DocuSign ist ein Gewinner der Coronapandemie, wie er im Buche steht: Rechtlich gültige Unterschriften mussten auch aus dem Home Office erfolgen. Die logische Folge: Lösungen für digital gültige Signaturen wie DocuSign haben enorm profitiert.
Mittlerweile erzielt DocuSign über eine Milliarde US-Dollar Jahresumsatz, dazu noch sehr profitabel. Sollte der Markt auf wenige, rechtlich gültige Anbieter konsolidieren, könnte dazu ein starker Burggraben entstehen.
Drei Gründe, warum die Aktie aktuell spannend ist:
- 📈 Enorm hohes Wachstum mit verbesserten Margen: Vor der Coronapandemie ist DocuSign mit 35% pro Jahr gewachsen, dann mit 55%. Gleichzeitig konnten die Cashflow-Margen zuletzt auf über 20% gesteigert werden.
- 💨 Zukunftsmarkt mit Rückenwind: Die Digitalisierung befeuert auch digitale Signaturen. Dazu kommt mehr Home Office, weniger Fliegen (bspw. um Unterschriften zu leisten). Auch die Coronapandemie hat viel Akzeptanz für digitale Unterschriften geschaffen.
- 🏆 Marktführer: DocuSign ist die mit Abstand am meisten eingesetzte eSignaturlösung. Wer eine solche Lösung sucht wird zwangsweise auch auf DocuSign stoßen.
Aber: Es gibt auch spannende Risiken, die ich als gefährliche Stille der Tech-Riesen und einem technologischen Wandel, zu dem sogar Kryptowährungen gehören, bezeichnen würde.
Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte. Ist die DocuSign Aktie überbewertet? Oder sollte man jetzt noch DocuSign Aktien kaufen? Diesen Fragen versuchen wir uns zu nähern.
Dabei erfährst du, wie das Geschäftsmodell funktioniert und wie gut es ist, woraus der Burggraben besteht, wie die aktuelle Strategie aussieht, wie die Chancen von dieser sind, gegen wen sich das Unternehmen behaupten muss und ob die Aktie heute attraktiv bewertet ist oder nicht. Viel Spaß!
More...
Überblick: Das steckt hinter DocuSign
Das Unternehmen
DocuSign wurde 2003 in den USA gegründet. CEO ist heute Daniel Springer. 2018 ist DocuSign an der Nasdaq an die Börse gegangen. Laut DocuSign selbst gibt es über eine Milliarde Nutzer und über eine Million zahlende Nutzer.
Produkt & Geschäftsmodell
Das Geschäftsmodell von DocuSign ist für ein über 50 Mrd. US-Dollar wertvolles Unternehmen erstaunlich simpel: Digital gültige Unterschriften.
Auch vor der Coronapandemie sah der Standard in Büros anders aus: Alle möglichen Verträge werden ausgedruckt und brauchen oft Unterschriften von unterschiedlichen Personen, um dann abgeheftet oder per Brief verschickt zu werden.
In der Phase des Home Offices seit März 2020 war das nicht mehr so einfach möglich. Signaturen mussten digital und ortsunabhängig erfolgen können. Und durch weiterhin hohe Quoten an Remote Work wird der Bedarf weiterhin bestehen.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Digitale Signaturen sind schneller, einfacher, günstiger und verfügbarer.
DocuSign ist der weltweite Marktführer in diesem Markt. Es bietet Lösungen für unterschiedliche Geräte (Computer, Tablet, Smartphone), aber auch als Integration in anderen Business-Tools an.
Aber: Mittlerweile zielt DocuSign noch auf mehr Lösungen und eine übergreifende Agreement Cloud, die Verträge analysieren (Insight / Analyzer), notariell beglaubigen (Notary) und Laufzeiten auslesen und managen (CLM) kann.
Aktienkurs
Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre stark entwickelt:
Factsheet
Factsheet
Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). Zusatz 'e' = erwartet, 'YoY' = im Jahresvergleich.
Die Eckdaten
- Land: USA
- Branche: E-Signaturlösung
- Marktkapitalisierung: 54 Mrd. USD
- Umsatz: 1,8 Mrd. USD
- Ergebnis: -0,2 Mrd. USD
- Free Cashflow: 0,4 Mrd. USD
Bewertung
- KUV: 30
- KGV: -
- KGVe: 130
- KCV: 125
- PEG-Ratio: 3
Qualität & Wachstum
- Bruttomarge: 77%
- Nettomarge: -10%
- Umsatzwachstum (letzte 3 Jahre): 41% p.a.
Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.
Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.
Wichtig: DocuSigns Geschäftsjahr endet im Januar, das Q2 '22 ist daher das zuletzt beendete Quartal.
Unternehmensentwicklung
Das Unternehmen wächst konstant, sowohl im Umsatz, als auch im Gewinn und im Cashflow.
Die Umsatzentwicklung:
- FY 2019: 0,66 Mrd. USD (+37%)
- FY 2020: 0,92 Mrd. USD (+38%)
- FY 2021: 1,38 Mrd. USD (+50%)
Die Coronapandemie zeigt also ihre Wirkung, allerdings war das Wachstum davor auch schon stark. Auf Quartalsebene war das Wachstum zuletzt leicht abnehmend, aber immer noch über 50% im Jahresvergleich.
Die prozentualen Gewinnmargen sind auf einem positiven Trend. Die operative Marge (letztes Jahr - letztes Quartal) liegt bei 12 - 19%, die operative Cashflowmarge bei 20 - 35%, die FCF-Marge bei 15 - 32%. Unterm Strich steht in der GuV aber noch ein leichter Nettoverlust.
Die Kohortenentwicklung sieht ebenfalls gut aus. Die Net Retention Rate von 124% spricht für hohe Kundenbindung und Verkauf weiterer Lösungen und Lizenzen.
Die Rule of 40Die Rule of 40 berechnet sich aus der Summe von Umsatzwachstum und EBITDA-Marge (oder Free Cashflow Marge). Wenn der Wert über 40 liegt, gilt das als kapitaleffizientes Wachstum. More (Summe aus EBITDA-Marge und Umsatzwachstum) zeigt an, wie kapitaleffizient ein Unternehmen wächst. Alles über 40 gilt als sehr gut. DocuSign liegt hier bei über 60, damit also deutlich über 40.
Tieferer Blick ins Geschäftsmodell
Das wichtigste Segment von DocuSign ist "Sign". Darin steckt die eSignatur und die Notarlösung. Daneben gibt es den Bereich "Prepare" (Lösungen, um Verträge mit KI besser zu verhandeln). "Act" gibt Handlungsempfehlungen für bestehende Verträge (bspw. um diese zu verlängern) und "Manage" bietet u.a. Vertragsanalysen.
Diese Lösungen werden allgemein angeboten, aber auch speziell für Branchen (Finanzwesen, Pharma, Immobilien,...) und über Schnittstellen bei Salesforce, Microsoft, Google, SAP und Co.
Bewertung des Geschäftsmodells
Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt's hier und hier.
Geschäftsmodell-Bewertung
Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In
Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?
Wiederkehrende Umsätze bestehen fast komplett, die Lock-In Effekte sind aber eher schwach. Kunden können größtenteils direkt wechseln.
Netzwerkeffekte
Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?
Die Netzwerkeffekte von DocuSign werden schnell unterschätzt. Je mehr Nutzer DocuSign hat, desto einfacher und schneller lassen sich Verträge auch mit anderen Parteien schließen. Auch innerhalb eines Unternehmens wird es vermutlich zum Großteil nur eine einzige Lösung, nicht mehrere geben.
Skaleneffekte (Economies of Scale)
Wird das Geschäftsmodell mit zunehmender Größe widerstandsfähiger?
Die Skaleneffekte sind vorhanden. Die Zahlen zeigen, dass DocuSign mit Wachstum auch die Margen verbessert, der Umsatz also stärker als die Kosten steigt. Im Vergleich zu einigen Konkurrenten (bspw. Adobe) ist DocuSign allerdings kleiner.
Proprietäre Technologie
Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?
Die Technologie besteht, besitzt DocuSign selbst und ist rechtlich zugelassen. Allerdings gibt es viele Anbieter, die es schaffen, eine Signatur auf ein Dokument zu setzen. Die Technologie allein ist kein Alleinstellungsmerkmal. Sie wird es etwas, wenn noch die rechtliche Hürde dazu kommt, nach der die gesetzte Unterschrift auch Gültigkeit haben muss.s
Marke (Branding)
Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das Geschäftsmodell nach vorne bringt?
DocuSign ist als Marktführer "top of mind". Wer an eine E-Signatur-Lösung denkt und schnell handeln will, wählt DocuSign. Das ist der große Vorteil und damit auch die Stärke der Marke. Allerdings wird DocuSign damit keine weit überdurchschnittlichen Preise abrufen können.
