Nestlé ist der größte Lebensmittelkonzern der Welt. Den starken Zahlen und dem stabilen Geschäftsmodell steht ein angeschlagenes Image bei Endkunden gegenüber.
Fünf spannende Punkte zur Aktie, die ich hier vertiefe:
- Resilienz: Die Analyse des Kursverlaufs von Nestlé in Krisenzeiten zeigt eine große Stärke, auch jetzt wieder. Nestlé schafft es große Teile des inflationären Drucks selbst weiterzugeben.
- Dividendengigant: Seit 60 Jahren hat Nestlé die Dividende nicht gesenkt, seit 27 Jahren wurde die Dividende immer jährlich erhöht. Dazu kamen in den letzten Jahren signifikante Aktienrückkäufe.
- Optische Illusion? Nestlé hat heute nur ein KGV von 19. Aber: Das KGV täuscht. Es gibt einen profitablen Sondereffekt, der Nestlé günstiger aussehen lässt.
- Wachstum vorbei? Nestlé konnte den Gewinn in den letzten 10 Jahren verdoppeln, der Umsatz stagniert weitestgehend. Kann Nestlé überhaupt noch größer werden oder geht's nur noch darum, die Cash Cow zu melken?
- Ist Nestlé böse? Die Vorwürfe gegen Nestlé gibt es seit den 1970er-Jahren. Vor zehn Jahren entstanden weitere Dokus, die das befeuert haben. Seitdem investiert Nestlé viel, startet Initiativen und steht bei ESG-Ratings besonders gut dar. Ich stelle es gegenüber.
Finden wir also heraus, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte. Ist die Nestlé Aktie überbewertet? Oder kann man jetzt Nestlé Aktien kaufen, gerade in Zeiten der Inflation, und damit langfristig profitieren? Diesen Fragen werden wir uns hier nähern.
Die Analyse beruht u.a. auf folgenden Quellen & Einschätzungen:
Viel Spaß!
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Überblick, Entwicklung & Zahlencheck
Nestlé wurde 1866 gegründet und ist damit über 150 Jahre alt. Der Hauptsitz ist in der Schweiz. Es ist der größte Lebensmittelkonzern der Welt.
Nestlé hat zuletzt über 80 Mrd. CHF an Jahresumsatz erzielt und ist über 300 Mrd. CHF wert.
Der Aktienkurs zeigt eine enorm starke Entwicklung seit Jahrzehnten. Es gab Rückschläge, die im Vergleich zum Markt allerdings oft gering waren. Beispiele:
- Finanzkrise 2007 - 08: Der Markt verliert 50%, Nestlé nur 25%.
- März 2020: Markt -30%, Nestlé -17%
Achtung: In wenigen Tagen gibt es neue Quartalsergebnisse. Große Ausschläge erwarte ich nicht, wer auf Nummer sicher gehen will, wartet diese ab.
Zu Nestlé gehören heute über 2.000 Marken. Einige sind weltweit bekannt, andere nur lokal vertreten. Um einige zu nennen:
- Milka
- Smarties
- Nesquik
- Häagen-Dazs
- San Pellegrino
- Nescafé
- Maggi
- und unzählige weitere
Zahlencheck
In 2021 hat die Nestlé-Gruppe 87 Mrd. CHF Umsatz erzielt. Das sind 7,5% organisches Wachstum gegenüber 2020.
Die operative Gewinnmarge lag bei 14% (= 12 Mrd. CHF) und damit leicht unter dem Vorjahr. Der operative Cashflow liegt bei 14 Mrd. CHF, der Free Cashflow bei knapp 9 Mrd. CHF.
Über die letzten Quartale lag das über 2 Jahre gemittelte Wachstum, das Corona-Effekte besser ausgleicht, zwischen 3 und 6% pro Jahr. Aber: Der Umsatz lag 2020 und 2021 unter 2019er-Niveau.
Die offizielle Nettomarge, die Nestlé selbst nicht in den Vordergrund stellt, lag 2021 bei 19%, was deutlich über den 13% des 5-Jahres-Durchschnitts liegt. Das liegt vor allem an einem Sondereffekt: Dem Verkauf eines großen Teils der Beteiligung an L'Oréal. Nestlé besitzt noch 20,1% daran, die verkauften Anteile haben aber etwa 9 Mrd. CHF Gewinn erzielt. Später in der Renditeberechnung werde ich diesen Sondereffekt berücksichtigen.
