von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 30. März 2022

In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:

Viel Spaß!

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💥 Web3-Kritik vom Signal-Gründer

Die Kritik stammt zwar aus Januar, da Web3 immer größer wird, ist sie umso aktueller.

Web3 ist ein Hype-Thema, das im Zuge von Kryptowährungen, v.a. aber der Blockchain aufkommt. Es soll eine neue Art des Internets sein, die Weiterentwicklung vom aktuellen Web2, bei dem die Nutzer mehr Macht und Besitz haben, nicht Unternehmen oder Institutionen.

Während das Web2 zentralisiert ist durch eben diese Unternehmen, schwebt beim Web3 ein dezentraler Ansatz vor.

Dieses Web3 ist heiß diskutiert. Die einen sehen darin das neue Internet, die anderen sehen darin eine große Illusion und Blase.

Unerwartete Kritik kam nun vom Signal-Gründer Moxie Marlinspike. Signal ist eine WhatsApp-Alternative, die sich besonders durch stärkeren Datenschutz abhebt - und damit eine Nähe zur Kryptographie und den Thesen von Web3 haben sollte. Davor war er IT-Sicherheitschef bei Twitter.

Unter der Überschrift "My first impressions of web3" schrieb er u.a.:

  • Die zwei Hauptgründe, warum es Zentralisierung gibt: Menschen wollen nicht selbst Server hosten und dezentrale Protokolle entwickeln sich viel langsamer weiter als zentrale. Beispiel: E-Mails (dezentral) vs. WhatsApp (zentral).
  • Zwar werden Eigentumsrechte auf dezentralen Blockchains hinterlegt, aber immer muss wieder über zentrale Websites, Server und Unternehmen auf diese zugegriffen werden (wie bspw. Kryptobörsen wie Coinbase). Er ist überrascht, wie wenig Kryptographie im Krypto-Bereich eingesetzt wird.
  • Eine Dezentralisierung hier würde stattfinden, wenn die Speicherung auf der Blockchain auf dem Client (bspw. dem Smartphone) stattfinden würde. Früher oder später muss diese Blockchain aber online kommunizieren - über einen zentralen Server.
  • Bei NFTs werden nicht die Bilder selbst hinterlegt, sondern der Link zu einem Bild. Wer heute oder in Zukunft diesen Server besitzt, kann auch das Bild ändern (wie er selbst getestet hat).
  • Danach wurde er nebenbei von OpenSea gesperrt und der NFT aus seiner Wallet gelöscht. Wie kann ein zentrales Unternehmen dezentralen Besitz entfernen? Wohl deshalb, weil dieser zwar noch auf der Blockchain gespeichert ist, aber alle APIs auf OpenSea beruhen und den dortigen Stand abfragen.
  • Ein Vergleich des Problems: Du kannst einen eigenen Mail-Server mit höchsten Datenschutzstandards aufsetzen. Wenn dann aber ausschließlich über Gmail kommuniziert und versendet werden, ist die Abhängigkeit von Gmail immer noch sehr hoch.
  • Er kritisiert auch, dass die Abfragen der üblichen Tools weitestgehend unverifiziert und unverschlüsselt durchgeführt werden, was Rückverfolgungen ermöglicht.
  • Er glaubt, dass sich die Technologie zentralisieren wird. Das ist aus seiner Sicht nichts Negatives, die Erwartungshaltung der Web3-Community und die Versprechen der Dezentralität seien wohl aber andere.

📉 Lilium in Short-Report attackiert

Was macht Lilium?

Lilium ist ohnehin umstritten, da das Geschäftsmodell enorm schwierig ist: Es will Flugmobilität anbieten, die fliegenden Autos recht nah kommt.

Das heißt: Kleine Flugtaxis, die elektrisch durch die Lüfte schweben und Menschen transportieren.

Das Unternehmen wurde 2015 in München gegründet. Investoren waren u.a. Tencent & der Skype-Gründer. 2021 ist es an die Börse gegangen.

Shortselling

Shortseller setzen auf fallende Kurse. Einige veröffentlichen auch entsprechende Short-Reports, damit die eigene Prognose (schneller) eintritt.

Das ist nicht immer der Fall! Auch Shortseller liegen mal falsch oder haben Interessenskonflikte.

