von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 25. Mai 2022

In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:

Viel Spaß!

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Storys der Woche

📊 Das ist am Aktienmarkt passiert

Die neuesten Finanzmarkt-Updates:

🏘 Airbnbs größtes Updates des Jahrzehnts

Airbnb CEO Brian Chesky hat das größte Update des Jahrzehnts für Airbnb angekündigt, welches nun bekannt gegeben und veröffentlicht wurde. Was ist konkret passiert?

  • Suche basierend auf Kategorie der Unterkunft und den Features (womit einzigartige Unterkünfte besser gefunden werden sollen)
  • Zwei Unterkünfte kombiniert für über eine Woche buchen
  • AirCover als eine Art integrierte Reiseversicherung

Wird das der großen Ankündigung gerecht? Ich weiß ja nicht. Auf der anderen Seite sind es sinnvolle Weiterentwicklungen, die im Zweifelsfall Airbnb einen entscheidenden Vorteil gegen Konkurrenten geben kann.

📲 Meta monetarisiert WhatsApp endlich

Es ist wohl soweit: Meta macht ernste Schritte in Richtung der Monetarisierung von WhatsApp, einer These aus der Meta Aktienanalyse.

Konkret wurde die WhatsApp Cloud API nun für alle Geschäftskunden geöffnet, sodass diese nun Kundenkommunikation darüber abwickeln können. Dies soll grundlegend kostenlos sein, zusätzliche Services können kostenpflichtig sein.

Ich bin optimistisch gespannt. WhatsApp hat über 1 Mrd. Nutzer weltweit, ist gleichzeitig kaum monetarisiert. Es gibt schon erste Anwendungen, bei denen auch Unternehmenskommunikation total sinnvoll ist - Kundensupport, Bestellungsankündigung, Alternative zum E-Mail Newsletter etc.

📦 E-Commerce: Doch kein Pandemie-Schub?

In der Pandemie hat der Online-Handel geboomt. Überall war von vorgezogenem Wachstum die Rede - auch hier. Das scheint sich bezogen auf die Digitalisierung zu bewahrheiten, im E-Commerce sehen wir gerade aber einen rückläufigen Trend.

Der E-Commerce Anteil ist demnach wohl heute nur noch leicht über dem Stand ist, wie wenn es den zwischenzeitlichen Schub der Pandemie nicht gegeben hätte. Das zeigt ein Chart, der gerade auf dem OMR '22 Festival gezeigt wurde, die ich besucht habe.

Aber nicht vergessen: In dieser Zeit haben viele Händler trotzdem mehr Geld verdient als sie es sonst hätten.

📊 Tesla verliert ESG-Rating & Target, Walmart, Snap stürzen ab & About You Earnings

  • Teslas ESG-Abstrafung: Tesla fliegt aus dem ESG-Index von S&P. Das gefällt Elon Musk gar nicht, der den ESG-Index als "Schwindel" bezeichnet und darauf hinweist, dass der Ölkonzern ExxonMobil ein Spitzenrating bekommt. Die Gründe für Teslas Abstrafung sind interne Rassismusvorwürfe, schlechte Arbeitsbedingungen in den USA und der Umgang mit Unfällen in Zusammenspiel mit dem Autopilot. Gleichzeitig haben sich andere Autohersteller im relativen Vergleich verbessert.
  • Target stürzt 23% ab: Target ist nach Walmart der zweitgrößte Einzelhändler der USA. Bei so stabilen Geschäftsmodellen sieht man selten Abstürze wie jetzt, wo Target 23% nach den neuesten Quartalszahlen gefallen ist. Auch Walmart hat es 7% runtergezogen bzw. 15% inklusive des Vortags.
  • Snap stürzt 30% ab: Der Snapchat-Konzern muss seine Guidance nach unten korrigieren und die Aktie fällt 30%. Auch Meta fällt danach 6-7%, da hier ähnliche Effekte befürchtet werden.
  • About You Jahresbericht: Der E-Commerce Händler About You hat die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres veröffentlicht. Das Wachstum lag bei 48,5%, die Prognose fürs kommende Geschäftsjahr wurde auf 25 - 35% Wachstum begrenzt. Die EBITDA-Marge ist auf -3% gefallen. Die mittelfristige Prognose, nach der bis 2025/26 ein Jahresumsatz von 5 Mrd. Euro und die Profitabilität in 2023/24 erreicht werden soll, bleibt aufrecht. Die Aktie hat leicht verloren.

📉 Crash-Update: Tiefpunkt erreicht?

Viele Depots sind weiter rot, die Kurse nochmal leicht gefallen, gerade Wachstumswerte.

Krise = Chance?

Eine Krise ist auch immer eine Chance. Einerseits eine Phrase, andererseits hat sie viel Wahres.

Immer mehr Unternehmen haben nun einen Einstellungsstop verhängt (Facebook, Coinbase, Twitter, Wayfair) oder müssen sogar Mitarbeiter entlassen (Netflix, Peloton, Robinhood). Das bedeutet für Unternehmen, die Mitarbeiter suchen, nach harten Jahren wieder bessere Chancen.

