In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:
Viel Spaß!
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?️♂️ Archegos Capital Fiasko: Börsenbetrüger, Bankenverluste & Margin Call
Fragile und verwundbare Kapitalmärkte? Das schreibt Capital:
Die Pleite von Archegos Capital ist ein Einzelfall, der keine Systemkrise auslöst. Aber man kann nicht einfach zur Tagesordnung zurückzukehren – denn die Kapitalmärkte sind gerade fragil und verwundbar, warnt Ex-Bundesbankvorstand Andreas Dombret.
Was ist passiert, dass es zu so einer Aussage kommt?
Bill Hwang ist ein Investor, der hinter Archegos Capital steht. Archegos Capital hat mit einem Volumen von 50 Mrd. Dollar gehandelt, obwohl es selbst "nur" einen kleineren Teil davon selbst besitzt.
Das ist grundsätzlich nicht unüblich: Großbanken geben Investoren mehr Spielraum, die dann gehebelt investieren können. Sobald dieser Spielraum ausgereizt ist - entweder durch zusätzliche Investitionen oder weil die Investitionen im Wert verlieren - fordern die Banken zusätzliche Sicherheiten. Es kommt zum sogenannten "Margin Call".
Dann begann das Fiasko:
Archegos Capital war u.a. am Medienkonzern ViacomCBS stark beteiligt. Als Sicherheiten nachgefordert wurden, konnte Archegos diese nicht bedienen. Nacheinander verkauften die unterschiedlichen Banken die hinterlegten Aktien als Sicherheiten.
Goldman Sachs, Morgan Stanley und die Deutsche Bank verkauften also Aktien im Wert von vielen Milliarden Dollar. Auch die Credit Suisse und die japanische Nomura mussten verkaufen, waren aber spät drin, sodass die Aktien bereits stark gefallen waren.
Allein die Schweizer Großbank Credit Suisse hat damit vorläufige Kosten von 4,4 Mrd. Franken verbucht, was das gesamte Geschäftsjahr ins Minus zieht. Zwei Top-Manager mussten kurz danach gehen.
Vor allem zwei Aspekte hätten vorher so ein Ereignis abwenden können:
- Archegos Capital konnte mit zu viel Geld hantieren. Die Banken hatten keinen Überblick, in welchem Ausmaß Archegos wirklich investiert hat. Nur JP Morgan hat Archegos Capital keinen Spielraum zugestanden.
- Bill Hwang selbst war vorbestraft: Er hat schon einmal Insiderhandel mit chinesischen Aktien betrieben, musste eine Strafe von 40 Mio. USD zahlen und hat ein vierjähriges Handelsverbot bekommen.
Das ist am Aktienmarkt passiert
Die neuesten Finanzmarkt-Updates:
? Spotify kauft Live Audio Anbieter
Spotify kauft sich ins Live Audio Geschäft ein. Ein Segment, das Clubhouse vor kurzem populär gemacht hat.
Konkret hat Spotify Betty Labs aufgekauft, quasi das Clubhouse für Live-Sport Kommentare und Diskussionen. Damit möchte Spotify das Live Audio Geschäft dicht ans Podcast-Segment heranholen:
“Creators and fans have been asking for live formats on Spotify, and we’re excited that soon, we’ll make them available to hundreds of millions of listeners and millions of creators on our platform,” said Gustav Söderström, Chief Research & Development Officer at Spotify. “The world already turns to us for music, podcasts, and other unique audio experiences, and this new live audio experience is a powerful complement that will enhance and extend the on-demand experience we provide today.”
Neben dem Sportgeschäft möchte Spotify auch Live-Diskussionen zu Kultur und Musik abdecken:
“With Spotify, we’ll continue to offer the best home for sports fans and use the lessons we’ve learned along the way to create the ultimate destination for live conversation around music and culture.”
? Toppt Amazons Werbegeschäft sogar AWS?
Amazon ist vor allem als Online-Händler bekannt. Dahinter steckt aber viel mehr (wie Leser der Amazon Aktienanalyse wissen): Ein florierendes Cloud-Geschäft um AWS und ein sehr profitables Werbegeschäft.
Da die Rufe nach Regulierung der großen FAANG-Aktien lauter werden, wird auch über eine Auspaltung von Amazon nachgedacht, vor allem an eine Abspaltung des Cloud-Geschäfts.
Tech-Experte Ben Evans hat die These: Im Hintergrund von AWS mausert sich vor allem das Werbegeschäft, das im Segment "Other" bei Amazon aufläuft, immer mehr.
Über 20 Mrd. US-Dollar pro Jahr setzt Amazon darin um. Ben Evans nimmt dazu Vergleichszahlen von Google und ein paar Schätzungen.
Sein Ergebnis: Das Werbegeschäft erzielt ca. 13,5 Mrd. US-Dollar operatives Ergebnis. Damit wäre es ähnlich profitabel wie das viel beachtete AWS.
? Wettrüsten der Chip-Giganten Intel & TSMC
Der angeschlagene Chip-Champion Intel hat verkündet in naher Zukunft 20 Mrd. US-Dollar in neue Fabriken zu investieren. Kurz danach hat der Konkurrent Taiwan Semiconductors nachgezogen - mit einem Investment-Plan von stolzen 100 Mrd. US-Dollar (!) über die nächsten 3 Jahre.
Die Chip-Produktion ist ein Zukunftsgeschäft, das zudem jetzt richtig kapitalintensiv wird. Die großen Unternehmen fahren deshalb jetzt riesige Geschütze auf. Parallel sitzt wohl auch Amazon an eigenen Chips für Netzwerke, die dann eines der Chip-Unternehmen vermutlich produzieren wird.
