Danaher ist eine untypische Aktie: Es ist ein Investmentunternehmen, das sich schon an über 400 Unternehmen beteiligt, viele davon komplett gekauft und damit eine beeindruckende Rendite erwirtschaftet hat.
Warum es sich lohnt einen genaueren Blick auf die Aktie zu werfen:
Diversifikation: Danaher bietet selbst einen diversifizierteren Zugang zum Kapitalmarkt als eine typische Einzelaktie, kann dadurch Risiken senken.
Health-Fokus: Erst Anfang 2020 hat Danaher für über 20 Mrd. Dollar Akquisitionen im Gesundheitswesen getätigt.
Stabil trotz Krise: Die Aktie liegt heute nur etwa 10% unter Allzeithoch, hält sich seit einem Jahr ziemlich konstant.
Shareholder Value: Danaher ist eines der wenigen Unternehmen, das heute noch klar den Shareholder Value, also die Wertmaximierung für Aktionäre, als Ziel ausruft – mit allen Vor- und Nachteilen, die das mit sich bringt.
Du erfährst in dieser Analyse, ob sich eine Investition lohnen könnte, ob die Danaher Aktie überbewertet ist oder man die Danaher Aktie jetzt kaufen kann, um langfristig zu profitieren. Konkret geht es um:
- Wie funktioniert das Geschäftsmodell überhaupt? Was sind die Besonderheiten?
- Zahlencheck: Wie entwickeln sich die Erträge, die Profitabilität und die Beteiligungen?
- Worin besteht der Burggraben? Sollten Anleger wiederum in Investmentunternehmen investieren?
- Wie sieht die Strategie aus? Wie soll weiteres Wachstum erzielt werden?
- Gegenüberstellung der wichtigsten Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken
- Drei Renditeschätzungen: Berechnung der konkreten Renditeerwartung, Buchwert-Bewertung und Renditeberechnung nach ROIC-Methode von Charlie Munger
Die Analyse beruht auf aktuellsten Kennzahlen, dem Jahresbericht, der Investorenpräsentation, den letzten Earnings Calls, Einschätzungen von Marktexperten, Interviews der Führungsebene und mehr. Viel Spaß!
Überblick & Investment-These
Die Danaher Corporation wurde 1969 unter dem Namen DMG gegründet. CEO ist heute Thomas P. Joyce, Jr. Es ist ein Mischkonzern, wovon mehr als 20 Unternehmen operativ vollständig eingegliedert sind.
Wikipedia spricht davon, dass Danaher insgesamt an 400 Unternehmen beteiligt ist, was ich aber nicht in den offiziellen Zahlen finden konnte. Diese Zahl ist wohl irreführend und geht darauf zurück, dass Danaher über 400 Akquisitionen über die letzten 30 Jahre getätigt hat.
Das eigene Geschäftsmodell ist daher das Beteiligen an Unternehmen sowie das Managen des Bestandportfolios. Im aktuellen Portfolio gibt es unterschiedlichste Geschäftsmodelle, wobei der Fokus auf Wissenschaft, Technologie und den Gesundheitssektor liegt.
We are a global science and technology innovator committed to helping customers solve complex challenges and improving quality of life around the world.
Die beiden Gründer sind die Brüder Steven und Mitch Rales. Steven Rales ist heute noch Chairman des Boards. Beide sind durch Danaher Multimilliardäre geworden. Der Spiegel nannte sie 2004 die „scheuen Renditekönige aus Maryland“.
Ab den 90er-Jahren hat Danaher sich auf Bereiche mit dauerhaftem komparativen Vorteil in großen Märkten zu konzentrieren. Es hat in der Folge marktführende Positionen aufgebaut bei Wasser (1998), Produktidentifikation (2001), Diagnostik (2006) und Life Scienes (2009).
Drei Sektoren widmet Danaher aktuell besondere Aufmerksamkeit:
- Life Sciences (~49% Umsatzanteil). Dazu gehören Beckman Coulter, Sciex, Leica Microsystems, Pall, phomenex und weitere.
- Diagnostics (~35% Umsatzanteil). Dazu gehören Cepheid, Beckman Coulter, Leica Biosystems, Radiometer.
- Environmental & Applied Solutions (16% Umsatzanteil). Das inkludiert Themen wie Produktidentifikation und Wasserqualität. Dazu gehören Unternehmen wie Hach, ChemTreat, Trojan Technologies, Videojet, Esko, x-rite Pantone.
Ich bin ehrlich: Außer von Leica habe ich von keinem der Unternehmen bisher etwas gehört. Das ist aber wohl auch nicht verwunderlich, da es Unternehmen sind, die keine Beziehung zum Kunden haben, sondern im B2B-Umfeld und oft im Deep Tech Bereich agieren.
Leica ist eine der deutschen Beteiligungen, wurde 1997 gegründet und hat den Hauptsitz in Wetzlar. Das Unternehmen ist Hersteller von Lichtmikroskopen und „bildgebenden Systemen“, bspw. um kleinteiligste Strukturen zu erkennen.
Aktienkurs
Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre stark entwickelt, ist über die letzten 12 Monate weitestgehend stabil geblieben:
Im relativen Vergleich zum Gesamtmarkt, aber auch zum Health Care oder Industrie-Sektor, steht Danaher mit einer Vervierfachung enorm gut da.
Die Investment-These hinter Danaher:
Investment-These
Danaher bietet Zugang zu einem diversifizierten Portfolio an Unternehmen im Health Care und Health Tech Sektor, das in der Vergangenheit hervorragend gemanaget wurde. Dadurch wird das Risiko gesenkt, gleichzeitig gibt es weiterhin Renditechancen.
Geschäftsmodell, Markt & Burggraben
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht. Außerdem: Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?
Entwicklung der Geschäftsbereiche
Das Geschäft aller Segmente ist am stärksten in Nordeuropa ausgeprägt. Alle Bereiche beruhen überwiegend auf wiederkehrenden Umsätzen.
Schauen wir auf die beiden größten Segmente: Life Sciences und Diagnostics.
Life Sciences besteht aus Biotechnologie (60% Anteil, hohes einstelliges Wachstum), Genomik (DNA-Untersuchungen, 5% Anteil und mittleres einstelliges Wachstum) und LS Instruments (Geräte zur Partikelanalyse, 35% Anteil und zweistelliges Wachstum).
Diagnostics besteht aus Molekularbiologie (40%, niedrig zweistelliges Wachstum), Klinikausstattung (40%, mittleres einstelliges Wachstum) und Pathologie (20%, hohes einstelliges Wachstum).
Für beide Segmente wird im Durchschnitt bis 2024 und darüber hinaus eine hohe einstellige Wachstumsrate erwartet.
Die Entwicklung, die wir gleich noch auf Basis des gesamten Unternehmens anschauen, sehen wir auch im größten Segment. Von 2015 bis 2021 wurde die Wachstumsrate gesteigert, der Biopharma-Anteil deutlich ausgebaut, die Margen erweitert und die Umsätze zu Abo-Modellen umgebaut.
Alles für den Shareholder Value
Präsident und CEO Rainer M. Blair sagt:
„One of the Core Values we live by at Danaher is We Compete for Shareholders, and we believe we are uniquely positioned to deliver meaningful, long-term shareholder value for many years to come.“
Jedes Unternehmen, das börsennotiert ist, tritt auch für den Shareholder Value an. Immer mehr Unternehmen geben aber, gerade nach außen, auch andere Ziele an:
- „Wir wollen den Kunden glücklich machen“
- „Wir wollen die Welt zu einem besseren Ort machen“
- „Wir kümmern uns um die Umwelt und Nachhaltigkeit“
Inwiefern das wirklich zutrifft muss im Einzelfall geprüft werden. Danaher fällt aber etwas hier raus, da es den Shareholder Value klarer kommuniziert und danach handelt – was auch auf Widerstände stößt.
2005 hat die Zeit geschrieben:
Der amerikanische Danaher-Konzern kauft deutsche Firmen, drückt dann gnadenlos die Kosten und droht mit Verlagerung nach Osteuropa.
Buy and Hold Strategie
Dabei gibt es durchaus diese Kritik, Danaher ist aber eher ein Buy-and-Hold Investor für die darin enthaltenen Unternehmen. Der Spiegel schrieb schon 2004:
Denn so genannte Corporate Raider – oder vornehmer: Private Equity Gesellschaften – haben beim Kauf eines Unternehmens immer schon den Verkauf im Kopf. Die Firma wird umstrukturiert und hübsch zurecht gemacht, um in der Regel nach maximal fünf Jahren wieder verscherbelt zu werden. Die Gebrüder Rales haben sich jedoch nur in Ausnahmefällen später von den erworbenen Firmen getrennt. Ihre Strategie entspricht dem, was an der Börse als „Kaufen und Halten“ bekannt ist.
Was kann Danaher, was wir nicht können?
Wir als Anleger suchen uns selbst Aktien aus. Warum sollten wir in ein Unternehmen investieren, dass sich selbst nur an Unternehmen beteiligt? Und wie unterscheidet es sich von Fonds?
Einige Anleger wollen das aus eben diesem Grund nicht. Sie vermeiden Holdings und solche Holdings haben oft dadurch einen gewissen Bewertungsabschlag.
Fonds wiederum halten in der Regel kleine Positionen an Unternehmen. Danaher übernimmt diese komplett, gliedert sie ein, restrukturiert, legt zusammen, passt die Strategie an und mehr.
Das ist intuitiv der größere Mehrwert: Danaher macht etwas, was wir selbst oder Fondsmanager nie machen könnten. Sie haben selbst Einblicke in Märkte und Bedürfnisse, die wir nicht kennen und damit einen Informationsvorteil. Sie können komplementäre Geschäftsmodelle aufkaufen und so größere Teile der Wertschöpfung selbst anbieten.
Das bringt aber auch Nachteile: Danahers Beteiligungen komplett zu durchdringen ist für uns fast unmöglich. Der stärkere Fokus auf den Health-Tech Bereich birgt auch höhere Risiken, die die meisten Fonds so nicht hätten.
Meine Bewertung des Geschäftsmodells
Normalerweise würde ich hier das Geschäftsmodell nach meinen fünf wichtigsten Kriterien analysieren und bewerten. Das ist hier aber nicht sinnvoll, da wir kein operatives Geschäft, sondern nur Beteiligungen haben.