von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 17. Februar 2021

In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:

  • Studie: So sind die Aktienrenditen wirklich verteilt
  • Auto1 als deutsche Erfolgsgeschichte, Tesla kauft Bitcoin, WeWork möchte nun doch?, deutsche Internet-Pioniere mit neuem Fonds, Robinhood-Gründer in der Defensive
  • Quartalsergebnisse im Quick-Check: Spotify, Delivery Hero, Disney, Alphabet, Pinterest & Uber
  • SPACs: Der neue Weg an die Börse durch die Hintertür
  • die Börsenweisheit der Woche

Viel Spaß!


? Die wahre Verteilung von Aktienrenditen

Standard & Poor's hat vor kurzem eine spannende neue Analyse mit dem Titel "Oscillations in Opportunity" veröffentlicht. Dort wurde untersucht, wie die Renditen unterschiedlicher Aktien verteilt sind und nach unterschiedlichen Zeiträumen aufgeschlüsselt. Datenbasis ist der S&P500.

Spannend ist vor allem, wie hoch der Anteil der Aktien ist, die besser als der Index performen. Denn diese Zahl liegt nicht, wie intuitiv vermutet, bei 50%.

2001 bis 2020: 22% der Aktien haben den Index geschlagen. Der Index hat 322% Rendite geliefert, Einzelaktien im Median (sprich: die Aktie, die besser als 50% und schlechter als 50% der Aktien performt hat) 63%.

2020: 34% der Aktien haben den Index geschlagen. In Q4 2020 waren es sogar 60%. Der Median liegt 2020 bei 8%, der Index bei 18%.

Zuletzt waren wir also in einem Markt, in dem es deutlich einfacher war mit Einzelaktien richtig zu liegen als in den letzten Jahren und Jahrzehnten.

Was diese Zahlen vor allem zeigen: Wer in Einzelaktien investiert hat statistisch zu einem Großteil Aktien im Depot, die schlechter als der Index performen. Dafür entschädigen dann einige wenige Aktien, die sehr starke Renditen liefern.


?‍? Das ist am Aktienmarkt passiert

  • Auto1 Börsengang geglückt: Wie im letzten Briefing angekündigt hat Auto1 den Börsengang angepeilt. Und: Es war erfolgreich. Die Aktie ist direkt am ersten Handelstag um 45% gestiegen und damit jetzt über 10 Mrd. Euro wert.
  • Tesla kauft Bitcoin: Nicht völlig unerwartet hat Tesla zugeschlagen. Von den 20 Mrd. USD Cash wurden jetzt 1,5 Mrd. USD in Bitcoin gesteckt. Den Bitcoin-Kurs hat das natürlich direkt beflügelt. Guter Deal für Tesla: So wird aus dem Bitcoin-Kauf direkt ein (Buch-)Gewinn.
  • WeWork IPO: Der Coworking-Office Anbieter WeWork wollte eigentlich 2019 an die Börse gehen. Doch dann kam es anders: Skandale um den CEO, Kritik am Börsenprospekt und den Zahlen ließen die Bewertung im Vorfeld so stark fallen (und Softbank als großen Investor dahinter verlieren), dass der IPO abgeblasen wurde. Jetzt könnte es aber über einen SPAC, also eine schon an der Börse vorhandene Unternehmenshülle, doch zu einem Börsengang kommen.
  • Rocket Internet Growth Fund: Ein weiterer Börsengang über einen solchen SPAC ist schon konkreter. Der deutsche Company Builder Rocket Internet, aus dem u.a. Zalando, HelloFresh und home24 hervorgegangen sind, möchte damit den "Rocket Internet Growth Fund" an die Börse bringen.
  • Robinhood Gründer verteidigt Hochfrequenzhändler: Nach dem Suizid eines 20-jährigen, mutmaßlich wegen hoher Trading-Verluste, ist Robinhood in Beschuss geraten. Nun hat Robinhood Gründer & CEO Vlad Tenev das Geschäftsmodell verteidigt, bei dem Kundenaufträge noch vor Ausführung an institutionelle Anleger weiterverkauft werden: Hochfrequenzhändler sorgen für Liquidität, die für alle Marktteilnehmer günstigere Kosten bedeutet.

