von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 21. April 2022

Was haben Ferrari, Kanye West und Pepsi gemeinsam? Sie alle erschaffen eigene NFTs. Dahinter steckt digitales Eigentum, das wie eine Aktie gehandelt werden kann. Dahinter steckt Blockchain-Technologie und eine enge Anlehnung an Kryptowährungen, u.a. Bitcoin.

Einige dieser NFTs steigen rasant im Wert, einige Künstler verkaufen Werke für zweistellige Millionenbeträge. Was steckt also hinter NFTs? Welche Anwendungsfälle gibt es? Sind sie eine vernünftige Anlageform? Antworten auf diese Fragen gibt's hier.

Damit herzlich Willkommen zum Report! Das Ziel: Dir ein fundiertes, einfach zugängliches Verständnis über ein spannendes Anlagesegment zu verschaffen.

Heute stehen NFTs im Fokus. Viel Spaß!

Überblick: Wie funktioniert der NFT-Markt?


Schauen wir nun ins Innere: Wie funktioniert der Markt? Wie verdienen Unternehmen darin Geld? Welche Begriffe und Funktionsweisen musst du verstehen?

⏱ Die wichtigsten Begriffe kurz erklärt

NFT: Non-Fungible Token.

Blockchain: Die Blockchain ist die Technologie, die vielen Kryptowährungen zugrunde liegt und für eine möglichst sichere Übertragung sorgt. Dahinter steckt ein Mechanismus zur Verschlüsselung und Verifizierung der Echtheit einer Transaktion durch das gesamte Netzwerk.

Ethereum ist die bekannteste und größte Blockchain, auf der viele NFTs beruhen.

Token bezeichnet in der Regel bestimmte Kryptowährungen oder andere handelbare digitale Einheiten.

Was ist ein NFT überhaupt?

In einem NFT wird ein Echtheits- und Eigentumsnachweis hinterlegt. Das kann zum Beispiel ein digitales Bild, ein Song oder ein Eigentumsrecht sein.

Das jeweilige "Produkt" wird auf einer Blockchain registriert, sowie die Transaktionshistorie inkl. Käufer und Verkäufer. Dadurch bleibt sichtbar, wem der NFT und das Original gehört, während er viele Replikate geben kann. Die am häufigsten genutzte Blockchain ist Ethereum.

Ähnlich wie die Mona Lisa: Es gibt ein Original im Louvre in Paris, aber zahlreiche Kopien. Der NFT würde dies bei der digitalen Version kenntlich machen.

Wird ein digitales Produkt als NFT verbrieft, wird es "gemintet". Das beschreibt den Prozess der Verschlüsselung, der variierende Gebühren kostet.

Welche Chancen bieten NFTs?

Sie ermöglichen (a) digitales Eigentum und (b) die einfache Handelbarkeit davon. Die Anwendungsfälle gleich verdeutlichen das.

Eine Frage, die sich sofort stellt: Was bringt mir digitales Eigentum? Was bringt es mir ein digitales Bild im Original zu besitzen?

Diese Frage stelle ich mir selbst bei vielen Anwendungsfällen. In meinen Augen gibt es einige sinnvolle und viele sinnlose Anwendungsfälle. Eine konkrete Auswahl folgt gleich.

Man muss aber gestehen, dass auch im echten Leben nicht alles rational erklärbar ist.

Warum sollte ich auf das Original von Mona Lisa schauen und dafür zig Millionen oder Milliarden Euro zahlen, wenn ich eine optisch identische Kopie für einen Bruchteil dessen anschauen kann?

Es ist das Gefühl, der Wert, die Historie und das Wissen, dass Leonardo da Vinci selbst genau dieses Bild gemalt hat. Es sind vor allem emotionale Gründe, die den Wert treiben und können es so auch in der digitalen Welt sein.

Laut Roham Gharegozlou sammeln Menschen als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und Identität, aus monetären Gründen, zum Handeln und als Statussymbol.

Die beiden Eigenschaften, digitales Eigentum und einfache Handelbarkeit, können aber auch andere Erlöswege eröffnen. Eine These ist, dass Musiker ihre Musik viel öfter selbst verkaufen können, statt dies über Plattenlabels abzuwickeln. Der Mittelsmann soll also ausgespart werden.

Probleme vom NFT-Markt

Er gibt aber auch einige Probleme, wie es bei einem solchen Markt, der in den Kinderschuhen steckt, üblich ist.

  • Spekulation: Der Markt ist ziemlich unreguliert, spekulativ und lockt viele Menschen an, die ohne große Kenntnisse Geld einsetzen und verzocken. Auch die Preisfindung ist enorm schwierig, mehr dazu gleich.
  • Eigentumsrechte nur online: Das Eigentumsrecht kann nur online, da in der Blockchain gespeichert, nachgeprüft werden.
  • Kopien: Künstler haben Probleme, da ihre online gestellten Werke von anderen als NFTs verbrieft werden. Wie gelingt nun der Nachweis, wem das Urheberrecht vor dem NFT gehörte? An welche zentrale Stelle muss sich gewandt werden? Hier birgt die Dezentralisierung und fehlende Regulierung Risiken. Die weltweit größte digitale Plattform für Kunst, DeviantArt, hat sich kürzlich auch diesem Problem angenommen.
  • Betrug: Wo viel Geld und wenig Regulation ist, ist auch anderer Betrug nicht weit. Bspw. wurden 2,7 Mio. USD wertvolle NFT-Einnahmen, die für eine Projektentwicklung genutzt werden sollen, veruntreut.

Den Punkt 'Spekulation' möchte ich noch konkreter ausführen.

Wieviel ist ein NFT wert?

Wieviel ist ein NFT wert, bspw. ein digitales Bild, das keinen Cashflow erzeugt?

Ähnlich wie bei einem Oldtimer, einem Bild von Leonardo da Vinci oder einem alten Whiskey lässt sich das nicht durch eine ökonomische Formel bestimmen. Aus Angebot und Nachfrage bildet sich ein Preis.

Aber wieviel Geld sollte geboten werden? Dafür gibt es nach wie vor keine Formel. Viele orientieren sich primär daran, was zuletzt gezahlt wurde. Die Preishistorie wird also als Ansatzpunkt für den Preis gewählt.

"Wenn das Bild vor zwei Jahren für 1 Mio. Euro gehandelt wurde, biete ich jetzt 1,2 Mio. Euro."

Oder es wird überlegt, wieviel jemand anderes zahlen würde. Beispiel:

"Ich kaufe das Bild für 1,2 Mio. Euro, da ein vergleichbares Bild vor kurzem von einem anderen für 1,5 Mio. Euro gekauft wurde."

Anders geht es nicht und es ist niemandem zu verübeln, so vorzugehen. Es gibt kaum bessere Vorschläge. Es ist aber auch der Nährboden für Spekulationsblasen, da nur der Preis zählt und nicht ein Überschuss wie bei Aktien oder Immobilien.

Darüber hinaus gibt es ein Gedankenspiel bei NFTs, das das Problem verdeutlicht.

Nehmen wir an, jemand hat 2 Mio. Dollar in Ether angelegt. Nun erschafft diese Person einen NFT für ein digitales Bild. Nun kauft diese Person selbst den NFT für 2 Mio. USD.

Da die Person die 2 Mio. USD an sich selbst zahlt ist der Vorgang im Wesentlichen ein Nullsummenspiel. Aber: Der NFT hat nun den Preis (oder den Wert) von 2 Mio. USD.

Die Person hat also 2 Mio. USD (in Ether) und einen NFT, der - basierend auf dem zuletzt gezahlten Preis - 2 Mio. USD wert ist. Insgesamt 4 Mio. USD. Geld verdoppelt!

Normalerweise würde man sagen, dass der NFT den Wert nicht dadurch bekommt, dass irgendjemand dafür 2 Mio. USD gezahlt hat. Aber woran soll man den Wert aktuell sonst festmachen? Das zeigt das Problem der Preisfindung bei NFTs.

Die wichtigsten Anwendungsfälle


Schauen wir uns nun an, welche Anwendungsfälle es für NFTs in der Praxis gibt.

NFTs lassen sich für digitale Assets jeglicher Art verwenden: Bilder, Musik, Kunstwerke, Tweets und mehr.

Was wurde konkret schon verkauft oder ist in Planung? Eine Auswahl interessanter Anwendungsfälle:

  • CryptoPunks gelten als ein Startpunkt des NFT-Hypes 2021. Es sind digitale Avatare, die oft als Statussymbole in der Krypto-Community genutzt werden.
  • Twitter-Gründer Jack Dorsey hat den allerersten Tweet als NFT für 2,9 Mio. US-Dollar verkauft.
  • Die Band Kings of Leon hat ein Album als NFT herausgebracht, das nach einer Woche etwa 2 Mio. Dollar umgesetzt hat. Teil des Albumkaufs war auch ein goldenes Ticket, mit welchem die Besucher auf Lebenszeit auf Konzerten in der ersten Reihe sitzen dürfen.
  • Pepsi verschenkt 1893 NFTs, die mit dem Pepsi-Logo gebrandete Figuren darstellen.
  • Der Grafiker Beeple verkauft eine digitale Collage für 69 Mio. US-Dollar. Der Käufer hat gesagt, dass er das Bild bspw. in einem virtuellen Museum ausstellen und dafür Eintritt verlangen könne.
  • Es können digitale Bilder gehandelt werden, die sich dynamisch verändern. Beispielsweise kann sich die Hintergrundfarbe verändern, je nach Preis, den der NFT erreicht.
  • Ferrari hat eine mehrjährige Partnerschaft mit dem Blockchain-Unternehmen Velas bekannt gegeben.
  • Das Recht an Musik kann verkauft werden. Gleichzeitig kann mit verkauft werden, dass der Verkäufer weiter prozentual an allen folgenden Transaktionen beteiligt ist (bspw. mit 10%).
  • Sammelkarten. Genau wie in der analogen Welt Dinge gesammelt werden können auch alle Dinge - Musik, Bilder, Karten, Figuren - digital gesammelt werden.
  • Bestimmte Videos, bspw. von besonderen Situationen im Fußball oder Basketball. Eine Szene eines Dunks von Basketballer LeBron James wurde für fast 400.000 US-Dollar verkauft.
  • Eigentum in virtuellen Welten. Beispielsweise in Online-Games können einzigartige Gegenstände so gehandelt werden. Auch im Metaverse könnte es digitale Assets geben, wie Räume, Bilder oder Musik.
  • Immobilien. Hier erreichen NFTs noch nicht die rechtliche Gültigkeit wie heutige Verträge, theoretisch könnte aber Immobilieneigentum (oder Teileigentum) in einer Blockchain hinterlegt werden.
  • Sorare ist ein NFT-Marktplatz im Bereich "Fantasy Football", wo Spielerkarten gehandelt werden können, eine Art digitales Panini-Heft. Ende 2021 wurde das Unternehmen mit über 4 Mrd. Dollar bewertet.
  • Investor Gary Vaynerchuk setzt stark auf NFTs. Er glaubt, dass Tickets für quasi alle Live-Events in Zukunft über NFTs abgewickelt werden, statt mit QR-Codes oder Papier.
  • Teure Objekte, bspw. reale Kunst, Uhren oder teure Mode-Sammelstücke, können mehreren Anlegern zugänglich gemacht werden. Die jeweiligen Anteile daran werden dann auf der Blockchain gespeichert.
  • "Social Tokens", die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen und Rechte beinhalten. Das könnte Zugang zu einer Community, einem Mitgliederbereich oder einem Austauschformat sein. Diese Tokens könnten limitiert und gehandelt werden.

Als größter Marktplatz für NFTs gilt Opensea. Dort wurden Schätzungen zufolge allein 2021 satte 16 Mrd. Dollar umgesetzt. Auch eBay möchte in diesen Markt einsteigen.

Wie kannst du profitieren? Chancen, Risiken & Prognosen


Abschließend die Frage: Welche Chancen, aber auch Risiken bietet der Markt? Wie wird sich der Markt vermutlich weiter entwickeln und was ist dabei von besonderer Bedeutung?

Der Markt ist, wie so oft in der Krypto-Welt, schwer einzuschätzen. Ich glaube:

  • NFTs werden bleiben, da es einige sinnvolle Anwendungsfälle gibt. Bspw. für digitales Eigentum in Spielen, Beteiligung von Künstlern auch bei Weiterverkäufen, Aufteilen von teureren Anlageobjekten in Bruchstücke oder lebenslange Rechte bei einem Kauf. Auch erstaunlich viele Unternehmen sind bereits aufgesprungen.
  • Wenig Nutzen: Viele Anwendungsfälle leuchten mir nicht intuitiv ein. Ich verstehe noch nicht, warum jedes Bild einen eindeutigen Besitzer braucht. Es sieht für mich oft weder revolutionär noch besonders sinnstiftend aus.
  • Einige Anwendungsfälle von NFTs wären allerdings auch in der echten Welt schwierig zu erklären. Warum sammeln Menschen Dinge, nur um sie rumstehen zu haben? Warum gibt es Panini-Alben? Auch das ist schwer zu beantworten, gibt NFTs aber eine Daseinsberechtigung als eine Art digitales Sammelgut.
  • Der Markt ist hochspekulativ. Auch in der echten Welt ist das Festlegen eines Preises für Kunst enorm schwierig und eine Sache für Experten, bei NFTs sind noch mehr Anleger mit weniger Wissen unterwegs.
  • Die Wertschöpfung bei NFTs wird vor allem durch a) Künstler, b) Anleger/Spekulanten, c) Blockchain-Technologien (aktuell v.a. Ethereum) und d) (Aktien-)Unternehmen stattfinden. Es gibt also ganz unterschiedliche Wege von und an NFTs zu partizipieren, die unterschiedlich stark von der NFT-Entwicklung abhängig sind.
Tags: Kryptowährungen, NFTs | Aktien:

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #4: Wir legen mittel- und langfristig an.

Die Finanzwissenschaft weiß längst: Je mehr getradet und je öfter ins Depot geschaut wird, desto schlechter die Rendite. Market Timing, also Einschätzen kurzfristiger Marktbewegungen, funktioniert nicht und richtet mehr Schaden als Nutzen an.Langfristig anlegen ist erfolgversprechender und entspannter. Und: Es ist der einzige Anlagehorizont, der logisch zu einer fundamentalen Bewertung, an die sich der Aktienkurs mit der Zeit im Optimalfall annähert, passt.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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