von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 1. September 2021

In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:

Viel Spaß!

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Storys der Woche

📊 Das ist am Aktienmarkt passiert

Die neuesten Finanzmarkt-Updates:

🎮 Robinhood: Ohne Dogecoin geht nix?

Der Vorreiter aller Neobroker, Robinhood, ist vor Kurzem in den USA an die Börse gegangen und hat nun erstmals Quartalszahlen vorgelegt. Diese sind durchaus spektakulär.

Insgesamt konnte Robinhood im Quartal 565 Mio. US-Dollar umsetzen, was +131% ggü. dem Vorjahr sind. Die Nutzerzahl hat sich ähnlich stark entwickelt. Der Verlust lag bei 464 Mio. US-Dollar.

Etwa 41% der Umsätze werden durch den Handel von Kryptowährungen erzielt. 62% der Kryptoumsätze wiederum hat Robinhood mit dem Handel von Dogecoin erzielt.

Robinhood ist also vor allem auch eine Wette auf Kryptowährungen und damit Coinbase gar nicht so unähnlich.

Schaut man dazu auf die Nettoumsätze aus Transaktionsgebühren (ca. 80% des Gesamtumsatzes), lagen Kryptowährungen im letzten Quartal mit 52% Umsatzanteil vorne, danach kamen Optionen mit 37% und erst danach Aktien mit 12%.

Im Vergleich dazu scheinen deutsche Neobroker und Aktien schon fast konservativ.

Immerhin: Der Großteil des Geldes ist in Aktien investiert. Die Umsätze sind in den anderen Bereichen wohl größer, da dort mehr gehandelt wird und die Gebühren höher sind.

📉 Lang & Schwarz: -40% beim deutschen Börsenplatz

Lang & Schwarz ist vielen Anlegern als außerbörsliche Handelsplattform bekannt. Dazu legt L&S selbst Derivate, also Finanzprodukte, auf.

Nun wurde es ziemlich ungemütlich für L&S Aktionäre: Der Kurs ist von 130 auf unter 75 Euro innerhalb weniger Tage eingebrochen. Entsprechend interessant sieht die Aktienkursentwicklung aus:

Was ist passiert?

L&S hat die Hauptversammlung verschoben, nachdem der Zwischenbericht einer steuerlichen Prüfung die Kölner Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen hat, die Ungereimtheiten im Rahmen des Cum-Ex-Skandals von 2007 bis 2011 nachgeht.

Der Vorstand hat eine Rückstellung in Höhe von 45 Mio. Euro gebildet. Vor allem besteht jetzt Unsicherheit: Verschobene Hauptversammlung, Ermittlungen, drohende Verluste - und nach dem Wirecard-Fiasko sicherlich auch die Sorge, dass die Verluste höher sind als am Anfang bekannt.

🤖 Tesla stellt Roboter vor

Tesla hat den AI Day abgehalten, auf dem es Fortschritte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz vorstellt. Das meistdiskutierte Thema: Der Tesla Bot.

Ein Roboter, der Menschen langweilige, gefährliche oder wiederkehrende Aufgaben abnehmen soll. Er hat die Gestalt eines Menschen.

Tesla baut dabei auf Prinzipien, die auch beim Auto umgesetzt wurden: Kameras, Computer und Algorithmen arbeiten Hand in Hand. Der große Nutzen soll dadurch entstehen, dass so auf den Fachkräftemangel reagiert werden kann.

Tesla hört also nicht auf weitere Geschäftsbereiche in Angriff zu nehmen. Das Potenzial für den Markt automatisierter Roboter ist sicherlich riesig. Wann dieser entsteht und ob Tesla dabei eine Rolle spielt wird eine spannende Frage bleiben.

🛍 LVMH und Luxusaktien verlieren

Nachdem die Luxus-Aktie LVMH jahrelang wie an der Schnur gestiegen ist, gab es nun einen ziemlich kurzfristigen Rücksetzer. Die Aktie verlor in den Tagen ab 13. August fast 15%.

