McDonald's ist ein simples Produkt, das zu einer grandiosen Börsenstory geführt hat. Heute ist das Unternehmen profitabel wie nie, aber die wenigsten wissen, was wirklich im Unternehmen steckt - denn gerade die Bilanz offenbart Eigenartiges.
- 📈 Ungebrochene Erfolgsstory: Ungeachtet der Skepsis, die vielleicht den persönlichen Konsum bei McDonald's betrifft, steht die Aktie fast am Allzeithoch. Auch in der inflationären Phase konnte man die Preissteigerungen weitergeben, wachsen und profitabel wirtschaften.
- 💰 Reiche Aktionäre: Wer vor 20 Jahren in McDonald's investiert hätte, hätte sein Vermögen mehr als ver-20-facht. Das zeigt, dass es keine spektakulären Ideen braucht, um erfolgreich anzulegen.
- 🏢 Immobiliengigant: Jeder sieht McDonald's als Fast Food Unternehmen. Dabei könnte das nur Mittel zum Zweck sein, nämlich dem Anhäufen eines riesigen, verborgenen Immobilienenvermögens.
- ⚠️ Negatives Eigenkapital: In der Bilanz von McDonald's sehen wir ein negatives Eigenkapital. Das ist der Kapitalallokation von McDonald's geschuldet und verdient einen besonderen Blick.
- 🌱 Konkurrenz & Ernährungswandel: Mittlerweile gibt es immer mehr Systemgastronomie-Unternehmen, auch an der Börse. Die Konkurrenz nimmt zu, irgendwann könnte der Markt gesättigt sein, womöglich auch durch einen Wandel hin zu gesünderer Ernährung. Ein Risiko?
Du erfährst in dieser Analyse, ob sich eine Investition lohnen könnte, ob die Aktie überbewertet ist oder man die Aktie jetzt kaufen kann, um langfristig zu profitieren. Konkret geht es um:
Die Analyse beruht auf aktuellsten Kennzahlen, dem Jahresbericht, der Investorenpräsentation, den letzten Earnings Calls, Einschätzungen von Marktexperten, Aussagen der Führungsebene und mehr. Viel Spaß!
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Überblick & Investment-These
McDonalds wurde offiziell 1954 gegründet. Davor existierte der Vorläufer, der von Richard und Maurice McDonald gegründet wurde, bevor Ray Croc den Brüdern das Konzern abkaufte und seine Expansion startete.
- 1954: Gründung
- 1965: Börsengang
- 1967 gab es die ersten Restaurants außerhalb der USA in Kanada und Puerto Rico
- 1968 wurde der Big Mac erfunden
- 1971 eröffnete das erste McDonald's Restaurant Europas in München
- 1975 eröffnete der erste McDrive
- 1986 wurde der Big Mac Index ins Leben gerufen, der seitdem durch die weltweit identischen Abläufe und Rohstoffe eine hervorragende Vergleichbarkeit von Preisniveaus liefert
- 1993 eröffnete das erste McCafé
- 1994 gab's in deutschen McDonald's auch Frühstück
- 2004 kamen Salate und Fruchtjoghurts ins Sortiment
- 2015 war der Startschuss für digitale Bestell- und Küchensysteme, die man heute fast überall findet
- 2017 startete der eigene Lieferdienst in Deutschland
Die reichen McDonald's Aktionäre
Es ist gar nicht so einfach zu berechnen, wie vermögend jemand heute wäre, der zum Börsengang für 1.000$ McDonald's Aktien gekauft hätte, da es viele Aktiensplits und Dividenden gab und auch Steuern nicht berücksichtigt werden können.
Meine Näherung: Für 1.000$ hätte man damals 44 Aktien bekommen. Durch zahlreiche Aktiensplits wären es heute 729 mal so viele. Eine Aktie liegt heute bei ca. 280$. Das macht ein Vermögen von knapp 9 Mio. US-Dollar.
Darin sind Dividenden nicht berücksichtigt, die McDonald's seit 1976 auszahlt.
