Wenn Insider eines Unternehmens, bspw. Vorstände oder der Aufsichtsrat, Aktien des eigenen Unternehmens kaufen oder verkaufen, muss es offengelegt werden.
Diese Personen haben interne und bessere Einblicke als wir Privatanleger von außen. Geben ihre Käufe und Verkäufe dadurch eine Richtung für die Unternehmensentwicklung vor? Wie erkennt man, welche Insidertransaktionen wirklich etwas aussagen?
Dabei gibt es viel Glauben, weniger Wissen. Schauen wir also auf Studien und Untersuchungen dazu.
Analyse von MSCI: Lohnen sich Insidertransaktionen?
MSCI hat 2019 eine Analyse veröffentlicht. Sie haben sich Daten von 2003 bis 2019 aus 50 Ländern mit insgesamt über 12.000 Aktienunternehmen angeschaut.
Sie haben drei Kriterien definiert:
- Differenz zwischen Insiderkäufen und -verkäufen der letzten 3 Monate
- Volumen der Insidertransaktionen
- Insider-Volumen ggü. gesamtem Markthandelsvolumen
Dann wurde getestet, ob sich mehr Rendite erzielen lässt, wenn in die besten Aktien nach diesen Kriterien investiert wird ggü. den schlechtesten Aktien.
Dabei wurde die Auswertung nochmal unterteilt:
- Alle Transaktionen
- Gefilterte Transaktionen. Hier wurden Transaktionen ausgeschlossen, die auf automatisierten Plänen, Steuergründen oder Aktienvergütungsplänen beruhen, um zu testen, ob sich so die Aussagekraft erhöht.
Ergebnisse
Bei allen Transaktionen haben die besten Aktien 3,3% p.a. besser als die schlechten abgeschnitten. Bei gefilterten Transaktionen sind es knapp 6% p.a.
Der Informationskoeffizent zeigt für alle Transaktionen keine Vorhersagekraft an, für gefilterte Transaktionen allerdings mit 0,54 eine relativ deutliche.
Die folgende Grafik zeigt die kumulativen Renditen beider Varianten:
Abschließend sieht MSCI sinnvolle Erkenntnisse durch Insidertransaktionen, vor allem in der gefilterten Variante.
Weitere Studien zu Insidertrading
Es gibt weitere Studien, die diesen Zusammenhang untersucht haben.
Lakonishok und Lee haben 2001 unter dem Titel "Are Insider Trades Informative?" den Zeitraum von 1975 bis 1995 untersucht und festgestellt:
- Der Markt reagiert direkt beim Insidertrade kaum auf diesen, sie lösen also kaum direkte Folgekäufe oder -verkäufe aus.
- Wenn Insider optimistisch waren performten Märkte besser, wenn sie pessimistisch waren schlechter.
- Insider sind wohl ein Indikator für Aktienrenditen, vor allem bei kleineren Unternehmen.
- Die Aussagekraft gilt vor allem bei Insiderkäufen, kaum bei Insiderverkäufen.
Letzteres kann logisch erklärbar sein:
Wer kauft, trifft eine aktive Entscheidung aus Überzeugung zum Unternehmen. Wer verkauft kann auch das Überzeugung tun, womöglich aber auch nur deshalb, weil das Geld anderweitig gebraucht wird, Risiko reduziert werden soll o.Ä.
Es gibt weitere Erkenntnisse aus anderen Studien:
- "Insiders’ Profits, Costs of Trading, and Market Efficiency" (1986): Insidertransaktionen deuten auf die Folgerendite hin. Dabei sind die Insider, die die meisten Informationen haben (meist CEOs), die besten Indikatoren. "Insiders who are expected to be more knowledgeable with the overall affairs of the firm, such as chairmen of the boards of directors or officer-directors, are more successful predictors of future abnormal stock price changes than officers or shareholders alone." – Nejat Seyhun (Studienautor)
- "Identifying Profitable Insider Transactions" (2011): Je höher die Überzeugung des Insiderkaufs (gemessen durch das Volumen), desto stärker die Folgerendite.
- "Do Insiders Cluster Trades with Colleagues? Evidence from Daily Insider Trading" (2017): Es wurden Daten von 1986 bis 2014 analysiert. Wenn Käufe von unterschiedlichen Insidern innerhalb von zwei Tagen stattfanden folge im Durchschnitt eine höhere Rendite als wenn nur ein Insider kauft.
Fazit: Das verraten Insidertransaktionen
In meinen Augen gibt es fünf zentrale Erkenntnisse:
- Insidertransaktionen sind ein Indikator für Folgerenditen der nächsten Wochen und Monate.
- Insiderkäufe sind bedeutender als Insiderverkäufe.
- Je höherrangig der Insiderkäufer (und damit je mehr Informationszugang dieser hat), desto stärker das Signal.
- Je größer der Insiderkauf oder je mehr Personen zur ähnlichen Zeit kaufen, desto stärker das Signal.
- Je weniger Aktien beobachtet werden, was oft bei kleineren Aktien der Fall ist, desto aussagekräfter sind Insidersignale.
- Es lohnt sich Transaktionen mit wenig Überzeugung (bspw. mit wenig Volumen) und automatisierte Ausführungen herauszufiltern.