Geschäftsmodell-Bewertung: 19 / 25
Zukunft: Burggraben, Strategie & Wachstumsperspektiven
Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir in die Zukunft. Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?
Konkurrenz & Burggraben
Die großen Konkurrenten von DocuSign sind Adobe Sign, Hellosign und SignNow. Dazu gibt es noch weitere Anbieter, die sich u.a. auf Nischen konzentrieren.
Vergleich zum direkten Wettbewerb
Laut Datanyze hat DocuSign aktuell knapp 60% des Marktanteils der Unternehmen, Adobe Sign knapp 4%, Sign Now ebenfalls knapp 4% und HelloSign etwa 1%.
Vergleicht man die E-Signatur-Lösungen auf dem Review-Portal G2:
- DocuSign mit 1.800 Reviews, 4,5 / 5 Sternen
- HelloSign mit 1.300 Reviews, 4,7 / 5 Sternen
- Adobe Sign mit 850 Reviews, 4,4 / 5 Sternen
Auf dem Review-Portal Gartner:
- DocuSign mit 260 Reviews, 4,6 / 5 Sternen
- HelloSign mit 160 Reviews, 4,5 / 5 Sternen
- Adobe Sign mit 150 Reviews, 4,5 / 5 Sternen
Mein Eindruck: Alle Lösungen sind im Kern gut, stark vergleichbar und fast austauschbar. DocuSign scheint den Marktführer-Vorteil zu haben, wonach man im Zweifelsfall zu DocuSign greift.
Das ist einerseits gut, andererseits ein Problem: Ein austauschbares Produkt birgt Risiken wie Preiskampf oder in eine größere Landschaft mit mehreren Lösungen integriert zu werden ("Bundling", ähnlich zur Sign-Lösung von Adobe).
Warum glaubt DocuSign weiterhin führend zu bleiben?
- Es hat die breiteste Produktpalette und über 1.000+ Integrationen in andere Produkte
- Innovation und technologische Stärke
- Vertrauen der Kunden, das auch durch offizielle Siegel bestätigt ist und Zufriedenheit
An die Stärke der Innovation & Technologie glaube ich nicht, die Konkurrenz ist ähnlich stark. Die anderen Punkte kann ich gut nachvollziehen, mehr dazu gleich.
Nur ein Feature der Tech-Riesen?
Ein Risiko, das ich noch sehe: Die großen Tech-Riesen. Was hält diese davon ab das Kerngeschäft von DocuSign anzugreifen? Ist DocuSign nur ein Feature von größeren Produkten?
Salesforce hat schon viele Unternehmenskunden, Microsoft, Google und Amazon genauso. Gerade Salesforce sitzt schon an der Quelle, da darüber Kundenbeziehungen gepflegt und nachgehalten werden. Microsoft und Google bieten Office-Produkte an, die für eine Integration prädestiniert sind.
Alle haben die Kunden, genug Geld und an der Technologie sollte es nicht scheitern. Sie könnten sogar kleinere Anbieter aufkaufen und integrieren, sie damit direkt unzähligen Kunden zugänglich und DocuSign Konkurrenz machen.
Sind Unterschriften dem Untergang geweiht?
DocuSign digitalisiert mit Unterschriften einen Prozess aus der analogen Welt. Was ist aber, wenn der Prozess per se nicht der beste ist? Wenn es bessere Lösungen gibt als Unterschriften auf Dokumente zu setzen, egal ob analog oder digital?
Der technologische Wandel hat Unterschriften digitalisiert, könnte im nächsten Zuge aber Unterschriften überflüssig machen.
Die Blockchain, die Basis vieler Kryptowährungen ist, kann Informationen sicher verschlüsseln. Ethereum ist auf einer Smart Contracts Logik aufgebaut, bietet also das technische Potenzial um Verträge bis zur notariellen Beglaubigung darüber abzubilden.
Aber: Auch hier denkt DocuSign über Lösungen nach. In einem Interview 2019 sagte der CEO:
Wir können Kunden, die das wollen, bereits heute eine Blockchain-Lösung anbieten. Für mich persönlich steckt die Blockchain-Technik aber noch in einer sehr frühen Phase. Ich sehe noch kein skalierbares Business dahinter. Derzeit werden hohe Erwartungen mit dieser Technologie verknüpft, doch aus unserer Sicht sind die Auswirkungen eher langfristig relevant.
Wir arbeiten mit eng mit dem Ethereum-Konsortium zusammen und haben eine Integration zu unserer Lösung geschaffen. Kunden, die ihre Dokumente in einer Ethereum-basierten Blockchain-Lösung ablegen und speichern wollen, können das tun. Es kann sein, dass auch wir einmal unsere Dokumente in einer Blockchain speichern und nicht mehr auf unseren Servern, aber das wird noch sehr lange dauern.
Womöglich gibt es auch digitale Ausweismöglichkeiten, mit denen Verträge rechtlich gültig abgesegnet werden können, die nicht einmal das Risiko einer gefälschten Unterschrift beinhalten. Okta (bald in der Analyse) bietet Identitätsmanagement an und wird auch in DAX-Unternehmen eingesetzt um Zugänge sicher zu gestalten, womöglich könnten diese stärker werden.
Vielleicht bleiben Unterschriften die nächsten 20 Jahre. Vielleicht gibt es aber auch hier andere Lösungen, die selbst digitale Unterschriften überflüssiger machen.
Auch für diese Lösungen kann sich DocuSign mit der Agreement Cloud positionieren. Ich glaube, DocuSign wäre da aber in einer schwächeren und unsichereren Position.
Strategie & Chancen
Wie groß ist der Markt für DocuSign?
Sie selbst schätzen ihn auf 50 Mrd. USD. 50% aus der Sign-Lösung, 50% aus den drei anderen Segmenten. Demnach würde DocuSign mit knapp 2 Mrd. Umsatz etwa 4% des Marktes aktuell besetzen.
Ein Weg dort hin: Wachstum in internationalen Märkten. Aktuell entstehen 22% der Umsätze außerhalb der USA, diese wachsen mit 71% p.a. aber überproportional.
Der größte strategische Hebel ist in meinen Augen aber der Weg von der eSignatur-Lösung zu einer Agreement Cloud.
Zum einen: Kann DocuSign als eSignatur-Lösung bestehen bleiben oder wird das Produkt zu ersetzbar? Zum anderen: Kann DocuSign tatsächlich die weiteren Segmente erschließen?
Was sind Gründe, warum die Strategie erfolgreich sein kann?
- DocuSign hat eine breite Produktpalette
- DocuSign ist Marktführer - selbst bei gleich guten Alternativen wird zum Marktführer tendiert
- DocuSign hat viele Integrationen bei Partnern
- DocuSign ist auch anderen direkt ein Begriff, ein Unternehmen muss also nicht erst erklären, ob bspw. HelloSign ebenfalls rechtlich sichere Unterschriften liefert
- Die Kundenzufriedenheit ist hoch und solange das so bleibt, werden Nutzer sich wohl kaum proaktiv nach einer anderen Lösung umsehen
Was sind Gründe, warum die Strategie scheitern könnte?
- Das Kernprodukt ist technisch weitestgehend austauschbar
- Auch Adobe ist in vielen Bereichen stark: Großes und bekanntes Unternehmen, das zudem noch weitere Produkte anbieten kann und ohnehin stark im PDF-Markt verankert ist
Finanzielle Ziele
Die Ziele für das aktuell laufende Geschäftsjahr:
Bewertung der Strategie
Chancen durch die Strategie
DocuSign kann heute einen großen, bleibenden Marktanteil gewinnen und dazu weitere Segmente in der "Agreement Cloud" erschließen. Das erhöht zum einen die Umsätze, bindet zum anderen Nutzer noch stärker an die eigenen Lösungen und schafft Differenzierung zur Konkurrenz.
Warum es klappen könnte:
Warum es scheitern könnte:
SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken analysiert
Bewerten wir nun das Geschäftsmodell und schauen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen.
Stärken
Fassen wir die Stärken zusammen, die wir im Geschäftsmodell identifizieren konnten.
Schwächen
Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Fassen wir die Schwachstellen des Unternehmens zusammen.
Chancen
Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?
Bedrohungen
Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine schwächelnde Wirtschaft, operative Fehlentscheidungen, politische Eingriffe und andere. Hier geht's nun viel mehr darum: Was könnte speziell das hier gezeigte Geschäftsmodell gefährden oder das Wachstum hemmen?
Aktienbewertung: Der faire Wert der DocuSign Aktie
Wir haben uns jetzt ein umfangreiches Bild des Unternehmens verschafft. Schauen wir abschließend auf die Aktie, bringen Qualität und Bewertung zusammen und ziehen ein Fazit.
