Es gibt großartige Software, die das Planen von Produkten und Projekten und die Zusammenarbeit von Teams enorm erleichtern. Solche Software sorgt für Transparenz, bietet einfache Dokumentation und ist einfach zu nutzen.
Populäre Tools sind Trello oder auch Jira. Und: Beide gehören mittlerweile zu Atlassian. Das oft übersehene Software-Unternehmen aus Australien ist also der Marktführer in diesem Bereich.
Software zum digitalen Managen von Projekten ist seit Jahren immer wichtiger – und noch wichtiger durch die Corona-Krise, in der in vielen Jobs das Home Office zum Standard geworden ist.
Ich habe Ende 2020 in Atlassian investiert, nach dem starken Kursanstieg allerdings Ende 2021 verkauft. Nun ist die Aktie wieder etwa 50% gefallen, die Fundamentalzahlen weiter intakt. Bietet sich jetzt wieder ein Einstieg an?
Atlassian ist zuletzt mit ~35% pro Jahr im Umsatz gewachsen, hat ein attraktives Geschäftsmodell und eine große Vision. Genau das schaue ich mir in dieser Analyse genauer an und finde heraus, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte.
Unter anderem erfährst du in dieser Analyse:
- Wie gut steht Atlassian wirtschaftlich aktuell da?
- Wie funktioniert das Geschäftsmodell von Atlassian und was macht es so stark?
- Stärken, Schwächen, Chancen & Risiken gegenübergestellt
- Abschließende Bewertung inkl. Scorecard: Ist die Atlassian Aktie aktuell kaufenswert?
Überblick: Das steckt hinter dem Unternehmen
Verschaffen wir uns zuerst einen Überblick über das Unternehmen.
Hard Facts
Atlassian wurde schon 2002 in Australien gegründet. 2015 ging es an der Nasdaq an die Börse. Heute sitzt das Unternehmen in London, wobei der operative Hauptsitz immer noch in Sidney ist.
Atlassian hat heute knapp 200.000 Kunden und ca. 5.000 Mitarbeiter.
Geschäftsmodell
Software-as-a-Service (SaaSSoftware as a Service. Dahinter stecken Geschäftsmodelle, die Zugang zu einer Software, üblicherweise in einem Abo-Modell verkaufen. Dadurch haben sie üblicherweise eine hohe Planbarkeit, hohe Gewinnmargen und eine gute Skalierbarkeit. More): Atlassian bietet Software zum Projektmanagement an. Atlassian beschreibt die eigene Mission so:
Atlassian is driven by our mission to unleash the potential in every team. Our adaptable, scalable, impact-obsessed culture focuses on guiding customers‘ digital transformation and durable long-term growth.
Atlassian möchte also das Potential von Teams, die miteinander zusammenarbeiten, freisetzen und damit sowohl die digitale Transformation als auch langfristiges Wachstum vorantreiben.
Das Mittel der Wahl: Software, über die Teams ihre Arbeit, Aufgaben, Deadlines, Zwischenstände, Zuständigkeiten etc. dokumentieren, delegieren und verteilen können. Die größte Zielgruppe dabei sind Programmierer und Entwickler.
Schauen wir hier also einmal genauer rein und speziell auf Jira Software. Wie sieht Jira Software aus Nutzersicht aus?
Das Board zum Organisieren von Aufgaben:
Und ein Trello-Board, die ich selbst auch nutze, sehen in etwa so aus:
Versionierung, bspw. von entwickelter Software:
Und das Planen und Entwickeln entlang eines Zeitplans:
Dazu kommen zahlreiche Erweiterungen, Automatisierungen und Integrationen zu anderen Tools, die genutzt werden können.
Die Kunden sind dabei unterschiedlich große Unternehmen:
Die Zielgruppe der Jira Software, Jira Service und Confluence sind vor allem technische Teams, also IT-Entwickler, aber zur anderen Hälfte auch nicht technische Teams, die damit ihre Projekte planen (Quelle):
Aktienkurs
Der Aktienkurs hat sich über die letzten Jahre kontinuierlich stark entwickelt. Seit dem letzten Allzeithoch ist der Kurs allerdings um etwa 50% gefallen.
Ich selbst habe die Aktie Ende 2020 erstmals analysiert und daraufhin gekauft. Mit etwa 30% Rendite habe ich die Aktie Ende 2021 bei 285 Euro je Aktie verkauft. Heute steht die Aktie etwa 35% niedriger.
Zahlencheck & Business Breakdown
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.
Umsatz-, Gewinn- und Cashflow-Entwicklung
Atlassian wächst, erzielt einen großen Cashflow-Überschuss, ist im Nettoergebnis allerdings noch deutlich negativ. Schauen wir genauer auf die Zahlen.
Der Umsatz wächst in den letzten Jahren mit 35% pro Jahr, der Free Cashflow sogar mit 43%. Die Free Cashflow Marge liegt im Geschäftsjahr 2021 bei starken 37%.
Der Umsatz ist im letzten Quartal um 30% ggü. Vorjahr gewachsen. Davor lagen die Wachstumsraten bei 30 bis 38%.
