von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 12. März 2023

20% Rendite pro Jahr - seit 1965. Das ist der stolze Track Record, den Warren Buffetts Investmentgesellschaft Berkshire Hathaway erzielt hat.

Warren Buffett prägt Anleger seit Jahrzehnten mit Ratschlägen und setzt diese selbst um. Er investiert in Apple und Coca Cola, aber auch in Finanzunternehmen. Er kauft eigene Aktien zurück und lässt Unternehmen machen. Es sind viele Bausteine, die Berkshire Hathaway zu einem besonderen Investmentunternehmen machen.

  • 👴 Warren Buffett: Neben dem Kultstatus um Warren Buffett ist es die Möglichkeit, mit einem der erfolgreichsten Investoren unserer Zeit zu investieren. Dazu hat Buffett ein transparentes, ehrliches und faires Vehikel dafür geschaffen. Aber: Wie ist seine Nachfolge geregelt?
  • 📈 Langfristige Outperformance: Berkshire Hathaway hat seit 1965 ca. 20% Rendite pro Jahr erzielt und damit eine kaum wieder gesehene langfristige Outperformance erzielt.
  • 🧺 Diversifizierter Marktzugang: Berkshire Hathaway bietet als eine Aktie den Zugang zu mehreren, nach einer kritischen Fundamentalbewertung, ausgewählten Aktien, die möglichst langfristig gehalten werden.
  • 🍏 Klumpenrisiko: Aktuell hat Berkshire Hathaway eine untypisch hohe Gewichtung der Apple-Aktie. Woher kommt die Überzeugung und was bedeutet das für die Berkshire Hathaway Aktie?
  • 📊 Bewertungsniveau: Warren Buffett hat selbst preisgegeben, wann er die Berkshire Hathaway Aktie für günstig hält. Ich habe mir die Kennzahl angeschaut.
  • 📨 Shareholder Letter: Jährlich schreibt Buffett Briefe an die Aktionäre und die Investment-Welt. Auch 2023 hat er wieder seine Gedanken mit uns geteilt.

Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte. Und natürlich auch genau hinzuschauen, wo es nicht optimal läuft.

Bei Berkshire Hathaway sind die relevanten Frage andere als bei klassischen Unternehmen: Das Geschäftsmodell ist der Investmentprozess. Entsprechend unterschiedliche Schwerpunkte setzt diese Analyse. Du erfährst dabei, was die Chancen und Risiken sind, wie sich der Wert eines Investmentportfolios abschätzen lässt und wie das Portfolio von Warren Buffetts Gesellschaft heute aussieht. Viel Spaß!

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Überblick & Entwicklung

Berkshire Hathaway (hier auch als BH abgekürzt) wurde 1955 gegründet. Gründer und CEO ist seit 1970 niemand geringeres als Warren Buffett, der als erfolgreichster Investor der Welt gilt. Der Vice Chairman ist Charlie Munger.

1955 entstand Berkshire Hathaway aus einer Fusion von zwei Textilfirmen. 1962 hat Warren Buffett begonnen Aktien der Firma zu kaufen, ehe er sie 1965 mit seinem eingesammelten Investmentkapital komplett übernommen hat.

Das Problem: Das Geschäft lief schleppend. Das vorhandene Geld hat Buffett weiter investiert, bspw. in Versicherungen oder Banken. So begann dann die Erfolgsgeschichte.

Von 1965 bis Ende 2020 hat Berkshire Hathaway eine jährliche Wertsteigerung von 20% erreicht, während der S&P500 bei 10,2% lag. In Summe ist das eine stolze Wertsteigerung von 2.810.000% über die gesamte Dauer, die Berkshire Hathaway auf die 1965 eingezahlten Dollar erzielt hat.

Berkshire Hathaway hält jährlich eine Hauptversammlung ab, die unter vielen Anlegern Kultstatus erreicht hat. Dort gibt Buffett sowohl zeitlose als auch aktuelle Ratschläge für Investoren, die weltweit Gehör finden.

