von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 25. April 2021

Mit großem Aufsehen ist Coinbase im April 2021 an die Börse gegangen. Es ist damit nicht nur die wertvollste Börse für Kryptowährungen, sondern auch wertvoller als die meisten anderen normalen Handelsbörsen von Wertpapieren und Aktien.

Coinbase hat dabei starke Zahlen vorgelegt: Der Umsatz in Q1 2021 war höher als im gesamten Jahr 2020 – und dazu hoch profitabel. Auch Tesla hat vor kurzem 1,5 Mrd. USD in Bitcoin gesteckt und die Transaktion über Coinbase abgewickelt.

Ich sehe drei Gründe, warum die Aktie aktuell spannend ist:

  1. Indirektes Investment in die Assetklasse der Kryptowährungen
  2. Geschäftsmodell, das per Definition unabhängig von der Sieger-Kryptowährung profitiert und auch bei Stagnation gewinnt (mehr dazu gleich)
  3. Starkes Wachstum mit hohen Gewinnmargen

Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte.

Dabei erfährst du, wie das Geschäftsmodell funktioniert, woraus der Burggraben wirklich besteht, wie Coinbase Geld verdient (inkl. Umsatzgleichung), wer die Konkurrenten sind, worin der Unterschied gegenüber einem Direktinvestment in Kryptowährungen besteht und ob die Aktie heute attraktiv bewertet ist oder nicht. Viel Spaß!

Überblick: Das steckt hinter dem Unternehmen

Das Unternehmen

Coinbase wurde 2012 gegründet und ist eine Handelsplattform für Kryptowährungen. Seit 2021 ist Coinbase börsennotiert.

Produkt & Geschäftsmodell

Über Coinbase können Privatanleger und Unternehmen Kryptowährungen kaufen und verkaufen. Die wichtigsten dabei sind:

  • Bitcoin (und Bitcoin Cash)
  • Ethereum (und Ethereum Classic)
  • Litecoin
  • XRP

Als Handelsplattform verdient Coinbase Geld am Spread, also der Spanne zwischen Kauf- und Verkaufsgebühr. Diese liegt bei Coinbase aktuell bei ca. 0,5% je Transaktion.

Aktienkurs

Da die Coinbase-Aktie neu an der Börse ist, gibt es noch keine lange Kurshistorie. Aktuell ist Coinbase ca. 60 Mrd. Dollar wert.

Factsheet

Factsheet

Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTM (= letzte 12 Monate). Zusatz ‚e‘ = erwartet.

Die Eckdaten

  • Land: USA
  • Branche: Börse für Kryptowährungen
  • Marktkapitalisierung: 64 Mrd. USD
  • Umsatz (2020): 1,3 Mrd. USD
  • Umsatz (Q1 2021): 1,8 Mrd. USD
  • Gewinn (2020): 0,3 Mrd. USD
  • Gewinn (Q1 2021): 0,8 Mrd. USD
  • Free Cashflow (2020): 3 Mrd. USD (Achtung: Verzerrt durch Einmaleffekte)

Bewertung

  • KUV: 22
  • KGV: 65
  • KCV: 20

Qualität & Wachstum

  • Bruttomarge: 89 %
  • Nettomarge: 25 %
  • Umsatzwachstum (2019 auf 2020): 120 % p.a.

Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.

Business Breakdown: Geschäftsmodell analysiert

Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.

Unternehmensentwicklung

Coinbases Umsätze sind stark gestiegen, aber auch schwankend:

  • 2017: 900 Mio. USD
  • 2018: 500 Mio. USD
  • 2019: 500 Mio. USD
  • 2020: 1,1 Mrd. USD
  • Q1 2021: 1,8 Mrd. USD

In all diesen Perioden war Coinbase profitabel mit einer Nettomarge von ca. 10 bis 40 Prozent.

Weitere Zahlen verdeutlichen die derzeitige Größe von Coinbase:

  • 56 Mio. Nutzer
  • 6,1 monatlich aktive Nutzer
  • 90 Mrd. USD verwaltetes Vermögen

Rechnerisch ergibt sich daraus aktuell ein Börsenwert je Nutzer von ca. 1.100 US-Dollar.

Wie verdient Coinbase Geld?

Coinbase verdient eine Handelsmarge, der Spanne zwischen Angebots- und Verkaufskurs. Diese liegt derzeit bei etwa 0,5% je Kauf und Verkauf.

Das heißt: Wer heute über Coinbase einen Bitcoin kauft und direkt wieder verkauft, hat ca. 1% an Coinbase an Gebühren gezahlt.

Letztendlich beruht der Umsatz von Coinbase damit auf 3 Faktoren:

Umsatz = Spread x Handelsvolumen x Preisniveaus

Je mehr gehandelt wird (1) und je höher die Preise der gehandelten Kryptowährungen (2) sind, desto mehr verdient Coinbase auch über die prozentuale Gebühr.

