von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 7. November 2021

DocuSign ist ein Gewinner der Coronapandemie, wie er im Buche steht: Rechtlich gültige Unterschriften mussten auch aus dem Home Office erfolgen. Die logische Folge: Lösungen für digital gültige Signaturen wie DocuSign haben enorm profitiert.

Mittlerweile erzielt DocuSign über eine Milliarde US-Dollar Jahresumsatz, dazu noch sehr profitabel. Sollte der Markt auf wenige, rechtlich gültige Anbieter konsolidieren, könnte dazu ein starker Burggraben entstehen.

Drei Gründe, warum die Aktie aktuell spannend ist:

  1. 📈 Enorm hohes Wachstum mit verbesserten Margen: Vor der Coronapandemie ist DocuSign mit 35% pro Jahr gewachsen, dann mit 55%. Gleichzeitig konnten die Cashflow-Margen zuletzt auf über 20% gesteigert werden.
  2. 💨 Zukunftsmarkt mit Rückenwind: Die Digitalisierung befeuert auch digitale Signaturen. Dazu kommt mehr Home Office, weniger Fliegen (bspw. um Unterschriften zu leisten). Auch die Coronapandemie hat viel Akzeptanz für digitale Unterschriften geschaffen.
  3. 🏆 Marktführer: DocuSign ist die mit Abstand am meisten eingesetzte eSignaturlösung. Wer eine solche Lösung sucht wird zwangsweise auch auf DocuSign stoßen.

Aber: Es gibt auch spannende Risiken, die ich als gefährliche Stille der Tech-Riesen und einem technologischen Wandel, zu dem sogar Kryptowährungen gehören, bezeichnen würde.

Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte. Ist die DocuSign Aktie überbewertet? Oder sollte man jetzt noch DocuSign Aktien kaufen? Diesen Fragen versuchen wir uns zu nähern.

Dabei erfährst du, wie das Geschäftsmodell funktioniert und wie gut es ist, woraus der Burggraben besteht, wie die aktuelle Strategie aussieht, wie die Chancen von dieser sind, gegen wen sich das Unternehmen behaupten muss und ob die Aktie heute attraktiv bewertet ist oder nicht. Viel Spaß!

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Überblick: Das steckt hinter DocuSign


Das Unternehmen

DocuSign wurde 2003 in den USA gegründet. CEO ist heute Daniel Springer. 2018 ist DocuSign an der Nasdaq an die Börse gegangen. Laut DocuSign selbst gibt es über eine Milliarde Nutzer und über eine Million zahlende Nutzer.

Produkt & Geschäftsmodell

Das Geschäftsmodell von DocuSign ist für ein über 50 Mrd. US-Dollar wertvolles Unternehmen erstaunlich simpel: Digital gültige Unterschriften.

Auch vor der Coronapandemie sah der Standard in Büros anders aus: Alle möglichen Verträge werden ausgedruckt und brauchen oft Unterschriften von unterschiedlichen Personen, um dann abgeheftet oder per Brief verschickt zu werden.

In der Phase des Home Offices seit März 2020 war das nicht mehr so einfach möglich. Signaturen mussten digital und ortsunabhängig erfolgen können. Und durch weiterhin hohe Quoten an Remote Work wird der Bedarf weiterhin bestehen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Digitale Signaturen sind schneller, einfacher, günstiger und verfügbarer.

DocuSign ist der weltweite Marktführer in diesem Markt. Es bietet Lösungen für unterschiedliche Geräte (Computer, Tablet, Smartphone), aber auch als Integration in anderen Business-Tools an.

Aber: Mittlerweile zielt DocuSign noch auf mehr Lösungen und eine übergreifende Agreement Cloud, die Verträge analysieren (Insight / Analyzer), notariell beglaubigen (Notary) und Laufzeiten auslesen und managen (CLM) kann.

Aktienkurs

Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre stark entwickelt:

Factsheet

Factsheet

Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTM (= letzte 12 Monate). Zusatz 'e' = erwartet, 'YoY' = im Jahresvergleich.

Die Eckdaten

  • Land: USA
  • Branche: E-Signaturlösung
  • Marktkapitalisierung: 54 Mrd. USD
  • Umsatz: 1,8 Mrd. USD
  • Ergebnis: -0,2 Mrd. USD
  • Free Cashflow: 0,4 Mrd. USD

Bewertung

  • KUV: 30
  • KGV: -
  • KGVe: 130
  • KCV: 125
  • PEG-Ratio: 3

Qualität & Wachstum

  • Bruttomarge: 77%
  • Nettomarge: -10%
  • Umsatzwachstum (letzte 3 Jahre): 41% p.a.

Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.

Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert


Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.

Wichtig: DocuSigns Geschäftsjahr endet im Januar, das Q2 '22 ist daher das zuletzt beendete Quartal.

Unternehmensentwicklung

Das Unternehmen wächst konstant, sowohl im Umsatz, als auch im Gewinn und im Cashflow.

Die Umsatzentwicklung:

  • FY 2019: 0,66 Mrd. USD (+37%)
  • FY 2020: 0,92 Mrd. USD (+38%)
  • FY 2021: 1,38 Mrd. USD (+50%)

Die Coronapandemie zeigt also ihre Wirkung, allerdings war das Wachstum davor auch schon stark. Auf Quartalsebene war das Wachstum zuletzt leicht abnehmend, aber immer noch über 50% im Jahresvergleich.

Die prozentualen Gewinnmargen sind auf einem positiven Trend. Die operative Marge (letztes Jahr - letztes Quartal) liegt bei 12 - 19%, die operative Cashflowmarge bei 20 - 35%, die FCF-Marge bei 15 - 32%. Unterm Strich steht in der GuV aber noch ein leichter Nettoverlust.

Die Kohortenentwicklung sieht ebenfalls gut aus. Die Net Retention Rate von 124% spricht für hohe Kundenbindung und Verkauf weiterer Lösungen und Lizenzen.

Die Rule of 40 (Summe aus EBITDA-Marge und Umsatzwachstum) zeigt an, wie kapitaleffizient ein Unternehmen wächst. Alles über 40 gilt als sehr gut. DocuSign liegt hier bei über 60, damit also deutlich über 40.

Tieferer Blick ins Geschäftsmodell

Das wichtigste Segment von DocuSign ist "Sign". Darin steckt die eSignatur und die Notarlösung. Daneben gibt es den Bereich "Prepare" (Lösungen, um Verträge mit KI besser zu verhandeln). "Act" gibt Handlungsempfehlungen für bestehende Verträge (bspw. um diese zu verlängern) und "Manage" bietet u.a. Vertragsanalysen.

Diese Lösungen werden allgemein angeboten, aber auch speziell für Branchen (Finanzwesen, Pharma, Immobilien,...) und über Schnittstellen bei Salesforce, Microsoft, Google, SAP und Co.

Bewertung des Geschäftsmodells

Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt's hier und hier.

Geschäftsmodell-Bewertung

Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In

Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?

Wiederkehrende Umsätze bestehen fast komplett, die Lock-In Effekte sind aber eher schwach. Kunden können größtenteils direkt wechseln.


Netzwerkeffekte

Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?

Die Netzwerkeffekte von DocuSign werden schnell unterschätzt. Je mehr Nutzer DocuSign hat, desto einfacher und schneller lassen sich Verträge auch mit anderen Parteien schließen. Auch innerhalb eines Unternehmens wird es vermutlich zum Großteil nur eine einzige Lösung, nicht mehrere geben.


Skaleneffekte (Economies of Scale)

Wird das Geschäftsmodell mit zunehmender Größe widerstandsfähiger?

Die Skaleneffekte sind vorhanden. Die Zahlen zeigen, dass DocuSign mit Wachstum auch die Margen verbessert, der Umsatz also stärker als die Kosten steigt. Im Vergleich zu einigen Konkurrenten (bspw. Adobe) ist DocuSign allerdings kleiner.


