"Es gab nie eine bessere Zeit um Nike zu sein" - das zumindest schreibt Nike selbst. Die Börse ist gerade skeptischer und straft den Branchenprimus der Sportbekleidung ab. Zu Recht?
- 📉 Kurssturz: Die Aktie steht fast 40% unter dem Allzeithoch. Gerade für eine Aktie wie Nike ist das ein deutlicher Rückgang.
- 🏃 Starke Marke: Nike verkauft Produkte, die wir immer brauchen, unter einer über Jahrzehnte gewachsenen und auch durch historische Entwicklungen gestärkte Marke. Das lässt sich nicht einfach kopieren, auch wenn es zuletzt einige jüngere Marken (On Running oder Lululemon) mit großen Erfolgen gab.
- 🏅 Marktführer: Nike ist führend im Bereich der Sportartikelhersteller, wobei sich das Segment auch mittlerweile in den Nicht-Sport-Bereich ausgedehnt hat. Der Börsenwert liegt bspw. vier mal so hoch wie bei Konkurrent Adidas.
- 🎽 Überangebot: Die aktuelle weltwirtschaftliche Lage trifft Nike hart. Nicht nur, dass es mehr Konkurrenten gibt, sondern das erhöhte Inventar trifft auf eine abgeschwächte Nachfrage. Nun fällt das Umsatzwachstum, es droht Ware mit Rabatten zu verkaufen und damit die Gewinne zu vernichten.
Du erfährst in dieser Analyse, ob sich eine Investition lohnen könnte, ob die Nike Aktie überbewertet ist oder man die Nike Aktie jetzt kaufen kann, um langfristig zu profitieren. Konkret geht es um:
Die Analyse beruht auf aktuellsten Kennzahlen, dem Jahresbericht, der Investorenpräsentation, den letzten Earnings Calls, Einschätzungen von Marktexperten, Aussagen der Führungsebene und mehr. Viel Spaß!
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Überblick & Investment-These
Nike, Inc. ist ein weltweit führendes Unternehmen - womöglich sogar das weltweit führende - im Bereich Sportbekleidung, Schuhe und Ausrüstung. Das Kerngeschäftsmodell von Nike konzentriert sich auf das Design, die Entwicklung und den Vertrieb von Sportartikeln. Das Leben bekommen die Produkte aber durch die Marke, den bekannten Swoosh, der durch viele Partnerschaften und berühmte Sportler populär wurde.
Nike wurde im Januar 1964 von Phil Knight und Bill Bowerman als "Blue Ribbon Sports" in Beaverton, Oregon, gegründet. Der Name wurde 1971 offiziell in Nike, Inc. geändert. Die Ursprünge des Unternehmens liegen in der Zusammenarbeit mit japanischen Sportschuhherstellern.
Nike ist das Unternehmen, zudem auch die Marke Nike gehört, aber auch die Marken Converse oder Jordan.
Seit 2020 ist John Donahoe der Chief Executive Officer (CEO) von Nike. Donahoe bringt eine umfassende Erfahrung im Bereich E-Commerce und Technologie mit, war davor lange CEO bei Ebay, was auf die wachsende Bedeutung des digitalen Marktes für Nike hinweist.
Eben dieser CEO schreibt im Brief an die Aktionäre 2023 (mehr dazu gleich):
There’s never been a better time to be Nike.
Der Aktienkurs zeichnet ebenfalls eine Erfolgsstory. Allerdings eine, die zuletzt schwächelte: Um über 40% stürzte der Kurs zeitweise ab. Langfristig sieht also alles gut aus, kurzfristig deutet es auf Probleme hin.
Investment-These
Nike ist Marktführer im Sportartikel-Segment und hat eine starke Marke. Der Kurs ist 40% gefallen, wodurch sich eine günstige Einstiegschance in ein langfristig gut funktionierendes und profitables Unternehmen bieten könnte.
Eine These steht am Anfang einer Investment-Idee. Schauen wir jetzt, ob sie aufgehen könnte.