Vom 25. August 2003 bis zum selben Tag 2023 hat die Aktie 13,6% jährliche Durchschnittsrendite erzielt. Das klingt stark, aber nicht utopisch viel - und machte aus 1.000$ stolze 12.700$. Wenn die Dividenden immer reinvestiert worden wären, wären es sogar 20.500$ gewesen. Das Vermögen hätte sich also in den letzten 20 Jahren mehr als ver-20-facht.
Gleich schaue ich genauer, worin diese Erfolgsstory für Aktionäre begründet liegt.
Der Aktienkurs steht heute nahe des Allzeithochs und zeigt eine jahre- und jahrzehntelang steigende Tendenz. Aber: Auch eine Durststrecke Anfang der 2000er-Jahre ist zu erkennen, deren Höchststände erst nach 10 Jahren wieder erreicht wurden.
Auf üblichen Charts sieht es meist so aus, als wäre der Hauptzuwachs zuletzt geschehen. Der logarithmische Chart zeigt die prozentuale Veränderung und auch, dass der Kurszuwachs recht gleichmäßig entstand und die Jahrtausendwende tatsächlich der erste große Rückschlag seit langem war.
Investment-These
McDonald's ist eine langweilige, aber stetig wachsende, profitable Aktie. Die Marke ist weltweit bekannt, es besitzt ein großes Immobilienvermögen und es gibt kaum Disruptionspotenzial. Das kann auch eine höhere Bewertung rechtfertigen.
Eine These steht am Anfang einer Investment-Idee. Schauen wir jetzt, ob sie aufgehen könnte.
Geschäftsmodell, Markt & Burggraben
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht. Außerdem: Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?
Die 5 Erfolgsfaktoren des Geschäftsmodells
Meist sind bei großen Unternehmen irgendwann die Gründungsgeschichten bekannt, nicht aber die - manchmal verborgenen - Faktoren, die ein Unternehmen von einer erfolgreichen Gründung wirklich zu einem Weltkonzern gemacht haben.
#1 Franchise
McDonald's hat früh auf ein Franchise-Konzept gesetzt. Es hat also nicht nur selbst Restaurants eröffnet, sondern das Konzept an Partner lizensiert, die wiederum den Betrieb umgesetzt haben. In der Regel wird dafür eine einmalige Gebühr sowie eine laufende Umsatzbeteiligung fällig, die McDonald's erhält. Dafür gibt McDonald's das Konzept, die Marke und die Expertise.
Mit diesem Franchise-Konzept gibt man Kontrolle ab. Auf der anderen Seite ermöglicht es viel schnelleres Wachstum, für welches man selbst außerdem weniger Kapital braucht, da die Franchisenehmer hier ebenfalls investieren.
Der Umsatz für McDonald's ist dann langfristig aus Franchise-Filialen geringer als aus selbstverwalteten, dafür ist die Gewinnmarge auf diesen Umsatz höher. Über die letzten Jahre ist der Anteil der Franchise-Filialen gestiegen, was auch erklärt, warum der Gewinn stärker gewachsen ist als der Umsatz. Das ist bei der Zahlenbewertung wichtig zu verstehen.
Das lässt sich gut in der GuV des jüngsten Quartalsberichts Q2 '23 erkennen: Die Franchise-Filialen haben im ersten Halbjahr 2023 7,5 Mrd. Dollar Umsatz erzielt bei operativen Kosten von 1,2 Mrd. Dollar, die selbstbetriebenen 4,7 Mrd. Dollar Umsatz bei operativen Kosten von 4 Mrd. Dollar.
McDonald's gibt also etwas Gewinnmarge ab, spart dadurch aber Zeit und Investitionskapital. Im Optimalfall kann der Franchise-Nehmer es auch besser managen als der Konzern selbst, im Worst Case gibt McDonald's zu viel Kontrolle ab und verwässert das eigene Konzept, auf das die Kunden sich verlassen.
#2 Simples, skalierbares Konzept
Heute ist klar, dass wir überall Burger kaufen können. Früher war das nicht so normal.
Es ist eines der erfolgreichsten Export-Produkte aus Amerika, dazu noch ein ziemlich simples. Schon seit 1968 gibt es den Big Mac, der seitdem immer mal wieder leicht angepasst wurde. Das Sortiment wurde ergänzt, aber im Prinzip ist das Konzept ähnlich wie vor 50 Jahren.
Das Sortiment aus Burgern, Pommes und Milchshakes scheint die Geschmacksnerven der ganzen Welt zu treffen. Auch die Rohstoffe dafür gibt es fast überall.
Als das Konzept in den USA funktioniert hat, musste es im Ausland getestet werden. Auch da hat es funktioniert. Ab da war die Aufgabe klar: Das bestehende Konzept einfach nur weiter ausrollen und verbreiten.
#3 Brand
Ich glaube, dass die Hauptaufgabe für McDonald's aus Marketing besteht und es deutlich wichtiger ist als all die leichten Produktinnovationen, die wir gesehen haben.
McDonald's ist heute weltweit bekannt. Egal, wo wir hingehen, verlassen wir uns auf ein gleiches Kunden- und Geschmackserlebnis.
McDonald's hat sich auch früh auf Kinder und Familien konzentriert. Statt Spielautomaten, die zwar Geld bringen, aber Familien abschrecken würden, gibt es Rutschen und Spielfiguren in Happy Meals.
Ronald McDonald ist eine der bekanntesten Werbefiguren der Welt. Bei Kindern gilt sie als zweitbekannteste Figur, direkt nach Santa Claus, also dem Weihnachtsmann. Die Zeitschrift Advertising Age bezeichnet sie als zweiterfolgreichste Werbefigur des 20. Jahrhunderts nach dem Marlboro-Mann.
Auch das große M als Logo ist weltweit bekannt. Jeder weiß sofort, wenn er es sieht, dass hier eine Filiale von McDonald's ist und was ihn dort erwartet, egal wo auf der Welt. Das ist die Macht der Marke.
Die Kehrseite entsteht dann, wenn es Kritik gibt. McDonald's ist keineswegs nur beliebt, vielleicht sogar in Teilen verpönt, da es für ungesunde Ernährung steht. Auch das sind Assoziationen, die die Marke weckt.
#4 Immobilienkonzern
Deutlich versteckter als die Marke ist das, was McDonald's im Hintergrund finanziell macht. Denn es hat früh angefangen, die Immobilien, in denen die Filialen betrieben werden, selbst zu besitzen und auch selbst zu bauen.
So gesehen verkauft McDonald's nicht nur das Franchise-Konzept an die Franchise-Nehmer, sondern vermietet ihnen auch direkt die passende Immobilie und erzielt dadurch Mieteinnahmen.
Die Bilanzsumme liegt bei 50 Mrd. Dollar, das ist also das Gesamtvermögen von McDonald's. Der Bereich "Property and equipment" macht davon allein 41 Mrd. Dollar aus, wobei darin auch 17 Mrd. Dollar Abschreibungen verbucht sind - mehr dazu gleich im Zahlencheck.
#5 Kapitalallokation
Eine weitere Komponente im Hintergrund ist die Kapitalallokation, also die Frage: Was macht McDonald's mit den hohen und konstanten Überschüssen?
Ein Teil wurde reinvestiert. Durch den Franchise-Ansatz war das aber weniger kapitalintensiv.
Seit 1976 zahlt es jedes Jahr eine Dividende aus, also seit fast 50 Jahren. In den 46 Jahren wurde die Dividende in jedem Jahr erhöht. Das macht es zu einem der stärksten Dividendenzahler, was die Rendite für Aktionäre gesteigert hat. Aktuell liegt die Dividendenrendite bei 2%.
Eine andere Komponente ist das Rückkaufen eigener Aktien. Seit mehr als einem Jahrzehnt setzt McDonald's das um, mit Ausnahme der Covid-Jahre 2020 und 2021 jeweils durchschnittlich im einstelligen Milliardenbereich. Im ersten Halbjahr 2023 wurden so gegenüber dem Vorjahr die ausstehenden Aktien um 1% reduziert. Bedeutet: Jedem Aktionär gehört nun 1% mehr am Unternehmen.
Von 2005 bis 2014 wurden 29,4 Mrd. Dollar in Aktienrückkäufe investiert, 22,1 Mrd. Dollar in Dividenden.
In 2022 wurden insgesamt 8 Mrd. Dollar an Aktionäre zurückgeführt, aber auch 1,5 Mrd. Dollar an Schulden aufgenommen. In Bezug zur Marktkapitalisierung macht das unterm Strich 3,5% aus, im Verhältnis zum Gewinn sogar über 100% (wohl durch Nachholeffekte, da 2020 und 2021 eher weniger ausgeschüttet wurde).
Diese Aktienrückkäufe wurden sogar so lange durchgeführt, dass es nun ein negatives Eigenkapital von -6 Mrd. Dollar in der Bilanz gibt. Mehr dazu gleich im Zahlencheck.
Überstandene Krisen
McDonald's Entwicklung war nicht immer nur ein rosiges Bergauf. Von 1999 bis 2003 ist der Aktienkurs um 70% abgestürzt. In dem Zeitraum ist der Umsatz zwar noch leicht gestiegen, das Nettoergebnis aber eher stagniert und hatte sogar auf Quartalsbasis erstmals nach langer Zeit wieder einen Verlust.
Insgesamt war das Wachstum gering, man sah keine große Preissetzungsmacht und die Marke war immer angekratzter. Dadurch gab es die Multiple Compression, also ein Absinken des Bewertungsniveaus.
McDonald's hat gegengesteuert: Neue Marketingkampagne ("Ich liebe es!"), Einführung von gesünderen Produkten und mehr.
Auch 2015 gab es immer wieder Kritik: Die Aktie steigt nur durch Aktienrückkäufe und erzielt Rendite durch Dividenden (Harvard Business Review), "steht mit dem Rücken zur Wand" (Manager Magazin) durch mehr Konkurrenz und ein rückläufiges operatives Ergebnis.
Marktanalyse & Konkurrenz
Konkurrenz hat McDonald's schon immer gehabt: Recht früh durch Burger King, mittlerweile durch viele andere Ketten. McDonald's ist allerdings mit Abstand die umsatzstärkste.
- Burger King: Ziemlich vergleichbar zu McDonald's, gehört zur börsennotierten Gesellschaft Restaurant Brand Internationals.
- Wendy's: Ebenfalls ziemlich vergleichbares Konzept zu McDonald's und auch als Wendy's International börsennotiert.
- Five Guys: Fast-Food-Kette mit Burgern, Pommes und Hotdogs
- Shake Shack: Fast-Food-Kette mit Burgern, Pommes, Hotdogs, Chicken und mehr
- Subway: Sandwiches, zeitweise die zweitgrößte Restaurantkette der Welt. Kürzlich an einen Finanzinvestor verkauft.
- KFC: Fast-Food-Kette mit Fokus auf Chicken
Nachfolgend ein kleiner Zahlenvergleich. Beachten: Durch McDonald's Franchise-Konzept ist der Umsatz niedriger, dadurch das KUV höher, die Gewinnmarge aber auch. Das zeigt die Schwierigkeit der Unternehmensvergleiche in diesen Fällen.
Header | McDonald's | RBI (Burger King) | Wendy's |
---|---|---|---|
Marktkapitalisierung | 205 Mrd. $ | 21 Mrd. $ | 4 Mrd. $ |
KUV | 8,5 | 3 | 2 |
KGVe | 25 | 23 | 18 |
2,5% | 11% | 10% | |
46% | 31% | 18% |
Meine Bewertung des Geschäftsmodells
Ein starkes Geschäftsmodell ermöglicht Wachstum, einen Burggraben und damit Differenzierbarkeit von der Konkurrenz, höhere Gewinnmargen und Preismacht.
Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt's hier und hier.
