von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 29. Juli 2020

In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:

  • Was machen eigentlich Robinhood-Trader? Regelmäßige Auswertungen zeigen, was die Anleger des Günstig-Brokers kaufen und verkaufen.
  • Teslas Wert im Vergleich zur Konkurrenz ist enorm – ein kurzer Überblick im Nachgang an die Tesla Aktienanalyse
  • Amazon investiert Milliarden ins autonome Fahren. Die Frage ist: Was hat Amazon damit vor?
  • Thesen von NYU-Professor und Investor Scott Galloway: Erschaffen Spotify und Netflix einen Mega-Streaming-Konzern? Apple mit eigener Suchmaschine? Twitter mit Abo-Modell?
  • Tim Cook nennt „Apples größte Errungenschaft“ und sorgt damit für eine Überraschung. Wird Apple zum Health-Care-Unternehmen und erschafft einen riesigen Burggraben?

Viel Spaß!

Was machen eigentlich Robinhood Trader?

Zuletzt werden immer häufiger die Käufe und Verkäufe von Robinhood-Tradern veröffentlicht und analysiert. Robinhood ist ein Online-Broker aus den USA, der durch enorm günstige Gebühren viele Anleger angelockt hat und das Vorbild von neuen deutschen Online-Brokern darstellt.

Gerade dieser Trader stehen im Ruf, sich wenig mit Unternehmen zu beschäftigen und vor allem den spekulativen und risikoreichen Aktien hinterherzujagen.

Welche Aktien wurden zuletzt von den meisten Accounts gekauft?

  • Pfizer (Pharma)
  • Tesla
  • AstraZeneca (Pharma)
  • iBioPharma Inc. (Biotech)
  • Amazon
  • Microsoft
  • Intel

Welche Aktien wurden von den meisten Accounts verkauft?

  • Moderna (Biotech)
  • Vaxart (Biotech)
  • Rigel Pharmaceuticals, Inc. (Pharma)
  • Boxlight (Bildung)
  • Ford
  • Walt Disney
  • Microvision (Laserscanning)

Was auffällt: Pharma- und Biotech-Unternehmen sind in beiden Listen überproportional vertreten. Auch andere bekannte Tech-Unternehmen mischen mit, aber vermutlich weniger als erwartet.

Wie groß der Einfluss dieser Trader ist, ist umstritten und wird diskutiert. Ich bin gespannt, ob es dazu auch bald erste Auswerten und Studien gibt – ich halte dich auf dem Laufenden.

Tesla > VW + Daimler + BMW

Vermutlich hast du es mitbekommen, spätestens in der zuletzt veröffentlichten Tesla Aktienanalyse: Tesla ist aktuell der wertvollste Automobilhersteller der Welt.

Aber nicht nur das: Vor ein paar Monaten habe ich in einem vorherigen Briefing geteilt, dass Tesla größer ist als BMW und VW zusammen. Jetzt ist Tesla größer als alle deutschen Automobilhersteller zusammen – und das um etwa 50 %.

Der Grund ist der kometenhafte Anstieg den Teslas Aktienkurs genommen hat, nachdem die Aktie jahrelang eher seitwärts lief. Hier hat sich langfristiges Halten der Tesla-Aktionäre gegen alle Widerstände mehr als ausgezahlt.

Amazon investiert Milliarden ins autonome Fahren. Was steckt dahinter?

Auch das autonome Fahren war ein Thema der Tesla Aktienanalyse. In dieses Segment ist vor Kurzem auch ein anderer Tech-Gigant eingestiegen: Amazon.

Amazon hat Ende Juni 2020 Gerüchten zufolge über eine Milliarden Dollar für das Start-up Zoox gezahlt. Nur kurz danach, Mitte Juli 2020, kommt die nächste News: Amazon investiert mit anderen Geldgebern, u.a. dem Finanzriesen Blackrock, insgesamt 2,5 Mrd. US-Dollar in den Tesla-Rivalen Rivian, die an einem elektrischen Pick-Up arbeiten.

Aber warum investiert Amazon Milliarden in diesem Sektor?

Zu Zoox sagt Amazon selbst: Sie wollen dabei helfen, aus der Vision von autonomen Taxiflotten Realität werden zu lassen. Möglicherweise könnte Amazon das beim Ausliefern von Paketen weiter helfen.

Bei Rivian ist Amazon selbst Kunde: Amazon hat Ende 2019 100.000 Elektro-Transporter von Rivian bestellt. Hier kann Amazon also aus eigenen Kosten Umsatzerlöse machen (wie Amazon es schon vorher immer wieder gemacht hat) und gleichzeitig an der Elektromobilität partizipieren.

In jedem Fall zeigt das, dass Amazon – wie auch in der Amazon Aktienanalyse festgestellt – aggressiv weiter expandiert und kaum Grenzen kennt. Kein einfacher Konkurrent für die anderen Automobilhersteller.

Scott Galloway mit steilen Thesen: Wird es einen Streaming-Giganten geben?

Scott Galloway, NYU Professor und Investor, veröffentlicht regelmäßig steile Thesen. Erfahrungsgemäß tritt ein Großteil nicht ein, aber immer wieder realisieren sich einige Thesen überraschenderweise. Sie liefern außerdem interessante Denkanstöße zu Chancen in der Tech-Welt.

Seine zentrale Frage dieses Mal: Die großen Technologie-Unternehmen werden immer größer. Das bedeutet, dass sie absolut gesehen hohe Milliardenbeträge an Umsatz und Gewinn brauchen, um weiterhin attraktive Renditen für Anleger zu liefern. Welche Schachzüge können das ermöglichen?

These 1: Apple akquiriert DuckDuckGo oder baut eigene Suchmaschine

Apple bekommt im Jahr 12 Mrd. US-Dollar von Google, damit Google die Standard-Suchmaschine auf iOs Geräten ist. Scott Galloway skizziert das Szenario, das Apple auf dieses Geld verzichtet und – durch DuckDuckGo, eine Suchmaschine mit hoher Privatsphäre – oder einer eigenen Suchmaschine noch stärker den Schutz der persönlichen Daten in den Vordergrund stellt. Es soll ein weiteres Argument für hochpreisige Käufer entstehen.

These 2: Twitter kauft Medienunternehmen und führt ein Abo-Modell ein

Scott Galloway ist selbst Investor bei Twitter und nimmt gern Einfluss. Vor allem stört ihn das fehlende oder durch Werbeanzeigen nur schlechte Monetarisierungsmodell von Twitter. Das zeigt auch der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer im Vergleich zu Facebook und Netflix:

Sein Szenario: Twitter kauft einige Medienmarken und führt ein Abo-Modell ein. Die Medienmarken lösen damit ihr Monetarisierungsproblem, genauso wie Twitter, das nun für exklusiven Content bezahlt wird.

Tatsächlich ist kurz danach eine Stellenanzeige aufgetaucht, in der Twitter Entwickler für einen Abo-Service sucht. Der Aktienkurs ist daraufhin gestiegen.

These 3: Microsoft / LinkedIn launcht eine Microblogging-Plattform

Nach Scott Galloway sollte LinkedIn Blogs auf der eigenen Plattform ermöglichen. Dadurch könnte LinkedIn nach Galloway eines der bedeutendsten Social Media Netzwerke werden.

These 4: Netflix + Sonos + Spotify

Netflix und Spotify schließen sich zusammen und werden damit der neue Streaming-Gigant. Außerdem kaufen sie das Unternehmen Sonos (für „nur“ 1,3 Mrd. USD), um sich vertikal zu integrieren (etwas, was ich schon in der Spotify Aktienanalyse thematisiert habe) und direkt an die Geräte von den wohlhabendsten Personen angeschlossen zu sein.

Die Wahrscheinlichkeit geht wahrscheinlich gegen Null, auch wenn das tatsächlich einer der spannendsten Konzerne der Welt wäre, der den FAANGM Unternehmen Paroli bieten würde.

These 5: Quibi wird begraben

Quibi ist ein nicht-börsennotiertes Unternehmen, das viel Geld in einen Video-Streaming-Dienst speziell für Smartphones investiert hat. Galloway prophezeit hier den Untergang.

Ob eine dieser Thesen aufgehen wird, wissen wir nicht. In jedem Fall sind es aber interessante Denkanstöße, die wir interessiert beobachten können.

Wird Apple ein neues Health-Care-Unternehmen?

Es klingt provokant, trotzdem möchte ich den Gedanken mit dir teilen: Wird es möglich sein, dass Apple-Nutzer bald länger leben? Was absurd klingt, könnte einer der stärksten Burggraben überhaupt sein.

Den Aufhänger stellt dieses Essay dar, das u.a. auf Twitter auch von populären Investment-Managern kommentiert wurde.

Was würdest du sagen, ist die größte Errungenschaft von Apple? Tim Cook beantwortet diese Frage so:

“If you zoom out into the future, and you look back, and ask the question, ‘What was Apple’s greatest contribution to mankind?’ It will be about health.”

Gesundheit – die größte Errungenschaft von Apple für die Menschheit?

Der erste Gedanke geht an die Apple Watch, die Puls und andere Gesundheitsdaten misst, bei Stürzen automatisch Notrufe absetzen kann und mehr.

Aber was ist, wenn Apple weiter Daten sammelt, die bisher nur isoliert irgendwo vorliegen (Fitnessstudio und -geräte, Uhr, Smartphone, Matratze) und diese mit traditionellen Institutionen (Arzt, Krankenhaus, Blutwerte,…) verknüpft, sicher ablegt und laufend das vollständigste Bild über die Gesundheit eines Menschen erstellen kann?

Im Essay werden weitere Gründe und Hinweise für diese Strategie dargelegt. Ich finde sie ziemlich spannend, da sie ein futuristisches Bild zeichnet, das im Grunde – durch die Integration mehrerer Datenpunkte, die natürlich auch datenschutzrechtliche Hürden mit sich bringt – einen großen Gewinn für die Gesundheit bringen kann, da Daten günstiger, schneller und vollumfänglicher als je zuvor vorliegen würden.

Apple ist positiv für Datenschutz und Privatsphäre der Nutzer bekannt – eine Stärke, die ich bereits in der Aktienanalyse herausgestellt habe. Auch die Aussage von Tim Cook ist bemerkenswert. Sollte Apple diese Integration gelingen, die vermutlich in jedem Fall Zeit brauchen wird, könnte das einer der stärksten Burggraben sein, die wir kennen.


Das war es mit dem heutigen Briefing. Falls du dazu Anmerkungen oder Vorschläge für das nächste StrategyInvest Briefing hast, lass es mich gern in den Kommentaren wissen. Vielen Dank fürs Lesen und für deine Unterstützung!

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #7: Wir kaufen nicht nur, weil etwas steigt.

Einige Aktionäre kaufen Aktien nur wegen eines „Geheimtipps“, eines steigenden Kurses oder eines Hypes und merken erst dann, wenn sie fällt, dass die Geschäftszahlen die Bewertung kaum rechtfertigen konnten. Angesagte Aktien können auch gute Aktien sein. Sie nur wegen eines Hypes zu kaufen, wäre aber kurzfristige Spekulation. Und wir wissen: Nur weil eine Aktie gut ist, stark wächst oder im Hype ist, heißt es nicht, dass sie auf Dauer überdurchschnittlich gute Renditen abwirft. Oftmals ist das Gegenteil der Fall.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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