Die Gründe werden vor allem in einem drohenden Nachfragerückgang der Schwellenländer, vor allem in China, gesehen, die einen relevanten Marktanteil der Luxusnachfrage ausmachen.

Und: Wer die Analyse von LVMH gelesen hat weiß, dass die Aktie selbst auch relativ teuer bewertet war.

🔎 Facebooks neue Klage, Amazon-Kaufhäuser, Ronaldos Wechselprofiteure & Ark vs. Bury

  • Facebook hat zuletzt eine Klage der FTC abgewehrt, nun startet diese einen neuen Anlauf. Der Vorwurf: Facebook würde aufgrund mangelnder eigener Innovation Konkurrenten aufgekauft haben.
  • Amazon will wohl Kaufhäuser bauen. Erstmal nur ein paar in den USA. Die Gründe dafür? Nicht ganz klar. Es sollen wohl Retouren dort abgewickelt werden, Waren gekauft werden können und womöglich hilft es Amazon auch in der Logistik. Klassische Verkaufs-Warenhäuser würden mich wundern.
  • Cristiano Ronaldo, einer der besten Fußballer der Welt, wechselt zu Manchester United. Wer freut sich darüber? Nicht nur die Aktionäre von Manchester United, sondern auch der Trikotsponsor, der für die Rechte etwa 50 Mio. Euro zahlt: Das deutsche Software-Unternehmen TeamViewer
  • Michael Bury wettet gegen ARK: Der Fondsmanager, der die Finanzkrise 2008 vorhergesehen und zuletzt gegen Tesla gewettet hat, wettet nun auch gegen Cathie Wood. Er hält das Portfolio, das vor allem aus stark gestiegenen Tech-Aktien besteht, aktuell für überbewertet.

Inspiration

📌 Zahl des Tages

22 %

... ist der S&P 500 in diesem Jahr bisher gestiegen.


Praxiseinblick & Gedanken

🔎 Was macht die Fastly-Aktie?

Fastly ist im November 2020 hier in der Analyse gelandet:

"Fastly ist ein Cloud Computing Anbieter. Angeboten wird ein Content Delivery Network (CDN), das u.a. schnelle Ladezeiten für Internetdienste sicherstellt, Sicherheitsdienste sowie Video- und Streaming-Dienste.

[...]

Fastly zeigt sich enorm robust, auch wenn es zuletzt kleine Schwächen im Wachstum gab. Jedes Jahr zahlen bestehende Kunden mehr an Fastly, der Umsatz wächst noch immer mit über 40 % pro Jahr und 99 % der Kunden bleiben es auch nach einem Jahr noch. Die wichtigsten Kennzahlen sind also enorm vielversprechend."

Damals stand die Aktie bei 59 EUR.

Schon damals haben wir gesehen: Die Rule of 40 war nicht erreicht, es gab viele denkbare Szenarien (also höheres Risiko) und die Bewertung recht hoch. Dazu kam eine Wachstumswarnung und ein CEO-Wechsel. Aber: Auch die fundamentalen Kennzahlen sahen damals noch sehr gut aus.

Heute kostet eine Aktie noch 37 EUR. Der Kurs hat also mehr als ein Drittel verloren.

Wie konnte das passieren?

  • Das Vorjahresquartal war ein positiver Ausreißer nach oben, entsprechend schwerer hatte es das letzte Quartal damit mitzuhalten. Nur 14% Wachstum YoY sind zu wenig für ein ambitioniertes Tech-Unternehmen (zur Analyse lag das Umsatzwachstum noch bei +62%).
  • Die Net Retention Rate liegt bei 93%, d.h. Kunden springen ab (zur Analyse lag die NRR noch bei 122%). Auch die Kundenzahl ist rückläufig im Quartalsvergleich (von 2.581 auf 2.458 Kunden).
  • Die Bruttomarge ist von 62% auf 58% gesunken. Der operative Verlust ist gestiegen.

Gründe für den Umsatzrückgang: Ein großer Kunde vor einem Jahr war TikTok, welcher weggefallen ist.

Fastly hatte einen Ausfall von wenigen Stunden an einem Tag, der sich bei vielen Kunden bemerkbar gemacht hat (u.a. Twitch, dem Streamingdienst von Amazon). Nun scheinen Kunden abgesprungen zu sein, u.a. ein Top 10 Kunde.

Ist Fastly nun günstig bewertet?

Auf den ersten Blick eher nicht. Das KUV ist mit 15 immer noch hoch. Dafür sehen die fundamentalen Kennzahlen nur mäßig aus und haben einige Warnzeichen.


Was sonst noch interessant ist

🤔 Droht ein Krypto-Fiasko? Tether unter der Lupe

Es gibt eine Sorge in der Finanzwelt: Ist der Stablecoin Tether (USDT), der einen Großteil der Kaufwährung für Bitcoin darstellt, womöglich auf Betrug aufgebaut?

In diese Richtung gehen seit Jahren, aber gerade aktuell wieder Untersuchungen in den USA.

Tether ist ein Stablecoin, der an den US-Dollar gekoppelt ist. Für 1 USD gibt es immer 1 Tether. Die Macher der Währung verdienen nur an Transaktionskosten und jede Einheit Tether ist mit US-Dollar besichert. Soweit die Theorie. Heute ist Tether die fünftgrößte Kryptowährung der Welt.

Heute gibt es 65 Mrd. USDT Tokens, die demnach mit 65 Mrd. US-Dollar besichert sind. Oder es zumindest sein sollten.

Nun mehren sich nämlich Indizien, dass diese Besicherung so nicht besteht oder zumindest zeitweise mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht bestanden hat. Viele davon haben Capital und WirtschaftsWoche zusammengetragen. Kurz zusammengefasst:

  • Viele Gründer und Mitgründer haben zu großen Teilen "vorbelastete" Lebensläufe (Rauswürfe, illegale und halblegale Aktivitäten, kritische Branchen)
  • Keine Wirtschaftsberatung ließ sich finden, die die Besicherung bestätigen konnte
  • Die Bank, bei der die Besicherung hinterlegt sein soll, wurde oft gewechselt (und hat tlw. Verbindungen zu Mitgründern)
  • Die große Menge an US-Dollar, die hinterlegt sein muss, wäre schwierig so zu allokieren, wie die Gründer es selbst angegeben haben

Was dahinter steckt muss nun ermittelt werden. Warum spielt das überhaupt eine Rolle?

Tether wird zum Großteil genutzt um Bitcoin zu kaufen. Was passiert also, wenn sich herausstellt, dass Tether zumindest in Teilen Betrug ist? Entsteht Unsicherheit im Kryptomarkt? Fällt der Bitcoin-Preis, da er mit quasi wertlosen Coins gekauft wurde? Viele sagen: Ja, das könnte große Effekte haben.


Inspiration

💭 Börsenweisheit des Tages

"Die Börse ist wie ein Paternoster. Es ist ungefährlich durch den Keller zu fahren. Man muss nur die Nerven behalten." - John Kenneth Galbraith

✌️ Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #12: Wir kennen keine Garantien.

An der Börse geht's nie um Garantien, sondern um Wahrscheinlichkeiten. Erfolgreich investieren bedeutet 6 von 10 mal richtig zu liegen, nicht 10 von 10 mal. Und es bedeutet, auch mal ziemlich falsch liegen zu können, ohne, dass es die Geldanlage in Frage stellen würde.

"Wenn du gut bist, liegst du sechs von zehn Mal richtig. Du wirst nie neun von zehn Mal richtig sein." - Peter Lynch

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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