von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 17. Oktober 2021

HubSpot bietet eine Software mit über 80% Rohmarge, erzielt die Umsätze im Abo-Modell, hat direkten Kundenzugang und hohe Lock-In-Effekte. Kurzum: Das Geschäftsmodell ist enorm stark.

Auch die Börse liebt die Aktie: Sie ist mit dem 30-fachen des Umsatzes bewertet. Zuletzt hat HubSpot einen starken Ausblick auf +44% YoY Umsatzwachstum und den Einstieg in den B2B-Payment-Markt angekündigt. Was dahinter steckt, erfährst du hier.

Ich sehe drei Gründe, warum die Aktie aktuell spannend ist:

  1. 💪 Starke Fundamentalzahlen: +44% Umsatzwachstum auf Jahresbasis im letzten Quartal. Seit 2014 jährlich +41%. Dazu eine Bruttomarge von über 80% und mittlerweile auch im Free Cashflow positiv, also profitabel.
  2. 📈 Zukunftsmärkte: HubSpot stattet Unternehmen mit digitalen Werkzeugen aus um zu wachsen, um Kunden zu gewinnen und Marketing zu betreiben. Das sind Disziplinen, die Unternehmen beherrschen müssen und es jetzt vor allem digital tun müssen. Dazu möchte HubSpot jetzt im B2B-Bereich Zahlungsmöglichkeiten anbieten, was ebenfalls ein vergleichsweise wenig digitalisierter, aber enorm großer Markt ist.
  3. 🏆 Attraktives Geschäftsmodell: Wiederkehrende Umsätze, direkter Kundenzugang zu über 120.000 Unternehmen, hohe Lock-In Effekte, gute Margen und Ausbaumöglichkeiten machen das Unternehmen stark, robust und chancenreich.

Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die HubSpot Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte. Ist die HubSpot Aktie überbewertet? Oder sollte man jetzt noch HubSpot Aktien kaufen? Diesen Fragen versuchen wir uns zu nähern.

Dabei erfährst du, wie das Geschäftsmodell funktioniert und wie gut es ist, woraus der Burggraben besteht, wie die aktuelle Strategie aussieht, wie die Chancen von dieser sind, gegen wen sich HubSpot behaupten muss und ob die Aktie heute attraktiv bewertet ist oder nicht. Viel Spaß!

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Überblick: Das steckt hinter HubSpot


Das Unternehmen

HubSpot wurde 2006 in den USA gegründet. Es ist ein Software-Unternehmen mit über 2.500 Mitarbeitern. Die beiden Gründer, Brian Halligan und Dharmesh Shah, führen das Unternehmen noch heute, wobei Halligan im September 2021 von der CEO-Rolle in den Vorstand gewechselt ist.

Produkt & Geschäftsmodell

HubSpot ist mittlerweile eine allumfassende Lösung für alle Marketingmaßnahmen eines Unternehmens im weiteren Sinne. Wer Kontakte zu potenziellen und bestehenden Kunden nachhalten (CRM), Inhalte optimiert (über Social Media oder einen Blog) nach außen spielen und analysieren, Kundenservice bieten und die eigenen Vertriebsmitarbeiter optimieren will, wird heute an HubSpot kaum vorbei kommen.

HubSpot beschreibt sich selbst als Softwareanbieter, der Unternehmen beim Wachstum hilft:

HubSpot's mission is to help millions of organizations grow better. Over 121,000 customers in more than 120 countries use HubSpot's software, services, and support to transform the way they attract, engage, and delight customers.

Gerade weil der CRM-Bereich ausgeprägt ist, wird HubSpot oft mit Salesforce verglichen. HubSpot ist aber weniger auf CRM spezialisiert, hat dafür noch viele weitere Lösungen, vor allem im Content- und Marketingbereich. Außerdem hat HubSpot sich vor allem auf kleinere und mittelgroße Unternehmen fokussiert, während Salesforce sich eher an große Unternehmen richtet.

HubSpot selbst hat sich zu Beginn eher als App bezeichnet, dann als Suite und mittlerweile als Plattform. Immer mehr Services sind dazu gekommen. Im Kern stehen heute die Bereiche Sales, Service und Marketing, drum herum u.a. das Content-Management-System und der Marktplatz für Entwickler, Erweiterungen und Integrationen von Partnern.

Die Lösungen bietet HubSpot gewöhnlich im Abo an: Wer die Software nutzt, zahlt - je nachdem, wieviele Lösungen genutzt werden - monatlich oder jährlich dafür. Die Basis gibt es kostenlos, ab dann geht es für 25$ im Monat los und steigt bis auf über 3.200 USD mtl.

Aktienkurs

Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre, gerade aber in den letzten 1,5 Jahren stark entwickelt:

Factsheet

Factsheet

Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTM (= letzte 12 Monate). Zusatz 'e' = erwartet, 'YoY' = im Jahresvergleich.

Die Eckdaten

  • Land: USA
  • Branche: Software
  • Marktkapitalisierung: 37 Mrd. USD
  • Umsatz: 1,1 Mrd. USD
  • Ergebnis: -0,1 Mrd. USD
  • Free Cashflow: 0,15 Mrd. USD

Bewertung

  • KUV: 32
  • KGV: -
  • KGVe: 280
  • KCV: 150
  • PEG-Ratio: 7

Qualität & Wachstum

  • Verschuldungsgrad: 90%
  • Bruttomarge: 81%
  • Nettomarge: -8%
  • Umsatzwachstum (letzte 3 Jahre): 33% p.a.

Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.

Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert


Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.

Unternehmensentwicklung

HubSpot weist im aktuellsten Geschäftsbericht Q2 '21 spannende und starke Zahlen aus.

Der Umsatz ist seit 2014 um 41% pro Jahr gestiegen. In den letzten 3 Jahren lag das Wachstum durchschnittlich bei 33%. Das Q2 '21 liegt sogar 53% über dem Vorjahr. Für das GJ 2021 sagt HubSpot nach dem letzten Analyst Day vom 12. Oktober ein Plus von 44% voraus.

Bisher steht noch ein Nettoverlust zu Buche, der allerdings schrumpft. Die Bruttomarge liegt bei starken 81%, die operative Marge hat sich über die letzten Jahre auf heute 9% verbessert.

Der Free Cashflow ist heute schon positiv und entwickelt sich ebenfalls positiv. Über die letzten 12 Monate sind ca. 160 Mio. USD ins Unternehmen geflossen.

Tieferer Blick in die Geschäftszahlen

Heute gibt HubSpot ca. 20% für Forschung & Entwicklung aus, was ein solider Wert für Software-Unternehmen ist. In den letzten Jahren ist der Anteil sogar gestiegen, lag vorher noch bei ca. 15%.

Der internationale Umsatz ist zuletzt stark gewachsen: 58% jährliches Wachstum seit 2014, wodurch der internationale Anteil am Umsatz von 22% auf 46% gestiegen ist.

Ein genauerer Blick auf die Herkunft der Umsätze zeigt die größten Produkte: Den Marketing Hub und den Sales Hub. Vor allem der Sales Hub und der Service Hub wachsen stark.

HubSpots Wandel, von einer App zu einer Plattform, zeigt sich auch in den Kundendaten: Immer mehr Kunden haben zwei oder mehr Services gebucht. HubSpot ist also mittlerweile in einem "Bundling", nachdem es als einzelne Lösung gestartet ist.

Die Retention Rates haben sich seit 2017 ebenfalls verbessert:

Die Dollar Retention liegt im oberen 80er-Prozentbereich. Das heißt: Zu 85 - 89% bleiben Kunden (gewichtet nach Umsatz) auch nach einem Jahr noch Kunden. Dieser Wert klingt okay, aber nicht überragend.

Die Net Revenue Retention liegt bei über 110%. Das heißt: Kunden, die vor einem Jahr schon Kunden waren, geben im Durchschnitt über 10% mehr aus als im Vorjahr.

Bewertung des Geschäftsmodells

Was sagt HubSpot selbst über die eigenen Chancen?

Eine große und wachsende Marktgröße, kontinuierliches Umsatzwachstum, Wachstum und verbesserte Profitabilität, wiederkehrende SaaS-Umsätze, gute Unit Economics und großes Partner-Ökosystem. Einige Bereiche davon vertiefen wir gleich.

Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt's hier und hier.

Geschäftsmodell-Bewertung

Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In

Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?