Deep Dive: Mechanismen des Geschäftsmodells

Was braucht eine Handelsplattform wie Coinbase? Es sind einige Faktoren, die Coinbase gut ausfüllt:

  • Skaleneffekte: Je größer die Plattform, desto mehr Entwickler kann Coinbase sich leisten.
  • Netzwerkeffekte: Handel beruht auf mehreren Parteien. Je mehr Teilnehmer, desto besser und liquider wird der Handel für alle. Dadurch sind Netzwerkeffekte stark ausgeprägt. Börsen und Handelsplätze neigen zu einem „Winner takes it all“ Prinzip.
  • Vertrauen: Gerade im Bereich der Kryptowährungen ist wichtig, dass eine Börse vertrauenswürdig handelt und Vorkehrungen gegen mögliche Hackerangriffe oder Datenlecks unternimmt.

Darüber hinaus macht die Umsatzentwicklung klar: Die Erlösseite hängt stark mit dem Interesse nach Kryptowährungen zusammen.

Übrigens: Das Thema Kryptowährungen habe ich u.a. hier vertieft.

Zusammenfassung

Coinbase entwickelt sich synchron zu den Krypto-Märkten. Das führte auch dazu, dass der Umsatz im ersten Quartal 2021 bei knapp 2 Mrd. Dollar lag und einem Gewinn von ca. 700 Mio. Dollar. Coinbase verdient am Kryptohandel ca. 0,5% je Kauf und Verkauf. Die prägenden Konzepte für das Geschäftsmodell sind darüber hinaus Skaleneffekte, Netzwerkeffekte und Vertrauen der Anleger.

Zukunft: Burggraben, Strategie & Wachstumsperspektiven

Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir in die Zukunft. Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?

Konkurrierende Kryptobörsen

Schauen wir kurz auf alternative Handelsplätze im direkten Vergleich:

Coinbase

  • Hauptsitz: USA
  • Transaktionsgebühr: 0,5%
  • Handelbare Coins: ca. 50

Binance

Binance gilt als größte Handelsplattform der Welt.

  • Hauptsitz: Malta
  • Transaktionsgebühr: 0,1%
  • Handelbare Coins: ca. 150

Kraken

Kraken ist der größte Händler vom Euro-Volumen auf Kryptobörsen.

  • Hauptsitz: USA
  • Transaktionsgebühr: 0,16 bis 0,26%
  • Handelbare Coins: ca. 50

Welche Börse die beste ist, wird die Zeit zeigen. Der Vergleich zeigt aber auch: Coinbase ist vergleichsweise teuer. Auch an herkömmlichen Börsen, an denen Wertpapiere gehandelt werden, sind Gebühren deutlich niedriger.

Um konkurrenzfähig zu bleiben werden die Gebühren hier eher sinken als steigen. Auch der generelle Trend sollte eher zu geringeren Gebühren gehen.

Wachstumsperspektiven

Im SEC-Filing hat Coinbase die Wachstumsstrategie erklärt:

„Wir erwarten, dass unser Kundenstamm zusammen mit dem Ökosystem, das wir bedienen, wachsen wird, da wir weiterhin mehr Anlageklassen unterstützen und weitere Produkte zu unserer Plattform hinzufügen werden.Unser Ziel ist es, kryptobasierte Finanzdienstleistungen für jeden mit einem Smartphone zugänglich zu machen – das sind heute rund 3,5 Milliarden Menschen.“

Dahinter verbergen sich also folgende Maßnahmen:

  • Mehr Kryptowährungen und Finanzprodukte handelbar machen
  • Neue Services anbieten
  • Das Ökosystem und Partneranbinden ausbauen
  • Die eigene Infrastruktur ausbauen (inkl. Blockchain-Protokollfunktionen und neue regulatorische Anforderungen)

Allgemein wächst der Markt für dezentrale Finanzprodukte. Auch NFTs, quasi einzigartige digitale Sammlerstücke, haben zuletzt einen starken Aufschwung erlebt. Einige digitale Kunstwerke haben für zweistellige Millionenbeträge den Besitzer gewechselt.

Wie nachhaltig sowas ist wird sich noch zeigen müssen.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #17: Wir bilden uns weiter.

Die Intuition aus dem "echten" Leben - mehr Zeit zu investieren, viel zu handeln, nur Wachstum zu suchen etc. - führt an der Börse nachweislich zu schlechten Ergebnissen. Die Historie, Finanzwissenschaft und kluge Köpfe halten viel Wissen bereit, das wir suchen und nutzen. Auch neue Technologien und Gedanken nehmen wir auf, statt in alten Denkmustern gefangen zu bleiben. Wir bilden uns nicht ein, dass wir alles wissen, sondern bilden uns weiter.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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