? Quartalsberichte im Quick-Check

  • Spotify stark, aber verhalten: Die Spotify Aktie ist durch die starke Entwicklung 2020 heute eine der größten Positionen in meinem Depot. Die Quartalszahlen, v.a. der Umsatz, lag nun leicht über den Erwartungen. 155 Mio. zahlende Kunden zählt Spotify nun. Aufgrund vorsichtiger Prognosen ist die Aktie zu den Quartalszahlen leicht gefallen. Aber: Mittlerweile hat die Aktie das wieder aufgeholt und notiert auf einem Allzeithoch.
  • Delivery Hero stark: Kurz nach dem Aufstieg in den DAX, der von vielen kritisiert wurde, habe ich die Delivery Hero Aktie analysiert - und kam zu einem eher positiven Ergebnis. Heute steht die Aktie ca. 40% höher und hat starke Quartalszahlen veröffentlicht. Der Umsatz hat sich im Vergleich zum Vorjahr etwas mehr als verdoppelt.
  • Disney auf Allzeithoch: Das Quartal von Disney war nicht überragend, da es noch starke Einschränkungen durch die Corona-Krise gab. Immerhin: Das Quartal konnte knapp profitabel abgeschlossen werden. Trotzdem wurden die Erwartungen übertroffen - und ein neues Allzeithoch erreicht werden. Vor allem der Streaming-Dienst Disney+ trägt mit 21 Mio. neuen Abonnenten dazu bei.
  • Alphabet stark: Auch Alphabet konnte die Erwartungen übertreffen. Der Umsatz ist mit 23% YoY gestiegen, wofür vor allem das Werbegeschäft verantwortlich ist. Außerdem spannend: Alphabet berichtet jetzt auch erstmals explizit den eigenen Cloud-Umsatz (wie es bspw. Amazon und Microsoft schon länger tun), der 2020 bei einem Umsatz von 13 Mrd. USD liegt und noch deutlich defizitär ist.
  • Pinterest auf Rekordkurs: Die Pinterest-Aktie hat starke Zahlen verkündet und steigt seit einem Jahr quasi ununterbrochen. Vom Tiefpunkt im März 2020 bis heute liegt die Aktie über 600% im Plus. Der Umsatz lag erstmals in einem Quartal bei 700 Mio. USD und damit 70% über dem Vorjahr.
  • Uber stabil defizitär: Die Uber Aktie ist eine riskantere Wette in meinem Depot, die bisher gut aufgegangen ist (+60%). Nach wie vor verliert Uber Geld, aber etwas weniger als erwartet. Gerade der Essenslieferdienst Uber Eats hat sich stark entwickelt mit einem Wachstum von über 100%, während der Fahrdienst Uber um 47% YoY geschrumpft ist. 

?️‍♂️ SPACs: Börsengang durch die Hintertür

Eines der heißesten Instrumente an der Börse sind heute SPACs. SPAC steht für "Special Purpose Acquisition Company".

Es ist ein Börsengang durch die Hintertür: Es wird eine Hülle, der SPAC, an die Börse gebracht. Anschließend wird diese mit einem realen Unternehmen gefüllt. Das erspart einen aufwendigen Börsengang und Prüfprozesse.

2020 gab es über 200 SPACs, die mit über 70 Mrd. US-Dollar gefüllt wurden.

Diese Grafik von Investopedia zeigt, wie stark gerade SPACs ("Blank-check IPOs") zugenommen haben:

Beispiele für Aktienunternehmen, die durch SPACs an die Börse gegangen sind:

  • Nikola (Elektro-LKW)
  • BigCommerce (E-Commerce Software)
  • Lemonade (Versicherungen) (zur Analyse)
  • Agora (Software)

Was auf der einen Seite für das Unternehmen gut klingt, hebelt an anderer Stelle eine oft nützliche Regulatorik aus, die auch dem Anlegerschutz dient.

Mittlerweile steigen sogar einige SPACs im Vorfeld schon im Wert, wenn bekannt ist, welcher Investor diese Hülle bald zum Leben erwecken wird.

Also: Ein Trend, der nicht per se schlecht, aber mit Vorsicht zu genießen ist.


? Börsenweisheit des Tages

Passend zur Verteilung der Aktienrenditen an der Börse:

Das Schöne an den Aktien ist, dass man 1000 Prozent gewinnen kann, aber höchstens 100 Prozent verlieren.

✌️ Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #1: Wir vertrauen auf die Aktienmärkte.

Aktien sind seit Beginn der Finanzmärkte die renditestärkste aller Anlageklassen. Sie haben Weltkriege, Wirtschaftskrisen, Hyperinflationen, unterschiedlichste politische Regime und mehr überstanden. Aktienmärkte steigen langfristig zu 99,9% - und darauf vertrauen wir.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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