von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 7. November 2021

DocuSign ist ein Gewinner der Coronapandemie, wie er im Buche steht: Rechtlich gültige Unterschriften mussten auch aus dem Home Office erfolgen. Die logische Folge: Lösungen für digital gültige Signaturen wie DocuSign haben enorm profitiert.

Mittlerweile erzielt DocuSign über eine Milliarde US-Dollar Jahresumsatz, dazu noch sehr profitabel. Sollte der Markt auf wenige, rechtlich gültige Anbieter konsolidieren, könnte dazu ein starker Burggraben entstehen.

Drei Gründe, warum die Aktie aktuell spannend ist:

  1. 📈 Enorm hohes Wachstum mit verbesserten Margen: Vor der Coronapandemie ist DocuSign mit 35% pro Jahr gewachsen, dann mit 55%. Gleichzeitig konnten die Cashflow-Margen zuletzt auf über 20% gesteigert werden.
  2. 💨 Zukunftsmarkt mit Rückenwind: Die Digitalisierung befeuert auch digitale Signaturen. Dazu kommt mehr Home Office, weniger Fliegen (bspw. um Unterschriften zu leisten). Auch die Coronapandemie hat viel Akzeptanz für digitale Unterschriften geschaffen.
  3. 🏆 Marktführer: DocuSign ist die mit Abstand am meisten eingesetzte eSignaturlösung. Wer eine solche Lösung sucht wird zwangsweise auch auf DocuSign stoßen.

Aber: Es gibt auch spannende Risiken, die ich als gefährliche Stille der Tech-Riesen und einem technologischen Wandel, zu dem sogar Kryptowährungen gehören, bezeichnen würde.

Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte. Ist die DocuSign Aktie überbewertet? Oder sollte man jetzt noch DocuSign Aktien kaufen? Diesen Fragen versuchen wir uns zu nähern.

Dabei erfährst du, wie das Geschäftsmodell funktioniert und wie gut es ist, woraus der Burggraben besteht, wie die aktuelle Strategie aussieht, wie die Chancen von dieser sind, gegen wen sich das Unternehmen behaupten muss und ob die Aktie heute attraktiv bewertet ist oder nicht. Viel Spaß!

Überblick: Das steckt hinter DocuSign

Das Unternehmen

DocuSign wurde 2003 in den USA gegründet. CEO ist heute Daniel Springer. 2018 ist DocuSign an der Nasdaq an die Börse gegangen. Laut DocuSign selbst gibt es über eine Milliarde Nutzer und über eine Million zahlende Nutzer.

Produkt & Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell von DocuSign ist für ein über 50 Mrd. US-Dollar wertvolles Unternehmen erstaunlich simpel: Digital gültige Unterschriften.

Auch vor der Coronapandemie sah der Standard in Büros anders aus: Alle möglichen Verträge werden ausgedruckt und brauchen oft Unterschriften von unterschiedlichen Personen, um dann abgeheftet oder per Brief verschickt zu werden.

In der Phase des Home Offices seit März 2020 war das nicht mehr so einfach möglich. Signaturen mussten digital und ortsunabhängig erfolgen können. Und durch weiterhin hohe Quoten an Remote Work wird der Bedarf weiterhin bestehen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Digitale Signaturen sind schneller, einfacher, günstiger und verfügbarer.

DocuSign ist der weltweite Marktführer in diesem Markt. Es bietet Lösungen für unterschiedliche Geräte (Computer, Tablet, Smartphone), aber auch als Integration in anderen Business-Tools an.

Aber: Mittlerweile zielt DocuSign noch auf mehr Lösungen und eine übergreifende Agreement Cloud, die Verträge analysieren (Insight / Analyzer), notariell beglaubigen (Notary) und Laufzeiten auslesen und managen (CLM) kann.

Aktienkurs

Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre stark entwickelt:

Factsheet

Factsheet

Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTM (= letzte 12 Monate). Zusatz ‚e‘ = erwartet, ‚YoY‘ = im Jahresvergleich.

Die Eckdaten

  • Land: USA
  • Branche: E-Signaturlösung
  • Marktkapitalisierung: 54 Mrd. USD
  • Umsatz: 1,8 Mrd. USD
  • Ergebnis: -0,2 Mrd. USD
  • Free Cashflow: 0,4 Mrd. USD

Bewertung

  • KUV: 30
  • KGV: –
  • KGVe: 130
  • KCV: 125
  • PEG-Ratio: 3

Qualität & Wachstum

  • Bruttomarge: 77%
  • Nettomarge: -10%
  • Umsatzwachstum (letzte 3 Jahre): 41% p.a.

Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.

Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert

Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.

Wichtig: DocuSigns Geschäftsjahr endet im Januar, das Q2 ’22 ist daher das zuletzt beendete Quartal.

