & Direktvertrieb

Online kann Nike direkt an den Endkunden verkaufen. Dadurch fällt die Marge des Zwischenhändlers zu Nike, gleichzeitig ist die Kontrolle über die Marke und Produkte höher. Es kostet im Aufbau allerdings auch viel Geld - und kann auch einige Händler unzufrieden machen, auf die man noch angewiesen ist.

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel | 📈 Auswirkung: mittel

Weitere Chancen für Unternehmen & Aktie

  • Kurzfristige Aufwertung, da Nike auf Basis der meisten Bewertungskennzahlen heute unter dem historischen Durchschnitt notiert
  • Erschließen neuer Segmente mit hohem Potenzial, u.a. Performance und Lifestyle

Bedrohungen

Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine insgesamt schwächelnde Wirtschaft, operative Fehler, politische Eingriffe und mehr. Hier geht's daher viel mehr darum: Was könnte speziell das hier gezeigte Geschäftsmodell gefährden oder das Wachstum hemmen? Welche Risiken sind die bedeutendsten?

#1 Kurzfristiger Gewinneinbruch

Volle Lager verursachen höhere Kosten. Werden Produkte nicht abverkauft, müssen sie rabattiert werden. Und sie blockieren den Platz für neue Produkte, was wieder Umsatz kostet. Je nach kurzfristiger Entwicklung droht damit ein weiterer Rückgang der Gewinne. Der Cashflow deutet es an, die Analysten sind optimistischer.

Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel | 📉 Potenzielle Auswirkung: hoch

Weitere Risiken für Unternehmen & Aktie

  • Geringere Marktanteile durch aufstrebende jüngere Konkurrenten wie Lululemon oder On Running
  • Neuerfindung scheitert: Immer wieder heftet Nike sich an große Sportler, wie bspw. Michael Jordan. Nun gibt es auch einen Megavertrag mit Basketballer LeBron James. Alles, damit die Marke angesehen und begehrt bleibt. Sollte das mal scheitern - und hier gibt's bei jeder Marke mal schlechtere Phasen - folgen dem auch die Verkaufszahlen.

Aktienbewertung & Renditeerwartung

Wir haben uns jetzt ein umfangreiches Bild des Unternehmens verschafft. Schauen wir abschließend auf die Aktie, bringen Qualität und Bewertung zusammen und ziehen ein Fazit.

Berechnen wir dafür die zu erwartende Rendite. Kann ich diese hellsehen? Nein, definitiv nicht. Wir können aber das Chance-Risiko-Verhältnis auf Basis der Analyse abschätzen und in konkrete Zahlen gießen.

Dafür kalkuliere ich drei Szenarien: Ein pessimistisches, ein optimistisches und das Szenario, das ich im Mittel erwarte. Auch Ausreißer nach unten oder oben sind immer möglich.

Für die Ermittlung des fairen Werts (alle Erläuterungen dazu über diesen Link) habe ich im mittleren Szenario folgende Annahmen über einen Zeithorizont von 10 Jahren getroffen:

Umsatzwachstum

Das Umsatzwachstum nähert sich in der Berechnung vom kurzfristigen schrittweise an das langfristige Wachstum über 10 Jahre an.

  • Umsatzwachstum zuletzt: 2% YoY, langfristig eher 9% p.a.
  • Management-Prognose: Nike möchte mittelfristig eigentlich um ~10% wachsen, kurzfristig für 2024 wurden rund um ~5% in Aussicht gestellt (trotz Sondereffekten).
  • Analystenerwartung: 4% in 2024, 8% in 2025 und Folgejahren
  • Meine kurzfristige Annahme: 6% p.a.
  • Meine langfristige Annahme: 6% p.a.

Nettomarge

Die Nettomarge liegt heute bei 10% und ist auch langfristig recht konstant. Nike selbst möchte die Margen weiter erhöhen, u.a. durch sinkende Liefer- und Logistikkosten, durch Technologie und durch höheren Anteil direkter und digitaler Verkäufe mit höherer Marge. Ich finde das nachvollziehbar, bin aber deshalb etwas skeptisch, weil Nike margenseitig schon zu den besten der Branche gehört. Hier nehme ich daher auch langfristig 10% an.

Bewertungsniveau

Heute ist die Aktie mit einem KGV von 33 bewertet. Der langfristige Durchschnitt, ohne Sondereffekte, liegt etwa bei 30. Auch in allen anderen Bewertungsmetriken liegt die Nike-Aktie heute unter dem historischen Durchschnitt.

Das KGV finde ich persönlich recht hoch, wenn das Wachstum nachlassen sollte. Ich gehe davon aus, dass die Aktie - basierend auf den anderen Annahmen - noch mit einem leicht überdurchschnittlichen KGV von 24 bewertet sein wird.

Sonstiges

Als Ausschüttungsquote nehme ich 80% des Nettogewinns an.

