Neben der Gewinn- und Verlustrechnung und der Bilanz gibt es einen dritten Bestandteil der Geschäftszahlen: Das Cashflow-Statement.
Darin erfahren wir, wie viel Geld über einen bestimmten Zeitraum in das Unternehmen rein- oder rausgeflossen ist. Wir schauen also speziell auf den Kapitalfluss, was den Cashflow von der Gewinn- und Verlustrechnung unterscheidet.
Dabei gibt es vier übliche Arten, die wir beim Cashflow unterscheiden:
Ich zeige dir hier, was hinter diesen Begriffen steckt, was sie aussagen und wie du sie in der Praxis findest und berechnest.
Was ist ein "Cashflow"?
Der Cashflow beschreibt den Zu- oder Abfluss von Kapital. Als Beispiel: Wenn ein iPhone gekauft wird, fließt Apple der Verkaufspreis zu. Die Herstellungskosten fließen ab - neben den allgemeinen Kosten für Marketing, Administration, Personalmanagement etc.
Es ist also ein intuitives Konzept. Hier erfährst du mehr über den Unterschied zwischen Cashflows und Gewinnen und wann diese auseinandergehen.
Kurz zusammengefasst: Cashflows sind weniger leicht verfälschbar. Sie schwanken allerdings stärker, da einmalige Effekte - sowohl bei Einnahmen, als auch bei Ausgaben (bspw. für größere Investitionen über mehrere Jahre) - nicht auf mehrere Jahre aufgeteilt werden.
In der Regel findest du alle Cashflows auf gängigen Finanzwebseiten oder von den Unternehmen selbst fertig berechnet. Falls du sie selbst berechnest, kannst du es auf zwei Wegen tun: Über die direkte Methode, bei der du vom Umsatz startest, und die indirekte, bei der du beim Nettoergebnis und damit am anderen Ende der Gewinn- und Verlustrechnung startest.
Die drei Grundpfeiler des Cashflow-Statements
Hier findest du die drei Cashflow-Arten, die ich dir jetzt zeige, beispielhaft in den Quartalszahlen aus Q2 2020 von Apple:
Operativer Cashflow
Der operative Cashflow gibt dir Auskunft darüber, ob die Geschäftstätigkeit des Unternehmens zu Kapitalzuflüssen oder -abflüssen führt. Andere Effekte, wie bspw. Cashflows aus Investitionen oder Finanzierungen, die wir gleich sehen werden, spielen dabei keine Rolle.
Cashflow aus Investitionstätigkeit
Diese Art von Cashflow konzentriert sich auf einen anderen Bereich: Die Investitionen eines Unternehmens. Hierzu zählen Investitionen in Maschinen oder andere Unternehmen. Oft ist dieser Cashflow daher negativ, da Unternehmen laufend Geld in neue Projekte und Anlageobjekte investieren. Er kann aber auch durchaus positiv sein, wenn bestehende Investitionen sich auszahlen.
Cashflow aus Finanzierungstätigkeit
Der dritte Cashflow, der das Bild komplettiert, ist der Cashflow aus Finanzierungstätigkeit. Darin werden die Kapitalflüsse gemessen, die dazu dienen, das Unternehmen zu finanzieren. Oftmals sind das Kredite oder Eigenkapitalbeschaffung. Daher ist dieser Cashflow in der Regel positiv, da die Kapitalbeschaffung einen Kapitalzufluss darstellt.
So interpretierst du den Cashflow als Anleger
Es gibt weitere abgeleitete Größen, um den Cashflow besser interpretieren zu können. Die wichtigste: Der freie Cashflow (auch "verfügbarer Cashflow" oder "Free Cash Flow").
Freier Cashflow (Free Cashflow)
Der freie Cashflow gibt an, wie viel Geld am Ende für die Aktionäre übrig bleibt, nachdem in den Bestand und das Wachstum des Unternehmens investiert wurde.
Alle nicht-Cash bezogenen Kosten wie Abschreibungen senken den freien Cashflow, genau wie alle anderen Cashflows, also nicht. Ebenso wenig ist er anfällig für steueroptimierte Tricks, die den Nettogewinn drücken, aber eben nicht den freien Cashflow.
Der freie Cashflow entspricht dem operativen Cashflow abzüglich der Investitionsausgaben (im engl. "Capex"). Es gibt aber auch hier unterschiedliche Möglichkeiten, den freien Cashflow zu ermitteln.
Berechnung des freien Cashflows:
EBIT x (1 - Steuerrate)
+ Abschreibungen
- Veränderungen im Umlaufvermögen
- Investitionsausgaben (Capex)
= freier Cashflow
Der freie Cashflow ist für Anleger deshalb interessant, da er zeigt, wie viel liquide Mittel ein Unternehmen zur Verfügung hat, beispielsweise um die Dividende auszuschütten. Außerdem senken Unternehmen aus steuerlichen Gründen mitunter ihren Gewinn, aber nicht ihren Cashflow. Auch der CEO von Amazon, Jeff Bezos, hat immer wieder betont, Amazon auf den freien Cashflow zu optimieren.
Ebenso kann es Fragen aufwerfen, wenn es eine große Diskrepanz zwischen Nettoergebnis und Cashflows gibt. Wenn die Gewinne positiv sind, der freie Cashflow aber negativ, könnte das Unternehmen trotz Gewinns in Kapitalengpässe kommen.