Proprietäre Technologie

Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?

Die Technologie besteht, besitzt DocuSign selbst und ist rechtlich zugelassen. Allerdings gibt es viele Anbieter, die es schaffen, eine Signatur auf ein Dokument zu setzen. Die Technologie allein ist kein Alleinstellungsmerkmal. Sie wird es etwas, wenn noch die rechtliche Hürde dazu kommt, nach der die gesetzte Unterschrift auch Gültigkeit haben muss.s


Marke (Branding)

Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das Geschäftsmodell nach vorne bringt?

DocuSign ist als Marktführer "top of mind". Wer an eine E-Signatur-Lösung denkt und schnell handeln will, wählt DocuSign. Das ist der große Vorteil und damit auch die Stärke der Marke. Allerdings wird DocuSign damit keine weit überdurchschnittlichen Preise abrufen können.


Geschäftsmodell-Bewertung: 19 / 25

Zukunft: Burggraben, Strategie & Wachstumsperspektiven


Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir in die Zukunft. Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?

Konkurrenz & Burggraben

Die großen Konkurrenten von DocuSign sind Adobe Sign, Hellosign und SignNow. Dazu gibt es noch weitere Anbieter, die sich u.a. auf Nischen konzentrieren.

Vergleich zum direkten Wettbewerb

Laut Datanyze hat DocuSign aktuell knapp 60% des Marktanteils der Unternehmen, Adobe Sign knapp 4%, Sign Now ebenfalls knapp 4% und HelloSign etwa 1%.

Vergleicht man die E-Signatur-Lösungen auf dem Review-Portal G2:

  • DocuSign mit 1.800 Reviews, 4,5 / 5 Sternen
  • HelloSign mit 1.300 Reviews, 4,7 / 5 Sternen
  • Adobe Sign mit 850 Reviews, 4,4 / 5 Sternen

Auf dem Review-Portal Gartner:

  • DocuSign mit 260 Reviews, 4,6 / 5 Sternen
  • HelloSign mit 160 Reviews, 4,5 / 5 Sternen
  • Adobe Sign mit 150 Reviews, 4,5 / 5 Sternen

Mein Eindruck: Alle Lösungen sind im Kern gut, stark vergleichbar und fast austauschbar. DocuSign scheint den Marktführer-Vorteil zu haben, wonach man im Zweifelsfall zu DocuSign greift.

Das ist einerseits gut, andererseits ein Problem: Ein austauschbares Produkt birgt Risiken wie Preiskampf oder in eine größere Landschaft mit mehreren Lösungen integriert zu werden ("Bundling", ähnlich zur Sign-Lösung von Adobe).

Warum glaubt DocuSign weiterhin führend zu bleiben?

  • Es hat die breiteste Produktpalette und über 1.000+ Integrationen in andere Produkte
  • Innovation und technologische Stärke
  • Vertrauen der Kunden, das auch durch offizielle Siegel bestätigt ist und Zufriedenheit

An die Stärke der Innovation & Technologie glaube ich nicht, die Konkurrenz ist ähnlich stark. Die anderen Punkte kann ich gut nachvollziehen, mehr dazu gleich.

Nur ein Feature der Tech-Riesen?

Ein Risiko, das ich noch sehe: Die großen Tech-Riesen. Was hält diese davon ab das Kerngeschäft von DocuSign anzugreifen? Ist DocuSign nur ein Feature von größeren Produkten?

Salesforce hat schon viele Unternehmenskunden, Microsoft, Google und Amazon genauso. Gerade Salesforce sitzt schon an der Quelle, da darüber Kundenbeziehungen gepflegt und nachgehalten werden. Microsoft und Google bieten Office-Produkte an, die für eine Integration prädestiniert sind.

Alle haben die Kunden, genug Geld und an der Technologie sollte es nicht scheitern. Sie könnten sogar kleinere Anbieter aufkaufen und integrieren, sie damit direkt unzähligen Kunden zugänglich und DocuSign Konkurrenz machen.

Sind Unterschriften dem Untergang geweiht?

DocuSign digitalisiert mit Unterschriften einen Prozess aus der analogen Welt. Was ist aber, wenn der Prozess per se nicht der beste ist? Wenn es bessere Lösungen gibt als Unterschriften auf Dokumente zu setzen, egal ob analog oder digital?

Der technologische Wandel hat Unterschriften digitalisiert, könnte im nächsten Zuge aber Unterschriften überflüssig machen.

Die Blockchain, die Basis vieler Kryptowährungen ist, kann Informationen sicher verschlüsseln. Ethereum ist auf einer Smart Contracts Logik aufgebaut, bietet also das technische Potenzial um Verträge bis zur notariellen Beglaubigung darüber abzubilden. 

Aber: Auch hier denkt DocuSign über Lösungen nach. In einem Interview 2019 sagte der CEO:

Wir können Kunden, die das wollen, bereits heute eine Blockchain-Lösung anbieten. Für mich persönlich steckt die Blockchain-Technik aber noch in einer sehr frühen Phase. Ich sehe noch kein skalierbares Business dahinter. Derzeit werden hohe Erwartungen mit dieser Technologie verknüpft, doch aus unserer Sicht sind die Auswirkungen eher langfristig relevant.

Wir arbeiten mit eng mit dem Ethereum-Konsortium zusammen und haben eine Integration zu unserer Lösung geschaffen. Kunden, die ihre Dokumente in einer Ethereum-basierten Blockchain-Lösung ablegen und speichern wollen, können das tun. Es kann sein, dass auch wir einmal unsere Dokumente in einer Blockchain speichern und nicht mehr auf unseren Servern, aber das wird noch sehr lange dauern.

Womöglich gibt es auch digitale Ausweismöglichkeiten, mit denen Verträge rechtlich gültig abgesegnet werden können, die nicht einmal das Risiko einer gefälschten Unterschrift beinhalten. Okta (bald in der Analyse) bietet Identitätsmanagement an und wird auch in DAX-Unternehmen eingesetzt um Zugänge sicher zu gestalten, womöglich könnten diese stärker werden.

Vielleicht bleiben Unterschriften die nächsten 20 Jahre. Vielleicht gibt es aber auch hier andere Lösungen, die selbst digitale Unterschriften überflüssiger machen.

Auch für diese Lösungen kann sich DocuSign mit der Agreement Cloud positionieren. Ich glaube, DocuSign wäre da aber in einer schwächeren und unsichereren Position.

Strategie & Chancen

Wie groß ist der Markt für DocuSign?

Sie selbst schätzen ihn auf 50 Mrd. USD. 50% aus der Sign-Lösung, 50% aus den drei anderen Segmenten. Demnach würde DocuSign mit knapp 2 Mrd. Umsatz etwa 4% des Marktes aktuell besetzen.

Ein Weg dort hin: Wachstum in internationalen Märkten. Aktuell entstehen 22% der Umsätze außerhalb der USA, diese wachsen mit 71% p.a. aber überproportional.

Der größte strategische Hebel ist in meinen Augen aber der Weg von der eSignatur-Lösung zu einer Agreement Cloud.

Zum einen: Kann DocuSign als eSignatur-Lösung bestehen bleiben oder wird das Produkt zu ersetzbar? Zum anderen: Kann DocuSign tatsächlich die weiteren Segmente erschließen?

Was sind Gründe, warum die Strategie erfolgreich sein kann?

  • DocuSign hat eine breite Produktpalette
  • DocuSign ist Marktführer - selbst bei gleich guten Alternativen wird zum Marktführer tendiert
  • DocuSign hat viele Integrationen bei Partnern
  • DocuSign ist auch anderen direkt ein Begriff, ein Unternehmen muss also nicht erst erklären, ob bspw. HelloSign ebenfalls rechtlich sichere Unterschriften liefert
  • Die Kundenzufriedenheit ist hoch und solange das so bleibt, werden Nutzer sich wohl kaum proaktiv nach einer anderen Lösung umsehen

Was sind Gründe, warum die Strategie scheitern könnte?