Außerdem gibt es eine A- und eine B-Aktie. Die B-Aktie ist die für die meisten Anleger realistischste Aktie. Denn: Die A-Aktie kostet über 300.000 US-Dollar und ist damit die teuerste Aktie der Welt.

Berkshire Hathaway verwaltet viel Geld und investiert dieses wiederum. Genau wie private Anleger entsteht Gewinn dann, wenn Dividenden ausgeschüttet oder mit Kursgewinn verkauft wird.

Dabei gibt es noch einige Besonderheiten: BH verwaltet ziemlich viel Geld. Dadurch kann BH sich nicht nur an börsennotierten Aktienunternehmen, sondern auch an privaten, nicht-börsennotierten Unternehmen beteiligen und direkt auf Vorstands- und CEO-Ebene Informationen einholen. Auf der anderen Seite kann BH kaum in kleine Unternehmen investieren, da gar nicht ausreichend Aktien zur Verfügung stehen würden.

Auch könnte BH durch große Beteiligungen Einfluss auf die Unternehmen nehmen, bspw. wie andere aktivistische Investoren in das operative Geschäft eingreifen. Das ist aber eher nicht Buffetts Stil, da er lieber dem Management vertraut und gezielt in dieses investiert.

Im neuesten Shareholder Letter schreibt Buffett:

Enttäuschungen sind unvermeidlich. Wir verstehen Fehler im Geschäft, unsere Toleranz für persönliches Fehlverhalten ist Null.

Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre stark entwickelt:


Business Breakdown & Burggraben

Berkshire Hathaway hat als Investment-Unternehmen kein klassisches Geschäftsmodell. Entsprechend lohnt es sich hier mehr, auf die Zahlen, die Philosophie und die aktuellen Investments zu schauen.

Unternehmensentwicklung

Die folgende Grafik zeigt links die Performance von BH, rechts vom S&P500:

9,9% jährliche Durchschnittsrendite vom S&P 500 stehen 19,8%, also exakt doppelt so viel, von Berkshire Hathaway gegenüber - und das über bald 60 Jahre.

Aber: Die Outperformance hat in den letzten Jahren abgenommen. Die wirklich deutliche Überperformance wurde in der Anfangszeit erzielt. Etwa ab 2000 war die Performance eher durchschnittlich, erst in den letzten Jahren gelang Buffett wieder ein Aufschwung.

Das könnte einerseits daran liegen, dass BH die neue Technologie etwas verpasst hat (was er selbst zugibt) und dass es bei der Größe von BH immer weniger Investments gibt, die ausreichend groß sind, um in diese investieren zu können und damit eine spürbare Outperformance zu erzielen.

Tieferer Blick ins Portfolio

Schauen wir nun auf das aktuelle Portfolio, die wichtigsten Eckdaten und Positionen.

Zu Ende 2022 lag der Portfoliowert bei 300 Mrd. USD. Andere Teile des Vermögens liegen in kurzlaufenden US-Staatsanleihen und Cash. 150 Mrd. USD außerdem in Grundstücken und Ausrüstung im Segment "Railroad, Utilities and Energy".

Die 20 größten Beteiligungen des Aktienportfolios machen etwa 94% des Portfoliowertes aus. Die größten fünf Positionen kommen auf 77%. Das Portfolio ist zurzeit also recht stark auf wenige Werte konzentriert.

Die größten Beteiligungen zu Ende 2022:

  1. Apple: 40% Portfolioanteil
  2. Bank of America: 11%
  3. Chevron: 10%
  4. Coca Cola: 8,5%
  5. American Express: 7,5%

Heute ist eine Investition in Berkshire Hathaway vor allem auch eine Investition in Apple. Neben Apple sind vor allem auf Finanzaktien (Bank of America, American Express, Moody's) und neuerlich Ölaktien (Chevron, Occidental Petroleum) im Portfolio enthalten.