Geschäftsmodell-Bewertung
Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In
Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?
Zwar gibt es keine klassischen Abo-Umsätze und Kunden könnten jederzeit wechseln. Das ist aber ein sehr theoretisches Szenario. In der Praxis muss immer gegessen und getrunken werden, McDonald's ist weltweit aktiv und so haben Umsätze kurzfristig eine hohe Planbarkeit.
Netzwerkeffekte
Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?
Keine.
Skaleneffekte (Economies of Scale)
Wird das Geschäftsmodell mit zunehmender Größe widerstandsfähiger? Wachsen Umsätze stärker als Kosten?
McDonald's hat durch die Skaleneffekte große Verhandlungsmacht bei Lieferanten und kann problemlos neue Technologien oder digitale Systeme einführen.
Proprietäre Technologie
Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?
Zwar sind die Rezepte geheim, aber niemand würde wohl behaupten, dass McDonald's einzigartig leckere Burger kreiert hat. Die Stärken sind andere.
Marke (Branding)
Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das Geschäftsmodell nach vorne bringt?
Die Marke ist eine der weltweit bekanntesten. Einziger Kritikpunkt: Sie ist nicht nur positiv besetzt.
Geschäftsmodell-Bewertung: 15 / 25
Zahlencheck
Ertragsentwicklung & Wachstum
Der Umsatz ist von 1995 bis 2008 durchgehend mit 5 - 10% pro Jahr gewachsen. Anschließend wurde er durch den Wandel zum Franchise-Modell eher konstant gehalten bzw. hat sogar leicht verloren.
Der Blick aufs operative Ergebnis zeigt aber, worum es hier wirklich geht. Der Überschuss konnte immer weiter gesteigert werden. In den letzten 10 Jahren stieg das operative Ergebnis um 3% jährlich, 2022 um 5%.
Im aktuellsten Quartal (Q2 '23) stieg der Umsatz auf vergleichbarer Basis um 12%. Das operative Ergebnis stieg um 81%, was vor allem daran liegt, dass das Vorjahr durch das geschlossene Russland-Geschäft schlechter aussah. Um Sondereffekte bereinigt stieg das operative Ergebnis um 21%.
Die Ausgaben für Generelles & Administratives sind von 2014 bis 2019 schrittweise gefallen und haben so 1 Prozentpunkt an operativer Marge freigegeben, gleichzeitig konnte mehr Geld in Technologie investiert werden, was vorher für das operative Geschäft benötigt wurde.
Wie groß ist das Immobilienvermögen?
In der Bilanz stehen 41 Mrd. US-Dollar an Immobilienvermögen. Knapp 7 Mrd. Dollar entfallen auf Grundstücke, 31 Mrd. Dollar aus Bebauungen auf eigenen und fremden Grundstücken, 2,5 Mrd. Dollar aus Ausrüstung.
Durch 17 Mrd. Dollar an Abschreibungen auf das Vermögen beträgt das Nettovermögen offiziell 23,8 Mrd. Dollar. In den letzten Jahren wurden jeweils etwa 1,5 Mrd. Dollar abgeschrieben, was basierend auf dem Nettovermögen ca. 6% pro Jahr ausmacht.
Schwer zu sagen, ob das realistisch ist. Gerade in den letzten Jahren und Jahrzehnten sind Immobilien- und Grundstückspreise eher gestiegen. Ich würde vermuten, dass die Bilanz dadurch das Immobilienvermögen tendenziell zu niedrig ausweist.
Negatives Eigenkapital?
Normalerweise wäre ein negatives Eigenkapital, das durch angehäufte Verluste entsteht, ein großes Warnsignal. Das hieße, es gibt nichts mehr zu liquidieren. Das ist bei McDonald's nicht der Fall und deshalb ist es auch weniger problematisch, es macht so eine Bilanzanalyse aber etwas komplizierter.
Denn Aktienrückkäufe haben einen nicht wirklich intuitiven Effekt: Sie senken das Eigenkapital. Es gibt unterschiedliche Methoden des Verbuchens, de facto wird allerdings Cash ausgegeben, die gekauften Aktien tauchen aber nicht in der Bilanz auf, sodass nur ein vermögensverringernder Effekt in der Bilanz und im Cashflow-Statement zu sehen ist.
McDonald's hat dadurch zuletzt, ähnlich wie Starbucks, ein negatives Eigenkapital von -6 Mrd. Dollar ausgewiesen. Der negative Effekt durch zurückgekaufte Aktien liegt allerdings bei -71,6 Mrd. Dollar.
McDonald's tauscht letztendlich das eigene Cash gegen eigene Aktien. Das ist super, so lange die Aktie steigt, da es das Vermögen der Aktionäre umso mehr steigert. Wenn sich herausstellen sollte, dass die Aktien eigentlich viel weniger wert sind, wird dadurch eher Vermögen vernichtet.
McDonald's Bonitätsrating von Moody's liegt bei Baa1. Das ist okay, wenn auch kein Bestwert.
Factsheet
Factsheet
TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). 3J = 3-Jahres-Durchschnitt. 'e' = erwartet. 'YoY' = im Jahresvergleich.
Die Eckdaten
- Land: USA
- Branche: Fast-Food-Kette
- Marktkapitalisierung: 205 Mrd. USD
- Enterprise Value: 250 Mrd. USD
- Dividendenrendite: 2%
Erträge
- Umsatz: 24 Mrd. USD
- Ergebnis: 8 Mrd. USD
- Operatives Ergebnis: 11 Mrd. USD
- Free Cashflow: 6,6 Mrd. USD
Bewertung
- KUV: 8,5
- KGV: 26
- KGVe: 25
- EV / FCF: 38
- K-FCF-V: 31
Qualität & Wachstum
- Eigenkapitalquote: Eigenkapital negativ
- Bruttomarge: 57%
- Operative Marge: 46%
- Nettomarge: 33%
- Umsatzwachstum: 2,5% p.a.
- Oper. Ergebnis-Wachstum: 3% p.a.
Zukunft & Strategie
Die Strategie besteht im Wesentlichen aus einem "weiter so wie bisher". Das bedeutet konkret:
- Neue Filialen eröffnen
- Kosten im Blick haben, ggf. senken und dadurch Profitabilität hoch halten
- Geschäft zukunftsfähig halten
Unter "Accelerating the Arches" fasst McDonalds die strategischen Eckpfeiler zusammen. Dabei sind viele 0-8-15 Versprechen, aber auch drei Wachstumspfeiler:
- Marketing maximieren, das die Marke stärken und die Bezahlbarkeit in den Vordergrund stellen
- Auf den Kern fokussieren: Burger, Chicken, Kaffee
- Die 4 Ds verstärken: Delivery (Lieferdienst), Digital, Drive Thru, Development
Ich finde: Nichts weltbewegendes, aber das muss und sollte es auch gar nicht sein.
Finanzielle Ziele
Im Geschäftsbericht 2023 wurde folgendes als Ziel ausgerufen:
- 1,5% Umsatzwachstum durch weitere Restaurants
- Operative Marge: 45% (zuletzt 46%)
- Free Cashflow Conversion >90%
SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken
Bewerten wir nun das Geschäftsmodell und schauen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen.
Stärken
Fassen wir die Stärken zusammen, die wir im Geschäftsmodell identifizieren konnten.
Schwächen
Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Fassen wir die Schwachstellen des Unternehmens zusammen.
Chancen
Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?
Bedrohungen
Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine insgesamt schwächelnde Wirtschaft, operative Fehler, politische Eingriffe und mehr. Hier geht's daher viel mehr darum: Was könnte speziell das hier gezeigte Geschäftsmodell gefährden oder das Wachstum hemmen? Welche Risiken sind die bedeutendsten?