Außerdem zahlt Nestlé kontinuierlich eine Dividende und hat diese in jedem der 27 letzten Jahre erhöht. Zuletzt lag sie bei 2,80 CHF je Aktie, was etwa einer Dividendenrendite von 2,5% beim aktuellen Kurs entspricht.
Dabei wurde in den letzten 15 Jahren ebenfalls ein wesentlicher Teil über Aktienrückkäufe an Aktionäre zurückgeführt.
Factsheet
Factsheet
Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). Zusatz 'e' = erwartet, 'YoY' = im Jahresvergleich.
Die Eckdaten
- Land: Schweiz
- Branche: Lebensmittel
- Marktkapitalisierung: 320 Mrd. CHF
- Umsatz: 87 Mrd. CHF
- Ergebnis: 17 Mrd. CHF (davon ~9 Mrd. als Sondereffekt durch L'Oréal Verkauf)
- Free Cashflow: 8,5 Mrd. CHF
Bewertung
- KUV: 3,7
- KGV: 19
- KGVe: 25
- KCV: 23
- PEG-Ratio: 4
Qualität & Wachstum
- Bruttomarge: 48% (5-Jahres-Durchschnitt: 50%)
- Operative Marge: 17% (5-Jahres-Durchschnitt: 17%)
- Nettomarge: 19% (5-Jahres-Durchschnitt: 13%)
- Umsatzwachstum: -2% p.a. seit 2019
Geschäftsmodell, Burggraben & Strategie
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht. Außerdem: Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?
Mechanismen des Geschäftsmodells
Nestlés Geschäftsmodell ist eines der simpleren, da wir alle es aus dem Supermarktregal kennen.
Die Umsätze sind recht breit über verschiedene Produktsegmente gestreut. Die drei größten Segmente:
- Getränke
- Tiernahrung
- Gesundheitslebensmittel
Aber auch die Segmente vorgekochter Gerichte, Milchprodukte und Eis, Süßigkeiten und Wasser werden bedient.
Gerade in Zeiten, wo Wechselkursschwankungen stärker sind, ist spannend, aus welchen Regionen die Erlöse kommen. Der amerikanische Raum macht dabei den größten Teil aus mit etwa 45% der Gesamtumsätze. 57% der Umsätze stammen aus Industrienationen, 43% aus Schwellen- und Entwicklungsländern. Insgesamt sind die Erlöse regional aber recht gut verteilt.
Kann Nestlé der Inflation trotzen?
Nestlé schafft es, die Preiserhöhungen zu großen Teilen an Kunden weiterzugeben. Der Großteil des eigenen Umsatzplus des letzten Quartals stammt aus Preiserhöhungen.
Im letzten Quartal lag das organische Wachstum bei 7,6%, wovon mit 5,2% der Großteil auf Preiserhöhungen zurückzuführen war.
Die Preiserhöhungen nehmen über die letzten Quartale mit der Inflation zu. Diese liegt noch etwas höher, eher bei 7 - 8%, aber wird zum Großteil durch Nestlé weitergegeben.
Marktanalyse & Konkurrenz
Der Markt hat einen entscheidenden Vorteil: Die Nachfrage ist immer da. Der Mensch (und auch Tiere) braucht Nahrung und Lebensmittel. Entsprechend ist es einer der wenigen Märkte, dessen Nachfrage ziemlich konstant ist, genauer gesagt mit der Weltbevölkerung wächst.
Gleichzeitig ist der Markt kein "Winner takes it all"-Markt, sondern einer, der immer aus zahlreichen unterschiedlichen Unternehmen und Marken besteht und bestehen wird.
Nestlé hat hier zwei komparative Vorteile und einen Nachteil gegenüber der Konkurrenz:
- Vorteil 1: Die Größe. Nestlé hat die größten Kapazitäten für Produktion, Forschung und Verhandlungsmacht.
- Vorteil 2: Nestlé hat ein starkes Markenportfolio.