Buffett ist schon immer ein Fan von Finanzaktien gewesen. Auch Coca Cola ist seit Jahrzehnten im Depot und wird dort wohl nicht so schnell verschwinden, was auch daran liegen könnte, das dann hohe Steuern auf Kursgewinne fällig wären.

Zuletzt hat Buffett sich in der inflationären Phase mit Erdöl- und Erdgasunternehmen eingedeckt, was der Performance geholfen hat. Die These dahinter ist, verkürzt gesagt, einen Schutz vor Inflation zu besitzen sowie Unternehmen, die auf einem immer knapper werdenden (und damit womöglich teurer werdenden) Rohstoff sitzen.

Ende 2021, als ich die Aktie zuletzt analysiert habe, sah sein Depot so aus: 

  1. Apple, 44% Portfolioanteil
  2. Bank of America, 15%
  3. American Express, 9%
  4. Coca Cola, 8%
  5. Kraft Heinz, 5%

🍏 Warum Apple?

Der 40%-Anteil von Apple fällt auf. Warum setzt Buffett seit 2016 so stark auf den iPhone-Erfinder? Es gibt wohl unterschiedliche Gründe.

  • Apple als wertvollstes Unternehmen der Welt bietet als Aktie ausreichend Liquidität.
  • Das Geschäft ist einfach zu verstehen.
  • Buffett hat gemerkt, wie groß Apples Preissetzungsmacht ist, da einige Kunden sich nicht mehr vorstellen können, kein Apple-Produkt zu nutzen.
  • Buffett hält Tim Cook für einen der besten CEOs der Welt. "Tim Cook ist ein brillanter CEO, der die Nutzer von Apple-Produkten zurecht als seine erste Liebe betrachtet. Zudem profitiert die gesamte Belegschaft von Tims hohen Führungsqualitäten."
  • Apple führt eine konsequente Strategie aus Dividenden und Aktienrückkäufen durch, von der Shareholder profitieren und die Buffett begrüßt.

Das sind die Gründe, die wir kennen. Erstaunlich und erfreulich simpel, dafür, dass ein dreistelliger Milliardenbetrag hier investiert wurde.

Anlagestrategie von Berkshire Hathaway

Es gibt zahlreiche Ansätze, um Warren Buffetts Anlagestrategie zu beschreiben. Auch ich habe diese schon unterschiedlich gezeigt.

Anlagegrundsätze

Hier habe ich "7 Grundsätze von Warren Buffett für erfolgreiches Investieren" aufgelistet. Diese sind als Tipps an Anleger formuliert, spiegeln aber auch die eigene Anlagephilosophie von Warren Buffett wider.

  1. Buy and Hold, also möglichst langfristig Investieren
  2. Verstehe das Geschäft des Unternehmens (und investiere nie, wenn du es nicht verstehst)
  3. Fokussiere dich aufs Geschäftsmodell (und finde die stärksten)
  4. Hohe Qualität ist im Zweifelsfall wichtiger als eine günstige Bewertung
  5. Keine kurzfristige Spekulation
  6. Sei tolerant gegenüber Risiken, diese sind ständiger Begleiter
  7. Konzentration statt übertriebener Diversifikation
"Investoren, die in einem überhitzten Markt kaufen, müssen sich darüber klar werden, dass es oft eine lange Zeit braucht, bis auch der Wert eines herausragenden Unternehmens den Preis erreicht, den sie dafür bezahlt haben." - Warren Buffett

Auswahlkriterien

Außerdem habe ich in "So wählt Warren Buffett Aktien aus: Strategie wissenschaftlich analysiert" die relevanten Kriterien herausgefiltert, nach denen BH in Vergangenheit investiert hat:

  • Fokus auf weniger schwankende Aktien
  • Fokus auf hochqualitative Aktien (= profitabel, wachsend, sicher und hohe Ausschüttungsquote)
  • dazu kommen private Investitionen abseits der Börse und der Hebeleffekt durch Fremdkapital, also bspw. auch kreditfinanzierte Investments

Unterm Strich versucht Warren Buffett also hochqualitative Aktienunternehmen für einen fairen Preis zu kaufen.

“Es ist bei weitem besser, ein herausragendes Unternehmen zu einem anständigen Preis zu kaufen, als ein anständiges Unternehmen zu einem herausragenden Preis.” - Warren Buffett

Unternehmensführung

Wie führt Warren Buffett Berkshire Hathaway als Unternehmen?

Quartalsweise werden die Positionen ausgewiesen, in die BH investiert ist und erklärt, warum so entschieden wurde. Auch Fehler werden thematisiert. Ein Beispiel aus dem 2021er Jahresbericht:

The final component in our GAAP figure – that ugly $11 billion write-down – is almost entirely the quantification of a mistake I made in 2016. That year, Berkshire purchased Precision Castparts (“PCC”), and I paid too much for the company. No one misled me in any way – I was simply too optimistic about PCC’s normalized profit potential.

Wenn Warren Buffett der Meinung ist, dass die eigene Berkshire Hathaway Aktie zu günstig bewertet ist, kauft er diese auch selbst zurück. Im Jahresbericht schreibt Buffett bspw. zu den Aktienrückkäufen in 2020:

Last year we demonstrated our enthusiasm for Berkshire’s spread of properties by repurchasing the equivalent of 80,998 “A” shares, spending $24.7 billion in the process. That action increased your ownership in all of Berkshire’s businesses by 5.2% without requiring you to so much as touch your wallet.

Außerdem äußert sich Warren Buffett im 2021er Jahresbericht dazu, ob Berkshire Hathaway nur ein Konglomerat sei, Unternehmen kontrollieren will oder nicht.

Berkshire is often labeled a conglomerate, a negative term applied to holding companies that own a hodge-podge of unrelated businesses. And, yes, that describes Berkshire – but only in part. [...] Charlie and I want our conglomerate to own all or part of a diverse group of businesses with good economic characteristics and good managers. Whether Berkshire controls these businesses, however, is unimportant to us. [...] For those reasons, our conglomerate will remain a collection of controlled and non-controlled businesses. Charlie and I will simply deploy your capital into whatever we believe makes the most sense, based on a company’s durable competitive strengths, the capabilities and character of its management, and price. If that strategy requires little or no effort on our part, so much the better. In contrast to the scoring system utilized in diving competitions, you are awarded no points in business endeavors for “degree of difficulty.”

Kurz gesagt: Buffett und Munger ist es egal, ob ihnen ein Unternehmen ganz oder nur teilweise gehört. Sie investieren vor allem in gute Unternehmen, die weiterarbeiten sollen wie bisher, was zugleich die eigenen Aufwände deutlich reduziert.

Shareholder Letter 2022 (Februar 2023)

Buffett beschreibt im neuesten Shareholder Letter, dass er viele mittelmäßige, aber einige wenige sehr gute Entscheidungen (er schätzt durchschnittlich eine alle fünf Jahre) getroffen hat.

Ein Beispiel: Coca-Cola.

Bis 1994 wurden über sieben Jahre für 1,3 Mrd. Dollar Aktien des Getränkeherstellers gekauft, die Dividende lag damals bei 75 Mio. Dollar. Heute liegt die Dividende bei 704 Mio. Dollar. Alles, was er und Charlie Munger in der Zeit machen mussten, war, die Dividenden von Coca-Cola einzusammeln.

American Express ist ein weiteres Beispiel. Beide sind auf signifikante Positionsgrößen herangewachsen. Hätten sich die Investments nicht im Wert gesteigert, wären sie heute kaum signifikant im Portfolio. Die Lektion daraus:

Das Unkraut verwelkt in die Irrelevanz, während die Blumen blühen werden. Auf lange Sicht reichen wenige Gewinner um Wunder zu bewirken. Und es hilft früh zu starten und über 90 zu werden.

The lesson for investors: The weeds wither away in significance as the flowers bloom. Over time, it takes just a few winners to work wonders. And, yes, it helps to start early and live into your 90s as well.

Er schimpft über CEOs, die ihre Zahlen beschönigen als eine der "Schanden des Kapitalismus". Berkshire Hathaway hat stark von der amerikanischen Wirtschaft profitiert, zahlt hohe Steuern und hofft, dass aufgrund hoher Gewinne auch weiterhin zu tun.

Er selbst investiert nun über 80 Jahre, was mehr als einem Drittel der Existenz der USA entspricht. Er hat bis heute keine Zeit gesehen, in der es sich lohnen würde, eine langfristige Wette gegen Amerika einzugehen.

Außerdem zitiert er fast 20 kurze Aussagen von Charlie Munger. Ein Auszug:

  • "Die Welt ist voll von törichten Zockern und diese werden nicht so gut abschneiden wie geduldige Anleger."
  • "Wenn du dich nicht dafür interessierst, ob du rational bist oder nicht, wirst du nicht daran arbeiten. Dann wirst du irrational bleiben und lausige Ergebnisse bekommen."
  • "Geduld kann erlernt werden. Eine lange Aufmerksamkeitsspanne und die Fähigkeit, sich auf eine Sache zu konzentrieren, zu haben, ist ein riesiger Vorteil."
  • "Du musst weiter lernen, wenn du ein großartiger Investor werden willst. Wenn die Welt sich ändert musst du dich ändern."

Berkshire Hathaway: Wie ein Fonds, nur besser?

Letztlich ist eine Investition in Berkshire Hathaway ähnlich wie ein Fonds, da es Zugang zu weiteren Unternehmen ermöglicht. Es gibt aber einige Unterschiede:

  • Fonds sind im Durchschnitt breiter diversifiziert, auch da es dafür entsprechende Diversifikations-Richtlinien gibt.
  • Warren Buffett und Charlie Munger sind selbst investiert, managen also auch ihr eigenes Geld und sind auf der gleichen Seite wie Anleger (anders als bei vielen Fonds)
  • Fonds sind in der Regel teurer. Berkshire Hathaway hat ebenfalls operative Kosten, die aber - gerade im Vergleich zum Fondsvolumen - ziemlich gering sind.

Factsheet

Factsheet

Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTM (= letzte 12 Monate). Zusatz 'e' = erwartet, 'YoY' = im Jahresvergleich.

Die Eckdaten

  • Land: USA
  • Branche: Investment
  • Marktkapitalisierung: 680 Mrd. USD

Bewertung

  • KUV: 2,9
  • KGVe: 21
  • KCV: 18
  • KBV: 1,44 (5J: 1,35)

Qualität & Wachstum

  • Verschuldungsgrad: 26%
  • Portfolio-Wachstum: +4% in 2022, +30% in 2021, +2% in 2020

SWOT-Analyse: Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken

Bewerten wir nun das Geschäftsmodell und schauen auf die Stärken, Schwächen, Chancen und Bedrohungen.

Stärken

Fassen wir die Stärken zusammen, die wir im Geschäftsmodell identifizieren konnten.

  • Warren Buffett!
  • Deal & Informationszugang: BH hat durch die Bekanntheit und Größe Zugang zu besten Informationen und auch Zugang zu Unternehmen außerhalb der Börse.
  • Kaum laufende Kosten: Bei BH sind zwei bis drei Dutzend Mitarbeiter beschäftigt. Das ist enorm schlank für so ein großes Unternehmen. Dadurch sind die Kosten verschwindend gering und niedriger als bei aktiv gemanagten Fonds oder auch ETFs.
  • Langfristige Anlagephilosophie: BH agiert langfristig, was es wiederum für langfristige Anleger zu einer passenden Philosophie macht.
  • Historische Outperformance: Langfristig hat BH eine Rendite von knapp 20% pro Jahr erreicht, was deutlich über dem Markt lag. Es zeigt, dass das Konzept funktioniert bzw. zumindest unter Buffett und kleinerem Volumen sehr gut funktioniert hat.
  • Fremdkapital-Hebel: Durch die Größe und die finanzielle Stärke kann Berkshire Hathaway Fremdkapital (Kredite) nutzen, um die Eigenkapitalrendite zu erhöhen. Dieses Mittel ist für Privatanleger eher riskant, für Berkshire aber umsetzbar und auch ein Teil der Erfolgsstrategie.

Schwächen

Wo Licht ist, ist meist auch Schatten. Fassen wir die Schwachstellen des Unternehmens zusammen.

  • Tech-Wandel verpasst: Warren Buffett haben Internet- und Technologieunternehmen lange abgeschreckt. Zu hohe Bewertungen, zu wenig Verständnis fürs Geschäftsmodell und eine zu große Skepsis sind wohl einige der Gründe. Mittlerweile gibt es erste Tech- und Digitalinvestments wie in Snowflake oder sogar Apple als größte Position.
  • Zu viel Geld: Das klingt nach einem Luxusproblem (und ist es vermutlich auch), aber BH kann kaum in kleine Unternehmen investieren. Große Käufe würden Kurse zu sehr verschieben, es wären nicht genug Aktien auf dem Markt oder ein Investment wäre selbst dann, wenn es sehr erfolgreich wäre, kaum ausschlaggebend für BH selbst.
  • Abhängigkeit von Warren Buffett: Heute werden Entscheidungen nicht nur von Buffett oder Munger getroffen, sondern vom gesamten Team. Sie haben aber intern wie extern großen Einfluss, sind allerdings beide mittlerweile aber über 90 Jahre alt.

Chancen

Wo liegen die Chancen für das Unternehmen, um zu wachsen und den Unternehmenswert zu steigern?

  • ETF-ähnliche Wachstumsmöglichkeiten: Ein Investment in BH ist auch ein Investment in den Aktienmarkt selbst. Es ist deutlich konzentrierter als ein ETF, liegt aber deutlich dichter an der Gesamtmarktentwicklung als andere Aktien.
  • Outperformance: In der Vergangenheit hat BH langfristig den Markt geschlagen und zielt weiter darauf ab.

Bedrohungen

Es gibt bei jedem Unternehmen Risiken wie eine schwächelnde Wirtschaft, operative Fehlentscheidungen, politische Eingriffe und andere. Hier geht's nun viel mehr darum: Was könnte speziell das hier gezeigte Geschäftsmodell gefährden oder das Wachstum hemmen?

  • Warren Buffett: Warren Buffett scheint noch recht fit zu sein, aber mit zunehmendem Alter (heute 92 Jahre alt) drängt sich immer mehr die Frage auf, wie gut das Unternehmen nach ihm abschneidet. Realistischerweise muss man sagen, dass Berkshire Hathaway zumindest in der Außenwirkung sehr stark auf Warren Buffett zugeschnitten ist. Auch Charlie Munger ist mittlerweile 99 Jahre alt. Als wahrscheinlichster Kandidat für die Nachfolge gilt Greg Abel, der schon länger für Buffett arbeitet.
  • Klumpenrisiko im Portfolio: Aktuell hat BH mit Apple eine ziemlich große Position im Depot. Geht bei Apple etwas schief, merkt es auch BH ziemlich stark.

Aktienbewertung & Investment-These

Wir haben uns jetzt ein umfangreiches Bild des Unternehmens verschafft. Schauen wir abschließend auf die Aktie, bringen Qualität und Bewertung zusammen und ziehen ein Fazit.

Anders als sonst macht hier eine Betrachtung über Umsatzwachstum und Nettomarge wenig Sinn. Was hier interessant ist: Wie teuer ist die Aktie am Markt und wie hoch ist der Wert aller im Unternehmen enthaltenen Vermögenswerte?

Warren Buffett selbst hat einmal gesagt, dass er gezielt eigene Aktien nachkauft, wenn Berkshire Hathaway unter 120% des Buchwerts bewertet ist. Heute liegen wir also etwas über diesem Wert.

Berkshire Hathaway hat zum 30. Juni 2021 insgesamt 902 Mrd. US-Dollar in der Bilanz. Davon entfallen ca. 464 Mrd. US-Dollar als Eigenkapital auf die Aktionäre.

Heute ist Berkshire Hathaway ca. 680 Mrd. US-Dollar an der Börse wert. Das heißt: Der Marktwert liegt 44% über dem Buchwert, das KBV liegt also bei 1,44.

Ich habe die historische Entwicklung des KBVs herangezogen und unterschiedliche Korridore definiert.

Was sagt uns das?

  • Wir zahlen mehr als in der Bilanz ausgewiesen. Das war bei Berkshire Hathaway aber im Normalfall immer so.
  • Vor der Finanzkrise 2008 war das Bewertungsniveau systematisch höher als in den letzten 15 Jahren.
  • Historisch ist das KBV (zur Erinnerung: Je niedriger, desto besser) von BH zwischen 1,2 und 1,5 geschwankt. Heute liegt das KBV also in der oberen Hälfte, aber noch nicht im sehr teuren Bereich.

Aber: Eine Bilanz weist nicht den perfekten Wert aus, sollte daher nicht als endgültige Wahrheit, sondern eher als Näherung gesehen werden. Je größer der Marktwert über dem Buchwert liegt, desto eher könnte eine Überbewertung der Aktie drohen (und umgekehrt).

Pro, Contra & Fazit: Aktie jetzt kaufen?

Pro

  • Eine Aktie, die Zugang zu mehreren Aktien bietet
  • Warren Buffett und Charlie Munger
  • Gutes, transparentes Investmentvehikel ohne Interessenskonflikte
  • Langfristiger und erprobter Prozess zur Aktienauswahl
  • Kluges und bedächtiges Management des Unternehmens selbst

Contra

  • Abhängigkeit von Warren Buffett und Charlie Munger
  • Kein guter Track Record bei Tech- und Digitalunternehmen
  • Womöglich zu groß um noch deutliche Outperformance wie in der Vergangenheit zu erzielen

Mein Fazit

Die Berkshire Hathaway Aktie liegt als Investmentziel in meinen Augen zwischen einem normalen Aktienunternehmen und einem ETF: Es ist ein Investment in mehrere Aktien, nicht nur in eine. Aber: Das Portfolio ist immer noch recht konzentriert und US-lastig, was es nicht vergleichbar mit einem MSCI World macht.


Ich persönlich halte Berkshire Hathaway für eine gute Investitionsmöglichkeit, die vermutlich auch noch über Warren Buffetts Ära hinausgeht. Ich investiere aktuell aber nicht, da (a) mir die Apple-Position zu groß ist (und Apple auch in ETFs schon stark vertreten ist), (b) ich bereits ein breit aufgestelltes Depot habe und (c) ich allein aufgrund der Größe etwas vorsichtiger bei Berkshire Hathaways Renditeerwartung wäre. Die Bewertung ist heute okay, aber sieht nicht nach einem besonders günstigen Einstiegspunkt aus.


Gerade, wenn man noch ein kleineres Aktienportfolio hat oder ein Gegengewicht setzen möchte, bspw. zu einem bestehenden Depot aus Wachstumsaktien, kann Berkshire Hathaway aber eine sehr gute Möglichkeit sein.

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #17: Wir bilden uns weiter.

Die Intuition aus dem "echten" Leben - mehr Zeit zu investieren, viel zu handeln, nur Wachstum zu suchen etc. - führt an der Börse nachweislich zu schlechten Ergebnissen. Die Historie, Finanzwissenschaft und kluge Köpfe halten viel Wissen bereit, das wir suchen und nutzen. Auch neue Technologien und Gedanken nehmen wir auf, statt in alten Denkmustern gefangen zu bleiben. Wir bilden uns nicht ein, dass wir alles wissen, sondern bilden uns weiter.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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