#1 Wachsende Konkurrenz
Die Liste der Konkurrenten wächst, die zudem ein ziemlich vergleichbares Sortiment haben. Je mehr diese expandieren, desto größer wird auch die Konkurrenz für McDonald's. Durch die hohe Bekanntheit von McDonald's sehe ich da keine existenziellen Risiken, eher an den betroffenen Standorten leicht reduzierte Nachfrage. Dieser Effekt sollte auch jetzt schon sichtbar sein.
Eintrittswahrscheinlichkeit: hoch | 📉 Auswirkung: gering
#2 Skandale
Das größte Asset ist die Marke. Wenn diese beschädigt wird leidet auch der Unternehmenswert. Gibt es einen riesigen Hygieneskandal? Auch Diskriminierungen, unlauteres Verhalten oder missglückte Marketingkampagnen können Boykotte auslösen. Die wenigsten Unternehmen werden dadurch dauerhaft in die Knie gezwungen, andere nehmen dadurch aber dauerhaften Schaden.
Eintrittswahrscheinlichkeit: gering | 📉 Auswirkung: hoch
Weitere Risiken für Unternehmen & Aktie
Aktienbewertung & Renditeerwartung
Wir haben uns jetzt ein umfangreiches Bild des Unternehmens verschafft. Schauen wir abschließend auf die Aktie, bringen Qualität und Bewertung zusammen und ziehen ein Fazit.
Berechnen wir dafür die zu erwartende Rendite. Kann ich diese hellsehen? Nein, definitiv nicht. Wir können aber das Chance-Risiko-Verhältnis auf Basis der Analyse abschätzen und in konkrete Zahlen gießen.
Dafür kalkuliere ich drei Szenarien: Ein pessimistisches, ein optimistisches und das Szenario, das ich im Mittel erwarte. Auch Ausreißer nach unten oder oben sind immer möglich.
Für die Ermittlung des fairen Werts (alle Erläuterungen dazu über diesen Link) habe ich im mittleren Szenario folgende Annahmen über einen Zeithorizont von 10 Jahren getroffen:
Umsatzwachstum
Das Umsatzwachstum nähert sich in der Berechnung vom kurzfristigen schrittweise an das langfristige Wachstum über 10 Jahre an.
- Umsatzwachstum zuletzt: Langfristig eher stagnierend, das operative Ergebnis stieg 3% p.a. Kurzfristig Umsatz +12%, das operative Ergebnis (bereinigt) +21% .
- Management-Prognose: +1,5% in 2023, wobei die ersten Quartale darüber lagen.
- Analystenerwartung: 10% in 2023 (bereits halb um), 7% in 2024, 6% in 2025.
- Meine kurzfristige Annahme: Das letzte Wachstum entstand auch durch Preiserhöhungen, weniger durch neue Restaurants oder große Innovationen. Ich würde daher mit niedrigerem Wachstum als die Analysten kalkulieren und nehme kurzfristig 6% an.
- Meine langfristige Annahme: 2% p.a.
Nettomarge
Die operative Marge von 46% ist der Höchstwert der letzten Jahre, auch durch den Franchise-Wandel und gesenkte Kosten. Ich glaube, das größte Potenzial wurde hier gehoben. Die Nettomarge lag zuletzt bei 27 - 33%, ich nehme hier 30% an.
Bewertungsniveau
Heute ist die Aktie mit einem KGV von 26 bewertet, was etwa der Durchschnitt der letzten Jahre ist. Ich gehe davon aus, dass die Aktie - basierend auf den anderen Annahmen - noch mit einem leicht überdurchschnittlichen KGV von 22 bewertet sein wird.
Sonstiges
Als Ausschüttungsquote nehme ich 85% an. Ich nehme die Marktkapitalisierung von 206 Mrd. USD und nicht den höheren Enterprise Value von 253 Mrd., da ich letzteren durch den Immobilienwert und das negative Eigenkapital hier nicht für repräsentativer halte. Würde man das anders machen, würde die erwartete Rendite sinken.
Meine Renditeerwartung
Renditerechner-Tool
Berechnung der Renditen in drei Szenarien. Erklärung hier. Zahlen in Heimatwährung. Aktienticker: MCD.