- Nachteil: Nestlé selbst als dahinterstehender Konzern hat wohl das schlechteste Image aller Lebensmittelkonzerne.
Ein kleiner Vergleich von drei großen Lebensmittelkonzernen:
- Nestlé: 320 Mrd. CHF wert. KGV = 19, KCV = 23, KGVe = 25.
- Unilever: 120 Mrd. USD wert. KGV = 20, KCV = 15, KGVe = 17.
- Mondelez: 85 Mrd. USD wert. KGV = 21, KCV = 20, KGVe = 21.
Nestlé ist tendenziell leicht teurer bewertet. Gründe dafür könnte der Standort in der Schweiz sein. Die Gewinnmargen sind bereinigt ähnlich, das Wachstum ebenfalls, wobei Nestlé tendenziell am wenigsten im Umsatz gewachsen ist.
Ist Nestlé böse?
Nestlé ist wohl einer der umstrittensten Konzerne und selbst Nicht-Börsianer haben oft direkt eine negative Assoziation zum Unternehmen. Das hat tatsächlich auch Auswirkungen auf das Unternehmen selbst, auf die ich gleich eingehe.
Ich will für niemanden entscheiden, ob Nestlé jetzt gut oder böse ist, ob jeder Vorwurf stimmt und ob das bei der eigenen Anlagestrategie eine Rolle spielt oder nicht. Ich möchte aber kurz aufzeigen, was die zentralen Vorwürfe, aber auch Gegendarstellungen sind.
Die Vorwürfe
Die Liste der Vorwürfe ist lang. Viele davon betreffen einzelne Regionen, Epochen und Segmente. Einige Vorwürfe sind auch nicht exklusiv bei Nestlé vorzufinden, sondern in gesamten Branchen (bspw. beim Kakao-Anbau). Ein kurzer und nicht-vollständiger Überblick:
- Aggressive Vermarktung von Säuglingsnahrung in Entwicklungsländern in den 1970er- und 80er Jahren
- Kinder- und Zwangsarbeit beim Kakao-Anbau
- Illegale Preisabsprachen, u.a. mit Kraft Heinz
- Regenwaldzerstörung durch Palmöl-Beschaffung
- Trinkwasser-Debatten, bei denen zu Lasten der ortsansässigen Bevölkerung Wasser abgepumpt und verkauft wird. Dazu gibt es eigene Dokus, wie "Bottled Life", aber auch Gegendarstellungen von Nestlé.
Nestlés Initiativen
Nestlé veröffentlicht eigene Versprechen und misst das Erreichen dieser, ist demnach bei allen Zielen auf Kurs:
- Emissionsausstoß schrittweise reduzieren. 50% bis 2025, 100% bis 2050.
- Lieferketten ohne Abrodung von Wäldern für Fleisch, Palmöl, Papier, Soja etc. bis Ende 2022
- Plastikverpackungen um ein Drittel bis 2025 reduzieren
- 30% der Führungspositionen mit Frauen besetzen bis 2022
ESG-Rating
MSCI bewertet Nestlé seit 2017 mit AA, was die zweitbeste Note ist. Damit ist Nestlé innerhalb der börsennotierten Lebensmittelkonzerne in der Gruppe der 80 - 95% besten Werte.
Der größte Kritikpunkt: "Corporate Behaviour", in welchem u.a. Prüfung vom Verhalten von Managern, Geldwäsche, Lobbyismus und andere Dinge summiert werden. In den anderen Punkten steht Nestlé demnach durchschnittlich bis überdurchschnittlich dar.
Auch ESG-Ratings können auseinandergehen und sind keine absolute Wahrheit. Im Optimalfall geben sie aber anhand einer standardisierten Messmethode vergleichbare Einblicke, abseits medialer Berichterstattung.
Weiterführende Links
Wie gesagt: Jeder muss am Ende selbst beurteilen, ob und wie das eine Rolle beim Investieren spielt. Wer Nestlé verstehen will, muss diese Punkte allerdings kennen.