Dafür kalkuliere ich drei Szenarien: Ein pessimistisches, ein optimistisches und das Szenario, das ich im Mittel erwarte. Ausreißer nach unten und oben sind naturgemäß auch immer möglich.
worst case
pessimistisch
erwartet
optimistisch
best case
Der faire Wert der Aktie
Für die Ermittlung des fairen Werts (alle Erläuterungen dazu über diesen Link) habe ich folgende Annahmen über einen Zeithorizont von 10 Jahren getroffen:
#1 Umsatzwachstum
Das Umsatzwachstum nähert sich in der Berechnung vom kurzfristigen schrittweise an das langfristige Wachstum über 10 Jahre an.
- Umsatzwachstum zuletzt: Etwa 35% Vor-Corona, seitdem ca. 55% mit zuletzt leicht sinkender Tendenz. Die Prognose für das Geschäftsjahr bis Januar '22 liegt bei +50%.
- Analystenerwartung: Die Analysten erwarten für das GJ '22 +43%, fürs GJ '23 +29%.
- Meine kurzfristige Annahme: +34% p.a.
- Meine langfristige Annahme: Hier schwanken die Werte der Szenarien am stärksten, da ich im schlechten Fall in zehn Jahren kaum noch Wachstum sehe. Im Mittel gehe ich von 10% p.a. aus.
#2 Nettomarge
Die operative Marge liegt heute bei 10 - 20%, obwohl DocuSign noch stark wächst. Die Cashflow-Marge lag auf Quartalsebene zuletzt etwas höher. Langfristig halte ich daher 18% Nettomarge für realistisch.
#3 Bewertungsniveau
Ich gehe davon aus, dass die Aktie - basierend auf den anderen Annahmen - noch mit einem leicht überdurchschnittlichen KGV von 25 bewertet sein wird. Aber: Gerade das Abwärtspotenzial ist hier groß, sollten die erwähnten Risiken eintreten.
Meine Renditeerwartung
Renditerechner-Tool
Berechnung der Renditen in drei Szenarien. Erklärung hier. Zahlen in Heimatwährung. Aktienticker: DOCU.
Status Quo » Die Zahlen heute
Zukunft » Annahmen zur Wertentwicklung
Die kurzfristigen Werte nähern sich über einen 10-Jahres-Horizont an die langfristigen an.
kurzfristig, in % Wie stark ist das Umsatzwachstum im nächsten Jahr?
langfristig, in % Wie hoch wird das Umsatzwachstum in 10 Jahren erwartet?
kurzfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz heute?
langfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz in 10 Jahren? Indikatoren: Heutige Nettomarge, EBIT-Marge & Free Cashflow Marge.
langfristig Wie hoch wird das Unternehmen in 10 Jahren - auch beruhend auf den anderen Annahmen - fair bewertet sein? Je stärker die Zahlen & das Geschäftsmodell, desto höher die mögliche Bewertung.
Keine Garantie für die Zukunft.
Fortgeschrittene Optionen einblenden +Die Scorecard
Pro, Contra & Fazit: DocuSign Aktie jetzt kaufen?
Pro
Contra
Mein Fazit
DocuSign hat ein schlankes, potenziell profitables Geschäftsmodell mit wiederkehrenden Umsätzen. Die rechtlichen Gegebenheiten bieten einen kleinen Burggraben.
Meine größte Sorge: Was hält Microsoft, Google oder auch Salesforce davon ab, eine eigene Lösung zu entwickeln oder aufzukaufen und zu integrieren? Was hält dann Kunden davon ab, zu diesen Lösungen zu greifen, wenn sie vermutlich eh schon Kunden dort sind und dadurch Geld sparen?
Noch ist das eher eine Sorge als Realität. DocuSign entwickelt sich gut. Wenn die Tech-Riesen fernbleiben sehe ich die Aktie positiv, wenn diese aktiv werden wird es eng und die Börsenbewertung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dahinschmelzen.
Aber auch der technologische Wandel bleibt ein Risiko. Was passiert mit DocuSign, wenn es in 20 Jahren bessere Lösungen als (digitale) Unterschriften geben sollte?
Vielleicht sieht auch DocuSign dieses Risiko und diversifiziert daher gerade das Geschäftsmodell. Sowohl die Tech-Riesen als auch der technologische Wandel sind aber Risiken, die - wenn sie eintreten - existenziell sein können.
Glaube ich, dass die Aktie kurz- und mittelfristig gut laufen kann? Ja. Möchte ich die Aktie heute für einen Börsenwert von über 50 Mrd. kaufen und 10 Jahre oder länger in meinem Depot haben? Aktuell eher nicht.