von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 6. September 2020

In der Finanzwelt hat sich einiges getan. Heute:

  • Aktien-Splits bei Apple und Tesla angekündigt – und die Aktien steigen. Was bedeutet das?
  • Die Anlegerwelt hat gespannt geschaut, wie Warren Buffett nach dem großen Corona-Einbruch investiert. Nun wissen wir: Auch Goldminenaktien sind sein Ziel. Was dahinter steckt.
  • Der US-Dollar ist schwach wie lange nicht mehr. Das hat Auswirkungen für Anleger und für die Weltwirtschaft.
  • Stecken wir 2020 in einer Tech-Blase wie zur Dotcom-Blase? Eine kurze Analyse.
  • … und das Zitat des Tages.

Viel Spaß!

Aktien-Splits bei Tesla & Apple: Positives Signal?

Sowohl Tesla als auch Apple haben zuletzt Aktiensplits angekündigt. Was bedeutet das?

Erstmal nichts Spektakuläres: Für eine bessere Handelbarkeit wird eine Aktie in mehrere neue Aktien aufgeteilt, wodurch der Kurs pro Aktie sinkt.

Andere nachgelagerte Gründe könnten auch mögliche psychologische Faktoren sein.

Es ist aber auch wichtig, diese (banale) Wahrheit zu verstehen: Es ändert sich nichts fundamental am Unternehmen. Das ist vor allem deshalb wichtig zu betonen, da seit Bekanntgabe der Splits sowohl Apple als auch Tesla im zweistelligen Prozentbereich an Wert zulegen konnten.

Ob das tatsächlich der Grund für den Anstieg ist (wie aktuell immer mal wieder behauptet wird), wissen wir natürlich nicht. Dass viele Anleger vor dem eigentlichen Split kaufen, in der Hoffnung, dass danach nochmal die Nachfrage nach dem Split steigt, halte ich bei Aktien solcher Größe für sehr unwahrscheinlich. Aber: So einfach ist es nicht. Es gibt wissenschaftliche Studien, die Aktien mit Aktiensplits positiv darstellen.

Apple führt den Split im Verhältnis 4:1 durch, Tesla im Verhältnis 5:1, für jede Aktie entstehen also vier bzw. fünf neue Aktien. Es ist übrigens der 5. Split in der Geschichte Apples.

Ich habe schon vor einigen Jahren einmal Studien analysiert, die die Rendite vor und nach Aktiensplits untersucht haben. Das Ergebnis einer Studie: Bei über 1.200 untersuchten Aktiensplits konnte im Durchschnitt tatsächlich eine überdurchschnittliche Rendite festgestellt werden. Im ersten Folgejahr lag diese bei knapp 8 %, im zweiten Folgejahr bei 12 %. Im Zeitraum zwischen Ankündigung und Umsetzung des Splits lag die Überrendite statistisch bei 3 %.

Aber warum, wenn sich doch nichts ändert?

Die Studie nennt mehrere Gründe. Der in meinen Augen passendste Grund daraus: Aktiensplits werden vor allem dann von CEOs und Managern initiiert, wenn diese sich recht sicher sind über die zukünftige Entwicklung eines Unternehmens. Ein Aktiensplit kann also – auch wenn es fundamental nichts ändert – ein Signal für Stärke und Selbstbewusstsein darstellen.

Warren Buffetts neue Investitionen

Warren Buffett hat im Corona-Crash stark verloren und sein Cash lange zurück gehalten. Nun hat er investiert und damit noch etwas stärker als sonst für Aufsehen gesorgt.

Zum einen hat Warren Buffett seine Beteiligungen an Airlines vollständig verkauft. Seine Beteiligungen an US-Banken (JP Morgan, Wells Fargo) und Kreditkartenunternehmen (Visa, Mastercard) hat er reduziert.

Neu ins Portfolio gekommen ist die Goldminenaktie Barrick Gold, die die 26. größte Position von Buffett darstellt.

Das ist vor allem deshalb interessant, da Buffett sich wiederholt skeptisch gegenüber Gold geäußert hat:

„Gold wird irgendwo in Afrika oder sonstwo aus den Tiefen ausgegraben. Dann schmelzen wir es ein, graben ein anderes Loch, vergraben es dort und bezahlen Leute, damit sie herumstehen und es bewachen. Das ist sinnlos. Jemand, der vom Mars aus zuschauen würde, würde sich nur kopfschüttelnd wundern.“

Aber: Gold ist nicht gleich wie eine Goldminenaktie, auch wenn viele fälschlicherweise glauben, das Ziel dahinter – vom steigenden Goldpreis zu profitieren – führe zum gleichen Ergebnis. Es gibt einige spannende Unterschiede.

Wenn der Goldpreis fällt, verliert der Gold-Anleger in Höhe des Preisverfalls. Je nachdem, wie stark der Preis fällt, könnte das Goldminenunternehmen noch profitabel sein oder nicht mehr profitabel sein (und dann womöglich stärker im Kurs fallen als der Goldpreis).

Dieses Szenario gab es auch im letzten Jahrzehnt. Die Wirtschaftswoche ($) schreibt dazu:

Als der Goldpreis dann vom Hoch im September 2011 bis Ende 2015 um über 45 Prozent abstürzte, waren die Minen gezwungen, zahlreiche Projekte abzuschreiben, abzustoßen oder auf Eis zu legen.

Die Abschreibungen der 13 größten börsennotierten Goldförderer summierten sich zwischen 2010 und Ende 2016 auf 85 Milliarden Dollar. Davon entfiel fast ein Drittel allein auf Barrick Gold. Im Schnitt verloren Minenaktien bis zum Tief 2015 etwa 80 Prozent, also fast doppelt so viel wie Gold selbst.

Wenn der Goldpreis steigt, profitieren beide: Sowohl der direkte Gold-Käufer wie auch die Goldminenaktie.

Wenn der Preis stagniert, also gleich bleibt, profitiert vor allem das Goldminenunternehmen: Der Gold-Anleger erhält nur seinen Wert, das Goldminenunternehmen kann auf dem aktuell hohen Preisniveau profitabel Gold fördern.

Vor allem das letzte Szenario, das Profitieren selbst bei einem gleichbleibenden Goldpreis, ist aus Anlegersicht – und womöglich auch für Warren Buffett – interessant.

Nichtsdestotrotz sind Goldminenaktien historisch eine schwierige Branche: Die Abhängigkeit vom Goldpreis ist hoch. Investitionen, die heute sinnvoll erscheinen, können in 2 Jahren unrentabel werden. Auch in der Vergangenheit gab es viele Übernahmen und riskant finanzierte Unternehmen.

Barrick Gold liegt heute bei einem erwarteten KGV von 30, einem Börsenwert von ca. 50 Mrd. US-Dollar und einem Verschuldungsgrad von 23 %.

Schwacher US-Dollar und seine Auswirkungen

Der US-Dollar schwächelt – und das hat Auswirkungen. Sowohl für die Wirtschaft, als auch für dein Depot.

Der Wechselkurs von Euro zu US-Dollar liegt heute bei 1,18. Das bedeutet: Für 1 EUR gibt’s heute 1,18 USD. Anfang des Jahres lag der Wechselkurs noch etwa bei 1,1. Das entspricht einem Anstieg von 7 %.

Wie kommt es zu solchen Veränderungen?

Vereinfacht gesagt: Je stärker ein Land wirtschaftlich ist, desto stärker ist auch der Wechselkurs. Beispielsweise ein höheres Zinsniveau, höhere Rentabilität oder Sicherheit von Investitionen ziehen Geld an. Das bedeutet: Investoren möchten ihre Währung in die jeweilige Währung umtauschen und diese Nachfrage erhöht den Wechselkurs.

Was bedeutet das für dich als Anleger?

Wenn du im Euroraum lebst und Euro deine relevante Währung ist, du dann eine Aktie aus einem anderen Währungsraum (bspw. US-Dollar) kaufst, gehst du ein Währungsrisiko ein.

Wenn der US-Dollar gegenüber dem Euro fällt, wie zuletzt geschehen, senkt das deine Rendite von US-Investments. Umgekehrt kann das natürlich auch deine Rendite steigern, wenn der US-Dollar gegenüber dem Euro gewinnt.

Langfristig gehen wir davon aus, dass Wechselkursschwankungen sich auspendeln und nicht systematisch vorhersehbar sind. Im Zuge einer guten Diversifikation bist du daher auch in unterschiedliche Währungsräume investiert.

Wirtschaftlich hat so eine Wechselkursänderung ebenfalls Auswirkungen:

Je günstiger die eigene Währung, desto günstiger werden Waren für das Ausland. Die eigenen Exporte werden also angekurbelt. Wechselkurse haben in der Theorie also auch einen ausgleichenden Effekt, da eine Abwertung die eigene Wettbewerbsfähigkeit stärkt, wodurch die Währung langfristig aufwerten sollte.

