In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:
Viel Spaß!
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Storys der Woche
Das ist am Aktienmarkt passiert
Die neuesten Finanzmarkt-Updates:
Robinhood: Ohne Dogecoin geht nix?
Der Vorreiter aller Neobroker, Robinhood, ist vor Kurzem in den USA an die Börse gegangen und hat nun erstmals Quartalszahlen vorgelegt. Diese sind durchaus spektakulär.
Insgesamt konnte Robinhood im Quartal 565 Mio. US-Dollar umsetzen, was +131% ggü. dem Vorjahr sind. Die Nutzerzahl hat sich ähnlich stark entwickelt. Der Verlust lag bei 464 Mio. US-Dollar.
Etwa 41% der Umsätze werden durch den Handel von Kryptowährungen erzielt. 62% der Kryptoumsätze wiederum hat Robinhood mit dem Handel von Dogecoin erzielt.
Robinhood ist also vor allem auch eine Wette auf Kryptowährungen und damit Coinbase gar nicht so unähnlich.
Schaut man dazu auf die Nettoumsätze aus Transaktionsgebühren (ca. 80% des Gesamtumsatzes), lagen Kryptowährungen im letzten Quartal mit 52% Umsatzanteil vorne, danach kamen Optionen mit 37% und erst danach Aktien mit 12%.
Im Vergleich dazu scheinen deutsche Neobroker und Aktien schon fast konservativ.
Immerhin: Der Großteil des Geldes ist in Aktien investiert. Die Umsätze sind in den anderen Bereichen wohl größer, da dort mehr gehandelt wird und die Gebühren höher sind.
Lang & Schwarz: -40% beim deutschen Börsenplatz
Lang & Schwarz ist vielen Anlegern als außerbörsliche Handelsplattform bekannt. Dazu legt L&S selbst Derivate, also Finanzprodukte, auf.
Nun wurde es ziemlich ungemütlich für L&S Aktionäre: Der Kurs ist von 130 auf unter 75 Euro innerhalb weniger Tage eingebrochen. Entsprechend interessant sieht die Aktienkursentwicklung aus:
Was ist passiert?
L&S hat die Hauptversammlung verschoben, nachdem der Zwischenbericht einer steuerlichen Prüfung die Kölner Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen hat, die Ungereimtheiten im Rahmen des Cum-Ex-Skandals von 2007 bis 2011 nachgeht.
Der Vorstand hat eine Rückstellung in Höhe von 45 Mio. Euro gebildet. Vor allem besteht jetzt Unsicherheit: Verschobene Hauptversammlung, Ermittlungen, drohende Verluste - und nach dem Wirecard-Fiasko sicherlich auch die Sorge, dass die Verluste höher sind als am Anfang bekannt.
Tesla stellt Roboter vor
Tesla hat den AI Day abgehalten, auf dem es Fortschritte auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz vorstellt. Das meistdiskutierte Thema: Der Tesla Bot.
Ein Roboter, der Menschen langweilige, gefährliche oder wiederkehrende Aufgaben abnehmen soll. Er hat die Gestalt eines Menschen.
Tesla baut dabei auf Prinzipien, die auch beim Auto umgesetzt wurden: Kameras, Computer und Algorithmen arbeiten Hand in Hand. Der große Nutzen soll dadurch entstehen, dass so auf den Fachkräftemangel reagiert werden kann.
Tesla hört also nicht auf weitere Geschäftsbereiche in Angriff zu nehmen. Das Potenzial für den Markt automatisierter Roboter ist sicherlich riesig. Wann dieser entsteht und ob Tesla dabei eine Rolle spielt wird eine spannende Frage bleiben.
LVMH und Luxusaktien verlieren
Nachdem die Luxus-Aktie LVMH jahrelang wie an der Schnur gestiegen ist, gab es nun einen ziemlich kurzfristigen Rücksetzer. Die Aktie verlor in den Tagen ab 13. August fast 15%.
Die Gründe werden vor allem in einem drohenden Nachfragerückgang der Schwellenländer, vor allem in China, gesehen, die einen relevanten Marktanteil der Luxusnachfrage ausmachen.
Und: Wer die Analyse von LVMH gelesen hat weiß, dass die Aktie selbst auch relativ teuer bewertet war.
Facebooks neue Klage, Amazon-Kaufhäuser, Ronaldos Wechselprofiteure & Ark vs. Bury
Inspiration
Zahl des Tages
22 %
... ist der S&P 500 in diesem Jahr bisher gestiegen.
Praxiseinblick & Gedanken
Was macht die Fastly-Aktie?
Fastly ist im November 2020 hier in der Analyse gelandet:
"Fastly ist ein Cloud Computing Anbieter. Angeboten wird ein Content Delivery Network (CDNCDN steht für "Content Delivery Network". Dabei wird ein großes Netzwerk an Rechenzentren aufgebaut. Sobald jemand einen Inhalt aufruft, wird er automatisch von dem Rechenzentrum ausgespielt, das am dichtesten am Aufruf ist. So werden... More), das u.a. schnelle Ladezeiten für Internetdienste sicherstellt, Sicherheitsdienste sowie Video- und Streaming-Dienste.
[...]
Fastly zeigt sich enorm robust, auch wenn es zuletzt kleine Schwächen im Wachstum gab. Jedes Jahr zahlen bestehende Kunden mehr an Fastly, der Umsatz wächst noch immer mit über 40 % pro Jahr und 99 % der Kunden bleiben es auch nach einem Jahr noch. Die wichtigsten Kennzahlen sind also enorm vielversprechend."