Geschäftsmodell, Markt & Burggraben
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht. Außerdem: Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?
Marktanalyse & Konkurrenz
Sind wir ehrlich: Die Produkte von Nike sind keine Besonderheit. Es gibt andere Anbieter, die diese ebenfalls anbieten. Das Alleinstellungsmerkmal ist die Marke, tendenziell aber auch eine enorm gute und effiziente Wertschöpfungskette, die gute Margen ermöglicht.
Wer sind die Konkurrenten und wie stehen diese da?
- Nike: ~165 Mrd. USD Marktkapitalisierung, 51 Mrd. USD Umsatz bei ~10% Nettomarge. KGVe = 29.
- Adidas: Traditionsreiche Sportmarke aus Deutschland. 34 Mrd. Euro Marktkapitalisierung. 22 Mrd. Euro Umsatz. 6% langfristige Nettomarge, damit nur etwas mehr als die Hälfte als Nike. KGVe = 400+.
- Lululemon: Höherwertige Sportkleidung, die weniger nach Sport aussehen soll. 54 Mrd. USD Marktkapitalisierung, 9 Mrd. USD Umsatz, 14% Nettomarge. KGVe = 35.
Es gibt noch viele weitere Marken: Puma, Reebok, New Balance, On Running, Champion, Fila und viele mehr.
Der Markt hat einen interessanten Mix. Es gibt etablierte Marken (Nike, Adidas), aufgefrischte und schon totgeglaubte Marken (Reebok) sowie ganz neue und junge Ansätze (On Running, Lululemon).
In meinen Augen gibt's hier kaum Wege zu erkennen, welches Unternehmen strategisch und strukturell besser aufgestellt ist als ein anderes. Der größte Faktor ist die Marke. Immer mal wieder gewinnt eine Marke, eine andere verliert.
Das könnte ernüchternd sein, aber ist eine wichtige Erkenntnis: Wenn wir uns nicht zutrauen ein strukturell überlegenes Unternehmen identifizieren, sollten wir umso mehr auf die Zahlen schauen und nicht zu hohe Preise für möglicherweise zu großen Optimismus zu zahlen.
Meine Bewertung des Geschäftsmodells
Ein starkes Geschäftsmodell ermöglicht Wachstum, einen Burggraben und damit Differenzierbarkeit von der Konkurrenz, höhere Gewinnmargen und Preismacht.
Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt's hier und hier.
Geschäftsmodell-Bewertung
Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In
Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?
Weder gibt es wiederkehrende Umsätze noch Lock-In Effekte. Wer Nike nicht mehr kaufen möchte kann jederzeit auf andere Marken umsteigen. Einzig Verträge mit Händlern können eine gewisse planbar Abnahme für Nike bedeuten. Immerhin: Viele sind einer Marke treu und würden, sobald etwas kaputt ist, direkt wieder nachkaufen.
Netzwerkeffekte
Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?
Keine.
Skaleneffekte (Economies of Scale)
Wird das Geschäftsmodell mit zunehmender Größe widerstandsfähiger? Wachsen Umsätze stärker als Kosten?
Skaleneffekte sind in unterschiedlichen Bereichen stark ausgeprägt: In der Materialbeschaffung und der Produktion, beim Gewinnen von großen Partnerschaften (bspw. mit Sportlern, Teams oder anderen Unternehmen) und beim Aufbau eines eigenen E-Commerce Geschäfts. Gerade Nike ist hier führend und deutlich stärker als bspw. Adidas.
Proprietäre Technologie
Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?
Kaum vorhanden, auch wenn die Hersteller immer wieder revolutionäre Technologien verkünden. Technologie, Patente o.Ä. sind aber in meinen Augen hier nicht wirklich ein Differenzierungsmerkmal. Technisch ist vermutlich jeder in der Lage, ähnliche Produkte herzustellen.
Marke (Branding)
Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das Geschäftsmodell nach vorne bringt?
Die Marke ist stark und enorm wichtig. Schuhe sind mehr wert, wenn sie ein Nike Logo aufgedruckt haben, als ein identischer Schuh ohne Logo. Die Marke hat auch eine lange Historie mit Sportlern und Mannschaften, die nicht einfach von neuen Marken ersetzt werden kann.
Geschäftsmodell-Bewertung: 13 / 25
Zahlencheck
Nike hat ein verschobenes Geschäftsjahr, weshalb zuletzt das Q1 2024 abgeschlossen wurde und wir uns demnach schon im Geschäftsjahr 2024 befinden.
Wachstum
Das Umsatzwachstum lag über die letzten 10 Jahre etwa bei 8% pro Jahr, im letzten Geschäftsjahr bei knapp 10%. 2020 ging es pandemiebedingt runter, danach umso stärker wieder hoch, bis auf diese Ausreißer pendelt das Wachstum recht konstant zwischen 5 und 11%.
Das operative Ergebnis ist ähnlich gewachsen, hatte es in den letzten beiden Jahren aber schwerer. Mehr dazu gleich.
Im letzten Quartal lag der Umsatz nur noch 2% über Vorjahr. Der direkte Umsatz ist immerhin 6% höher. Die Bruttomarge war ebenfalls leicht niedriger.
Profitabilität
Schauen wir auf den langfristigen Trend der Erträge, sehen wir ebenfalls eine steigende Tendenz. Auch hier gab es aber ein deutliches Hoch in 2021, auch deutlicher als die noch vor der Pandemie angedeutete Trendlinie. Danach ging es aber immer etwas weiter runter - und die Probleme sind noch nicht vollends überwunden.
Der Free Cashflow lag zuletzt bei 4,5 Mrd. Dollar. Ich bereinige gern um zwei Positionen: Die Verschiebung im Working Capital (weil ich bspw. nicht möchte, dass der Cashflow dadurch besser aussieht, dass Lieferanten später bezahlt werden) und um aktienbasierte Vergütung (da diese für mich wie Gehalt zu behandeln sind). Dann schmilzt der Free Cashflow auf 3,3 Mrd. Dollar.
Die Margen sind langfristig erstaunlich stabil: 44 - 45% Bruttomarge, 13% operative Marge, 10% Nettomarge. Das sind die Durchschnittswerte, um die die Margen auch meistens pendeln.
Zurzeit liegen alle Margen leicht unter ihren Durchschnitten, was auch mit der aktuellen Phase und dem aufgebauten Inventar zu tun hat.
In 2021 gab es eher ein Angebotsproblem: Durch Lieferengpässe kam man kaum hinterher. Umso stärker wurden Bestände aufgebaut. Dann folgte das Gegenteil: Inflation, Zinserhöhungen, Unsicherheit und die Konsumentenstimmung ging zurück.
Nun sitzen viele Unternehmen, gerade Modehändler und -marken, auf Überbeständen. Diese erzeugen Lagerkosten, blockieren Platz für kommende Saisons und müssen möglicherweise rabattiert verkauft werden. All das drückt die Margen.
Das Inventar ist tatsächlich immer weiter gestiegen. Nicht nur absolut, sondern auch im Verhältnis zum Umsatz, wie die Kennzahl der Days of Inventory (DOI) zeigt: Allein mit dem aktuellen Inventar kann Nike 106,5 Tage lang das aktuelle Umsatzniveau abwickeln, ein historischer Höchstwert - was negativ ist. Der Inventarabbau ist also noch nicht geschafft, Nike steckt eher noch mittendrin.
Die Logik für die Gewinn- und Verlustrechnung: Hergestellte Ware wird als Inventar verbucht. Wird diese Ware abgeschrieben oder rabattiert verkauft, entsteht erst dann ein Verlust - vorausgesetzt, es finden keine großen Abschreibungen statt. Der Cashflow spiegelt solche Effekte sofort wider, ihm ist das Inventar egal. Der Gewinn könnte also zukünftig negativ davon betroffen sein.
Kapitalmanagement
Nike führt die Überschüsse konsequent an Aktionäre zurück. Der Großteil fließt in Aktienrückkäufe, aber auch die Dividende wird bedient und führt so zu 1 - 1,5% Dividendenrendite.
Der Shareholder Yield, also das insgesamt zurückgeführte Kapital im Verhältnis zur Marktkapitalisierung, liegt bei 4,5%. Zuletzt wurde aber mehr zurückgeführt als über den Free Cashflow erwirtschaftet, daher ist die Zahl so wohl auf Dauer zu hoch gegriffen.
In den letzten 20 Jahren wurde die Dividende mit einer Ausnahme, 2011, immer erhöht. Ein positives Zeichen.
Bilanz
Die Eigenkapitalquote liegt bei 40%. Die Kreditratings sind grob bei A und AA, damit gehört Nike zu der Spitze der Unternehmen. Nicht verwunderlich: Die Bilanz ist solide, Nike außerdem dauerhaft profitabel.
Factsheet
Factsheet
TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). 3J = 3-Jahres-Durchschnitt. 'e' = erwartet. 'YoY' = im Jahresvergleich.
Die Eckdaten
- Land: USA
- Branche: Bekleidung
- Marktkapitalisierung: 164 Mrd. USD
- Enterprise Value: 168 Mrd. USD
- Dividendenrendite: 1,2% p.a.
- Shareholder Yield: 4 - 4,5% (nachhaltig sind eher 3%)
Erträge
- Umsatz: 51 Mrd.
- Ergebnis: 5 Mrd.
- Operatives Ergebnis: 6 Mrd.
- Free Cashflow: 4,5 Mrd. (bereinigt um Working Capital Effekte und aktienbasierte Vergütung: 3,3 Mrd.)
Bewertung
- KUV: 3,2
- KGV: 33
- KGVe: 29
- EV-FCF-V: 38
Qualität & Wachstum
Zukunft & Strategie
Bullenszenario: Wie gut könnte es laufen?
Nikes CEO schreibt im Shareholder Letter 2023, dass es keine bessere Zeit gab um Nike zu sein.
There’s never been a better time to be Nike.
All over the world, interest and participation in sport is up. People are expressing a deeper appreciation for their health and wellness. And the definition of sport continues to expand, inviting more and more of us into fitness, movement and play.
Sports also remain a powerful source of hope and inspiration. In challenging times, it’s sport that unites us, bringing us together across families, cities and nations. The joy created by sport builds community and connection – transforming lives like little else can.
Our passion for sport continues to fuel our journey as a growth company. We serve consumers worldwide with industry-leading innovative products they love, driving growth and competitive separation.
Mehr Menschen schätzen Gesundheit & Wellness. Sport bleibt eine "kraftvolle Quelle für Hoffnung und Inspiration". In "herausfordernden Zeiten vereint uns der Sport".
Ehrlich gesagt: Für mich sind das größtenteils leere Floskeln. Ja, hoffentlich gibt's mehr Bewusstsein für Gesundheit und Sport, einen sprunghaften Anstieg darin sehe ich nicht. Es gibt aber durchaus andere, wenn auch nüchtern klingendere Szenarien, die aufgehen könnten:
- Nike ist weiterhin eine begehrte Marke und kann dadurch die hohen Margen aufrechterhalten
- Wachstumspotenzial bietet sich vor allem durch Entwicklungsländer
- Die Margen können durch zunehmenden Wechsel in den E-Commerce und einen größeren Anteil an Verkäufen ohne Zwischenhändler tendenziell gehalten oder verbessert werden
- Die weltwirtschaftliche Nachfrage erholt sich kurzfristig wieder, wodurch das überschüssige Inventar ohne zu große Rabatte abverkauft wird
Bärenszenario: Wie schlecht könnte es laufen?