Meine Renditeerwartung

Renditerechner-Tool

Berechnung der Renditen in drei Szenarien. Erklärung hier. Zahlen in Heimatwährung. Aktienticker: NKE.

Status Quo » Die Zahlen heute

Möglichst der letzten 12 Monate, also TTM (Trailing Twelve Months), um die aktuellsten Daten zu nutzen.
Anteil am Gewinn, der als Dividende ausgeschüttet, per Aktienrückkauf oder per Schuldentilgung an Aktionäre zurückgeführt wird. Bei Wachstumsunternehmen oft 0%.

Zukunft » Annahmen zur Wertentwicklung

Die kurzfristigen Werte nähern sich über einen 10-Jahres-Horizont an die langfristigen an.

↘︎
↗︎
Wachstum
kurzfristig, in % Wie stark ist das Umsatzwachstum im nächsten Jahr?
Wachstum
langfristig, in % Wie hoch wird das Umsatzwachstum in 10 Jahren erwartet?
Nettomarge
kurzfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz heute?
Nettomarge
langfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz in 10 Jahren? Indikatoren: Heutige Nettomarge, EBIT-Marge & Free Cashflow Marge.
KGV
langfristig Wie hoch wird das Unternehmen in 10 Jahren - auch beruhend auf den anderen Annahmen - fair bewertet sein? Je stärker die Zahlen & das Geschäftsmodell, desto höher die mögliche Bewertung.
Umsatz
Marktkapitalisierung
Wertsteigerung
Shareholder Yield
Gesamtrendite
Fairer Aktienkurs
Margin of Safety

Keine Garantie für die Zukunft.

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Die Scorecard

StrategyInvest Scorecard

Je Kategorie bis zu 25 Punkte. Insgesamt 20+ Kriterien.

20
Qualität

Profitabilität, Bilanz & Risiken

13
Geschäftsmodell

Burggraben, Alleinstellung & Preismacht

6
Wachstum

Umsatz, Gewinne & Rule of 40

13
Bewertung

KUV, KGV & weitere

52

Gesamtscore

Gut 🙂

Pro, Contra & Fazit: Aktie jetzt kaufen?

Checkliste

In jedem Fall gilt: Beachte die folgenden Punkte, bevor du diese oder eine andere Aktie kaufen solltest.

Checkliste vorm Aktienkauf (auf- und zuklappen)

Es kann viele Gründe, eine Aktie spannend zu finden und kaufen zu wollen. Vor dem Kauf gibt es eine Handvoll Fragen, die du dir stellen solltest, um Enttäuschungen und Anfängerfehler zu vermeiden:

  1. Verstehst du das Geschäftsmodell?
  2. Hast du dich mit den Risiken des Unternehmens beschäftigt?
  3. Hast du dich mit den Risiken der Aktie beschäftigt?
  4. Passt die Aktie in dein Depot? (hinsichtlich Klumpenrisiken)
  5. Verstehst du, dass es beim Investieren nie um Garantien, sondern Wahrscheinlichkeiten geht - so auch bei dieser Analyse und jedem Aktienkauf?

Ausführliches Hintergrundwissen bekommst du in der Know-How Sektion und der Academy.

Mein Fazit

Nike ist ein starkes Unternehmen. Es hat eine langfristig etablierte Marke, die Bilanz ist sauber, es werden kontinuierlich Überschüsse erwirtschaftet und es erzielt durch operative Exzellenz hohe Margen.

Auf der anderen Seite: Der Inventarabbau hat hohe Priorität, sieht aber für mich noch etwas dürftig aus. Kurzfristig bleibt es ungemütlich, auch wenn die neueste Guidance positiv aussieht.

Schön ist, dass das heutige Bewertungsniveau unter dem langfristigen Durchschnitt liegt. Mich stören noch zwei Dinge: 1. Nike sieht angesichts des guten, aber nicht überragenden Wachstums mit einem historischen KGV von 30 recht teuer aus. 2. Wenn Nike schon vergleichsweise hohe Margen erzielt spricht das für die gute Arbeit, kann aber auch heißen, dass Margenrückgänge drohen oder der Spielraum nach oben begrenzt ist - womöglich begrenzter als Nike selbst es glaubt.

Prinzipiell lächelt die Nike-Aktie mich an: 40% Kursrückgang bei einem absoluten Qualitätsunternehmen. Für mich persönlich passt die Bewertung noch nicht ganz, bei deutlicher Erholung (die früher oder später kommen wird) oder noch weiter zurückgehendem Kurs finde ich die Aktie spannend. Langfristig mache ich mir um Nike wenig Sorgen.

Quellen

Tags: Nike | Aktien: Nike

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Wo ich Aktien & ETFs kaufe: Meine Empfehlungen →

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #20: Wir sind dankbar.

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