  • Das Kernprodukt ist technisch weitestgehend austauschbar
  • Auch Adobe ist in vielen Bereichen stark: Großes und bekanntes Unternehmen, das zudem noch weitere Produkte anbieten kann und ohnehin stark im PDF-Markt verankert ist

Finanzielle Ziele

Die Ziele für das aktuell laufende Geschäftsjahr:

  • Umsatz knapp über 2 Mrd. USD (entspricht +50% YoY)
  • Rechnungsvolumen (Billings) von 2,4 Mrd. USD
  • Bruttomarge: 79 - 81%
  • Operative Marge: 16 - 18%

Bewertung der Strategie

Chancen durch die Strategie

DocuSign kann heute einen großen, bleibenden Marktanteil gewinnen und dazu weitere Segmente in der "Agreement Cloud" erschließen. Das erhöht zum einen die Umsätze, bindet zum anderen Nutzer noch stärker an die eigenen Lösungen und schafft Differenzierung zur Konkurrenz.

Warum es klappen könnte:

  • Marktführer, dadurch oft erste Wahl und meiste Integrationen
  • Zufriedene Kunden, die sich dadurch nicht aktiv nach Alternativen umschauen
  • Ergänzende Produkte bestehen schon

Warum es scheitern könnte:

  • Weitestgehend austauschbares Kernprodukt
  • Starke Konkurrenz, v.a. von Adobe

SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken analysiert


Bewerten wir nun das Geschäftsmodell und schauen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen.

Stärken

Fassen wir die Stärken zusammen, die wir im Geschäftsmodell identifizieren konnten.

  • Kapitaleffizientes Wachstum: Die operative Marge lag zuletzt bei 10 bis 20%, die Cashflow-Margen etwas höher. Das Umsatzwachstum bei etwa 50%. Damit liegt DocuSign deutlich über der Rule of 40.
  • Verbesserte Margen: Zuletzt konnten die Margen durch die Bank weg gesteigert werden.
  • Positiver Cashflow: Der Cashflow war zuletzt mit über 20% und tlw. über 30% deutlich positiv.
  • Marktführer: DocuSign ist am weitesten verbreitet. Wer eine Lösung sucht, denkt als Erstes an DocuSign.

Schwächen

Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Fassen wir die Schwachstellen des Unternehmens zusammen.

  • Austauschbares Produkt: Die Technologie ist ähnlich zur Konkurrenz. Es gibt in meinen Augen keinen Burggraben, der allein im Produkt oder der Technologie liegt.

Chancen

Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?

  • Agreement Cloud: Durch weitere Produkte, die Analysen und Verbesserungen von Verträgen erlauben, möchte DocuSign sich weiterentwickeln. Das Ziel: Mehr Umsatzpotenzial und Differenzierung gegenüber Mitbewerbern.
  • Internationalisierung: DocuSign wächst mit 70% international, hat dort also noch viel Potenzial vor sich.
  • Digitalisierung: Die Digitalisierung wird im Bereich der Unterschriften noch länger dauern. Wenige Branchen setzen komplett darauf, viele machen beides und einige Branchen haben noch gar nichts davon gehört. Entsprechend gehe ich davon aus, dass hier noch einiges an Potenzial im Markt steckt.
  • Home Office & Klimawandel als Wachstumstreiber: Immer mehr Menschen wollen von zuhause arbeiten, außerdem weniger fliegen. Beides treibt den eSignatur Markt an. Sobald eine Person nicht vor Ort sein kann oder möchte, ist die digitale Signatur die einzige Lösung.

Bedrohungen

Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine schwächelnde Wirtschaft, operative Fehlentscheidungen, politische Eingriffe und andere. Hier geht's nun viel mehr darum: Was könnte speziell das hier gezeigte Geschäftsmodell gefährden oder das Wachstum hemmen?