Status Quo » Die Zahlen heute
Zukunft » Annahmen zur Wertentwicklung
Die kurzfristigen Werte nähern sich über einen 10-Jahres-Horizont an die langfristigen an.
kurzfristig, in % Wie stark ist das Umsatzwachstum im nächsten Jahr?
langfristig, in % Wie hoch wird das Umsatzwachstum in 10 Jahren erwartet?
kurzfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz heute?
langfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz in 10 Jahren? Indikatoren: Heutige Nettomarge, EBIT-Marge & Free Cashflow Marge.
langfristig Wie hoch wird das Unternehmen in 10 Jahren - auch beruhend auf den anderen Annahmen - fair bewertet sein? Je stärker die Zahlen & das Geschäftsmodell, desto höher die mögliche Bewertung.
Keine Garantie für die Zukunft.
Fortgeschrittene Optionen einblenden +Die Scorecard
StrategyInvest Scorecard
Je Kategorie bis zu 25 Punkte. Insgesamt 20+ Kriterien.
Qualität
Profitabilität, Bilanz & Risiken
Geschäftsmodell
Burggraben, Alleinstellung & Preismacht
Wachstum
Umsatz, Gewinne & Rule of 40Die Rule of 40 berechnet sich aus der Summe von Umsatzwachstum und EBITDA-Marge (oder Free Cashflow Marge). Wenn der Wert über 40 liegt, gilt das als kapitaleffizientes Wachstum. More
Bewertung
KUV, KGV & weitere
Gesamtscore
Mittel 😐
Pro, Contra & Fazit: Aktie jetzt kaufen?
Checkliste
In jedem Fall gilt: Beachte die folgenden Punkte, bevor du diese oder eine andere Aktie kaufen solltest.
Es kann viele Gründe, eine Aktie spannend zu finden und kaufen zu wollen. Vor dem Kauf gibt es eine Handvoll Fragen, die du dir stellen solltest, um Enttäuschungen und Anfängerfehler zu vermeiden:
- Verstehst du das Geschäftsmodell?
- Hast du dich mit den Risiken des Unternehmens beschäftigt?
- Hast du dich mit den Risiken der Aktie beschäftigt?
- Passt die Aktie in dein Depot? (hinsichtlich Klumpenrisiken)
- Verstehst du, dass es beim Investieren nie um Garantien, sondern Wahrscheinlichkeiten geht - so auch bei dieser Analyse und jedem Aktienkauf?
Ausführliches Hintergrundwissen bekommst du in der Know-How Sektion und der Academy.
Mein Fazit
Das Produkt von McDonald's ist enorm einfach, die Aktie hat durchaus ihre Tücken: Ein großes Immobilienvermögen, ein negatives Eigenkapital sowie auseinanderlaufende Umsätze und Überschüsse. Genau das sind allerdings die Grundzutaten für eine der erfolgreichsten Börsenstorys.
Heute steht McDonald's so stark da wie selten zuvor. Die Kritik der letzten Jahre scheint abgeschüttelt und während andere Konzerne mit der Wirtschaftskrise hadern, wächst McDonald's weiter und ist profitabler als je zuvor.
Auch heute noch sehe ich eine positive Rendite mit der Aktie, bei der ich das Risiko unterm Strich als recht niedrig empfinde. Besonders hoch ist die Renditeerwartung in meinem Modell aber nicht, was auch daran liegt, dass ich nicht glaube, dass die Margen weiter steigen und das Umsatzwachstum lange so hoch bleiben kann wie zuletzt.
Quellen
- Tools wie Aktien.guide*, Koyfin und Morningstar
- Quartalsergebnisse Q2 '23
- McDonald's Geschäftsbericht 2022
- McDonald's Transkript von Hauptversammlung 2023
- McDonald's Strategie "Accelerating the Arches"
- McDonald's Financial Outlook aus 2020
- McDonald's Shareholder Resources
- McDonald's Stock Information inklusive vergangener Performance und Dividenden
- und viele weitere Beiträge, Artikel, Webseiten und eigene Gedanken