YCombinator, kurz YC, ist einer der weltweit renommiertesten Investoren und Acceleratoren von Start Ups. Sie haben ihren Start Ups in einer Mail 10 Tipps mitgegeben.

Besonders spannend: Das Wichtigste ist, die nächsten 24 Monate zu überleben.

Auch darin besteht eine Chance. Da viele andere eine deutliche Rezession nicht überleben würden, können die, die es schaffen, große Marktanteile gewinnen.

Dotcom-Blase 2.0?

Stecken wir doch in einer zweiten Dotcom-Blase? Diese Frage hat sich Gavin Baker gewidmet und ein paar Daten verglichen.

Das Ergebnis: Nein, sind wir nicht.

  • Die 10 größten Tech-Aktien notierten zu ihrem Hochpunkt 2020 44% bzw. 58% günstiger als die 10 größten in 2000. 
  • In den 21 Monaten seit dem Höchststand sind die Gewinne heute um 71% gestiegen. 2000 sind sie um 73% gefallen.
  • Heute liegt das KGV der Tech-Riesen durchschnittlich bei 30, das KGVe bei 24. 2000 waren es ein KGV von 70 und ein KGVe von 90, also ein zwei- bis vierfach so hohes Bewertungsniveau.

Nur Pessimismus?

Fondsmanager sind aktuell äußerst pessimistisch. Historisch waren das gute Kaufzeitpunkte.

Nicht überall: Insider kaufen

Nicht jeder ist pessimistisch. Laut Insiderkauf übersteigen die Insiderkäufe nach 1,5 Jahren wieder die Insiderverkäufe - was historisch ein gutes Signal war. Das gilt heute für die USA und für Deutschland.

Konsumgüter- vs. Tech-Aktien

Die Bewertungsniveaus von Konsumgüter- und Tech-Aktien treffen sich aktuell wieder. Tech-Aktien notieren noch über ihrem durchschnittlichen Bewertungsniveau der 2010er Jahre, aber deutlich unter dem der letzten Jahre. Konsumgüteraktien liegen am oberen Durchschnitt.

Ein exemplarisches Beispiel, das für mich eher eine relative Unterbewertung des Tech-Sektors zeigt:

  • Coca Cola: KGV von 25, KGVe von 24.
  • Alphabet: KGV von 20, KGVe von 19.

Alphabet ist günstiger bewertet, wächst aber stärker und ist profitabler. Coca Cola ist im Zweifelsfall die wohl noch weniger riskantere und inflationsgeschütztere Investition, allerdings hat auch Alphabet ein ziemlich starkes Geschäftsmodell.

Was heißt das?

Ob es kurzfristig noch weiter runter geht oder nicht weiß niemand. Jeder will es wissen, aber keiner hat die Glaskugel.

Für mich sieht nicht jede Aktie spottbillig aus, aber viele Aktie sehen heute fair bis attraktiv bewertet aus. Aktuell gibt es Probleme, langfristig bin ich aber optimistisch, das heute einer der besten Zeitpunkte seit Langem zum Kaufen ist.


Praxiseinblick & Gedanken

💰 Depotupdate: Nachkäufe im Mai '22

Deshalb habe ich in den letzten Wochen verstärkt nachgekauft. Vor allem ging es um das Aufstocken bestehender Positionenen, aber auch zwei kleine, neue Positionen sind dazu gekommen.

  • Shopify zu 308€ (Mai)
  • Alphabet zu 2178€ (Mai), Nachkauf
  • Amazon zu 2.010€ (Mai), Nachkauf
  • Wayfair zu 55€ (Mai)
  • Teladoc Health zu 27€ (Mai), sehr kleine Position
  • HubSpot zu 315€ (Mai), Nachkauf
  • DigitalOcean zu 32€ (Mai), Nachkauf
  • Spotify 93,7€ (Mai), Nachkauf

Learning der Woche

📉 Luna-Meltdown: Top-10 Kryptowährung & Stablecoin vernichtet 50 Mrd. Dollar

Eine der Top 10 Kryptowährungen hat gerade ~50 Mrd. US-Dollar (je nach aktuellem Kurs) der Anleger vernichtet: TerraUSD (UST). Dabei handelt sich um einen Stablecoin, also eine Währungsform, die besonders stabil und konstant an den US-Dollar gekoppelt sein soll.

Es werden nicht wirklich US-Dollar hinterlegt (wie es bei Tether ist sein soll), sondern ein Arbitrage-Mechanismus mit der Kryptowährung Luna aufgelegt. Dieser hat zuletzt immer schlechter funktioniert, ist zuletzt komplett in die Brüche gegangen.

Dahinter vermuten einige einen gezielten Angriff. Die dahinterstehende Stiftung, die Luna Foundation, hat zur Deckung Bitcoins in großen Mengen verkauft, was auch dort den Verkaufsdruck erhöhte.

