Preissetzungsmacht (Pricing Power)

von Jannes Lorenzen

Gründer, Investor, Strategie-Lead & Ökonom

Je besser Unternehmen ihre Preise anheben können, ohne dadurch Kunden zu verprellen, desto größer ist ihre Preissetzungsmacht und damit auch ihre Gewinnmargen.

Warren Buffett hat es mal als "the single most important decision in evaluating a business”, also als wichtigste Entscheidung bei der Unternehmensbewertung, beschrieben.

Vorteile von Preissetzungsmacht

Wer diese Preissetzungsmacht (engl. pricing power) hat, hat also einen starken Indikator für die Stärke und Einzigartigkeit des eigenen Geschäftsmodells. Außerdem kann es die eigenen Gewinnmargen stabiler halten, selbst wenn die Kosten (bspw. durch Inflation, gestiegene Rohstoffpreise oder gestiegene Löhne) steigen.

Wer sich fragt "Was sind Unternehmen, die bei einer Inflation profitieren?", wird mit der Preissetzungsmacht einen der wichtigsten Indikatoren finden.

Bei starker Preissetzungsmacht lassen sich gestiegene Kosten durch Inflation ausgleichen, ohne in die Verlustzone zu rutschen.

Wie erkennt man große Preissetzungsmacht?

Es gibt drei wichtige Kriterien:

  1. Die Marge zwischen dem Verkaufspreis und dem Herstellungspreis. Relevant ist daher vor allem die Bruttomarge bzw. Rohmarge.
  2. Die Höhe und Kontinuität der Netto-Gewinnmarge. Je höher und länger, desto eher lässt das auf Preissetzungsmacht schließen.
  3. Größe: Bei ansonsten identischen Unternehmen scheinen größere Unternehmen Preiserhöhungen besser weiterreichen zu können (basierend auf einer Umfrage der Duke University und den Federal Reserve Banks von Richmond und Atlanta).

Der Pricing-Power-Score

Die UBS hat sich den S&P1500 (und damit die größten 1.500 US-Unternehmen) angeschaut und vier Indikatoren aufgesetzt: Bruttomarge, Marktanteil, Volatilität und Verteilung der Gewinnmargen.

Daraus wurde ein Score errechnet. Je höher, desto stärker die Preissetzungsmacht.

Am besten haben darin Konsumgüter-, Telekommunikations und IT-Unternehmen abgeschnitten. Am schlechtesten waren Energie-, Finanz- und Rohstoffunternehmen.

Außerdem wurde analysiert, wie gut sich Unternehmen von 2010 bis 2021 je nachdem, wie hoch die Inflationsrate war, im Vergleich zum Gesamtmarkt geschlagen haben.

Tatsächlich haben diese Unternehmen ihre Stärke gerade dann ausgespielt, wenn die Inflationsrate überdurchschnittlich hoch lag.

Mehr Investment Know-How?
Hier entlang: