Kering ist ein traditionsreicher Luxusmarken-Konzern aus Frankreich. Das verspricht eine starke Positionierung, hohe Preissetzungsmacht und tatsächlich optisch aktuell eine günstige Bewertung. Was steckt dahinter?
- 💰 Günstige Bewertung: Der größere Konkurrent LVMH ist aktuell etwa 70% teurer bewertet als Kering, obwohl die Mechanismen recht ähnlich sind. Woran liegt das? Ist Kering relativ gesehen unterbewertet?
- 👜 Attraktives Geschäftsmodell: Luxus ist weniger konjunkturabhängig, bietet hohe Gewinnmargen und einen starken Burggraben über etablierte, meist traditionsreiche Marken. Frankreich als Sitz unterstreicht das.
- 📈 Gute Zahlenentwicklung: Die Erträge von Kering sind nicht immer nur gestiegen, waren zuletzt aber solide. Der Umsatz konnte zulegen, seit mehr als 10 Jahren gab es keine Verluste und die Überschüsse werden an Aktionäre zurückgeführt – mit einem kleinen Nachteil.
Du erfährst in dieser Analyse, ob sich eine Investition lohnen könnte, ob die Aktie überbewertet ist oder man die Aktie jetzt kaufen kann, um langfristig zu profitieren. Konkret geht es um:
- Wie funktioniert das Geschäftsmodell wirklich? Gibt es einen dauerhaft beständigen Burggraben?
- Zahlencheck: Wie entwickeln sich Erträge und Profitabilität?
- Wie sieht die Zukunft und die eigene Strategie aus?
- Gegenüberstellung der Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken
- Berechnung der konkreten Renditeerwartung und historischer Bewertungsvergleich
Die Analyse beruht auf aktuellsten Kennzahlen, dem Jahresbericht, der Investorenpräsentation, den letzten Earnings Calls, Einschätzungen von Marktexperten, Interviews der Führungsebene und mehr. Viel Spaß!
Überblick & Investment-These
Kering ist einer der großen Luxuskonzerne der Welt mit Sitz in Frankreich, wo es 1963 gegründet wurde. Die Marken sind Gucci, Saint Laurent, Balenciaga, Bottega Veneta und weitere.
Gegründet wurde es von François-Henri Pinault. Die Artémis Group ist die Familienholding, die noch heute 42% der Aktien hält.
Dabei macht allein Gucci etwa die Hälfte des Konzernumsatzes aus, sogar 66% des EBITs. Es ist also die mit Abstand relevanteste Konzernmarke.
Der Umsatz stammt zu 33% aus Asien-Pazifik, 27% aus Westeuropa und 27% aus Nordamerika. Gerade Asien ist damit eine überproportional starke Umsatzquelle.
Der Aktienkurs von Kering ist über die letzten 5 Jahre okay gelaufen.
Im Vergleich zu anderen Luxusaktien ist die Bilanz eher ernüchternd: Kering legte mit Richemont am wenigsten zu, während der Branchenprimus LVMH und auch Hermès sich über die letzten Jahre vervielfacht haben.
Die fundamentale Entwicklung verstehen wir im Laufe der Aktienanalyse besser. Was wir aber auch sehen: Hermés ist durchgehend mit einem deutlichen Premium bewertet, gilt als eine der stärksten Luxusmarken. Kering war, gemessen am KGV, 2017 und 2018 sogar teurer bewertet als LVMH, etwa seit 2020 hat es sich allerdings gedreht. Heute wird jeder Euro Gewinn bei Hermés mit dem 60-fachen, bei LVMH mit dem 31-fachen und bei Kering nur mit dem 18-fachen bewertet.
Investment-These
Kering ist der Luxuskonzern mit der günstigsten Bewertung. Es ist profitabel, konnte zuletzt noch leicht wachsen und profitiert vom langfristig wachsenden Wohlstand.
Eine These steht am Anfang einer Investment-Idee. Schauen wir jetzt, ob sie aufgehen könnte.
Geschäftsmodell, Markt & Burggraben
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht. Außerdem: Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?
Geschäftsmodell
Über unterschiedliche Marken verkauft Kering Produkte aus unterschiedlichen Segmenten. Basierend auf 2022:
- 52% – Lederwaren
- 21% – Schuhe
- 15% – Ready-to-Wear (Kleidung)
- 5% – Uhren und Schmuck
91% der Produkte werden in eigenen stationären Geschäften verkauft, 9% über andere Händler.
So funktioniert Luxus
Der Verkauf von Luxusgütern hat besondere Charakteristiken:
- Hohe Margen und hohe Preise gehören zum Geschäftsmodell. Damit geht eine große Preissetzungsmacht einher.
- Alles geht um Marken und das, was sie ausstrahlen: Qualität und Luxus.
- Einige Luxusmarken bleiben jahrhundertelang bestehen, erleben aber auch immer wieder Phasen, in denen sie nicht so beliebt sind.
Kering nennt für die Hauptmarke Gucci drei Wachstumstreiber in absteigender Relevanz:
- Mehr Kunden durch neue Segmente, Bestandskunden länger binden und die Top-Kunden noch besser ansprechen
- Preiserhöhungen, sowohl durch saisonale Effekte und durch Verbesserung der Kollektionsstruktur
- Mehr Ladenfläche, also sowohl neue zu eröffnen und bestehende auszubauen
Marktanalyse & Konkurrenz
Es gibt einige große Luxusgüterkonzerne, die Kering nahe kommen:
- LVMH kommt ebenfalls aus Frankreich, ist heute 440 Mrd. Euro wert. Es besteht aus vielen Marken wie Louis Vuitton, Hennessy, Moet & Chandon.
- Hermès ist ebenfalls im Luxussegment, aber eine eigene Marke, die auch stark mit Limitierung und Exklusivität arbeitet. Der Konzern ist 200 Mrd. Euro wert, sitzt ebenfalls in Frankreich.
- Richemont hat den Sitz in der Schweiz, ist 7 Mrd. CHF wert (also ca. 7,5 Mrd. Euro). Darin stecken auch Modekonzerne, vor allem aber Juweliere und Uhrenhersteller.
Hinsichtlich Sitz, Segmenten und Markenstruktur würde ich Kering am ehesten mit LVMH vergleichen.
Vergleichen wir die EBIT-Margen der vier Konzerne, sieht man, dass Hermès durchgehend am profitabelsten ist. Alle anderen liegen in einem ähnlichen Korridor von 20 – 30%, wobei Kering hier sogar aktuell recht gut da steht. Mehr dazu gleich.
Meine Bewertung des Geschäftsmodells
Ein starkes Geschäftsmodell ermöglicht Wachstum, einen Burggraben und damit Differenzierbarkeit von der Konkurrenz, höhere Gewinnmargen und Preismacht.
Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt’s hier und hier.