- Es gibt Skandale, die die Marke und den Markenwert negativ beeinträchtigen
- Das Wachstum ist begrenzt: Der Markt wächst niedrig, die Konkurrenz greift ebenfalls nach mehr Marktanteilen
- Nike gelingt der Wandel in den E-Commerce nicht
- Kurzfristig bleibt die weltwirtschaftliche Nachfrage niedrig, die Lager müssen mit signifikanten Rabatten abverkauft werden
Finanzielle Ziele
Nike hat zuletzt im Juni 2021 langfristige finanzielle Ziele, konkret bis 2025, geäußert, u.a. eine EBIT-Marge im hohen 10er-Prozentbereich. Der Umsatz sollte im hohen einstelligen bis niedrigen zweistelligen Bereich wachsen.
Nun wurde diese Prognose getroffen, als es Nike besser ging als je zuvor. Danach wurde das Umfeld deutlich herausfordernder. Auf die Frage eines Analysten, ob diese Ziele weiterhin realistisch sind, antwortete CFO Matt Friend:
Sure, Jay. Well, we remain confident in our ability to drive our long-term financial goals. And we still believe those long-term goals of profitability are achievable. But the timing is difficult to predict.
Er glaubt also weiterhin daran, nur das Timing ist ungewiss. Die Haupttreiber für seine Prognose sind fallende Liefer- und Logistikkosten, auf der anderen Seite ein höherer Anteil an Direkt- und Online-Verkäufen, welche wiederum eine höhere Marge haben.
Der Ausblick fürs Geschäftjahr 2024 laut Earnings Call: Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Dabei gibt es vier Prozentpunkte an Gegenwind durch beschleunigte Abverkäufe sowie verstärkten Verkauf in den Handel im Vorjahr. Die Bruttomarge soll um 1,4 - 1,6 Prozentpunkte steigen.
SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken
Bewerten wir nun das Geschäftsmodell und schauen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen.
Stärken
Fassen wir die Stärken zusammen, die wir im Geschäftsmodell identifizieren konnten.
Schwächen
Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Fassen wir die Schwachstellen des Unternehmens zusammen.
Chancen
Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?
#1 Erholung
Wir schauen in einer der schwierigeren Phase auf Nike. Wenn wir eins aus der Geschichte wissen: Mal ist das Makroklima besser, mal ist es schlechter. Ein Fehler wäre es, eine schlechte Phase sofort als neuen Standard abzustempeln.
Aktuelle Gegenwinde: Wechselkurseffekte, noch leicht erhöhte Liefer- und Logistikkosten, Inflation, getrübtes Konsumklima, aufgebaute Überbestände und notwendige Rabattierungen. All das sind keine Effekte, die ich mittel- oder langfristig fortschreiben würde.
Sobald sich diese Effekte erholen, winken wiederum anziehende Umsätze und Margen. Ein besseres Klima, das auf ein effizienteres Unternehmen trifft.
Eintrittswahrscheinlichkeit: hoch | 📈 Auswirkung: mittel
#2 E-Commerce & Direktvertrieb
Online kann Nike direkt an den Endkunden verkaufen. Dadurch fällt die Marge des Zwischenhändlers zu Nike, gleichzeitig ist die Kontrolle über die Marke und Produkte höher. Es kostet im Aufbau allerdings auch viel Geld - und kann auch einige Händler unzufrieden machen, auf die man noch angewiesen ist.
Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel | 📈 Auswirkung: mittel
Weitere Chancen für Unternehmen & Aktie
Bedrohungen
Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine insgesamt schwächelnde Wirtschaft, operative Fehler, politische Eingriffe und mehr. Hier geht's daher viel mehr darum: Was könnte speziell das hier gezeigte Geschäftsmodell gefährden oder das Wachstum hemmen? Welche Risiken sind die bedeutendsten?
#1 Kurzfristiger Gewinneinbruch
Volle Lager verursachen höhere Kosten. Werden Produkte nicht abverkauft, müssen sie rabattiert werden. Und sie blockieren den Platz für neue Produkte, was wieder Umsatz kostet. Je nach kurzfristiger Entwicklung droht damit ein weiterer Rückgang der Gewinne. Der Cashflow deutet es an, die Analysten sind optimistischer.
Eintrittswahrscheinlichkeit: mittel | 📉 Potenzielle Auswirkung: hoch
Weitere Risiken für Unternehmen & Aktie
Aktienbewertung & Renditeerwartung
Wir haben uns jetzt ein umfangreiches Bild des Unternehmens verschafft. Schauen wir abschließend auf die Aktie, bringen Qualität und Bewertung zusammen und ziehen ein Fazit.
Berechnen wir dafür die zu erwartende Rendite. Kann ich diese hellsehen? Nein, definitiv nicht. Wir können aber das Chance-Risiko-Verhältnis auf Basis der Analyse abschätzen und in konkrete Zahlen gießen.
Dafür kalkuliere ich drei Szenarien: Ein pessimistisches, ein optimistisches und das Szenario, das ich im Mittel erwarte. Auch Ausreißer nach unten oder oben sind immer möglich.
Für die Ermittlung des fairen Werts (alle Erläuterungen dazu über diesen Link) habe ich im mittleren Szenario folgende Annahmen über einen Zeithorizont von 10 Jahren getroffen:
Umsatzwachstum
Das Umsatzwachstum nähert sich in der Berechnung vom kurzfristigen schrittweise an das langfristige Wachstum über 10 Jahre an.
- Umsatzwachstum zuletzt: 2% YoYYear-over-Year. Bezeichnet den Vergleich einer Kennzahl im Vergleich zum Vorjahr (bspw. Quartal 4 des aktuellen Jahres zu Q4 des Vorjahres). More, langfristig eher 9% p.a.
- Management-Prognose: Nike möchte mittelfristig eigentlich um ~10% wachsen, kurzfristig für 2024 wurden rund um ~5% in Aussicht gestellt (trotz Sondereffekten).
- Analystenerwartung: 4% in 2024, 8% in 2025 und Folgejahren
- Meine kurzfristige Annahme: 6% p.a.
- Meine langfristige Annahme: 6% p.a.
Nettomarge
Die Nettomarge liegt heute bei 10% und ist auch langfristig recht konstant. Nike selbst möchte die Margen weiter erhöhen, u.a. durch sinkende Liefer- und Logistikkosten, durch Technologie und durch höheren Anteil direkter und digitaler Verkäufe mit höherer Marge. Ich finde das nachvollziehbar, bin aber deshalb etwas skeptisch, weil Nike margenseitig schon zu den besten der Branche gehört. Hier nehme ich daher auch langfristig 10% an.
Bewertungsniveau
Heute ist die Aktie mit einem KGV von 33 bewertet. Der langfristige Durchschnitt, ohne Sondereffekte, liegt etwa bei 30. Auch in allen anderen Bewertungsmetriken liegt die Nike-Aktie heute unter dem historischen Durchschnitt.
Das KGV finde ich persönlich recht hoch, wenn das Wachstum nachlassen sollte. Ich gehe davon aus, dass die Aktie - basierend auf den anderen Annahmen - noch mit einem leicht überdurchschnittlichen KGV von 24 bewertet sein wird.
Sonstiges
Als Ausschüttungsquote nehme ich 80% des Nettogewinns an.
Meine Renditeerwartung
Renditerechner-Tool
Berechnung der Renditen in drei Szenarien. Erklärung hier. Zahlen in Heimatwährung. Aktienticker: NKE.
Status Quo » Die Zahlen heute
Zukunft » Annahmen zur Wertentwicklung
Die kurzfristigen Werte nähern sich über einen 10-Jahres-Horizont an die langfristigen an.
kurzfristig, in % Wie stark ist das Umsatzwachstum im nächsten Jahr?
langfristig, in % Wie hoch wird das Umsatzwachstum in 10 Jahren erwartet?
kurzfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz heute?
langfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz in 10 Jahren? Indikatoren: Heutige Nettomarge, EBIT-Marge & Free Cashflow Marge.
langfristig Wie hoch wird das Unternehmen in 10 Jahren - auch beruhend auf den anderen Annahmen - fair bewertet sein? Je stärker die Zahlen & das Geschäftsmodell, desto höher die mögliche Bewertung.
