Was haben Ferrari, Kanye West und Pepsi gemeinsam? Sie alle erschaffen eigene NFTs. Dahinter steckt digitales Eigentum, das wie eine Aktie gehandelt werden kann. Dahinter steckt Blockchain-Technologie und eine enge Anlehnung an Kryptowährungen, u.a. Bitcoin.
Einige dieser NFTs steigen rasant im Wert, einige Künstler verkaufen Werke für zweistellige Millionenbeträge. Was steckt also hinter NFTs? Welche Anwendungsfälle gibt es? Sind sie eine vernünftige Anlageform? Antworten auf diese Fragen gibt's hier.
Damit herzlich Willkommen zum Report! Das Ziel: Dir ein fundiertes, einfach zugängliches Verständnis über ein spannendes Anlagesegment zu verschaffen.
Heute stehen NFTs im Fokus. Viel Spaß!
Überblick: Wie funktioniert der NFT-Markt?
Schauen wir nun ins Innere: Wie funktioniert der Markt? Wie verdienen Unternehmen darin Geld? Welche Begriffe und Funktionsweisen musst du verstehen?
⏱ Die wichtigsten Begriffe kurz erklärt
NFT: Non-Fungible Token.
Blockchain: Die Blockchain ist die Technologie, die vielen Kryptowährungen zugrunde liegt und für eine möglichst sichere Übertragung sorgt. Dahinter steckt ein Mechanismus zur Verschlüsselung und Verifizierung der Echtheit einer Transaktion durch das gesamte Netzwerk.
Ethereum ist die bekannteste und größte Blockchain, auf der viele NFTs beruhen.
Token bezeichnet in der Regel bestimmte Kryptowährungen oder andere handelbare digitale Einheiten.
Was ist ein NFT überhaupt?
In einem NFT wird ein Echtheits- und Eigentumsnachweis hinterlegt. Das kann zum Beispiel ein digitales Bild, ein Song oder ein Eigentumsrecht sein.
Das jeweilige "Produkt" wird auf einer Blockchain registriert, sowie die Transaktionshistorie inkl. Käufer und Verkäufer. Dadurch bleibt sichtbar, wem der NFT und das Original gehört, während er viele Replikate geben kann. Die am häufigsten genutzte Blockchain ist Ethereum.
Ähnlich wie die Mona Lisa: Es gibt ein Original im Louvre in Paris, aber zahlreiche Kopien. Der NFT würde dies bei der digitalen Version kenntlich machen.
Wird ein digitales Produkt als NFT verbrieft, wird es "gemintet". Das beschreibt den Prozess der Verschlüsselung, der variierende Gebühren kostet.
Welche Chancen bieten NFTs?
Sie ermöglichen (a) digitales Eigentum und (b) die einfache Handelbarkeit davon. Die Anwendungsfälle gleich verdeutlichen das.
Eine Frage, die sich sofort stellt: Was bringt mir digitales Eigentum? Was bringt es mir ein digitales Bild im Original zu besitzen?
Diese Frage stelle ich mir selbst bei vielen Anwendungsfällen. In meinen Augen gibt es einige sinnvolle und viele sinnlose Anwendungsfälle. Eine konkrete Auswahl folgt gleich.
Man muss aber gestehen, dass auch im echten Leben nicht alles rational erklärbar ist.
Warum sollte ich auf das Original von Mona Lisa schauen und dafür zig Millionen oder Milliarden Euro zahlen, wenn ich eine optisch identische Kopie für einen Bruchteil dessen anschauen kann?
Es ist das Gefühl, der Wert, die Historie und das Wissen, dass Leonardo da Vinci selbst genau dieses Bild gemalt hat. Es sind vor allem emotionale Gründe, die den Wert treiben und können es so auch in der digitalen Welt sein.
Laut Roham Gharegozlou sammeln Menschen als Ausdruck der eigenen Persönlichkeit und Identität, aus monetären Gründen, zum Handeln und als Statussymbol.
Die beiden Eigenschaften, digitales Eigentum und einfache Handelbarkeit, können aber auch andere Erlöswege eröffnen. Eine These ist, dass Musiker ihre Musik viel öfter selbst verkaufen können, statt dies über Plattenlabels abzuwickeln. Der Mittelsmann soll also ausgespart werden.
Probleme vom NFT-Markt
Er gibt aber auch einige Probleme, wie es bei einem solchen Markt, der in den Kinderschuhen steckt, üblich ist.
- Spekulation: Der Markt ist ziemlich unreguliert, spekulativ und lockt viele Menschen an, die ohne große Kenntnisse Geld einsetzen und verzocken. Auch die Preisfindung ist enorm schwierig, mehr dazu gleich.
- Eigentumsrechte nur online: Das Eigentumsrecht kann nur online, da in der Blockchain gespeichert, nachgeprüft werden.
- Kopien: Künstler haben Probleme, da ihre online gestellten Werke von anderen als NFTs verbrieft werden. Wie gelingt nun der Nachweis, wem das Urheberrecht vor dem NFT gehörte? An welche zentrale Stelle muss sich gewandt werden? Hier birgt die Dezentralisierung und fehlende Regulierung Risiken. Die weltweit größte digitale Plattform für Kunst, DeviantArt, hat sich kürzlich auch diesem Problem angenommen.
- Betrug: Wo viel Geld und wenig Regulation ist, ist auch anderer Betrug nicht weit. Bspw. wurden 2,7 Mio. USD wertvolle NFT-Einnahmen, die für eine Projektentwicklung genutzt werden sollen, veruntreut.
Den Punkt 'Spekulation' möchte ich noch konkreter ausführen.
Wieviel ist ein NFT wert?
Wieviel ist ein NFT wert, bspw. ein digitales Bild, das keinen Cashflow erzeugt?
Ähnlich wie bei einem Oldtimer, einem Bild von Leonardo da Vinci oder einem alten Whiskey lässt sich das nicht durch eine ökonomische Formel bestimmen. Aus Angebot und Nachfrage bildet sich ein Preis.
Aber wieviel Geld sollte geboten werden? Dafür gibt es nach wie vor keine Formel. Viele orientieren sich primär daran, was zuletzt gezahlt wurde. Die Preishistorie wird also als Ansatzpunkt für den Preis gewählt.
"Wenn das Bild vor zwei Jahren für 1 Mio. Euro gehandelt wurde, biete ich jetzt 1,2 Mio. Euro."
Oder es wird überlegt, wieviel jemand anderes zahlen würde. Beispiel:
"Ich kaufe das Bild für 1,2 Mio. Euro, da ein vergleichbares Bild vor kurzem von einem anderen für 1,5 Mio. Euro gekauft wurde."
Anders geht es nicht und es ist niemandem zu verübeln, so vorzugehen. Es gibt kaum bessere Vorschläge. Es ist aber auch der Nährboden für Spekulationsblasen, da nur der Preis zählt und nicht ein Überschuss wie bei Aktien oder Immobilien.
Darüber hinaus gibt es ein Gedankenspiel bei NFTs, das das Problem verdeutlicht.
Nehmen wir an, jemand hat 2 Mio. Dollar in Ether angelegt. Nun erschafft diese Person einen NFT für ein digitales Bild. Nun kauft diese Person selbst den NFT für 2 Mio. USD.
Da die Person die 2 Mio. USD an sich selbst zahlt ist der Vorgang im Wesentlichen ein Nullsummenspiel. Aber: Der NFT hat nun den Preis (oder den Wert) von 2 Mio. USD.
Die Person hat also 2 Mio. USD (in Ether) und einen NFT, der - basierend auf dem zuletzt gezahlten Preis - 2 Mio. USD wert ist. Insgesamt 4 Mio. USD. Geld verdoppelt!
Normalerweise würde man sagen, dass der NFT den Wert nicht dadurch bekommt, dass irgendjemand dafür 2 Mio. USD gezahlt hat. Aber woran soll man den Wert aktuell sonst festmachen? Das zeigt das Problem der Preisfindung bei NFTs.
Die wichtigsten Anwendungsfälle
Schauen wir uns nun an, welche Anwendungsfälle es für NFTs in der Praxis gibt.
NFTs lassen sich für digitale Assets jeglicher Art verwenden: Bilder, Musik, Kunstwerke, Tweets und mehr.
Was wurde konkret schon verkauft oder ist in Planung? Eine Auswahl interessanter Anwendungsfälle:
Als größter Marktplatz für NFTs gilt Opensea. Dort wurden Schätzungen zufolge allein 2021 satte 16 Mrd. Dollar umgesetzt. Auch eBay möchte in diesen Markt einsteigen.
Wie kannst du profitieren? Chancen, Risiken & Prognosen
Abschließend die Frage: Welche Chancen, aber auch Risiken bietet der Markt? Wie wird sich der Markt vermutlich weiter entwickeln und was ist dabei von besonderer Bedeutung?
Der Markt ist, wie so oft in der Krypto-Welt, schwer einzuschätzen. Ich glaube:
- NFTs werden bleiben, da es einige sinnvolle Anwendungsfälle gibt. Bspw. für digitales Eigentum in Spielen, Beteiligung von Künstlern auch bei Weiterverkäufen, Aufteilen von teureren Anlageobjekten in Bruchstücke oder lebenslange Rechte bei einem Kauf. Auch erstaunlich viele Unternehmen sind bereits aufgesprungen.
- Wenig Nutzen: Viele Anwendungsfälle leuchten mir nicht intuitiv ein. Ich verstehe noch nicht, warum jedes Bild einen eindeutigen Besitzer braucht. Es sieht für mich oft weder revolutionär noch besonders sinnstiftend aus.
- Einige Anwendungsfälle von NFTs wären allerdings auch in der echten Welt schwierig zu erklären. Warum sammeln Menschen Dinge, nur um sie rumstehen zu haben? Warum gibt es Panini-Alben? Auch das ist schwer zu beantworten, gibt NFTs aber eine Daseinsberechtigung als eine Art digitales Sammelgut.
- Der Markt ist hochspekulativ. Auch in der echten Welt ist das Festlegen eines Preises für Kunst enorm schwierig und eine Sache für Experten, bei NFTs sind noch mehr Anleger mit weniger Wissen unterwegs.
- Die Wertschöpfung bei NFTs wird vor allem durch a) Künstler, b) Anleger/Spekulanten, c) Blockchain-Technologien (aktuell v.a. Ethereum) und d) (Aktien-)Unternehmen stattfinden. Es gibt also ganz unterschiedliche Wege von und an NFTs zu partizipieren, die unterschiedlich stark von der NFT-Entwicklung abhängig sind.