Unternehmensentwicklung

Das Unternehmen wächst konstant, sowohl im Umsatz, als auch im Gewinn und im Cashflow.

Die Umsatzentwicklung:

  • FY 2019: 0,66 Mrd. USD (+37%)
  • FY 2020: 0,92 Mrd. USD (+38%)
  • FY 2021: 1,38 Mrd. USD (+50%)

Die Coronapandemie zeigt also ihre Wirkung, allerdings war das Wachstum davor auch schon stark. Auf Quartalsebene war das Wachstum zuletzt leicht abnehmend, aber immer noch über 50% im Jahresvergleich.

Die prozentualen Gewinnmargen sind auf einem positiven Trend. Die operative Marge (letztes Jahr – letztes Quartal) liegt bei 12 – 19%, die operative Cashflowmarge bei 20 – 35%, die FCF-Marge bei 15 – 32%. Unterm Strich steht in der GuV aber noch ein leichter Nettoverlust.

Die Kohortenentwicklung sieht ebenfalls gut aus. Die Net Retention Rate von 124% spricht für hohe Kundenbindung und Verkauf weiterer Lösungen und Lizenzen.

Die Rule of 40 (Summe aus EBITDA-Marge und Umsatzwachstum) zeigt an, wie kapitaleffizient ein Unternehmen wächst. Alles über 40 gilt als sehr gut. DocuSign liegt hier bei über 60, damit also deutlich über 40.

Tieferer Blick ins Geschäftsmodell

Das wichtigste Segment von DocuSign ist „Sign“. Darin steckt die eSignatur und die Notarlösung. Daneben gibt es den Bereich „Prepare“ (Lösungen, um Verträge mit KI besser zu verhandeln). „Act“ gibt Handlungsempfehlungen für bestehende Verträge (bspw. um diese zu verlängern) und „Manage“ bietet u.a. Vertragsanalysen.

Diese Lösungen werden allgemein angeboten, aber auch speziell für Branchen (Finanzwesen, Pharma, Immobilien,…) und über Schnittstellen bei Salesforce, Microsoft, Google, SAP und Co.

Bewertung des Geschäftsmodells

Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt’s hier und hier.

Geschäftsmodell-Bewertung

Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In

Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?

Wiederkehrende Umsätze bestehen fast komplett, die Lock-In Effekte sind aber eher schwach. Kunden können größtenteils direkt wechseln.

Netzwerkeffekte

Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?

Die Netzwerkeffekte von DocuSign werden schnell unterschätzt. Je mehr Nutzer DocuSign hat, desto einfacher und schneller lassen sich Verträge auch mit anderen Parteien schließen. Auch innerhalb eines Unternehmens wird es vermutlich zum Großteil nur eine einzige Lösung, nicht mehrere geben.

Skaleneffekte (Economies of Scale)

Wird das Geschäftsmodell mit zunehmender Größe widerstandsfähiger?

Die Skaleneffekte sind vorhanden. Die Zahlen zeigen, dass DocuSign mit Wachstum auch die Margen verbessert, der Umsatz also stärker als die Kosten steigt. Im Vergleich zu einigen Konkurrenten (bspw. Adobe) ist DocuSign allerdings kleiner.

Proprietäre Technologie

Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?

Die Technologie besteht, besitzt DocuSign selbst und ist rechtlich zugelassen. Allerdings gibt es viele Anbieter, die es schaffen, eine Signatur auf ein Dokument zu setzen. Die Technologie allein ist kein Alleinstellungsmerkmal. Sie wird es etwas, wenn noch die rechtliche Hürde dazu kommt, nach der die gesetzte Unterschrift auch Gültigkeit haben muss.s

Marke (Branding)

Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das Geschäftsmodell nach vorne bringt?

DocuSign ist als Marktführer „top of mind“. Wer an eine E-Signatur-Lösung denkt und schnell handeln will, wählt DocuSign. Das ist der große Vorteil und damit auch die Stärke der Marke. Allerdings wird DocuSign damit keine weit überdurchschnittlichen Preise abrufen können.

Geschäftsmodell-Bewertung: 19 / 25

Zukunft: Burggraben, Strategie & Wachstumsperspektiven

Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir in die Zukunft. Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?

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Tags: DocuSign | Aktien: DocuSign

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #3: Wir suchen Qualität.

Es ist okay, in besonders günstige Aktien zu investieren. Es ist aber vor allem eine kurzfristige Strategie. Langfristig setzt sich Qualität durch, die zu einem fairen Preis gekauft wird.

„Es ist viel besser, ein wunderbares Unternehmen zu einem fairen Preis zu kaufen als ein passables Unternehmen zu einem wunderbaren Preis.“ - Warren Buffett

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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