Keine Garantie für die Zukunft.
Fortgeschrittene Optionen einblenden +Die Scorecard
StrategyInvest Scorecard
Je Kategorie bis zu 25 Punkte. Insgesamt 20+ Kriterien.
Qualität
Profitabilität, Bilanz & Risiken
Geschäftsmodell
Burggraben, Alleinstellung & Preismacht
Wachstum
Umsatz, Gewinne & Rule of 40Die Rule of 40 berechnet sich aus der Summe von Umsatzwachstum und EBITDA-Marge (oder Free Cashflow Marge). Wenn der Wert über 40 liegt, gilt das als kapitaleffizientes Wachstum. More
Bewertung
KUV, KGV & weitere
Gesamtscore
Gut 🙂
Pro, Contra & Fazit: Aktie jetzt kaufen?
Checkliste
In jedem Fall gilt: Beachte die folgenden Punkte, bevor du diese oder eine andere Aktie kaufen solltest.
Es kann viele Gründe, eine Aktie spannend zu finden und kaufen zu wollen. Vor dem Kauf gibt es eine Handvoll Fragen, die du dir stellen solltest, um Enttäuschungen und Anfängerfehler zu vermeiden:
- Verstehst du das Geschäftsmodell?
- Hast du dich mit den Risiken des Unternehmens beschäftigt?
- Hast du dich mit den Risiken der Aktie beschäftigt?
- Passt die Aktie in dein Depot? (hinsichtlich Klumpenrisiken)
- Verstehst du, dass es beim Investieren nie um Garantien, sondern Wahrscheinlichkeiten geht - so auch bei dieser Analyse und jedem Aktienkauf?
Ausführliches Hintergrundwissen bekommst du in der Know-How Sektion und der Academy.
Mein Fazit
Nike ist ein starkes Unternehmen. Es hat eine langfristig etablierte Marke, die Bilanz ist sauber, es werden kontinuierlich Überschüsse erwirtschaftet und es erzielt durch operative Exzellenz hohe Margen.
Auf der anderen Seite: Der Inventarabbau hat hohe Priorität, sieht aber für mich noch etwas dürftig aus. Kurzfristig bleibt es ungemütlich, auch wenn die neueste Guidance positiv aussieht.
Schön ist, dass das heutige Bewertungsniveau unter dem langfristigen Durchschnitt liegt. Mich stören noch zwei Dinge: 1. Nike sieht angesichts des guten, aber nicht überragenden Wachstums mit einem historischen KGV von 30 recht teuer aus. 2. Wenn Nike schon vergleichsweise hohe Margen erzielt spricht das für die gute Arbeit, kann aber auch heißen, dass Margenrückgänge drohen oder der Spielraum nach oben begrenzt ist - womöglich begrenzter als Nike selbst es glaubt.
Prinzipiell lächelt die Nike-Aktie mich an: 40% Kursrückgang bei einem absoluten Qualitätsunternehmen. Für mich persönlich passt die Bewertung noch nicht ganz, bei deutlicher Erholung (die früher oder später kommen wird) oder noch weiter zurückgehendem Kurs finde ich die Aktie spannend. Langfristig mache ich mir um Nike wenig Sorgen.
Quellen
- Kennzahlen und Vergleiche in Tools wie Aktien.guide*, Koyfin* und Morningstar
- Investor Relations Bereich von Nike
- Nikes Ausblick bis 2025 aus Mitte 2021
- Geschäftsbericht 2023
- Jüngste Quartalsergebnisse aus Q1 2024 (in September '23 geendet)
- Earnings Call zu Q1 2024
- und viele weitere Beiträge, Artikel, Webseiten und eigene Gedanken