Der Umsatz wird zum Großteil im Cloud-Segment erzielt, danach im Data Center Bereich, Marktplätzen und Servern.
Die Wachstumsraten sehen ähnlich aus: Vor allem im Cloud und im Data Center Bereich ist das Wachstum mit ~60% im Jahresvergleich am höchsten.
Herkunft der Umsätze
Die Umsätze stammen zum Großteil aus Amerika, knapp dahinter aus Europa.
GuV im Detail
Zwei spannende Posten sind in der Gewinn- und Verlustrechnung ersichtlich.
Mit 33% des Umsatzes wird ein vergleichsweise großer Teil des Umsatzes in Forschung & Entwicklung investiert.
Zum anderen wird mit 15% vergleichsweise wenig in Sales & Marketing investiert. Zum Vergleich: Zuletzt habe ich unter anderem Salesforce analysiert, wo die S&M-Ausgaben über 40% des Umsatzes betragen.
Auch Kevin Indig, heute SEO-Chef bei Shopify und vorher SEO-Chef bei Atlassian, hat das betont: Jahrelang hat Atlassian gar kein Vertriebsteam gehabt, was ziemlich ungewöhnlich bei Tech-Unternehmen ist.
Die Kombination ist erfreulich: Forschung & Entwicklung treibt das Geschäft voran und das Produkt verkauft sich auch ohne aggressives Marketing.
Factsheet
Factsheet
Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). Zusatz ‚e‘ = erwartet, ‚YoY‘ = im Jahresvergleich.
Die Eckdaten
- Land: Australien (Sitz in London)
- Branche: Projektmanagement-Software
- Marktkapitalisierung: 52 Mrd. USD
- Umsatz: 2,6 Mrd. USD
- Ergebnis: -0,7 Mrd. USD
- Free Cashflow: 0,8 Mrd. USD
Bewertung
- KUV: 12
- KGV: –
- KGVe: 60
- KCV: 120
Qualität & Wachstum
- Bruttomarge: 84%
- Nettomarge: -30%
- Umsatzwachstum: 35% p.a.
Analyse von Geschäftsmodell, Strategie & Markt
Marktanalyse: „Winner takes it all“?
Wie funktioniert der Markt der Projekt- und Produktmanagement-Software? Und vor allem aus Sicht des Marktführers: Ist es eher ein „Winner takes it all“ Markt oder wird der Markt von vielen unterschiedlichen Teilnehmern besetzt?
Viele digitale Geschäftsmodelle tendieren durch Skalen- und Netzwerkeffekte dazu, wenige große Gewinner hervorzubringen. Das erwarte ich auch hier in diesem Markt.
Was sind die Vorteile des Marktführers in diesem Markt durch seine Größe?
- Höhere Gewinnmargen: Durch Integration mehrerer Produkte können einmal gewonnene Produkte weiter upgraden.
- Ökosystem: Andere Tools bauen als Erstes die Integration zum Marktführer, wodurch der Marktführer wiederum Vorteile hat.
- Netzwerkeffekte: Gerade bei team- oder unternehmensübergreifender Zusammenarbeit hilft es, sich auf ein Tool zu einigen. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich auf den Marktführer geeignet wird oder beide diesen schon nutzen. Auch neue Mitarbeiter haben oft Kenntnisse mit einem der führenden Tools und können dadurch schneller eingearbeitet werden.
- Skaleneffekte in der Produktentwicklung: Je mehr Geld ein Unternehmen verdient, desto mehr kann in Produktentwicklung investiert werden. Dadurch neigen die besten Produkte oft dazu, die besten Produkte zu bleiben.
- Erste Anlaufstelle ohne Marketingausgaben: Wer ein Tool sucht, geht oft direkt zum Marktführer, statt ausführlich zu recherchieren.
Ein Nachteil des Marktführers:
- Zu groß für alles: Märkte sind nur ab einer gewissen Größe interessant und relevant. Das öffnet immer wieder Möglichkeiten für andere Anbieter in bestimmten Nischen oder spezifischen Anwendungsfällen.
Ich glaube also, dass es immer Nischenanbieter geben wird, die bestimmte und spezifischere Fälle abdecken. Ich glaube aber, dass der Großteil von wenigen Unternehmen, zu denen ich Atlassian zähle, abgedeckt werden wird.
Atlassians Geschäftsmodell profitiert also…
- von der wachsenden Bedeutung der IT-Berufe
- von der Digitalisierung
- vom Trend zum Home Office und digitalen Lösungen zum Projekt- und Wissensmanagement
- von einem „Winner takes it all“ Markt
Strategie
Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir, welche strategischen Pläne aktuell vom Management geschmiedet werden. Schließlich beteiligst du dich an dem Unternehmen der Zukunft, nicht der Vergangenheit.
Vor etwa anderthalb Jahren hat Atlassian die Strategie beim Investor Day offengelegt, die auch heute den Kurs vorgibt und sie in drei Teile aufgeteilt.
Falls du schon Mitglied bist, kannst du dich hier einloggen: