Verwässerung (Dilution): Was bedeutet das für Aktionäre?

von Jannes Lorenzen

Gründer, Investor, Strategie-Lead & Ökonom

Was heißt das, wenn ein Aktienunternehmen oder eine Beteiligung "verwässert"? Diese Verwässerung, auch Kapitalverwässerung, wird im englischen auch "dilution" genannt.

Sie bezeichnet den Prozess, bei dem durch eine Kapitalerhöhung neue Aktien herausgegebenen werden, wodurch du danach einen geringeren Anteil an einem Unternehmen hast. Du wurdest verwässert.

Vereinfachtes Beispiel: Ein Unternehmen hat 1 Mio. ausgegebene Aktien. Dir gehören 100.000, also 10%. Nun gibt das Unternehmen 1 Mio. weitere Aktien aus, um dafür Kapital einzusammeln. Du hast immer noch 100.000 Aktien, was nun aber nur noch 5% des Unternehmens sind.

Warum kommt es überhaupt zur Ausgabe neuer Aktien?

Aktienunternehmen geben neue, junge Aktien heraus, wenn sie Geld benötigen. Es ist eine Alternative zu einem festverzinslichen Kredit. Es ist gerade dann sinnvoll, wenn der Aktienkurs recht hoch steht, da dann relativ gesehen mehr Geld je herausgegebener Aktie eingenommen werden kann.

Dieses eingesammelte Geld ist Eigenkapital, es muss anders als ein Kredit nicht zurückgezahlt werden.

Diesen Schritt gehen vor allem Wachstumsunternehmen. Gerade, wenn diese noch nicht profitabel sind und weiter wachsen wollen, ist das ein üblicher Weg. Aber auch profitable Unternehmen können diesen Weg wählen, wenn das eigene Geld für die Wachstumsambitionen nicht ausreicht.

Wie werden Aktionäre für die Verwässerung entschädigt?

Dadurch, dass mehr Kapital im Unternehmen ist. Die Aktionäre haben also weniger Anteile an einem Unternehmen, in welchem nun aber mehr Geld vorhanden ist.

In anderen Fällen kann es auch Bezugsrechte geben, die bestehende Aktionäre erhalten. Dadurch können sich ihren vorherigen Anteil wiederherstellen, es kommt also nicht zu einer Verwässerung.

Wie sollte man es bei der Aktienbewertung berücksichtigen?

Wenn ein Unternehmen wächst und groß wird, ist das erstmal gut. Allerdings ist eine wichtige Frage, wie groß der eigene Anteil am Unternehmen dann noch ist.

Wenn ein Unternehmen sich in zehn Jahren verdreifacht, dazu aber so oft Kapitalerhöhungen durchführen muss, dass dein Anteil sich in diesen zehn Jahren auf ein Drittel reduziert, war das Unternehmen enorm erfolgreich, du hast aber keine Rendite erzielt.

Daher ist es enorm wichtig, die Verwässerung zu berücksichtigen, gerade bei defizitären Unternehmen und Wachstumsaktien.

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