Das sind also die Hintergründe und die aktuellen Auswirkungen der US-Dollar Schwäche.

Aber: Die Perspektive zählt.

Schauen wir uns dieses Jahr an, sieht der Wechselkurs tatsächlich stark verändert aus:

Über 5 Jahre sehen wir, dass die aktuelle Wechselkurssituation gar nicht so unüblich ist:

Und über den maximalen Zeitraum der ca. letzten 20 Jahre fragt man sich: Wo ist gerade die besondere Situation?

Fazit: Wechselkurse sind ein spannendes Thema. Die jetzige Situation ist aber nicht die Ausnahme, für die sie gerade oft hingestellt wird. Wichtig ist zu verstehen, was dahinter steckt und den Einfluss auf das eigene Depot zu kennen.

Stecken wir in der Dotcom-Blase 2.0?

Apple hat zuletzt die Marke von 2 Bio. US-Dollar an Börsenwert geknackt. In dem Zuge wird immer wieder behauptet: „Das ist doch alles eine Blase! Dahinter stecken keine realen Gegenwerte. Es ist das gleiche wie in der Dotcom-Blase.“

Das sind Kommentare, die ich zuletzt 1:1 so auf entsprechenden Nachrichtennportalen (Welt, Zeit, etc.) gelesen habe.

Klar ist: Tech-Aktien haben sich stark entwickelt und sind rasant gestiegen. Und mit Sicherheit gibt es aktuell überbewertete Unternehmen in diesem Sektor. Den Vergleich zur Dotcom-Blase halte ich aber aus mehreren Gründen für stark übertrieben:

  1. In der Dotcom-Blase regierte die Hoffnung auf Gewinne. Heute sind diese Gewinne Realität. Die Technologie-Unternehmen haben hohe Gewinnmargen, stabile Gewinne und starkes Wachstum.
  2. Das Bewertungsniveau ist ein ganz anderes. 1999 war der Nasdaq, der US-amerikanische Technologieindex, mit einem KGV von 200 bewertet. Heute liegt es bei 25 – 27.
  3. Technologie-Unternehmen sind heute in der Regel geringer verschuldet als Unternehmen aus der herkömmlichen Industrie, vor allem deshalb, da sie mit weniger Kapital auskommen.
  4. In Zeiten der Überbewertung werden möglichst viele Firmen schnell über IPOs an die Börse gebracht, damit die Eigentümer das große Geld abgreifen. So war es auch in der Dotcom-Blase der Fall: 1999 gab es 370 Tech-IPOs, 2000 noch 260. In den letzten Jahren, 2018 und 2019, gab es nicht mal 40. Auch Börsengange wie WeWork oder Airbnb werden nicht blind abgefeiert, sondern wegen Gegenwind bei der Bewertung abgeblasen.

Klar ist, dass viele Anleger blind auf den Tech-Zug aufspringen. Es ist das Performance Chasing, bei denen Anleger immer die Aktien oder Fonds kaufen wollen, die zuletzt am besten liefen. Daraus können selbstverständlich Risiken und Überbewertungen entstehen.

Die Situation heute in der Tech-Welt ist allerdings eine ganz andere als zu Zeiten der Dotcom-Blase und der Vergleich, trotz der heutigen überdurchschnittlichen Bewertung, stark überzogen.

Zitat des Tages

Abschließend ein Zitat von Charles D. Ellis, das man sich immer wieder vor Augen halten kann und sollte:


Das war es mit dem heutigen Briefing. Falls du dazu Anmerkungen oder Vorschläge für das nächste StrategyInvest Briefing hast, lass es mich gern in den Kommentaren wissen. Vielen Dank fürs Lesen und für deine Unterstützung!

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #14: Wir stellen die richtigen Fragen.

Fundamentalanalyse kann vieles bedeuten. Viele Anleger schlagen sich mit irrelevanten Kennzahlen und Fragestellungen rum. Wir legen den Fokus auf die wichtigen Fragen: Es geht nicht darum, wie groß das Wachstum zuletzt war, sondern wie hoch und beständig es in Zukunft ist. Es geht um Vorteile in Geschäftsmodellen, die sich nicht einfach kopieren lassen. Es geht darum, welche Erwartung heute in Kursen eingepreist sind.

"Der Investor von heute profitiert nicht von dem Wachstum von gestern." - Warren Buffett

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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