von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 27. Dezember 2022

Heute gibt’s einen spannenden Mikro-Cap: Berentzen. Die Aktie bringt nur ~50 Mio. Euro Börsenwert auf die Waage. Sie ist günstig bewertet, erzielt konstant Überschüsse und hat ein zeitloses Geschäftsmodell. Es gibt entwickelbare Marken und bei niedrigem Wachstum und etwas mehr Profitabilität könnte eine attraktive Rendite entstehen.

  • 🥃 Zeitloses Produkt mit riesigem Markt: Getränke werden immer gebraucht und Berentzen bedient bisher erst einen kleinen Teil davon, vor allem in Deutschland und im alkoholischen Bereich.
  • 🥂 Diversifiziert: Der Fokus liegt auf Spirituosen, Berentzen verkauft aber auch nicht-alkoholische Getränke wie Limonaden, inklusive jüngeren Trendmarken wie Mio Mio Mate oder Fruchtsaftsysteme, die in Supermärkten oder Restaurants eingesetzt werden.
  • 🔍 Mikro Cap: Eine so kleine Aktie wie Berentzen birgt zusätzliche Risiken, aber auch Chancen. Sie ist weniger im Fokus von Investoren und viele institutionelle Investoren können gar nicht in so kleine Aktien investieren. Für Privatanleger bietet das Chancen.
  • 📊 Weniger volatil als gedacht: Trotz der geringen Größe, deutlichen Umsatzverlusten in der Pandemie und allgemeinem Marktdruck war die Aktie gar nicht so volatil wie gedacht, auch wenn sie über die letzten Jahre verloren hat: -30% über die letzten fünf Jahre, -10% über die letzten 12 Monate.
  • 🧠 Bekannte Marken: Berentzen ist eine bekannte Marke, die zwar kein Premium-Image, aber eine lange Historie  hat. Im Markensortiment gibt es einige Premium-Marken, die Margen erhöhen können.

Achtung: Berentzen ist eine kleine Aktie mit geringer Marktkapitalisierung (~50 Mio. Euro) und geringerer Liquidität als alle sonst besprochenen Aktien. Das erhöht die Risiken und kann Käufe & Verkäufe (durch den Spread) teurer machen. Tipp: Solche marktengen Werte mit Limit kaufen. Oder als blutiger Anfänger: Solche Aktien erstmal außen vor lassen.

Du erfährst in dieser Analyse, ob sich eine Investition lohnen könnte, ob die Aktie überbewertet ist oder man die Aktie jetzt kaufen kann, um langfristig zu profitieren. Konkret geht es um:

  • Wie funktioniert das Geschäftsmodell überhaupt? Was sind die Besonderheiten?
  • Zahlencheck: Wie entwickeln sich die Erträge und die Profitabilität?
  • Geschäftsmodell- und Burggrabenanalyse: Kann sich das Unternehmen behaupten?
  • Wie sieht die Strategie aus? Wie soll weiteres Wachstum erzielt werden?
  • Gegenüberstellung der wichtigsten Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken
  • Berechnung der konkreten Renditeerwartung und historischer Bewertungsvergleich

Die Analyse beruht auf aktuellsten Kennzahlen, dem Jahresbericht, der Investorenpräsentation, den letzten Earnings Calls, Einschätzungen von Marktexperten, Interviews der Führungsebene und mehr. Viel Spaß!

Überblick & Investment-These

Berentzen ist ein Getränkekonzern aus Deutschland, der 1758 gegründet wurde und damit auf über 250 Jahre Historie zurückblickt. Berentzen beschreibt sich selbst so:

Die Berentzen-Gruppe: ein moderner, innovativer Getränkekonzern – breit aufgestellt mit seinen Geschäftsbereichen Spirituosen, Alkoholfreie Getränke und Frischsaftsysteme. Die Unternehmensgruppe entwickelt, produziert und vermarktet Getränkeideen für die vielfältigsten Konsumentenbedürfnisse – von Spirituosen über Mineralwässer und Limonaden bis hin zu Fruchtpressen für frisch gepressten Orangensaft. Mit bekannten Marken wie Berentzen, Puschkin, Mio Mio und Citrocasa sowie zeitgemäßen Private Label-Produkten ist die Berentzen-Gruppe in mehr als 60 Ländern weltweit präsent.

Für jede Tages- und Nachtzeit bietet Berentzen also Getränke, die (zumindest für mich) nicht in der Premium-Kategorie zu verorten sind und auch im Supermarkt-Regal eher die untere Preisklasse abbilden. Einzelne Marken wie Mio Mio, die eine jüngere Zielgruppe ansprechen, stechen positiv heraus.

Etwa zwei Drittel des Umsatzes stammen aus alkoholischen Getränken. Die bekanntesten Marken sind Berentzen und Puschkin. Weitere Marken sind Strothmann, Bommerlunder, Doornkaat und Hansen Rum. Die Gruppe möchte rund um Marken wie Rum Tres Paises und Norden Dry Gin auch in Premium-Segmente expandieren.

Etwa 24% machen Limonaden & Wasser aus. Dazu gehören Vivaris, Mio Mio (Mate) und Kräuterbraut. Außerdem ist Berentzen Konzessionspartner für einige Sinalco Produkte.

11% des Umsatzes machen Fruchtsaftsysteme aus. Diese kennen wir aus Restaurants, Hotels oder Supermärkten, wo sich Orangensäfte frisch pressen, abfüllen und kaufen lassen.

CEO seit 2017 ist Oliver Schwegmann. Er war vorher bei starken Marken wie der Mars GmbH, Storck und L’Oréal Suisse.

Sein Gehalt besteht zu 45% aus variablen Komponenten. Diese bestehen einerseits aus der Erreichung des jährlichen EBIT-Ziels und andererseits zum Großteil aus dem Total Shareholder Return (Kursperformance + Dividendenrendite) über vier Jahre. Die Zielsetzung deckt sich mit der der Aktionäre.

Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre eher schlecht entwickelt. Er steht 50% unter dem Allzeithoch aus 2017, vor allem durch einen starken Abschwung kurz danach. Seitdem war die Volatilität überschaubar.

Ende 2022 ist der Kurs nochmal stärker abgesackt. Was dramatisch aussieht sind -19%. Das ist definitiv nicht wenig, für den stärksten Absturz der letzten 12 Monate aber für die Phase okay.

Berentzen selbst nennt als sieben stärkste Argumente für eine Investition, die es zu prüfen gilt:

  1. Es wird das „Durst fürs Leben“ Bedürfnis gestillt
  2. Starke Marken mit breiter Abdeckung der Segmente
  3. Möglichkeit Markttrends zu nutzen
  4. Bewährte Strategie zur Preisoptimierung
  5. Investorenfreundliche Dividendenpolitik
  6. Starke ESG-Strategie
  7. Hohe finanzielle Stabilität

Ich formuliere die zu prüfende These so:

Investment-These

Berentzen ist günstig bewertet, erzielt konstant Überschüsse und hat ein zeitloses Geschäftsmodell. Es gibt entwickelbare Marken und bei niedrigem Wachstum und etwas mehr Profitabilität könnte schon eine attraktive Rendite entstehen.

Geschäftsmodell, Burggraben & Strategie

Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht. Außerdem: Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?

Marken & Positionierung

Berentzen hat unterschiedliche Marken, die auch unterschiedlich positioniert sind. Die Alkoholmarken sind vor allem im Niedrigpreissegment angesiedelt, einige Premium-Marken sollen auf- und ausgebaut werden.

Die Limonden sind etwas höher positioniert, gehören in ihrem Segment aber auch nicht zu den teuersten. Eine Marke, die auch Berentzen immer wieder hervorhebt, ist die Mio Mio Mate.

Das Segment der Fruchtsaftsysteme beruht nicht auf einer Marke, sondern ist in erster Linie ein B2B-Geschäft mit Supermärkten und Restaurants. Der Endkunde kennt den Anbieter nicht.

Der Markt wimmelt in allen Segmenten nur so vor Konkurrenten. Klar ist aber auch: Der Getränkemarkt besteht immer aus vielen unterschiedlichen Marken, weshalb das okay ist.

Werfen wir einen genaueren Blick in die beiden größten Segmente von Berentzen.

Spirituosen

Als Marken werden Berentzen und Puschkin hervorgehoben. Die Premium- und Medium-Handelsmarken, die etwas margenstärker sind, sind stärker gewachsen (+ 11%) als die Standard-Handelsmarken (+ 8,6%). Die Standard-Handelsmarken machen allerdings trotzdem noch den deutlich größeren Umsatzanteil aus.

Alkoholfreie Getränke

Bei den alkoholfreien Getränken sticht Mio Mio als Marke heraus: 37% Umsatzanteil im Segment und 23% Wachstum, wobei das eher gleichauf mit allen anderen Marken liegt. Das sinkende Lohnfüllgeschäft ist vor allem auf die PepsiCo-Kündigung zurückzuführen und hat durchaus einen signifikanten Effekt (mehr dazu gleich). 

Berentzens Strategie

Berentzen hat in der letzten Company Presentation von Dezember 2022 drei strategische Initiativen in den Vordergrund gestellt: Wachstum, Profitabilisierung und Performance-Enabler.

#1 Wachstum

Das Wachstum in 2022 soll durch mehr alkoholische Markengetränke, die Expansion in Premium- und Trend-Kategorien, die Marke MIO MIO und dem Fruchtsaftsystem in Deutschland erzielt werden.

Anfang 2022 wurden einige Produkte von Berentzen zur „Neuheit des Jahres 2021“ gewählt. Ich habe sie bisher nicht probiert 😉

#2 Profitabilisierung

Auch die Profitabilität soll verbessert werden. Die Hebel: Fokussierung auf Kernmarken, der Premium-Fokus, Ausbau des eigenen Markenportfolios im nicht-alkoholischen Segment und innovativ bei den Fruchtsaftsysten zu sein (was wohl auch die digitale Verknüpfung der Systeme inkludiert).

#3 Performance Enabler

Unter dem Sammelbegriff „Performance Enabler“ gibt’s weitere Hebel: In Supermärkten besser verkaufen, neue Trend-Kategorien zu testen, Mitarbeitergewinnung und mehr Markeninvestments zu tätigen.

Auf dem Bild zeigt Berentzen das Premium-Cider Goldkehlchen, das 2020 aufgekauft wurde.

Meine Bewertung des Geschäftsmodells

Ein starkes Geschäftsmodell ermöglicht Wachstum, einen Burggraben und damit Differenzierbarkeit von der Konkurrenz, höhere Gewinnmargen und Preismacht.

Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt’s hier und hier.

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Tags: Berentzen | Aktien: Berentzen

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #11: Wir wissen, dass es nicht nur um uns geht.

Unternehmen sind nicht nur für die Aktionäre da, sondern haben eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und der Gesellschaft.Ich bin fest überzeugt: Menschen haben individuelle Ansichten und Motive. Zum Glück. Und Unternehmen sind selten komplett gut oder komplett schlecht - und auch diese Einschätzung ist oft individuell und nicht einfach zu treffen. Aber: Wer es sich leisten kann, sollte destruktive Geschäftsmodelle, deren Erfolg automatisch eine schlechtere Welt bedeuten würde, nicht unterstützen. Es gibt dann immer noch mehr als genug Möglichkeiten.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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