Damals stand die Aktie bei 59 EUR.
Schon damals haben wir gesehen: Die Rule of 40Die Rule of 40 berechnet sich aus der Summe von Umsatzwachstum und EBITDA-Marge (oder Free Cashflow Marge). Wenn der Wert über 40 liegt, gilt das als kapitaleffizientes Wachstum. More war nicht erreicht, es gab viele denkbare Szenarien (also höheres Risiko) und die Bewertung recht hoch. Dazu kam eine Wachstumswarnung und ein CEO-Wechsel. Aber: Auch die fundamentalen Kennzahlen sahen damals noch sehr gut aus.
Heute kostet eine Aktie noch 37 EUR. Der Kurs hat also mehr als ein Drittel verloren.
Wie konnte das passieren?
- Das Vorjahresquartal war ein positiver Ausreißer nach oben, entsprechend schwerer hatte es das letzte Quartal damit mitzuhalten. Nur 14% Wachstum YoYYear-over-Year. Bezeichnet den Vergleich einer Kennzahl im Vergleich zum Vorjahr (bspw. Quartal 4 des aktuellen Jahres zu Q4 des Vorjahres). More sind zu wenig für ein ambitioniertes Tech-Unternehmen (zur Analyse lag das Umsatzwachstum noch bei +62%).
- Die Net Retention RateNRR steht für "Net Revenue Retention". Sie gibt an, wieviel Umsatz durch Kunden erzielt wird, die vor einem Jahr schon Kunden waren. Über 100% heißt, dass Kunden abzüglich Kündigungen mehr ausgeben. More liegt bei 93%, d.h. Kunden springen ab (zur Analyse lag die NRRNRR steht für "Net Revenue Retention". Sie gibt an, wieviel Umsatz durch Kunden erzielt wird, die vor einem Jahr schon Kunden waren. Über 100% heißt, dass Kunden abzüglich Kündigungen mehr ausgeben. More noch bei 122%). Auch die Kundenzahl ist rückläufig im Quartalsvergleich (von 2.581 auf 2.458 Kunden).
- Die Bruttomarge ist von 62% auf 58% gesunken. Der operative Verlust ist gestiegen.
Gründe für den Umsatzrückgang: Ein großer Kunde vor einem Jahr war TikTok, welcher weggefallen ist.
Fastly hatte einen Ausfall von wenigen Stunden an einem Tag, der sich bei vielen Kunden bemerkbar gemacht hat (u.a. Twitch, dem Streamingdienst von Amazon). Nun scheinen Kunden abgesprungen zu sein, u.a. ein Top 10 Kunde.
Ist Fastly nun günstig bewertet?
Auf den ersten Blick eher nicht. Das KUV ist mit 15 immer noch hoch. Dafür sehen die fundamentalen Kennzahlen nur mäßig aus und haben einige Warnzeichen.
Was sonst noch interessant ist
Droht ein Krypto-Fiasko? Tether unter der Lupe
Es gibt eine Sorge in der Finanzwelt: Ist der Stablecoin Tether (USDT), der einen Großteil der Kaufwährung für Bitcoin darstellt, womöglich auf Betrug aufgebaut?
In diese Richtung gehen seit Jahren, aber gerade aktuell wieder Untersuchungen in den USA.
Tether ist ein Stablecoin, der an den US-Dollar gekoppelt ist. Für 1 USD gibt es immer 1 Tether. Die Macher der Währung verdienen nur an Transaktionskosten und jede Einheit Tether ist mit US-Dollar besichert. Soweit die Theorie. Heute ist Tether die fünftgrößte Kryptowährung der Welt.
Heute gibt es 65 Mrd. USDT Tokens, die demnach mit 65 Mrd. US-Dollar besichert sind. Oder es zumindest sein sollten.
Nun mehren sich nämlich Indizien, dass diese Besicherung so nicht besteht oder zumindest zeitweise mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht bestanden hat. Viele davon haben Capital und WirtschaftsWoche zusammengetragen. Kurz zusammengefasst:
- Viele Gründer und Mitgründer haben zu großen Teilen "vorbelastete" Lebensläufe (Rauswürfe, illegale und halblegale Aktivitäten, kritische Branchen)
- Keine Wirtschaftsberatung ließ sich finden, die die Besicherung bestätigen konnte
- Die Bank, bei der die Besicherung hinterlegt sein soll, wurde oft gewechselt (und hat tlw. Verbindungen zu Mitgründern)
- Die große Menge an US-Dollar, die hinterlegt sein muss, wäre schwierig so zu allokieren, wie die Gründer es selbst angegeben haben
Was dahinter steckt muss nun ermittelt werden. Warum spielt das überhaupt eine Rolle?
Tether wird zum Großteil genutzt um Bitcoin zu kaufen. Was passiert also, wenn sich herausstellt, dass Tether zumindest in Teilen Betrug ist? Entsteht Unsicherheit im Kryptomarkt? Fällt der Bitcoin-Preis, da er mit quasi wertlosen Coins gekauft wurde? Viele sagen: Ja, das könnte große Effekte haben.
Inspiration
Börsenweisheit des Tages
"Die Börse ist wie ein Paternoster. Es ist ungefährlich durch den Keller zu fahren. Man muss nur die Nerven behalten." - John Kenneth Galbraith
Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!