Ja, der Umsatz wird im Abo-Modell erzielt. Die Wechselkosten sind hoch: Da Kunden mit ihren Kundendaten und Website-Inhalten kritische Geschäftsprozesse über HubSpot abbilden, werden sie nur bei hoher Notwendigkeit wechseln.


Netzwerkeffekte

Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?

HubSpot kann das Produkt verbessern und mehr Nutzerdaten sammeln. Außerdem gibt es den HubSpot Marketplace: Je mehr Nutzer, desto mehr Erweiterungen und Integrationen in andere Tools (bspw. Kalender, To-Do-Listen, E-Mail Marketing Software,...) gibt es. Und: Desto mehr Sales-Mitarbeiter kennen sich damit aus, die direkt loslegen können.


Skaleneffekte (Economies of Scale)

Wird das Geschäftsmodell mit zunehmender Größe widerstandsfähiger?

Als Software-Produkt profitiert HubSpot von Skaleneffekten, in die es zudem durch das Wachstum immer mehr reinwächst. Je mehr Nutzer, desto mehr kann HubSpot investieren oder verdienen, ohne dass die Kosten im gleichen Maße steigen.


Proprietäre Technologie

Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?

HubSpot hat überall auf eigene Technologieentwicklung gesetzt. Die Technologie in der Software ist entscheidend, ob diese auch langfristig überlegen ist, ist in dem Markt aber schwer zu beurteilen.


Marke (Branding)

Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das Geschäftsmodell nach vorne bringt?

HubSpot hat eine positive Wahrnehmung im Markt. Das hilft weniger bei der Preissetzung, mehr beim eigenen Marketing. Dazu kommt: Nach meiner Wahrnehmung haben auch viele Konkurrenten ein gutes Markenbild, was den relativen Vorteil von HubSpot schwächt.


Geschäftsmodell-Bewertung: 21 / 25

Zukunft: Burggraben, Strategie & Wachstumsperspektiven


Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir in die Zukunft. Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?

Konkurrenz & Burggraben

Das renommierte Analyseunternehmen Gartner schätzt HubSpot als "Leader" im Bereich der Plattformen für B2B Marketingautomatisierung ein.

Am meisten wird HubSpot mit Salesforce verglichen, vor allem deshalb, weil beide im Kern ein CRM angeboten haben. Salesforce hat sich auf Großkunden spezialisiert, HubSpot auf kleine und mittelgroße.

Mittlerweile verschwimmt beides immer mehr und auch große Kunden nutzen HubSpot. Darüber hinaus erweitert Salesforce sich mit Zukaufen wie Tableau oder Slack in weitere B2B-Bereiche (Analytics & Kommunikation), während HubSpot in die CMS- und Marketingsegmente expandiert. Auch der B2B-Payments Einstieg (mehr dazu gleich) wäre für Salesforce wohl undenkbar.

Dazu kommen viele kleinere Anbieter, die einzelne Lösungen von HubSpot anbieten. HubSpot setzt vor allem darauf, dass alles über die eigene Plattform abgewickelt wird - Inhalte gepflegt, Kontakte nachgehalten, E-Mail Marketing etc. Diese Schritte werden im einzelnen auch von anderen spezialisierten Unternehmen angeboten, die damit auch eine Konkurrenz darstellen.

Marktgröße

HubSpot hat sich beim Börsengang 2014 auf Marketinglösungen für kleine und mittelgroße Unternehmen spezialisiert. Mittlerweile ist das Produktportfolio deutlich breiter: Nicht nur Marketing, sondern auch Sales, Service, CMS und Operations über nahezu alle Unternehmensgrößen hinweg.

Dadurch ist die potenzielle Marktgröße enorm gewachsen und bietet auch gegenüber dem aktuellen Umsatzniveau von 1 Mrd. USD jährlich noch viel Spielraum.

Ein wichtiger Faktor, der u.a. Alphabet und Apple so erfolgreich gemacht hat, ist Optionalität. In der Lage zu sein neue Geschäftsbereiche zu erschließen und dabei bessere Startbedingungen zu haben als die Konkurrenz.

Alphabet bzw. Google hat die Suche, dadurch direkten Kundenzugang und konnte Services wie Google Maps, Flugvergleiche oder die eigene Podcast-Lösung etablieren. Dazu kommt mit Android als Smartphone-Betriebssystem die Möglichkeit die Google-Suche oder Google Pay dort zu positionieren.

Das gleiche gilt für Apple: Durch das iPhone und weitere Hardware sitzt Apple direkt am Kunden. Dann kommt der App Store, Apple Music, Zubehör wie Kopfhörer, Apple Pay und vieles mehr. Das iPhone allein ist nur ein Teil der Apple-Umsätze, es ist aber vor allem der Türöffner für alle weiteren Bereiche gewesen.

HubSpot sehe ich ebenfalls in einer guten Position: Es hat direkten Kundenzugang und ist fest bei den Kunden integriert. Neue Lösungen können sofort angeboten werden ohne große Marketingaufwände. Was entwickelt wird, findet direkt Abnehmer. HubSpot hat damit einen großen Vorteil gegenüber der Konkurrenz. Das schafft einerseits einen Burggraben, andererseits viele Chancen nach vorne.

Strategie & Chancen

Was macht HubSpot um dieses Marktpotenzial zu erschließen?

  1. Die bestehenden Hub-Produkte weiter ausbauen und verbessern
  2. Stärker maßgeschneiderte Lösungen für unterschiedliche Segmente (v.a. unterschiedliche Unternehmensgrößen) anbieten
  3. In B2B-Commerce und Payment investieren (mehr dazu gleich)
  4. Weiter skalieren und wachsen

Vor allem Punkt #3 hat mich überrascht. HubSpot möchte stärker in das B2B-Geschäft, also den Handel zwischen Unternehmen, gehen und dort sogar eine Zahlungslösung anbieten.

Das inkludiert Links zur Zahlungsabwicklung, Kreditkarten und auch wiederkehrende Zahlungen. Allgemein geht HubSpot dort von komplexeren Zahlungsmodellen aus, bei denen entsprechend Hilfe benötigt wird. HubSpot arbeitet dabei laut Pressemitteilung mit dem Zahlungsanbieter Stripe zusammen.

Finanziell hat das auch einen Einfluss: Als weitere Erlösquelle würde eine transaktionsabhängige Gebühr, wie bei Payment-Lösungen üblich, zu den Abo-Umsätzen dazu kommen. Die Bruttomarge wäre dazu geringer als beim restlichen Geschäft.

Die Marktchance im B2B-Bereich ist sicherlich enorm groß. Bisher sehe ich dort noch nicht den komparativen Vorteil, den ich bei HubSpot in anderen Bereichen sehe, weshalb ich dort vorsichtig bin.

Die These von HubSpot: Kunden bauen ihr CMS mit HubSpot auf, erstellen also Webseiten und Website-Inhalte. Durch die Integration einer eigenen Zahlungslösung ist das der reibungsloseste Weg um Zahlungen abzuwickeln.

Der Teil klingt für mich enorm logisch und nachvollziehbar - und sinnvoll, die Entwicklung im Wesentlichen Stripe als Spezialisten zu überlassen. Ob diese Lösung außerhalb von HubSpot eingesetzt wird sehe ich dagegen skeptischer.

Was sind Gründe, warum die Strategie erfolgreich sein kann?

HubSpot hat direkten Kundenzugang und viele Bestandskunden, die monatlich zahlen. Das sind hervorragende Voraussetzungen.

Die bestehende Produkte auszubauen und zu verbessern - check.
Maßgeschneiderte Lösungen für unterschiedliche Segmente - check.
Weiter skalieren und wachsen - check. 

Hier macht HubSpot mehr von dem, was funktioniert und nachgefragt wird. Der Burggraben wächst, ggf. können Preise erhöht oder zusätzliche Kundengruppen schrittweise erschlossen werden.

Was sind Gründe, warum die Strategie scheitern könnte?

In B2B-Commerce und Payment investieren - große Chance, aber nicht einfach. Die Vorteile von HubSpot sind hier geringer.

Prinzipiell hat HubSpot auch B2B-Kunden, also den Kundenzugang. Ins Payment-Geschäft einzusteigen (und hier das Vertrauen der Kunden zu haben) ist aber ein Schritt raus aus dem Kerngeschäftsmodell. Hier heißt die Konkurrenz dann Stripe, Square, PayPal, Shopify, Adyen und viele mehr.

Finanzielle Ziele

HubSpot unterteilt die eigene Strategie in drei finanzielle Richtlinien: Im Mittel werden 30% Umsatzwachstum pro Jahr angepeilt und 2-3% operative Margenverbesserung pro Jahr. Ist das Wachstum langsamer, soll die Marge stärker steigen. Ist das Wachstum höher, steigt die Marge dafür langsamer.

Was heißt das konkret?

HubSpot möchte die These wahrmachen, dass mit steigendem Umsatz die Fixkosten anteilig geringer werden und die operative Marge steigt. Vor allem die Sales- und Marketing-Ausgaben sollen von heute 45% auf langfristig 30 - 35% fallen, um eine operative Marge von 20 - 25% zu ermöglichen.

Kurzfristig könnten die Margen laut letztem Analyst Day leicht sinken, da das Payments Produkt Investitionen benötigt und erstmal niedrigere Margen liefert.

Bewertung der Strategie

Chancen durch die Strategie

Ich sehe die Strategie zweigeteilt: Ausbau und Verbesserung der bestehenden Segmente, dazu Fokus auf das B2B-Segment inklusive Payment. Ersteres wird für einen etwas größeren Markt, vor allem für einen größeren Marktanteil und Burggraben sorgen. Die B2B-Payment-Strategie kann vor allem den potenziellen Markt deutlich vergrößern.

Warum es klappen könnte:

  • HubSpot hat bestehenden Kundenzugang mit monatlichem Abo-Modell, sodass direkt Produkte verkauft werden können
  • HubSpot hat eine starke Marke und moderne Technologie

Warum es scheitern könnte:

  • Zu schwach für den B2B-Markt außerhalb der bestehenden Bestandskunden positioniert
  • B2B-Payment als schwieriger Einstieg in ein neues Geschäftsmodell

SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken analysiert


Bewerten wir nun das Geschäftsmodell und schauen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen.

Stärken

Fassen wir die Stärken zusammen, die wir im Geschäftsmodell identifizieren konnten.

  • Rule of 40: +44% ist das letzte Umsatzwachstum, der Free Cashflow ist positiv. Entsprechend ist die Rule of 40 erfüllt, was für kapitaleffizientes Wachstum spricht.
  • Optionalität: Durch bestehenden Kundenzugang, wiederkehrende Umsätze und eine gute Marke hat HubSpot viele Chancen das Geschäftsmodell weiterzuentwickeln.
  • Starkes Geschäftsmodell: Abo-Umsätze mit hohem Lock-In Effekt und hohen Bruttomargen sind eines der attraktivsten Geschäftsmodelle.
  • Cashflow-positiv: HubSpot erzielt mittlerweile Überschüsse. Das senkt das Risiko und erhöht die Möglichkeiten wieder zu investieren.

Schwächen

Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Fassen wir die Schwachstellen des Unternehmens zusammen.

  • Net Revenue Retention ist nur "okay" - andere Unternehmen haben hier etwas stärkere Werte

Chancen

Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?

  • Natürliches Wachstum durch Digitalisierung: Immer mehr Prozesse und Branchen werden digital, entsprechend ist HubSpot ein natürlicher Profiteur von der Digitalisierung.
  • Erschließung weiterer Segmente: Mehr Fokus auf das B2B-Segment, weitere Produkte, maßgeschneiderte Lösungen auf Basis einer Plattform für Nischen (bspw. Pharma, Software, Handel etc.). Viele Erweiterungen sind denkbar.
  • B2B-Commerce und Payment: Der Payment-Markt ist riesig. Entsprechend groß ist die Chance, wenn HubSpot diesen Markt zumindest teilweise erobern kann.

Bedrohungen

Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine schwächelnde Wirtschaft, operative Fehlentscheidungen, politische Eingriffe und andere. Hier geht's nun viel mehr darum: Was könnte speziell das hier gezeigte Geschäftsmodell gefährden oder das Wachstum hemmen?

  • Technologischer Wandel in Marketing & Content: Heute ist HubSpot eine moderne Lösung. Allerdings ändern sich immer wieder Formate (von Blogs über Podcasts zu YouTube), die Unternehmen bespielen - und wer weiß, was in 5 oder 10 Jahren dominiert. HubSpot kommt v.a. aus einer Welt, in der Content auf Blogs stattfindet (wobei das Geschäft heute deutlich breiter aufgestellt ist).
  • Möglicherweise vorgezogenes Wachstum durch Covid-Effekte: Die Coronapandemie hat die Welt schnell digitalisiert. Die Kunden, die jetzt normalerweise Kunden geworden wären, sind es vielleicht schon vor einem Jahr geworden, weshalb das Wachstum jetzt geringer ausfallen könnte. Persönlich sehe ich das Risiko eher gering.
  • Unbundling-Konkurrenz: HubSpot bietet vieles gebündelt an, wobei es auch einzelne Lizenzen gibt. Grundlegend möchte HubSpot aber mehrere Produkte an einen Kunden verkaufen. Neue Start-Ups starten eher mit einem Ansatz eine einzelne Disziplin - hier bspw. Suchmaschinenoptimierung, Kundenakquise, Content-Management o.Ä. - gut zu machen. Historisch waren "Unbundling"-Prozesse die, die den "Bundling"-Unternehmen am meisten Schwierigkeiten bereiten.

Aktienbewertung: Der faire Wert der HubSpot-Aktie


Wir haben uns jetzt ein umfangreiches Bild des Unternehmens verschafft. Schauen wir abschließend auf die Aktie, bringen Qualität und Bewertung zusammen und ziehen ein Fazit.

Dafür kalkuliere ich drei Szenarien: Ein pessimistisches, ein optimistisches und das Szenario, das ich im Mittel erwarte. Ausreißer nach unten und oben sind naturgemäß auch immer möglich.

worst case

pessimistisch

erwartet

optimistisch

best case

Der faire Wert der Aktie

Für die Ermittlung des fairen Werts (alle Erläuterungen dazu über diesen Link) habe ich folgende Annahmen über einen Zeithorizont von 10 Jahren getroffen:

#1 Umsatzwachstum

Das Umsatzwachstum nähert sich in der Berechnung vom kurzfristigen schrittweise an das langfristige Wachstum über 10 Jahre an.

  • Umsatzwachstum zuletzt: Langfristig +41% p.a., über die letzten 3 Jahre +33% p.a., im letzten Quartal +53% YoY.
  • Analystenerwartung: Analysten erwarten für 2021 +44% (ist bereits halb um) und für 2022 +28%.
  • Eigenes Ziel: HubSpot möchte im Mittel um 30% pro Jahr wachsen (je nachdem, wie stark die Marge verbessert werden soll).
  • Meine kurzfristige Annahme: +32% p.a.
  • Meine langfristige Annahme: +16% p.a., da ich (a) einen sehr großen Markt, (b) natürliches Wachstum durch Digitalisierung und (c) gute Optionalität speziell für HubSpot sehe.

Damit läge der Umsatz in 10 Jahren bei 10 Mrd. USD. Zum Vergleich: Heute ist es 1 Mrd. $, Salesforce liegt heute bei über 20 Mrd. $. Und: Salesforce hat für den Sprung von 1 auf 10 Mrd. $ ähnliche neun Jahre gebraucht (von Anfang 2009 bis Ende 2017).

#2 Nettomarge

HubSpot peilt langfristig eine operative Marge von 20 - 25% an. Angesichts der Bruttomarge von über 80% erscheint das durchaus realistisch. Auch der Weg dorthin ist klar: Sales- und Marketingausgaben können - sobald das gewünschte Umsatzniveau weitestgehend erreich ist - reduziert werden, da die Umsätze wiederkehrend sind und daher nicht davon abhängen.

Ich nehme daher eine Nettomarge von 15% an. Intuitiv hätte ich auch eine etwas höhere Nettomarge für möglich gehalten.

#3 Bewertungsniveau

Salesforce wächst heute mit etwa 20%, erzielt etwa 10% operative Marge und ist auch vom Geschäftsmodell vergleichbar. Das KGV liegt bei 60 bzw. das KGVe bei 110, da vor allem noch deutliche Margenverbesserung eingepreist ist.

Ich gehe daher davon aus, dass die HubSpot Aktie - basierend auf den anderen Annahmen und dem starken Geschäftsmodell - noch mit einem überdurchschnittlichen KGV von 40 bewertet sein wird.

Meine Renditeerwartung

Renditerechner-Tool

Berechnung der Renditen in drei Szenarien. Erklärung hier. Zahlen in Heimatwährung. Aktienticker: HUBS.

Status Quo » Die Zahlen heute

Möglichst der letzten 12 Monate, also TTM (Trailing Twelve Months), um die aktuellsten Daten zu nutzen.
Anteil am Gewinn, der als Dividende ausgeschüttet, per Aktienrückkauf oder per Schuldentilgung an Aktionäre zurückgeführt wird. Bei Wachstumsunternehmen oft 0%.

Zukunft » Annahmen zur Wertentwicklung

Die kurzfristigen Werte nähern sich über einen 10-Jahres-Horizont an die langfristigen an.

↘︎
↗︎
Wachstum
kurzfristig, in % Wie stark ist das Umsatzwachstum im nächsten Jahr?
Wachstum
langfristig, in % Wie hoch wird das Umsatzwachstum in 10 Jahren erwartet?
Nettomarge
kurzfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz heute?
Nettomarge
langfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz in 10 Jahren? Indikatoren: Heutige Nettomarge, EBIT-Marge & Free Cashflow Marge.
KGV
langfristig Wie hoch wird das Unternehmen in 10 Jahren - auch beruhend auf den anderen Annahmen - fair bewertet sein? Je stärker die Zahlen & das Geschäftsmodell, desto höher die mögliche Bewertung.
Umsatz
Marktkapitalisierung
Wertsteigerung
Shareholder Yield
Gesamtrendite
Fairer Aktienkurs
Margin of Safety

Keine Garantie für die Zukunft.

Fortgeschrittene Optionen einblenden +

Salesforce-Vergleich

Ein weiterer Vergleich: Salesforce liegt heute beim 11,5-fachen des Umsatzes. Entsprechend hätte HubSpot bei 10 Mrd. USD möglichen Umsatz in zehn Jahren das Potenzial für eine Bewertung ab 100 Mrd. USD. Aber: Hier würde ich etwas vorsichtiger denken, gerade da die Bewertungsniveaus heute etwas höher sind.

Die Scorecard

Der Score liegt bei guten 64. Der Bereich "Qualität" wird vermutlich auf Sicht der nächsten Quartale und Jahre steigen, wenn HubSpot durchgehend profitabel wird.

Pro, Contra & Fazit: HubSpot Aktie jetzt kaufen?


Pro

  • Starkes Geschäftsmodell
  • Gute Möglichkeiten das Wachstum langfristig aufrecht zu erhalten
  • Hohes Wachstum und positiver Cashflow
  • Spannende strategische Chancen durch Kundenzugang und Einstieg in B2B-Payment-Segment

Contra

  • Recht hohes Bewertungsniveau, das eine starke Entwicklung wie bei Salesforce fast schon voraussetzt
  • Konkurrenz durch einzelne und spezialisierte Lösungen
  • Tlw. in Markt mit langfristig möglichem Wandel, v.a. technologisch

Mein Fazit

Die HubSpot-Aktie ist recht teuer und ich halte mich zum Großteil von so teuer bewerteten Aktien fern. Würde ich einen Qualitäts- und Wachstumswert trotz hoher Bewertung kaufen wollen, wäre HubSpot einer der ersten Kandidaten.


Das Geschäftsmodell ist enorm stark und scheint gut aufgestellt um auch langfristig hohes Wachstum realisieren zu können. Es ist eine der Aktien, der ich auch langfristig hohe Wachstumsraten zutraue.


Unterm Strich ist mir die Bewertung aber aktuell etwas zu teuer. Ein Börsenwert von 37 Mrd. USD scheint erstmal noch Potenzial bieten, auf der anderen Seite scheint er dem Umsatz von 1 Mrd. USD auch schon einige Schritte vorausgeeilt zu sein.

Tags: Hubspot | Aktien: Hubspot

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #5: Wir schätzen die Gesetze der Finanzmärkte.

Die Finanzmärkte sind gut untersucht und haben einige fundamentale Gesetze, die wie die Schwerkraft auf Materie wirken. Es sind Gesetze, die Aktienkurse und Aktienmärkte langfristig bestimmen und durch die wir "das große Ganze" verstehen. Wer die Gesetze der Finanzmärkte nicht kennt, erfährst sie in dieser Videoserie.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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