  • Adobe: Adobe hat eine große Bekanntheit, ein Standbein im PDF-Bereich (durch den Acrobat Reader) und finanzielle Kapazitäten. Damit ist Adobe - auch wenn es sich bisher noch nicht in den Zahlen widerspiegelt - der gefährlichste Konkurrent.
  • Feature von Tech-Riesen: Digitales Signieren könnte ein Feature der großen Tech-Unternehmen werden, vor allem Microsoft und Google wären logische Anbieter, die eine Signaturlösung integrieren könnten.
  • Überflüssige Unterschriften: Ob analog oder digital: Womöglich braucht es irgendwann gar keine Unterschriften mehr (was für DocuSign einen enormen Wandel bedeuten würde), sondern andere Lösungen wie die Blockchain, Identitätsmanagement o.Ä.

Aktienbewertung: Der faire Wert der DocuSign Aktie


Wir haben uns jetzt ein umfangreiches Bild des Unternehmens verschafft. Schauen wir abschließend auf die Aktie, bringen Qualität und Bewertung zusammen und ziehen ein Fazit.

Dafür kalkuliere ich drei Szenarien: Ein pessimistisches, ein optimistisches und das Szenario, das ich im Mittel erwarte. Ausreißer nach unten und oben sind naturgemäß auch immer möglich.

worst case

pessimistisch

erwartet

optimistisch

best case

Der faire Wert der Aktie

Für die Ermittlung des fairen Werts (alle Erläuterungen dazu über diesen Link) habe ich folgende Annahmen über einen Zeithorizont von 10 Jahren getroffen:

#1 Umsatzwachstum

Das Umsatzwachstum nähert sich in der Berechnung vom kurzfristigen schrittweise an das langfristige Wachstum über 10 Jahre an.

  • Umsatzwachstum zuletzt: Etwa 35% Vor-Corona, seitdem ca. 55% mit zuletzt leicht sinkender Tendenz. Die Prognose für das Geschäftsjahr bis Januar '22 liegt bei +50%.
  • Analystenerwartung: Die Analysten erwarten für das GJ '22 +43%, fürs GJ '23 +29%.
  • Meine kurzfristige Annahme: +34% p.a.
  • Meine langfristige Annahme: Hier schwanken die Werte der Szenarien am stärksten, da ich im schlechten Fall in zehn Jahren kaum noch Wachstum sehe. Im Mittel gehe ich von 10% p.a. aus.

#2 Nettomarge

Die operative Marge liegt heute bei 10 - 20%, obwohl DocuSign noch stark wächst. Die Cashflow-Marge lag auf Quartalsebene zuletzt etwas höher. Langfristig halte ich daher 18% Nettomarge für realistisch.

#3 Bewertungsniveau

Ich gehe davon aus, dass die Aktie - basierend auf den anderen Annahmen - noch mit einem leicht überdurchschnittlichen KGV von 25 bewertet sein wird. Aber: Gerade das Abwärtspotenzial ist hier groß, sollten die erwähnten Risiken eintreten.

Meine Renditeerwartung

Renditerechner-Tool

Berechnung der Renditen in drei Szenarien. Erklärung hier. Zahlen in Heimatwährung. Aktienticker: DOCU.

Status Quo » Die Zahlen heute

Möglichst der letzten 12 Monate, also TTM (Trailing Twelve Months), um die aktuellsten Daten zu nutzen.
Anteil am Gewinn, der als Dividende ausgeschüttet, per Aktienrückkauf oder per Schuldentilgung an Aktionäre zurückgeführt wird. Bei Wachstumsunternehmen oft 0%.

Zukunft » Annahmen zur Wertentwicklung

Die kurzfristigen Werte nähern sich über einen 10-Jahres-Horizont an die langfristigen an.

