von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 23. Dezember 2020

In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:

  • E-Commerce: Die bessere Version des Handels?
  • Das ist am Aktienmarkt passiert: Airbnb, DoorDash, Dirk Müller, Spanien erreicht Nullzins, Teslas Finanzspritze und S&P500 Aufnahme
  • Was zum Schmunzeln... (und zum Lernen): Dirk Müller & Wirecard
  • Aktie im Mittelpunkt: Facebook (und der Kustomer-Kauf)
  • Grafik des Tages: Gewinnentwicklung im S&P500

Viel Spaß!


? E-Commerce: Die bessere Version des Handels?

Alexander Graf, seines Zeichens Gründer, CEO von Spryker und Podcast-Host des wohl größten E-Commerce Podcasts Deutschland, fasst eine Studie auf, die in der ARD präsentiert wurde:


Am 20.11.2020 (Datum merken) gab es in der Sendung Börse vor acht ein Ereignis, das so wahrscheinlich nur alle 10 Jahre vorkommt. Ganz nonchalant wurde dem Logistikaspekt des Onlinehandels bescheinigt, dass dieser klimagünstiger sei als ein vergleichbarer Einkauf im stationären Geschäft. Die zugrundeliegende Studie hat errechnet, dass der Kauf von einem Paar Schuhe in der Stadt 3kg CO2 erzeugt, während der Onlinehandel lediglich 1kg erzeugt, nach Retouren usw.

Der Online-Handel ist demnach klimafreundlicher als der Einzelhandel.

Quelle: ARD / Kassenzone

Diese Erkenntnis scheint im gesellschaftlichen Diskurs noch nicht angekommen zu sein. Auch Quarks kam 2018 unterm Strich schon zu dieser Erkenntnis.

Natürlich gibt es noch Faktoren, die das individuell beeinflussen, bspw. ob mit Fahrrad, öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Auto eingekauft wird. Auch das wurde aber zumindest näherungsweise berücksichtigt.

Die zentralen Gründe für die bessere Bilanz vom Online-Handel: Ein Lieferwagen, der viele Pakete liefert ist effizienter, als viele Autos, die viele Pakete abholen - in Läden, die weniger effizient sind als Lagerhallen.

Das ist für jeden interessant, der sein eigenes Konsumverhalten kritisch hinterfragt. Und es ist für Anleger interessant, die mit dem E-Commerce auch auf die klimafreundlicheren Unternehmen setzen.

Falls du Inspiration zu E-Commerce Unternehmen suchst, sind Shopify, Amazon, Alibaba und Zalando, zooplus, home24 & Wayfair erste Adressen.


? Das ist am Aktienmarkt passiert

  • Airbnb verblüfft: Airbnb ist mit einem Ausgabepreis von 68 $ je Aktie an die Börse gegangen. Am Ende des ersten Tages lag die Aktie bei 146 $, also mehr als doppelt so hoch, und hatte damit ebenfalls eine Bewertung von über 100 Mrd. US-Dollar erreicht. Damit wäre Airbnb heute unter den Top-5-DAX-Konzernen.
  • DoorDash verblüfft genau so: Die Aktie vom Essenslieferdienst aus den USA ist mit 102 $ je Aktie an die Börse gegangen und kurzzeitig auf 200 $ am ersten Handelstag hochgeschossen. Mittlerweile hat sich die Aktie bei 160 - 170 $ eingependelt. Auch andere Essenslieferdienste wie Delivery Hero haben zuletzt gewonnen.
  • Dirk Müller erzielt Platz 1358: Finanzjournalist Daniel D. Eckert schreibt über einen der bekanntesten Fondsmanager Deutschlands:

    "Der Dirk Müller Premium Aktien R (WKN A111ZF) hat in 5 Jahren eine Performance von -0,8% geschafft und findet sich damit auf Platz 1358 von 1612 ausgewerteten Fonds. Zum Vergleich: Ein Dax-ETF brachte 22,4% plus. Für Anleger hieß das also: Besser Dax als "Mister Dax"."
  • Spanien Geld leihen für 0 % Zinsen: Der Zins für die 10-jährigen Staatsanleihen aus Spanien sind auf 0 % gefallen. Die Ursache ist natürlich der Negativzins, der sonst droht - und anscheinend das große Vertrauen, das die Finanzmärkte der Rückzahlungsfähigkeit der Euro-Staaten zuschreiben.
  • Tesla bekommt Finanzspritze und einen Platz im S&P500: Tesla strebt (zum dritten Mal in diesem Jahr) eine Kapitalerhöhung an, dieses Mal in Höhe von 5 Mrd. US-Dollar an. Das ist klug: Auch Tesla weiß, dass es sinnvoll ist, zu diesem Bewertungsniveau Geld aufzunehmen.
    Außerdem ist Tesla am 21. Dezember 2020, wie schon länger erwartet, in den elitären Kreis des S&P500 aufgenommen worden. Auch viele passive Indexanleger sind nun also Tesla-Aktionäre - ob sich das auszahlt, wird die Zeit zeigen (oder die Tesla Aktienanalyse).

? Was zum Schmunzeln... (und zum Lernen)

Klar, Wirecard selbst ist mittlerweile ein alter Schuh. Wir wissen alle, was mit dem Aktienkurs passiert ist (falls nicht, habe ich es hier zusammengefasst) und hoffentlich auch bald, was intern passiert ist.

Zuletzt bin ich aber auf einen Interviewausschnitt von Dirk Müller gestoßen (ja, heute taucht er ausnahmsweise zwei Mal auf), in der er 2018 über seine Wirecard-Analyse gesprochen hat:

"Die Wirecard, die haben wir auch im Fonds. Ist uns seit Beginn an eine Lieblingsaktie. Die war zwischendurch in allen möglichen Medien totgeschrieben: "Oooh, die gehen Pleite" und was weiß ich was alles. [...] Ja, der Skandal war, dass ein Skandal gemacht wurde, der keiner war [Interviewer: Genau, ja, ja.] und versucht wurde, die Aktie zu drücken.
Und Gott sei Dank haben wir unsere Hausaufgaben selbst gemacht und nicht nur irgendwelche Zeitungen gelesen, sondern haben selbst analysiert und haben gesagt: Das ist Bullshit. Wir haben das Unternehmen bis ins letzte Detail überprüft, bis in die letzte Fußnote. Das ist sauber und das ist vollkommen unterbewertet. Wir haben massiv nachgekauft und das Unternehmen ist natürlich super gelaufen."

Natürlich kann jeder mal falsch liegen und auch bei Wirecard haben viele Investoren falsch gelegen - das allein ist keine Meldung wert (auch wenn man sicherlich hinterfragen kann, was Dirk Müller meint, wenn er "seine Hausaufgaben macht" und "bis in letzte Detail" überprüft).

Es gibt aber drei andere wichtige Lektionen daraus, die du wissen solltest und auch Dirk Müller eigentlich wissen sollte:

  1. Falsches Risikobewusstsein: Du kannst als Außenstehender nie ein Unternehmen bis ins letzte Detail prüfen.
  2. Freu dich nicht zu früh: Nur, weil eine Aktie steigt, heißt es nicht, dass du mit deiner These Recht hattest.
  3. Wahrscheinlichkeiten statt Garantien: Es geht immer um Wahrscheinlichkeiten und diese möglichst positiv zu gestalten, nicht darum, mit 100%iger Gewissheit zu investieren.

? Aktie im Mittelpunkt: Facebook (und der Kustomer-Kauf)

Facebook kauft Kustomer für 1 Mrd. US-Dollar. TechCrunch schreibt dazu:

It is acquiring Kustomer, a startup founded with the aim of disrupting the customer services industry with a new approach to providing agents with better data and a more unified picture of users by bringing together the many social media and other channels and longer history between them and the company in question.

Was steckt also dahinter?

Kustomer möchte den Kundensupport revolutionieren. Mit besseren Daten, einem einheitlichen Bild des Kunden (bspw. dadurch, dass alle Kontaktpunkte über die unterschiedlichen Kanäle - E-Mail, Facebook, Instagram, Telefon,.. erfasst werden) und einer längeren Historie.

Okay. Was hat Facebook jetzt davon?

Facebook hat ca. 2 Mrd. Nutzer weltweit, von denen etwa 175 Mio. regelmäßig mit Unternehmen interagieren. Genau diese Interaktion möchte Facebook stärken.

Unternehmen können damit mehr an Facebook gebunden werden, in dem sie bessere Möglichkeiten haben, dort - also auf Facebook, WhatsApp oder Instagram - in die direkte Kommunikation mit dem Kunden zu gehen.

Hier könnte dadurch ebenfalls ein neuer Erlösstrom aufgemacht werden, in dem Unternehmen nicht nur Werbung über Facebook schalten, sondern auch für Kundenservice-Lösungen zahlen. Auch die Werbung kann womöglich profitieren, wenn bspw. Werbeanzeigen zielgenauer geschaltet werden können durch eine genauere Abbildung der Kundenbeziehung.

Es zeigt stark die strategische Richtung, die schon aus der Facebook Aktienanalyse hervorgegangen ist: Facebook möchte weiter in den E-Commerce. Neben besseren Werbeanzeigen, direkten Checkout-Optionen, Zahlungsabwicklung über WhatsApp gehört dazu auch Kundenkommunikation.


? Was sonst noch interessant ist...

Der Großteil der Anleger konzentriert sich auf die Entwicklung der Preise oder Indexstände. Aber: Wie haben sich eigentlich langfristig die dahinter stehenden Gewinne der Aktienunternehmen in Summe entwickelt?

Diese Grafik zeigt die Gewinnentwicklung (logarithmische Darstellung) seit 1950 im S&P500:

Indexstände und Aktienkurse sind nicht nur abstrakte Zahlen. Sie schwanken, folgen aber langfristig den Gewinnen. 


✌️ Das war es mit dem heutigen Update. Danke, dass du dabei bist.

Dir einen guten Start in den Tag!

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #12: Wir kennen keine Garantien.

An der Börse geht's nie um Garantien, sondern um Wahrscheinlichkeiten. Erfolgreich investieren bedeutet 6 von 10 mal richtig zu liegen, nicht 10 von 10 mal. Und es bedeutet, auch mal ziemlich falsch liegen zu können, ohne, dass es die Geldanlage in Frage stellen würde.

"Wenn du gut bist, liegst du sechs von zehn Mal richtig. Du wirst nie neun von zehn Mal richtig sein." - Peter Lynch

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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