Im "bigger picture" ist es erneut ein schlechtes Zeichen für den Kryptomarkt:

  • Quasi wöchentlich gibt es Betrugsfälle in Millionen- und Milliardenhöhe, jetzt scheitern Coins (wahrscheinlich) auch ohne Betrug.
  • Nicht nur irgendwelche kleinen Coins, sondern Stablecoins, die in den Top 10 auftauchen.
  • Der Gründer ist vorher noch selbstbewusst aufgetreten. Warnungen, die das jetzt eingetretene Szenario beschrieben, hat er schnell abgetan.
  • Zuletzt konnten Kryptowährungen nicht beweisen, dass sie bei Inflation besser funktionieren oder unkorreliert zu (Wachstums-)Aktien sind. Sie haben im jüngsten Crash quasi genauso verloren. Jetzt haben sie wieder gezeigt, wie eng sie ineinander verstrickt und miteinander korreliert sind.

Kurzanalyse

💳 Upstart: Dramatischer Absturz, leichte Erholung - was jetzt?

Die Aktie von Upstart ist nach den jüngsten Quartalszahlen sagenhafte 60% abgestürzt. Woran liegt das?

Die Wachstumserwartungen für das aktuellste Quartal wurden erfüllt, auch wenn die Margen sich fast halbiert haben. Es wurden viele neue Partner gewonnen. Es gibt aber zwei große Probleme:

  1. Der (noch gar nicht so alte) Ausblick wurde heruntergeschraubt. Vor 3 Monaten wurden 1,4 Mrd. Dollar Umsatz bei 18% adj. EBITDA als Ziel ausgerufen, nun 1,25 Mrd. und 15% Marge.
  2. Upstart hat Kredite auf die eigene Bilanz genommen, statt sie zu vermitteln - womit Anleger befürchten, in eine Bank und nicht in ein Software-Unternehmen zu investieren.

Alle Zahlen sehen noch gut aus, auch dann, wenn der heruntergeschraubte Ausblick erreicht wird. Upstart wächst dann deutlich im zweistelligen Prozentbereich und ist dabei profitabel. Die Bewertung wirkt dabei nach wie vor mit einem KGV von 28, KGVe von 20 und einem KCV von 18 ziemlich günstig.

In meiner Upstart-Aktienanalyse habe ich beschrieben, warum ich das Kreditgeschäft eigentlich nicht mag und es gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten doppelt verlieren kann. Nun hat sich die wirtschaftliche Situation tatsächlich im Wochentakt verschlechtert, was auch die Kreditvergabe, Zinsen und damit Upstart treffen kann.

Der zweite Problempunkt ist nun aber dazu gekommen. Upstart bietet Banken und Kreditvergebern ein Scoring-Modell, das besser funktionieren soll als herkömmliche Modelle - in Deutschland wäre es die Schufa.

Jetzt hat Upstart aber das Volumen der selbst aufgenommenen Kredite massiv erhöht. Upstart selbst sagt, um das eigene Modell zu testen oder sie dort nur zwischenzulagern und dann weiterzuvermitteln. Die Angst der Anleger: Upstart wird die Kredite nicht los oder wird selbst zur Bank.

Mittlerweile hat der CFO betont, dass das eine Ausnahme gewesen sein soll. Auch der Kurs hat sich leicht erholt.

Meine Meinung: Die Zahlen sehen nach wie vor sehr gut aus, so gut, dass ich sogar mit einer kleinen Position in Upstart, also das eigentlich nicht von mir gemochte Kreditgeschäft, investiert habe. Die Entwicklung im Quartalsbericht bestärkt mein negatives Bauchgefühl. Ich werde daher halten, aber nicht nachkaufen.


Empfehlung

🤥 "Adjusted": Das gefährlichste Wort in Geschäftsberichten?

Fast alle Wachstumsunternehmen berichten bereinigte Profitabilitätskennzahlen. Das kann sinnvoll sein, aber ist oft eher eine Täuschung der Anleger.

Was hinter der Bereinigung steckt, wann sie Sinn ergibt, wann nicht, viele Beispiele, die Rolle von aktienbasierter Vergütung und wie Warren Buffett damit umgeht habe ich hier zusammengefasst:

Was steckt hinter Adjusted-Kennzahlen (adjusted EBITDA, adjusted EBIT,…)?


Inspiration

💡 Börsenweisheit des Tages

"Wenn man billig einkauft, muss man Geduld mitbringen und abwarten, bis der Markt einem zustimmt." - Benjamin Graham

✌️ Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!

Tags:  | Aktien: Airbnb, Tesla, Upstart, Walmart

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Wo ich Aktien & ETFs kaufe: Meine Empfehlungen →

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #14: Wir stellen die richtigen Fragen.

Fundamentalanalyse kann vieles bedeuten. Viele Anleger schlagen sich mit irrelevanten Kennzahlen und Fragestellungen rum. Wir legen den Fokus auf die wichtigen Fragen: Es geht nicht darum, wie groß das Wachstum zuletzt war, sondern wie hoch und beständig es in Zukunft ist. Es geht um Vorteile in Geschäftsmodellen, die sich nicht einfach kopieren lassen. Es geht darum, welche Erwartung heute in Kursen eingepreist sind.

"Der Investor von heute profitiert nicht von dem Wachstum von gestern." - Warren Buffett

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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