↘︎
↗︎
Wachstum
kurzfristig, in % Wie stark ist das Umsatzwachstum im nächsten Jahr?
Wachstum
langfristig, in % Wie hoch wird das Umsatzwachstum in 10 Jahren erwartet?
Nettomarge
kurzfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz heute?
Nettomarge
langfristig, in % Wie hoch ist der Nettogewinn im Verhältnis zum Umsatz in 10 Jahren? Indikatoren: Heutige Nettomarge, EBIT-Marge & Free Cashflow Marge.
KGV
langfristig Wie hoch wird das Unternehmen in 10 Jahren - auch beruhend auf den anderen Annahmen - fair bewertet sein? Je stärker die Zahlen & das Geschäftsmodell, desto höher die mögliche Bewertung.
Umsatz
Marktkapitalisierung
Wertsteigerung
Shareholder Yield
Gesamtrendite
Fairer Aktienkurs
Margin of Safety

Keine Garantie für die Zukunft.

Fortgeschrittene Optionen einblenden +

Die Scorecard

Pro, Contra & Fazit: DocuSign Aktie jetzt kaufen?


Pro

  • Starke Entwicklung in den letzten Jahren, auch ohne Coronapandemie
  • Viele Rückenwinde (Digitalisierung, Home Office Trend,...)
  • Steigende Margen bei anziehendem Wachstum
  • Marktführer mit hoher Bekanntheit und Vertrauen aller Nutzer
  • Große Bestandskundenbasis mit wiederkehrenden Umsätzen

Contra

  • Hohes Bewertungsniveau mit einem KUV von 30
  • Weitestgehend austauschbares Produkt
  • Mögliche Bedrohung durch Markteintritt der Tech-Riesen
  • Unterschriften könnten auch digital irgendwann überflüssig sein

Mein Fazit

DocuSign hat ein schlankes, potenziell profitables Geschäftsmodell mit wiederkehrenden Umsätzen. Die rechtlichen Gegebenheiten bieten einen kleinen Burggraben.


Meine größte Sorge: Was hält Microsoft, Google oder auch Salesforce davon ab, eine eigene Lösung zu entwickeln oder aufzukaufen und zu integrieren? Was hält dann Kunden davon ab, zu diesen Lösungen zu greifen, wenn sie vermutlich eh schon Kunden dort sind und dadurch Geld sparen?


Noch ist das eher eine Sorge als Realität. DocuSign entwickelt sich gut. Wenn die Tech-Riesen fernbleiben sehe ich die Aktie positiv, wenn diese aktiv werden wird es eng und die Börsenbewertung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit dahinschmelzen.


Aber auch der technologische Wandel bleibt ein Risiko. Was passiert mit DocuSign, wenn es in 20 Jahren bessere Lösungen als (digitale) Unterschriften geben sollte?


Vielleicht sieht auch DocuSign dieses Risiko und diversifiziert daher gerade das Geschäftsmodell. Sowohl die Tech-Riesen als auch der technologische Wandel sind aber Risiken, die - wenn sie eintreten - existenziell sein können.


Glaube ich, dass die Aktie kurz- und mittelfristig gut laufen kann? Ja. Möchte ich die Aktie heute für einen Börsenwert von über 50 Mrd. kaufen und 10 Jahre oder länger in meinem Depot haben? Aktuell eher nicht.

Tags: DocuSign | Aktien: DocuSign

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #11: Wir wissen, dass es nicht nur um uns geht.

Unternehmen sind nicht nur für die Aktionäre da, sondern haben eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und der Gesellschaft.Ich bin fest überzeugt: Menschen haben individuelle Ansichten und Motive. Zum Glück. Und Unternehmen sind selten komplett gut oder komplett schlecht - und auch diese Einschätzung ist oft individuell und nicht einfach zu treffen. Aber: Wer es sich leisten kann, sollte destruktive Geschäftsmodelle, deren Erfolg automatisch eine schlechtere Welt bedeuten würde, nicht unterstützen. Es gibt dann immer noch mehr als genug Möglichkeiten.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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