von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 22. Dezember 2021

In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:

Viel Spaß!

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Storys der Woche

Das ist am Aktienmarkt passiert

Die neuesten Finanzmarkt-Updates:

🚗 Daimler: Mehr Wert nach Split

Im letzten Briefing habe ich berichtet, dass die Daimler-Aktie grob nach PKW-Geschäft und nach LKW-Geschäft gesplittet wird. Dieser Split wurde nun vollzogen.

Jetzt gibt es die Mercedes-Benz und die Daimler Truck Aktie. Beide Unternehmen dürfen Mercedes-Benz als Marke weiter nutzen und beide werden vermutlich bald im DAX sein.

Wie hat sich der Börsenwert entwickelt?

Vorher war die Daimler AG an der Börse 92 Mrd. Euro wert. Danach: Mercedes-Benz 80 Mrd. Euro, Daimler Truck 25 Mrd. Euro, in Summe also nun 105 Mrd. Euro.

Allein der Split hat also den Börsenwert kurzzeitig um über 10% gesteigert. Womöglich war auch eine weitere Nachricht dem zuträglich - mehr dazu gleich.

💨 Cloudflare vs. Fastly: Wer ist am schnellsten?

Cloudflare und Fastly bieten die Infrastruktur, damit Webseiten und Services möglichst schnell (und sicher) geladen werden. Dabei ist ein kleiner Streit entfacht, wer nun schneller ist.

Der Anstoß: Cloudflare hat eine Untersuchung veröffentlicht, wonach man selbst um 196% schneller sei als Fastly.

Fastly antwortet: Die Untersuchung sei höchst fehlerhaft. Einige Kritikpunkte:

  • Es wurde ein Premium-Account von Cloudflare gegen einen kostenlosen Account von Fastly getestet
  • Es wurde nicht die gesamte Ladezeit, sondern nur ein Teil berechnet
  • Die genaue Methodik wurde nicht offengelegt und war teilweise widersprüchlich
  • Es wurde eine Technologie getestet, die beim Fastly Produkt bisher nur in der Beta-Phase ist und noch optimiert wird

Fastly hat den Test um diese Punkte bereinigt durchgeführt und war darin selbst schneller - auch wenn sie dazu sagen, dass sie das Testsetup nicht für optimal halten.

🚨 Rekord-Insiderverkäufe an der Börse: Warnsignal?

Aktuell kommt es vermehrt zu Insiderverkäufen. CNBC spricht von einem Rekordjahr bei Verkäufen von Insidern und CEOs in Höhe von 69 Mrd. US-Dollar. Das liegt 79% über dem 10-Jahres-Durchschnitt.

Involvierte Personen, die allein ca. 40% der Insiderverkäufe ausmachen:

  • Microsoft CEO Nadella hat die Hälfte seiner Microsoft-Aktien verkauft.
  • Jeff Bezos (Amazon, vor Kurzem als CEO zurückgetreten), ca. 10 Mrd. USD
  • Elon Musk (Tesla), ca. 10 Mrd. USD
  • Mark Zuckerberg (Meta)
  • die Waltons (Gründer-Familie hinter Walmart)

Wissen diese CEOs etwas, was wir nicht wissen? Möglich. Es scheint allerdings auch nachvollziehbare Gründe zu geben.

  1. Im nächsten Jahr fallen bei Verkäufen höhere Steuern an. Es ist also sinnvoll, geplante Verkäufe vorzuziehen.
  2. Die Bewertungen sind auf einem höheren Niveau, was Verkäufe attraktiver macht.
  3. Persönliche Beweggründe: Viele der CEOs beziehen kein Gehalt, sondern profitieren v.a. durch Aktien und Aktienoptionen. Irgendwann müssen diese daher auch verkaufen.
  4. Absolute vs. prozentuale Zahlen: Wenn alle Kurse sich im Vergleich zu 10 Jahren vorher verdoppelt haben, ist klar, dass auch absolut gesehen mehr verkauft wird. Prozentual an den Börsenwerten ist der Unterschied deutlich weniger gravierend.

😴 Mercedes-Benz darf Level 3 autonom fahren, 👓 Transparenz-ETF von ARK & 📈 bullish für Tech-Aktien

  • Mercedes-Benz wird autonom: Mercedes-Benz hat die Genehmigung bekommen autonomes Fahren der Stufe 3 anzubieten. Dies wird zuerst in den stärksten Limousinen von Mercedes ausgerollt. Damit dürfen Fahrer bis 60km/h ganz legal bei der Fahrt E-Mails lesen oder anderen Tätigkeiten nachgehen. Laut eigener Aussage gilt diese Zulassung international und Mercedes-Benz ist das erste Unternehmen mit dieser.
  • Neuer ARK ETF: ARK Invest hat den neuen "ARK Transparency ETF" aufgelegt. Das Ziel: In Aktien mit möglichst hoher Transparenz zu investieren. Dahinter steckt die Annahme, dass transparente Unternehmen bessere Renditen für Anleger und die Gesellschaft liefern - vernünftige These. Außerdem schreiben sie: "ARK believes that transparency enhances the performance of companies while benefiting the well-being of people. Transparency implies openness, communication, accountability and trust."
  • ARK bleibt bullish: Nach dem Abverkauf von einigen High-Growth Aktien hat auch ARK Invest und der Flagschiff-ETF stark gelitten (siehe letztes Briefing). Nun hat Cathie Wood von ARK einen Beitrag geschrieben, in dem sie darlegt, warum ihrer Meinung nach Technologie-Aktien nicht überbewertet, sondern nun stark unterbewertet sind. Durch den Kursverlust zuletzt halte auch ich die Bewertungen nun attraktiver, bei ARKs Erwartungshaltung bin ich allerdings noch nicht.

Inspiration

🧮 Zahl des Tages

6,8%

So hoch lag die Inflation zuletzt in den USA.


Learning der Woche

🌱 Liefern grüne Aktien weniger Rendite?

Der Klimawandel verändert den Aktienmarkt. Nachhaltiges Investieren steht immer höher im Kurs, Anleger investieren in grüne Aktien, regenerative Energien positive ESG-Ratings.

Anleger wollen nicht nur ihr Geld vermehren, sondern auch Gutes tun.

Wie verändert das den Aktienmarkt? Ist die Hoffnung berechtigt durch grünes Investieren sogar mehr Rendite zu erzielen? Und was sagt die Finanzwissenschaft zu Klimarisiken?

Ausführlich habe ich darin in Podcast-Folge #168 gesprochen. Hier sind für dich die zentralen Erkenntnisse zusammengefasst:

  • Der Klimawandel ist ein zusätzliches Risiko für Unternehmen. Gerade bei nicht-nachhaltigen Unternehmen können Kosten steigen (CO2-Steuer, teurere Kredite) und Umsätze zurückgehen (mehr Nachfrage nach nachhaltigen Produkten)
  • Annahme: Dieses Wissen ist heute größtenteils eingepreist, der Aktienmarkt kennt also diese Risiken und Chancen und bewertet Aktien entsprechend
  • Grüne Aktien sollten im Mittel weniger Rendite liefern als braune Aktien: (1) Grüne Aktien haben weniger Klimarisiken. Da Risiken zu Kursabschlägen und durchschnittlich höherer Renditeerwartung führt, haben grüne Aktien weniger Risiko und weniger erw. Rendite. (2) Anleger scheinen bereit zu sein, bei grünen Investitionen auf Rendite zu verzichten.
  • Letzteres hat Pastor in seiner Studie "Sustainable Investing in Equilibrium" festgestellt: Statt nur auf Rendite und Risiko zu achten, beziehen Anleger nun auch Nachhaltigkeit in ihre Überlegung mit ein und sind dafür bereit Einbußen in den klassischen Finanzmetriken in Kauf zu nehmen
  • Es gibt viele Studien, die zeigen, dass Klimarisiken vom Markt eingepreist werden. Vom Meeresspielgelanstieg bedrohte Häuser sind günstiger, Futurepreise reagieren auf Prognosen von Klimaforschern und Banken vergeben teurere Kredite an nicht-nachhaltige Unternehmen.

Das Fazit daraus: Im Einzelnen kann es immer zusätzliche Chancen und Risiken geben. Im Mittel, beim Blick auf gesamte Marktsegmente, sollten grüne Aktien aber langfristig weniger Rendite liefern als der Rest. Das ist insbesondere deshalb spannend, da viele Anleger gerade hier wegen der vermeintlich höheren Renditechancen investieren.

Das Problem ist aber: Der ganze Markt sieht den Klimawandel und das daraus resultierende Wachstum von einigen Branchen, bspw. Solarenergie, Windenergie oder Wasserstoff. Dieses Wachstum ist im Kurs enthalten.

Trotzdem bleibt damit ein Vorteil für grüne Aktien: Sie haben weniger Risiken. Gleichzeitig bietet sich ein Anreiz für alle Unternehmen grüner zu werden, da damit auch Finanzierungsbedingungen besser werden.


Learning der Woche

📉 Die Normalität von Drawdowns

Wer in einen breiten Index über einen ETF investiert kann und wird Rückschläge erleben. Die großen Aktiencrashs der Geschichte, bspw. 2001 und 2008, haben große Indizes um 50% in den Keller geschickt.

Wer allerdings in einzelne Aktien investiert, wird solche Rückschläge bei einzelnen Aktien deutlich öfter erleben - und diese womöglich aushalten.

Ein Beispiel: Roku. Die Smart-TV Aktie hat allein seit Börsengang 2018 schon vier Drawdowns erlebt, in denen die Aktie um 50% oder mehr abgestürzt ist. Trotzdem ist sie bis heute deutlich gestiegen.

Ein anderes Beispiel: Apple.

Apple ist heute eines der wertvollsten Unternehmen der Welt und wäre eine grandiose Investition für jeden gewesen, der zum Start dabei gewesen wäre. Es wäre aber auch eine wilde Reise gewesen, die sich nicht immer gut angefühlt hätte, wie Gerd Kommer berechnet hat.

Die Apple-Aktie hat in den 39 Jahren seit Börsengang etwa drei mal so stark geschwankt wie der Gesamtmarkt. In jedem der vier Jahrzehnte gab es Rückschläge, in den ersten drei Jahrzehnten in den jeweils schlechtesten 2-Jahres-Zeiträumen 70 bis 80% Kursverlust.

Erfolgreiche Aktien zu halten ist also nicht einfach, aber notwendig.

Das heißt nicht, dass man zwangsweise an einer gefallenen Aktie festhalten sollte oder muss. Es zeigt aber, dass der Weg zu erfolgreichen Aktieninvestments fast immer auch über temporär schmerzhafte Verluste führt.


Inspiration

💡 Börsenweisheit des Tages

Du überlegst eine Aktie nur deshalb zu verkaufen, weil sie gefallen ist? Eine Gedankenstütze:

Stell dir vor, du würdest dein Haus verkaufen, weil es um 10% im Preis gefallen ist.

✌️ Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!

Tags: Inflation | Aktien: Cloudflare, Daimler, Fastly

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

Für deinen Wissensaufbau: Alle Know How Beiträge | Videokurs | Anlagestrategie in 20 Punkten

Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Wo ich Aktien & ETFs kaufe: Meine Empfehlungen →

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #11: Wir wissen, dass es nicht nur um uns geht.

Unternehmen sind nicht nur für die Aktionäre da, sondern haben eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und der Gesellschaft.Ich bin fest überzeugt: Menschen haben individuelle Ansichten und Motive. Zum Glück. Und Unternehmen sind selten komplett gut oder komplett schlecht - und auch diese Einschätzung ist oft individuell und nicht einfach zu treffen. Aber: Wer es sich leisten kann, sollte destruktive Geschäftsmodelle, deren Erfolg automatisch eine schlechtere Welt bedeuten würde, nicht unterstützen. Es gibt dann immer noch mehr als genug Möglichkeiten.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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