? 2. größte Akquisition: Microsoft kauft KI-Unternehmen
Microsoft hat mit 20 Mrd. US-Dollar die zweitgrößte Akquisition der Firmengeschichte (nach dem Kauf von LinkedIn) getätigt. Das Ziel: Nuance Communications. Nuance ist in erster Linie Anbieter von Sprachverarbeitungslösungen und hat u.a. den Sprachassistenten "Siri" von Apple mitentwickelt.
Nuance habe ich bereits hier erwähnt, da sie Teil des "Healthcare Innovation" ETF von iShares sind.
Startup Insider schreibt zu dem Deal:
Nuance entwickelt Software, die in der Gesundheitsbranche, im Finanz- und Telekommunikationsbereich und im Einzelhandel Anwendung findet. Besonders bekannt ist die Transkriptionssoftware "Dragon" und die Apple-Sprachassistenz "Siri". Schon vor einigen Jahren stand die Übernahme durch das kalifornische Unternehmen im Raum, schlussendlich übernahm Apple lediglich die Software des US-Unternehmens aus Massachusetts.
Nuance-CEO Mark Benjamin wird weiterhin im Unternehmen die Führung inne haben und mit der Firma als Partner im Microsoft-Ökosystem zur Entwicklung innovativer KI-Lösungen beitragen. In letzter Zeit zeichnete sich bei Microsoft bereits der Trend zu Investitionen in Künstliche Intelligenz ab.
Microsoft kann - anders als die anderen FAANG-Aktien - weitestgehend unbehelligt weiter zukaufen. Nuance ist das 12. KI-Unternehmen, das in den letzten 5 Jahren gekauft wurde.
? Coinbase: 100 Mrd. USD Börsengang steht bevor
Die Handelsplattform für Kryptowährungen Coinbase geht am 14.04. an die Börse. Angepeilt wird eine Bewertung von 100 Mrd. USD.
Coinbase zählt heute 56 Mio. Nutzer und hat zuletzt u.a. auch den 1,5 Mrd. US-Dollar starken Bitcoin-Kauf von Tesla umgesetzt. Im Durchschnitt verdient Coinbase 0,5 Prozent an jeder durchgeführten Transaktion. Durch die höhere Nachfrage und die gestiegenen Preise ist das Volumen zuletzt deutlich gestiegen.
Das erste Quartal 2021 war bärenstark: Der Umsatz lag bei 1,8 Mrd. US-Dollar und damit mehr als im gesamten Vorjahr.
Ich bleibe dran, wie sich der IPO entwickelt!
China-Aktien & Alibaba weiter unter Druck
Aktuell hat es die chinesische Regierung auf Alibaba abgesehen: Nach Regulierungsvorhaben in Richtung der Finanzsparte von Alibaba, die auch den Börsengang von der Alibaba-Tochter Ant Financial verhindert haben.
Nun geht's weiter: Alibaba muss eine Strafe von 18 Mrd. Yuan zahlen, was umgerechnet 2,3 Mrd. Euro entspricht. Der Grund laut Manager Magazin ist Machtmissbrauch:
Die größte Online-Handelsplattform der Welt habe ihre marktbeherrschende Position ausgenutzt, um Händler zu bestrafen, die ihre Waren über konkurrierende Dienste angeboten hätten, zitierten Staatsmedien am Samstag die Marktaufsichtsbehörde.
Übrigens: Vor kurzem ist Warren Buffetts Investmentunternehmen Berkshire Hathaway, v.a. geführt von Charlie Munger, in Alibaba eingestiegen.
Auch chinesische Aktien hatten in den letzten 2 Monaten eher Kursrückgänge. Der MSCI China steht in diesem Zeitraum mit 15 Prozent im Minus.
? Was passiert wirklich an der Börse, wenn die Zinsen steigen?
Einige Anleger haben Angst vor einem Zinsanstieg. Sie befürchten ein Ende von Aktienrenditen und eine große Crashgefahr.
Im ersten Quartal 2021 sind die 10-jährigen Staatsanleihen in den USA von 0,93% auf 1,74% gestiegen. U.a. hier habe ich darüber berichtet. In dieser Phase hat der S&P 500 15 neue Allzeithochs markiert.
Wie sieht's also aus mit dem Zusammenhang von Zinsen und Aktienmarktrenditen?
Ben Carlson hat sich speziell die Frage gestellt, wie der US-amerikanische Aktienmarkt sich in Phasen steigender Zinsen entwickelt hat. Die Grafik zeigt das Ergebnis:
Das sind alle Phasen seit 1950, in denen die 10-jährigen US-Staatsanleihen um 1% oder mehr gestiegen sind. Ganz rechts ist die Gesamtrendite der jeweiligen Phase aufgeführt.
Nur in zwei Phasen (ab März 1967 und ab Mai 1983) gab es negative Renditen. Dazu gab es ein paar Perioden mit schwächeren Renditen.
Das heißt nicht, dass Zinsen egal sind. Es kann auch Phasen gegeben haben, in denen Zinsen gestiegen sind und erst danach verzögert negative Effekte eingetreten sind.
Insgesamt ist das Bild aber keine Katastrophe. Auch kein großer Crash lässt sich entdecken. Das zeigt: Ein Zinsanstieg allein ist kein Grund der Börse fern zu bleiben.
? Börsenweisheit des Tages
Passend zur Auswertung des Zusammenhangs von Zinsen und Aktienmarktrenditen:
Die Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich.
✌️ Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!