Ich glaube:
- Kein Unternehmen solcher Größe im Lebensmittelbereich, mit zahlreichen Tochterunternehmen und Aktivität in weniger entwickelten und korrupteren Regionen, ist kritik- und skandalfrei. Nestlé hat über 270.000 Mitarbeiter und es kann immer wieder zu Fehlverhalten kommen. Kritisch finde ich es dann, wenn es direkt oder indirekt befeuert oder nicht bekämpft wird.
- Kein Unternehmen hat dabei so viele Schlagzeilen produziert wie Nestlé. Das wurde wohl auch zentral durch Dokumentationen zu Trinkwasser-Skandalen angetrieben.
- Viele kennen die Vorwürfe, kaum jemand kennt die Gegendarstellung von Nestlé. Vor einem abschließenden Bild sollte man sich diese zumindest anschauen.
- Die Vorwürfe haben reale Auswirkungen auf Nestlés Geschäft: Boykotte, schwierige Akquisitionen (wie der Kauf von Ankerkraut gezeigt hat), höhere Löhne als Entschädigung für das Reputationsrisiko der Mitarbeiter.
Wer es weiter vertiefen will:
Strategie & Chancen
Inflation: Kurzfristig liegt der Fokus auf den aktuellen Herausforderungen, vor allem Lieferengpässen und der Inflation.
Portfolio-Transformation: Nestlé konzentriert sich verstärkt auf Segmente mit hohem Wachstum, die auf die Bereiche Nahrungsergänzung, Gesundheit und Wellness einzahlen. Auch in Kaffee und Tiernahrung soll investiert werden.
Beyond portfolio transformation, we are investing in research and development (R&D) to make our portfolio more nutritious, delicious and sustainable. We have increased capital expenditure to support our fast-growing categories – particularly coffee and pet care – to meet future demand.
Pflanzenbasierte Nahrung wird ebenfalls fokussiert, vor allem die eigene Marke Garden Gourmet. Diese hat 2021 800 Mio. CHF umgesetzt und ist um 17% gegenüber dem Vorjahr gewachsen.
Nestlé nennt noch viele weitere Initiativen im Geschäftsbericht. Ich würde es so zusammenfassen:
- Operativ wird in jedem Produktsegment nach Wachstumsmöglichkeiten, sowohl organisch als auch durch Akquisitionen, geschaut.
- Alle Produktsegmente sollen hinsichtlich ihrer Lieferkette und ihres CO2-Fußabdrucks geprüft und optimiert werden.
- Neue Wachstumssegmente wie der Gesundheits-, Haustier- und pflanzenbasierte Bereich werden fokussiert.
Was passiert unter der Motorhaube?
Digitalisierung. Nestlé möchte mehr Daten nutzen, mit Technologie effizienter werden und - natürlich - auch künstliche Intelligenz einsetzen. Um ehrlich zu sein: Das ist gut, heute aber Standard.
Interessanter ist der Ausbau des E-Commerce Geschäfts. 14% der Gruppenumsätze werden über Onlineshops erzielt. Hier kann Nestlé tatsächlich Vorteile durch die eigene Skalierung erzielen. Gleichzeitig diversifiziert es das Geschäftsmodell, wie die Pandemie gezeigt hat.
Shared Value statt Shareholder Value. Nestlé möchte nicht nur Aktionäre profitieren lassen, sondern auch die Gesellschaft. Das finde ich gut, offensichtlich muss Nestlé natürlich aber so aus PR-Sicht kommunizieren und ob das so umgesetzt wird, ist dann die andere Frage.
“Creating Shared Value has always been fundamental to the way we do business at Nestlé. We have long believed that our company can only be successful in the long term by creating value for both our shareholders and society.”
Dazu gehört auch an den ESG-Zielen zu arbeiten, beispielsweise auch 1,2 Mrd. CHF bis 2025 in regenerative Agrarwirtschaft zu investieren.
Meine Bewertung des Geschäftsmodells
Ein starkes Geschäftsmodell ermöglicht Wachstum, einen Burggraben und damit Differenzierbarkeit von der Konkurrenz, höhere Gewinnmargen und Preismacht.
Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt's hier und hier.
Geschäftsmodell-Bewertung
Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In
Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?
Es gibt keine richtigen Abo-Umsätze, allerdings sind Lebensmittel offensichtlich ein wiederkehrender Bedarf. Kunden können also jederzeit auch andere Marken wählen, brauchen aber prinzipiell immer Lebensmittel - und damit in der Regel auch Nestlé-Produkte.
Netzwerkeffekte
Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?
Keine.
Skaleneffekte (Economies of Scale)
Wird das Geschäftsmodell mit zunehmender Größe widerstandsfähiger? Wachsen Umsätze stärker als Kosten?
Sind enorm stark. Als weltgrößter Lebensmittelkonzern hat Nestlé die größten Produktionskapazitäten, kann in Forschung investieren und die eigene Macht bei Verhandlungen nutzen.
Proprietäre Technologie
Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?
Es gibt sicherlich einige Patente oder Rezepturen, die einzigartiger sind. Der Großteil ist in meinen Augen aber austauschbar und keine Geheimrezeptur.
Marke (Branding)
Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das Geschäftsmodell nach vorne bringt?
Dieser Punkt hat zwei Seiten: Einerseits sind die eigenen Marken die große Stärke von Nestlé. Sie haben Bekanntheit und erlauben einen Preisaufschlag gegenüber No-Name-Produkten. Auf der anderen Seite ist Nestlé selbst als Marke problembehaftet und führt zu Nachteilen.
Geschäftsmodell-Bewertung: 12 / 25
SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken
Bewerten wir nun das Geschäftsmodell und schauen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen.
Stärken
Fassen wir die Stärken zusammen, die wir im Geschäftsmodell identifizieren konnten.
Schwächen
Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Fassen wir die Schwachstellen des Unternehmens zusammen.
Chancen
Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?
Bedrohungen
Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine schwächelnde Wirtschaft, operative Fehlentscheidungen, politische Eingriffe und andere. Hier geht's nun viel mehr darum: Was könnte speziell das hier gezeigte Geschäftsmodell gefährden oder das Wachstum hemmen?
Aktienbewertung & Investment-These
Wir haben uns jetzt ein umfangreiches Bild des Unternehmens verschafft. Schauen wir abschließend auf die Aktie, bringen Qualität und Bewertung zusammen und ziehen ein Fazit.
Finanzielle Ziele
Nestlé peilt langfristig ein mittleres, einstelliges Umsatzwachstum an.
Sustaining mid single-digit organic sales growth
Our success is built on maintaining a diversified portfolio, both in terms of geography and category. Our agility in changing environments and cultivation of our high-quality global, regional and local brands contribute to long-term financial performance. Our objective is to sustain a mid single-digit organic growth rate through rapid innovation, market share gains and portfolio management.
Renditeerwartung & fairer Wert
Berechnen wir nun die zu erwartende Rendite. Kann ich diese hellsehen? Nein (alle Versuche sind bisher zumindest gescheitert). Ich kann aber das Chance-Risiko-Verhältnis auf Basis der Analyse abschätzen und in Zahlen gießen, die sich gut interpretieren lassen.
Dafür kalkuliere ich drei Szenarien: Ein pessimistisches, ein optimistisches und das Szenario, das ich im Mittel erwarte. Ausreißer nach unten und oben sind naturgemäß auch immer möglich.
worst case
pessimistisch
erwartet
optimistisch
best case
Für die Ermittlung des fairen Werts (alle Erläuterungen dazu über diesen Link) habe ich im mittleren Szenario folgende Annahmen über einen Zeithorizont von 10 Jahren getroffen:
Umsatzwachstum
Das Umsatzwachstum nähert sich in der Berechnung vom kurzfristigen schrittweise an das langfristige Wachstum über 10 Jahre an.
- Umsatzwachstum zuletzt: -1% jährlich, langfristig stagniert der Umsatz weitestgehend, der Gewinn konnte langfristig um etwa 5% pro Jahr gesteigert werden
- Prognose: Mittleres einstelliges Wachstum, also etwa ~5%
- Analystenerwartung: 2,5% in 2022, 5% in 2023
- Meine kurzfristige Annahme: 4% pro Jahr. Nestlé kann Preissteigerungen weitergeben.