Ich kann die Vorwürfe von Iceberg Research ggü. Lilium nicht prüfen. Es ist daher nicht meine Meinung, ich zeige nur, was darin steht.

Vorwürfe

Lilium verspricht den Lilium Jet mit einer Reichweite von bis zu 155 Meilen auszustatten. Kein Modell hat bisher gezeigt, dass es mehr als drei Minuten fliegen könne. Konkurrent Jobs Aviation ist bereist 150 Meilen geflogen.

Gleichzeitig äußern viele Experten Zweifel, ob diese Reichweite für Lilium technisch möglich ist. Die 36 bzw. 30 Mantelpropeller verbrauchen beim Start so viel Energie, das kaum noch etwas für den Flug bleibe.

Lilium entgegnet, dass die Zeit im Schwebezustand (bei Start und Landung) gering sein wird. Ein Ingenieur sagt, dass Lilium die Zeit unterschätzt, die Regulatoren dafür vorschreiben werden und dies den Energieverbrauch deutlich erhöhen würde.

Es wird geschätzt, dass Liliums Cashbestand in 18 Monaten aufgebraucht ist. Die Refinanzierung könnte schwierig werden, da der Aktienkurs enorm gefallen ist, Kreditgeber womöglich zu viele Risiken sehen.

Kritik der TU München

Mirko Hornung, Leiter des Lehrstuhls für Luftfahrtsysteme an der Technischen Universität München (an der Lilium CEO Wiegand studiert hat), möchte keine Verbindung mehr zu Lilium:

"Das Team kam auch zu uns und hat seine Idee vorgestellt, aber uns war schnell klar, dass das Basiskonzept so nicht funktionieren kann.“

„Die wollten nur das Label der TU München als Referenz und haben damit ihr Image weiter aufpoliert, mutmaßlich, um sich für Investoren interessant zu machen. Da haben wir dann unser Veto eingelegt und darauf gedrungen, keine Verbindung mehr zwischen dem Lilium und dem Lehrstuhl für Luftfahrtsysteme herzustellen. Mit solch windigen Sachen wollen wir nichts zu tun haben."


Okta-Hack, Teslas 🇩🇪 Fabrik, neue VW-Software, 🇨🇳 China-Erholung, BionTech-Earnings & iPhone-Abo

Die neuesten Finanzmarkt-Updates und Storys der Woche:

  • Okta verliert Vertrauen: Okta gilt als einer der führenden Identitätsmanagement-Anbieter. Damit werden Zugänge auf der ganzen Welt gesichert. An solche Unternehmen werden besonders hohe Maßstäbe gelegt. Umso ärgerlicher, dass Okta gehackt wurde. Genauer gesagt wurde ein Dienstleister gehackt, über den wiederum der Zugriff auf Okta-Server gelang. Kritisiert wurde auch, dass Kunden nicht direkt informiert wurden.
  • Teslas Fabrik steht: Die Tesla Gigafactory Berlin-Brandenburg wurde nun erfolgreich eröffnet. Elon Musk war selbst vor Ort und hat die ersten Model Y aus Deutschland übergeben.
  • VW launcht neue Software: Software konnte VW bisher noch nicht wirklich. Erst haben sich viele E-Auto Modelle dadurch stark verzögert, dann gab es eine abgespeckte und verbuggte Version. Nun kam Version 3.0 raus mit verbesserter Fahrassistenz, Abstandstempomat, Sprachsteuerung, Navigation und mehr - und das erste Feedback scheint durchaus positiv.
  • China-Aktien erholen sich: China-Aktionäre hatten es nicht leicht, nachdem die Regulierung deutlich angezogen wurde. Nun gab es ein Aufatmen und leicht steigende Kurse. Der Grund: Die Regierung hat angekündigt, dass nun erstmal genug reguliert wurde, was Vizepremier Liu He u.a. im Rahmen der Stabilisierung der Kapitalmärkte gesagt hat.
  • iPhones im Abo: Apple verkauft schon einige Software-Abos. Nun sollen wohl Ende diesen oder nächsten Jahres Hardware-Abos dazu kommen. Dann werden iPhones und iPads abonniert werden können. Ich bin gespannt auf den Schritt, im Vergleich zu Handyverträgen der letzten 20 Jahre klingt es für mich aber nicht nach dem innovativsten Wurf.
  • BionTech vermeldet Earnings: 19 Mrd. Euro Umsatz 2021, 10 Mrd. Euro Nettogewinn. Wahnsinnig starke Zahlen also. Die Umsatzprognose von 13 - 17 Mrd. Euro für 2022 wurde bestätigt. Was macht BionTech mit so viel Geld? 1,5 Mrd. Euro wurden 2021 in Forschung & Entwicklung gesteckt. Jetzt möchte BionTech eigene Aktien für 1,5 Mrd. Dollar zurückkaufen und 2 Euro Dividende je Aktie ausschütten. Chapeau!

👴 Die zeitlose Lektion von Warren Buffett über Mr. Market

1987 hat Warren Buffett in einem seiner legendären Shareholder Letter eine Parabel erzählt, in der Mr. Market die Hauptrolle spielt. Die Lehren daraus sind noch heute genau so aktuell wie damals.

Stell dir vor...

Du bist Unternehmer! Zusammen mit Mr. Market gehört dir zu jeweils 50% ein Unternehmen. Jeden Tag macht Mr. Market dir ein Angebot um deinen Anteil zu kaufen oder dir seinen Anteil anzubieten.

Euer Geschäft läuft stabil, Mr. Market ist es aber leider nicht. Er hat starke emotionale Schwankungen. Mal ist er euphorisch und sieht nur die positiven Aspekte eures Geschäfts, dann bietet er dir besonders viel. Mal ist er enorm pessimistisch und sieht nur die Probleme für das Geschäft und die Welt, dann bietet er dir wenig.

Ihm ist es egal ob du ihn ignorierst. Er kommt jeden Tag wieder. Du bist derjenige, der entscheidet, ob es einen Deal gibt. Je pessimistischer er ist, desto besser für dich.

Spätestens jetzt sollte klar sein: Mr. Market ist der Aktienmarkt. Er ist launisch (= Kursschwankungen), macht dir jeden Tag Angebote (= ständige Kurse) für deinen Anteil, auch wenn du nicht danach fragst.
Was sind die Lehren von Buffett daraus? Wie solltest du mit Mr. Market umgehen?

Die Lehren aus der Geschichte

Mr. Market kann dir dienen, aber dich nicht leiten. Du darfst nicht blind seiner Meinung verfallen. Das setzt voraus, dass du du (a) dein Geschäft besser verstehst und (b) es besser bewertest als Mr. Market.

„Ein Investor wird gewinnen, indem er gutes Beurteilen von Unternehmen mit der Fähigkeit, seine Gedanken und sein Verhalten von den enorm ansteckenden Emotionen der Börse zu lösen, kombiniert.“ - Warren Buffett
„Charlie und ich beurteilen deshalb an den operativen Ergebnissen, ob eine Aktie erfolgreich ist, nicht anhand ihrer täglichen oder sogar jährlichen Preisentwicklung.“ - Warren Buffett

✉️ Warren Buffetts Shareholder Letter

Jedes Jahr veröffentlicht Warren Buffett vielbeachtete Briefe an Aktionäre. Besonders eine Passage ist mir dabei aufgefallen und finde ich besonders wertvoll:

"Whatever our form of ownership, our goal is to have meaningful investments in businesses with both durable economic advantages and a first-class CEO. Please note particularly that we own stocks based upon our expectations about their long-term business performance and not because we view them as vehicles for timely market moves. That point is crucial: Charlie and I are not stock-pickers; we are business-pickers." - Warren Buffett

Er betont:

  • Wichtig sind dauerhafter komparativer Vorteil und ein erstklassiger CEO
  • Er und Charlie Munger investieren für langfristige Unternehmensentwicklung
  • Sie suchen Geschäfte, nicht Aktien

✌️ Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #5: Wir schätzen die Gesetze der Finanzmärkte.

Die Finanzmärkte sind gut untersucht und haben einige fundamentale Gesetze, die wie die Schwerkraft auf Materie wirken. Es sind Gesetze, die Aktienkurse und Aktienmärkte langfristig bestimmen und durch die wir "das große Ganze" verstehen. Wer die Gesetze der Finanzmärkte nicht kennt, erfährst sie in dieser Videoserie.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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