von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 28. April 2021

In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:

  • Dogecoin: Die sinnfreie 30 Mrd. Dollar Kryptowährung
  • Earnings Season! Quartalszahlen von Netflix, Intel, Snap, Tesla (inkl. kuriosem JPEG Trick), Microsoft, Alphabet, Visa, Starbucks & IBM
  • Aktienmarkt-Updates: Audio-Krieg, Apple vs. Facebook, Apple Event, Jeff Bezos letzter Brief & die EU im KI-Regulierungswahn
  • die Börsenweisheit der Woche

Viel Spaß!

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? Dogecoin: Die sinnfreie 30 Mrd. Dollar Kryptowährung

Ein Running Gag, der heute 30 Mrd. Dollar wert ist und u.a. vom reichsten Menschen der Welt unterstützt wird? Klingt merkwürdig, ist aber aktuell Realität in der Welt der Kryptowährungen.

Es geht um den sogenannten Dogecoin.

Dieser wurde 2013, basierend auf der Blockchain-Technologie, entwickelt. Aber: Dieser Coin hat keine Funktionalität. Er war und ist nie für Zahlungsverkehr gedacht.

Seine Basis ist das Bild eines Shiba-Inu-Hundes, der als Internet-Meme die Runde machte.

Lange war der Coin nur ein solcher Witz. In den letzten Monaten ist der Kurs vom Dogecoin aber rasant gestiegen. Heute zählt er zu den Top 10 der Kryptowährungen.

Zum Vergleich: Der Dogecoin ist 30 Mrd. Dollar wert, die Deutsche Bank 25 Mrd. Euro.

Ironisch befeuert wurde der Coin unter anderem von Elon Musk. Auch US-Kongressmitglied Mark Green hat zuletzt Dogecoin gekauft. Dazu kommen Reddit-User, die schon den Gamestop-Hype ausgelöst haben, und andere Prominente wie Snoop Dogg, Soulja Boy oder Kiss-Sänger Gene Simmons.

Der Dogecoin ist das coin-gewordene Spekulationsobjekt.

Auf der anderen Seite: Gold, Bargeld oder Bitcoin haben ihren Wert deshalb, weil wir daran glauben und ihm einen Wert beimessen. Viele Bitcoin-Spekulanten könnten vermutlich nicht erklären, warum der Dogecoin wertlos, der Bitcoin aber wertvoll sein sollte.

Einige Unterschiede: Der Bitcoin ist im Angebot begrenzt, der Dogecoin nicht. Die technische Basis des Dogecoin ist weit trivialer (und soll laut dem Gründer nur 3 Stunden gedauert haben, wovon der Großteil dafür drauf ging, Comic Sans als Schrift zu nutzen). Dazu kommen die Weiterentwicklungen, die am Bitcoin und auf dessen Basis vorgenommen werden. Einige sehen den Bitcoin sogar als starke Marke.

Wer weiß, wie es weitergeht. Die Geschichte zeigt aber: Am Krypto-Markt ist noch alles möglich. Nur, weil etwas steigt oder mehrere Milliarden groß ist, heißt das nicht, dass etwas damit eine dauerhafte Daseinsberechtigung erreicht.


? Das ist am Aktienmarkt passiert

Die neuesten Finanzmarkt-Updates:

?️‍♂️ Datenschutz-Krieg zwischen Apple und Facebook

Apple veröffentlicht fleißig Software-Updates für die Apple-Geräte, die den Datenschutz erhöhen. Nutzer werden öfter und expliziter nach Einstimmung gefragt und standardmäßig weniger Daten übermittelt. Das trifft datenlastige Geschäftsmodelle wie das von Facebook.

Apple CEO Tim Cook äußert sich kritisch über Geschäftsmodelle wie Facebook. Mark Zuckerberg, Facebook CEO, kritisiert danach Apple, dass diese nichts Gutes tun, sondern damit Unternehmen schaden und selbst nur Geld verdienen wollen. Im Hintergrund entwickelt Facebook Lösungen, um auch mit weniger Daten weiter gute Werbelösungen bieten zu können.

? Neuigkeiten vom Apple Spring Event

Apple hat wieder ein Event veranstaltet und Produktneuerungen bekannt gegeben. Darunter: Farbige iMacs, Airtags zum Wiederfinden von Schlüsselbunden und anderen Dingen, ein neues Software-Update, ein neues iPad Pro mit dem neuen hauseigenen M1-Chip und mehr.

? Nach dem "Streaming War" kommt der "Audio War"

Der Streaming War bezeichnet den Kampf der Video-Streaming Giganten (Netflix, Amazon, Disney und weitere). Nun wird auch der Audio- und damit auch der Podcast-Markt umkämpfter.

Hier sind Spotify, Amazon, Apple und vielleicht bald auch Facebook unterwegs. Apple und Spotify launchen nun Premium-Abos für Podcast-Shows, die vor allem Apple sich gut bezahlen lässt: 30% Provision im ersten Jahr, danach 15%.

Facebook hat ebenfalls einige Ankündigungen gemacht und zuletzt an einem Audio-Chat Klon von Clubhouse gearbeitet. Auch Spotify hat hier zuletzt zugekauft.

? EU + KI = Regulierung

Bevor es in der EU darum geht, wie man führend in neuen Technologien wird, müssen diese reguliert werden, falls es soweit kommen könnte. Nun liegt der erste Entwurf zur Regulierung von künstlichen Intelligenzen vor.

Tech-Experte Ben Evans schreibt dazu in einem Newsletter, dass darin einige ziemlich komische Ideen enthalten sind, die wohl davon zeugen, dass sie von ziemlich marktfremden Personen kommen müssen:

As with the DSA and DMA, and GDPR before, this is the beginning of a multi-year process of argument, lobbying and amendment. Also like GDPR, it contains some very odd ideas about the technology and industry structure that suggest the drafters have never really listened to anyone in the market they plan to regulate, and it will be full of unintended consequences.

? Letzter CEO-Brief von Jeff Bezos

Jeff Bezos hat seinen letzten Brief an die Aktionäre als CEO geschrieben.

Er betont zum einen den immensen Mehrwert, den Amazon der US-Wirtschaft bringt. Zum anderen spricht er darüber, dass Amazon-Mitarbeiter sich eigenständig gegen eine Gewerkschaft ausgesprochen haben und nimmt das als Anlass, trotzdem ein besserer Platz zum Arbeiten zu werden.

Aus Amazon-Sicht nicht unklug, womöglich sogar ein typischer Schachzug eines Marktführers: Bspw. durch Mindestlöhne oder andere Standards werden die Lager etwas teurer, die Markteintrittshürden für Konkurrenten aber umso höher, sollten dies Branchenstandards werden.

? Earnings Season: Neue Quartalszahlen

Einige Unternehmen haben neue Quartalszahlen präsentiert. Ein Überblick:

  • Netflix: Umsatz und Gewinn liegt über den Erwartungen, das Nutzerwachstum hat aber stark abgenommen. 6 Mio. neue Nutzer wurden erwartet, es wurden nur 4 Mio. Der Grund: Viele Nutzer sind schon am Anfang der Pandemie Nutzer geworden, was das Wachstum jetzt verlangsamt. Ein Risiko, das ich zuletzt hier erwähnt habe. Die Aktie ist nach den Earnings ca. 10% gefallen, hat sich danach aber leicht erholt.
  • Tesla konnte im vergangenen Quartal mit 438 Mio. US-Dollar einen Rekordgewinn verzeichnen. Dazu haben immer noch Verkäufe von Emissionszertifikaten, allerdings auch ca. 100 Mio. USD Erlöse aus dem Bitcoin-Investment beigetragen. Spannend dabei: Die Financial Times hat gezeigt, dass gerade die Zeile, in der der Bitcoin-Gewinn erwähnt wird, als Bild eingefügt wurde, sodass das Dokument nicht nach Bitcoin durchsuchbar ist. Die Analystenerwartungen wurden damit leicht übertroffen, die Aktie bleibt aber weitestgehend konstant (und damit nach wie vor von Fundamentaldaten unberührt).
  • Alphabet hat die Erwartungen übertroffen. Der Umsatz stieg im Jahresvergleich von 41 auf 55 Mrd. Dollar (+34% YoY). Suche: 32 Mrd. USD, YouTube: 6 Mrd. USD, Ad Network: 7 Mrd. USD und Google Cloud: 4 Mrd. USD. Vor allem YouTube war der Wachstumsmotor, zum anderen aber auch Werbeerlöse, die vor einem Jahr noch unter Druck standen. Entsprechend ging es hoch für die Alphabet-Aktie.
  • Intel: Der Chipkonzern konnte die Umsatz- und Gewinnerwartung übertreffen. Der Umsatz ist auf Vorjahresniveau, der Gewinn durch Umstrukturierungen deutlich darunter. Vor allem das Geschäft mit Rechenzentren hat es aktuell schwer.
  • Microsoft konnte ebenfalls überzeugen und die Erwartungen übertreffen, die Aktie gab trotzdem leicht nach. Der Umsatz stieg von 35 Mrd. auf 41,7 Mrd. Dollar im Jahresvergleich.
  • IBM, "Big Blue", befindet sich in einem schwierigen Umbau. Nun konnte die Serie von vier quartalsweisen Umsatzrückgängen in Folge gebrochen und der Umsatz überraschend gesteigert werden. Verantwortlich dafür ist der Cloud-Bereich, speziell die Hybrid-Cloud-Plattform.
  • Snap: Das Unternehmen hinter der Social Media App Snapchat hat positiv überrascht. Im Jahresvergleich liegt der Umsatz 66 Prozent höher, der Verlust ist geringer als erwartet.
  • Starbucks konnte den Gewinn über die Erwartungen steigern, den Umsatz nicht - auch wenn beides gestiegen ist. Die Aktie hat minimal verloren. In meinen Augen ist der Gewinn bei Starbucks wichtiger als der Umsatz, da dieser durch das Franchise-Modell wenig aussagekräftig ist (mehr dazu in der Starbucks Aktienanalyse).
  • Visa hat zwar etwas weniger Gewinn und Umsatz als vor einem Jahr geliefert, liegt aber leicht über den Erwartungen.

? Börsenweisheit des Tages

“Einer Straßenbahn und einer Aktie darf man nicht nachlaufen. Nur Geduld: die nächste kommt bestimmt.” — André Kostolany

✌️ Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #13: Wir widerlegen unsere eigenen Ideen.

Gute Ideen hat jeder. Die wenigsten schaffen es aber, eigene Ideen selbst zu widerlegen und die Gegenseite einzunehmen. Wir fragen uns: Was spricht gegen meine These? Warum könnte ich falsch liegen? 

„Du musst dich zwingen, gegensätzliche Argumente zu erwägen. Besonders, wenn sie deine liebsten Ideen in Frage stellen.“ - Charlie Munger

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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