- Meine langfristige Annahme: 2% pro Jahr, also quasi entsprechend des Wirtschaftswachstums. Der langfristige Trend zeigt eher eine Stagnation, einige Chancen können das Wachstum leicht heben.
Nettomarge
Die Nettomarge liegt heute bei 18% und liegt damit deutlich über dem Durchschnitt der letzten Jahre von 13% und auch über den Werten der Konkurrenz, bspw. Mondelez (14%) und Unilever (12%). Der Wert liegt aktuell auch ausnahmsweise über der operativen Marge von 17%, was durch den Sondereffekt des L'Oréal Verkaufs zu erklären ist. Bereinigt liegen die Konzerne etwa gleich auf. Dass das KGVe etwa 25% über dem KGV liegt, zeigt, dass auch Analysten einen Rückgang der Nettomarge erwarten.
Hier gehe ich daher kurz- und langfristig von 13% Nettomarge aus. Außerdem gehe ich von einer Ausschüttungsquote, also Verhältnis von Dividenden und Aktienrückkäufen zu Gewinn, von 70% aus.
Bewertungsniveau
Heute ist die Aktie mit einem KGV von 19 und einem KGVe von 24 bewertet. Ich gehe davon aus, dass die Aktie - basierend auf den anderen Annahmen - noch mit einem leicht überdurchschnittlichen KGV von 20 bewertet sein wird. Grund dafür ist vor allem die Stabilität des Geschäfts, die auch in der Vergangenheit ein Premium gerechtfertigt hat.
Meine Renditeerwartung
Renditerechner-Tool
Berechnung der Renditen in drei Szenarien. Erklärung hier. Zahlen in Heimatwährung. Aktienticker: NESN.
Status Quo » Die Zahlen heute
Zukunft » Annahmen zur Wertentwicklung
Die kurzfristigen Werte nähern sich über einen 10-Jahres-Horizont an die langfristigen an.
kurzfristig, in % Wie stark ist das Umsatzwachstum im nächsten Jahr?
langfristig, in % Wie hoch wird das Umsatzwachstum in 10 Jahren erwartet?
kurzfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz heute?
langfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz in 10 Jahren? Indikatoren: Heutige Nettomarge, EBIT-Marge & Free Cashflow Marge.
langfristig Wie hoch wird das Unternehmen in 10 Jahren - auch beruhend auf den anderen Annahmen - fair bewertet sein? Je stärker die Zahlen & das Geschäftsmodell, desto höher die mögliche Bewertung.
Keine Garantie für die Zukunft.
Fortgeschrittene Optionen einblenden +Die Scorecard
StrategyInvest Scorecard
Je Kategorie bis zu 25 Punkte. Insgesamt 20+ Kriterien.
Qualität
Profitabilität, Bilanz & Risiken
Geschäftsmodell
Burggraben, Alleinstellung & Preismacht
Wachstum
Umsatz, Gewinne & Rule of 40Die Rule of 40 berechnet sich aus der Summe von Umsatzwachstum und EBITDA-Marge (oder Free Cashflow Marge). Wenn der Wert über 40 liegt, gilt das als kapitaleffizientes Wachstum. More
Bewertung
KUV, KGV & weitere
Gesamtscore
Gut 🙂
Pro, Contra & Fazit: Aktie jetzt kaufen?
Pro
Contra
Mein Fazit
Positiv erstaunlich finde ich die Krisenresistenz von Nestlé. Es ist selten, dass ein Aktienunternehmen allein die Schwankungen des Marktes über eine so lange Zeit etwa halbiert und damit bedeutend Abwärtsrisiko senkt.
Aber: Mir ist die Aktie aktuell zu teuer. Der L'Oréal Verkauf hübscht das Bild auf, ist aber ein Sondereffekt, der nur zu einem optisch günstigen KGV führt.
Die Aktie ähnelt für mich eher einem Zinsersatz: Die Erträge sind stabil, ziemlich sicher und die Kursschwankungen überschaubar. Selbst in unsicheren Zeiten muss man sich über das Investment wenig Sorgen machen. Die Chance nach oben ist aber auch limitiert - oder würde nur dann entstehen, wenn es einen besonders günstigen Einstiegszeitpunkt gibt, den ich aktuell nicht sehe.