Adyen Aktienanalyse: Europas Tech-Hoffnung & Payment-Champion nach 75%-Absturz kaufenswert?

veröffentlicht: 29. September 2023

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von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

Was wäre das für ein Geschäftsmodell, wenn du immer dann Geld verdienst, wenn jemand ein Hotel bei Booking.com bucht, sein Spotify-Abo bezahlt oder etwas bei Zalando bestellt? Genau das macht Adyen.

Mit Sicherheit hast du deshalb schon einmal Adyen genutzt, ohne es zu merken. Adyen sitzt in der Niederlande und baut von dort eine Technologielösung für andere Unternehmen, um möglichst unkompliziert und einfach Zahlungen abwickeln zu können.

  • 📈 Enorm hohes Wachstum (mit Schock): Adyen ist über die letzten Jahre mit 25 bis 50 Prozent pro Jahr gewachsen. Zuletzt gab es mit nur 21% aber eine große Enttäuschung für die Börse.
  • 💰 Profitabel: Obwohl Adyen noch stark wächst, verdient es signifikant Geld. Über die letzten Jahre waren sowohl Nettoergebnis als auch Free Cashflow kontinuierlich positiv, die EBITDA-Marge liegt bei über 40%.
  • 💳 Spannendes Geschäftsmodell: Adyen baut die Infrastruktur für Payment-Integrationen, also einen der größten Märkte der Welt.
  • 🇪🇺 Europa: Adyen ist mit Sitz in der Niederlande eines der wertvollsten Tech-Unternehmen aus Europa.
  • 📉 75% unter Allzeithoch: Ende 2021 und Ende 2022 war Adyen mir noch deutlich zu teuer. Nun ist der Börsenwert von 80 auf 20 Mrd. Euro abgestürzt, die Bewertungskennzahlen sind optisch günstig wie nie. Ist die Einstiegschance endlich gekommen?

Mehr als genug Gründe also, dass wir uns die Aktie genauer anschauen und herausfinden, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte. Ist die Adyen Aktie überbewertet? Oder sollte man jetzt Adyen Aktien kaufen? Diesen Fragen versuchen wir uns zu nähern.

Die Analyse beruht u.a. auf folgenden Quellen:

  • Aktuellste Finanzkennzahlen bis zum letzten Halbjahr (H1 2023)
  • Geschäftsberichte seit 2019 & Präsentationen der Capital Markets Days (zuletzt 2022)
  • Letzte Earnings Calls
  • Einschätzungen von Marktexperten & Investoren
  • Interviews & Aussagen der Führungsebene

Überblick & Entwicklung

Das Unternehmen

Adyen wurde 2006 in der Niederlande gegründet. Es ist ein Zahlungsdienstleister, der sowohl offline, online und mobil Zahlungen abwickeln kann. 2017 wurde erstmals 1 Mrd. Euro Umsatz geknackt. Zu den Kunden gehören Flixbus, Delivery Hero, Zalando, Spotify, Swarovski, ebay und viele weitere.

Pieter van der Does, der Adyen mitgegründet hat, ist bis heute der CEO.

Produkt & Geschäftsmodell

Adyen bietet Zahlungsabwicklung ein über eine simple Integration für alle Unternehmen, die Produkte und Services verkaufen.

Das Unternehmen bindet bspw. online (auch offline möglich) Adyen ein, wodurch wiederum einfache Zahlungsformulare mit hoher Abschlusswahrscheinlichkeit angezeigt werden:

Adyen verspricht den Kunden drei Dinge: Wachstum, Umsatzoptimierung und eine gute Partnerschaft.

Die eigene Wertschöpfungskette und den Bedarf des Marktes beschreibt Adyen so:

Wer heutzutage ein Unternehmen führt, muss sich zwischen einer Vielzahl verschiedener Zahlungsanbieter entscheiden. Klassische Banken bieten Processing an, doch oftmals bestehen ihre Systeme aus zahlreichen unzusammenhängenden Technologien, von denen einige noch aus den 1980ern stammen. Start-ups, die sich ausschließlich auf Gateways spezialisieren, können ebenfalls Zahlungen verarbeiten. Da sie aber in der Wertschöpfungskette des Payment-Markts nur kleine Akteure sind, muss ihre Technologie weiterhin mit alten Systemen verknüpft werden. Zudem tummeln sich am Markt zahlreiche unabhängige Lösungen zur Betrugsabwehr, doch wenn Unternehmen separate Anbieter für Processing und Betrugsabwehr in Anspruch nehmen, benötigen sie mehr Personal zur Verwaltung dieser getrennten Bereiche.Wenn sich bereits die Auswahl aus all diesen Zahlungsoptionen schwierig gestaltet, wie sieht es dann erst bei der tatsächlichen Integration in Ihr Unternehmen aus? Keine Sorge, es geht auch einfach!Wir bei Adyen haben eine Kernaufgabe: Wir möchten Händlern die Entscheidungen im Payment-Prozess erleichtern. Adyen umfasst die gesamte Wertschöpfungskette des Zahlungsverkehrs und ist demnach eine End-to-End-Lösung, die den gesamten Zahlungsfluss von der Kasse bis zur Endabrechnung steuern kann.Dazu gehören Hunderte von Zahlungsmethoden mit direkter Anbindung an Kartensysteme und Lösungen zur Betrugsabwehr – alles auf einer einzigen Plattform. Adyen ist Payment Gateway, Risikomanagementsystem und Acquirer in einem: So können Sie Ihre Abläufe optimieren, Kosten senken und bessere Geschäftsergebnisse erzielen.

Adyen vereinfacht also den gesamten Zahlungsprozess für Merchants (also Unternehmen wie Online-Shops, die Zahlungen abwickeln müssen), der sonst aus vielen kleinteiligen Dienstleistern mit teilweise veralteten Systemen und Technologien besteht.

Adyen wird damit von unterschiedlichsten Unternehmen und Geschäftsmodellen genutzt: SaaS-Plattformen (Modelle wie Zendesk, HubSpot), Commerce-Plattformen (wie Shopify), On-Demand Plattformen (wie Gorillas, Flink), Marktplätze (wie ebay) und soziale Netzwerke. (Die Beispiele sind für die Geschäftsmodelle, nicht zwingend Adyen-Kunden)

Aktienkurs

Der Aktienkurs hat sich erst stark entwickelt und seit 2018 bis 2021 mehr als verfünffacht. Dann ging’s allerdings bis heute um über 75% bergab. Allein im August ging’s über 40% runter. Heute steht die Aktie etwa auf dem Kursniveau von 2019.

Zuletzt habe ich die Aktie Ende 2021 analysiert, als die Aktie 84 Mrd. Euro wert war. Mein Fazit damals:

Mir gefällt das Geschäftsmodell von Adyen sehr gut und ich halte es für ein langfristig beständiges und hochqualitatives Unternehmen. Die Bewertung ist mir persönlich aktuell aber zu hoch.

Im September ’22 war die Aktie 53% vom Hoch gefallen, lag bei noch 40 Mrd. Euro Börsenwert. Mein Fazit damals blieb unverändert, wenn auch weniger negativ.

Deshalb investiere ich aktuell noch nicht. Interessant wäre es für mich, wenn die Aktie weitere 10 – 20% fallen sollte.

Bis heute ist die Aktie diese 20% – und mehr – tatsächlich gefallen. Die Marktkapitalisierung liegt nur noch bei 21 Mrd. Euro. Allerdings hat sich die Lage kurzfristig auch deutlich verschlechtert, vor allem das Wachstum.

Zahlencheck

Adyen ist ein Anbieter für Zahlungsabwicklungen. Die Umsatzgleichung ist also recht simpel:

Umsatz = Zahlungsvolumen x prozentuale Transaktionsgebühr

Die prozentuale Transaktionsgebühr, die sogenannte Take Rate, lag 2020 bei 22,5 Basispunkten, also 0,225%.

In den letzten Jahren ist diese Take Rate leicht gefallen auf zuletzt 17,6 Basispunkte, nach eigenen Angaben aufgrund eines mehrstufigen Preismodells und dem Gewinnen großer Zahlungsvolumen.

Take rate increased from last period, landing at 17.3 bps, compared to 17.1bps in H2 2022 and 17.6 bps in H1 2022.

Die Take Rate lag mal über 20 Basispunkten. Dieser Rückgang könnte einerseits erhöhten Konkurrenzdruck zeigen, andererseits sieht Adyen das aber als Erfolg: Für größere Kunden soll es günstiger werden und entsprechend zeigt es, dass Kunden auch mit Adyen skalieren wollen. Vor einem Jahr hat Adyen dazu geschrieben:

This decline is a natural result of our tiered pricing model and the successful execution of our strategy, as we continue to onboard profitable volume at scale.

Es wird mittlerweile (annualisiert) jährlich ein Zahlungsvolumen von >600 Mrd. Euro abgewickelt, wovon 1,4 Mrd. Euro bei Adyen als Umsatz und 700 Mio. Euro als EBITDA verbleiben.

Dabei stammt etwa 97% des Umsatzes aus Enterprise-Accounts, also Großkunden, die ein jährliches Volumen von 25 Mio. Euro und mehr abwickeln.

Adyen gibt selbst an, dass über 80% des Wachstums von Merchants stammt, die bereits auf der Plattform sind, also Bestandskunden.

Herkunft des Umsatzes

Als europäisches Unternehmen sind auch die meisten Kunden aus dem Raum EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika). Die Umsatzverteilung und YoY-Wachstumsraten:

  • EMEA: 57%
  • Nordamerika: 25%
  • Asien-Pazifik: 11%
  • Lateinamerika: 7%

Wachstum

⚠️ Achtung: Viele Datenprovider zeigen nicht vergleichbare Umsätze an, da in Adyens Reporting vom höheren Bruttoumsatz auf den niedrigeren Nettoumsatz gewechselt wurde (mehr dazu gleich). Ich bereinige das hier natürlich und beziehe mich auf den Nettoumsatz.

Die Wachstumsraten des Nettoumsatzes der letzten Jahre lagen durchschnittlich im 30er-Prozentbereich:

  • 2018: ca. +60%
  • 2019: +43%
  • 2020: +28%
  • 2021: +46%
  • 2022: +30%
  • H1 ’23: +21%

Auffällig ist vor allem der starke Rückgang seit 2021. Das zeigt sich auch, wenn wir uns anschauen, wie die Analysten ihre Prognosen angepasst haben: Der Umsatztrend zeigt nicht mehr so steil nach oben, gerade die EBIT-Prognose ist erstmals leicht rückläufig.

Profitabilität

In der GuV tauchen außerdem Umsatz und Nettoumsatz auf.

  • Der (Brutto-)Umsatz gibt alle Umsätze an, die Adyen erzielt. Ein Großteil davon fließt aber direkt weiter an andere Institutionen aus der Finanzbranche, es ist quasi ein durchlaufender Posten.
  • Der Nettoumsatz ist der Umsatz, den Adyen tatsächlich nutzen kann, um eigene Kosten zu decken und einen Gewinn zu erzielen.

Hier sieht man den Unterschied von H1 2022 (Bruttoumsatz) zu H1 2023 (Nettoumsatz).

Basierend auf dem Nettoumsatz im ersten Halbjahr 2023:

  • EBITDA-Marge: 43% (H1 ’22: 59%, H1 ’21: 61%)
  • Nettomarge: 38% (H1 ’22: 46%, H1 ’21: 46%)

2019, also vor den möglichen Pandemie-Effekten, lag die EBITDA-Marge auch schon bei 56%, die Nettomarge bei 41%.

Warum ist die Marge so stark zurückgegangen? In der letzten Analyse von vor einem Jahr habe ich darüber berichtet, dass Adyen anders vorgeht als andere Tech-Konzerne und weiter Mitarbeiter einstellt.

In der aktuellen Phase reduzieren viele Tech-Unternehmen ihre Stellenausschreibungen oder müssen sogar Mitarbeiter entlassen. Anders Adyen: Es werden auch 2022 weiter in hohem Tempo Mitarbeiter eingestellt. Entsprechend ist auch zu erwarten, dass die Kosten nicht signifikant sinken werden.Our long-term opportunity is substantial, and we look forward to building the Adyen team to capitalize on it. We will maintain our increased hiring pace in the second half of the year.

Das ist laut Adyen der Hauptgrund: Adyens Ausgaben für Mitarbeiter wachsen weiterhin, auch stärker als der Umsatz. Langfristig sollen die neuen Mitarbeiter den Umsatz antreiben.

Dazu kommt, dass die Weltwirtschaft abgeflaut ist, also weniger bezahlt wird, gerade online im E-Commerce. Kunden achten zudem gerade selbst auf ihre Profitabilität achten, was bedeutet, dass sie auch bei Adyen versuchen Kosten zu sparen.

Auch die langfristigen Investitionsausgaben (CapEx) betrugen zuletzt 7,6% des Nettoumsatzes, im Vorjahr 6,6%. Langfristig sollen diese bei 5% liegen, der Trend zeigt also gerade in eine andere Richtung.

Kapitalmanagement

Adyens Cashflows zeigen ein interessantes Bild (von 2020 bis 2022, jeweils in Euro):

  • Operativ: 1 Mrd. ➞ 1,8 Mrd. ➞ 2 Mrd.
  • Investitionstätigkeit: -0,02 Mrd. ➞ -0,04 Mrd. ➞ -0,1 Mrd.
  • Finanzierungstätigkeit: 0,003 Mrd. ➞ 0,1 Mrd. ➞ -0,01 Mrd.
  • Free Cashflow: 1 Mrd. ➞ 1,8 Mrd. ➞ 1,9 Mrd.

Der operative Cashflow ist groß, vergleichsweise wenig fließt in Investitionen. Auch Finanzierungsbedarf gibt es dadurch nicht.

Man könnte dann eher überlegen, das überschüssige Kapital – wenn es nicht für Investitionen gebraucht wird – per Dividende oder Aktienrückkauf an die Aktionäre zurückgeführt wird. Das passiert bisher nicht. Ergo: Das Cash-Konto wächst von Jahr zu Jahr.

Die Gelegenheit für Aktienrückkäufe könnte gerade nach den Kursrückschlagen da sein. Der Co-CEO hat aber kurz nach dem Absturz im August ’23 gesagt, dass das aktuell keine Option sei. Von der Financial Times:

Despite the historic drop in the shares, Uytdehaage said buybacks were not on the agenda “right now” and management would meet investors in a set of meetings that had already been scheduled.

Dazu der Hinweis: 2023 ist bisher deutlich schlechter als 2022, weshalb der Cashflow gerade rückläufig ist.

Finanzielle Ziele

Adyen hat vor Jahren folgende finanzielle Ziele auf mittel- und langfristige Sicht formuliert, auf dem Capital Markets Day 2022 bestätigt. Auch im letzten Shareholder Letter wurden sie trotz der kurzfristigen Widrigkeiten nicht verändert.

  • Durchschnittliches mittelfristiges Umsatzwachstum im mittleren 20 bis unteren 30er Prozentbereich pro Jahr
  • Die EBITDA Marge soll durch die Skalierung auf über 65% gesteigert werden
  • Weiterhin sollen etwa 5% des Nettoumsatzes in CapEx, also langfristige Investitionsausgaben, fließen

Factsheet

Adyen weist einen Brutto- und einen Nettoumsatz aus. Offiziell, nach IFRS-Richtlinien, wird sich in der Regel auf den Bruttoumsatz bezogen, fürs Geschäft ist der Nettoumsatz relevanter. Mehr zum Unterschied: siehe oben.

Factsheet

Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTM (= letzte 12 Monate). Zusatz ‚e‘ = erwartet.

Die Eckdaten

  • Land: Niederlande
  • Branche: Payment
  • Marktkapitalisierung: 21 Mrd. EUR
  • Enterprise Value: 19 Mrd. EUR
  • Umsatz (Nettoumsatz): 1,46 Mrd. EUR
  • EBIT: 0,65 Mrd. EUR
  • Free Cashflow: 0,53 Mrd. EUR

Bewertung

  • KUV: 3,6
  • KGV: 37
  • KGVe: 34
  • EV / FCF: 36

Qualität & Wachstum

  • EBITDA-Marge: 43%
  • Nettomarge: 38%
  • EBITDA-Wachstum: -10% in H1 ’23 | ∅ +46% p.a. seit 2018
  • Umsatzwachstum: +21% in H1 ’23 | ∅ +42% p.a. seit 2018

Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.

Geschäftsmodell & Burggraben

Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.

Mechanismen des Geschäftsmodells

Die Payment-Industrie besteht aus vielen kleinen Zwischenschritten. In einem konkreten Beispiel:

Du hast bei deiner Sparkasse ein Konto und eine Karte zum Bezahlen. Die Sparkasse ist dann der Issuer, der dir die Karten aussteht. Dieser arbeitet dafür im Hintergrund mit den Kreditkartenanbietern wie Visa und Mastercard zusammen (Schemes).

Du möchtest mit deiner Karte beim Supermarkt (Merchant) an der Kasse oder online bezahlen. Dafür installiert oder integriert dieser ein Kartenlesegerät oder eine Online-Bezahlmöglichkeit, also ein Payment-Gateway.

In der traditionellen Welt liegen noch einige Schritte dazwischen: Die Zahlung muss technisch weitergeleitet werden (Processing), auf die Bank des Supermarktes (Acquirer) überwiesen werden. Es muss geprüft werden, ob du wirklich von deinem Konto zahlst und genug Geld hast (Risk management).

Adyens Wertschöpfungskette

Den Teil vom Payment Gateway über das Risikomanagement bis zur Zahlungsabwicklung und Zahlen auf die Bank des Merchants übernimmt Adyen.

Adyen entwickelt eine zentrale Plattform, mit der Merchants ihre Zahlungen abwickeln können. Das inkludiert:

  • Zahlungen annehmen über unterschiedliche Zahlungsmethoden und ausgezahlt bekommen
  • Rechnungen ausstellen
  • Rückerstattungen umsetzen
  • Währungen umtauschen
  • Zwischenfinanzierung von Waren und Maschinen
  • Kreditkarten ausgeben

Zahlungsabwicklung ist zu komplex und nicht differenzierend, weshalb kaum ein Unternehmen das selbst entwickelt. Es wird auf Anbieter wie Adyen zurückgegriffen.

Ein Teil dieser Komplexität ist Regulatorik. Kunden müssen bekannt sein (KYC), auf Risiken geprüft werden, Zahlungen nicht fälschlicherweise ausgeschüttet werden, unterschiedliche Steuersätze und Auflagen je nach Land etc.

Die Meilensteine von Adyen zeigen den Fokus: Es müssen Lizenzen in unterschiedlichen Ländern und Regionen erworben werden, um dort Geschäft betreiben zu dürfen. Dazu gehören Büros vor Ort.

Die drei wichtigsten Segmente

Adyen unterteilt das Geschäft in drei unterschiedliche Kundengruppen:

  • Digital: Fast ausschließlich Online-Umsätze.
  • Unified Commerce: Sowohl Filialen, als auch Online-Shop.
  • Platforms: Plattformen, die die spezifische Lösung von Adyen dafür nutzen.

Digital

Den Großteil stellen Merchants dar, die fast ausschließlich online agieren. Das Segment ist in der aber auch das, das zuletzt (auf hohem Niveau) am langsamsten gewachsen ist.

Unified Commerce

Im Jahresbericht 2020 hat Adyen ein spannendes Schlagwort präsent gemacht: Unified Commerce. Auch danach in der Kapitalmarktpräsentation 2022 war das eines der Kernsegmente.

In den letzten Jahren war Unified Commerce das stärkste Wachstumssegment, gerade in 2021 durch Wiedereröffnungen stationärer Geschäfte und Hotels.

Merchants, bspw. im Einzelhandel, Gaststätten oder Hotels, wollen dem Kunden eine einheitliche Zahlungsabwicklung bieten, egal, ob online oder offline bezahlt wird. Auf der anderen Seite müssen dem Endkunden mehrere Zahlungsoptionen angeboten werden.

Diese Flexibilität bietet Adyen den Merchants. Der eigene Erfolg begründet sich auf drei Pfeiler:

  1. Ganzheitlicher Blick auf Zahlungsabwicklung: Adyen verfolgt die Idee, eine einzige Plattform zu entwickeln, mit der alle Zahlungen abgewickelt werden können.
  2. Nahtloses Shopping-Erlebnis über alle Kanäle: Der Kunde soll ohne Hürden durch den Bestellprozess geführt werden.
  3. Höherer Fokus auf den Point-of-Sale (POS): 2015 hat Adyen das Angebot für stationäre Läden eingeführt.

Adyen for Platforms

Plattformen bringen in der Regel Verkäufer und Käufer zusammen und monetarisieren sich über eine Transaktionsgebühr. Auch Werbeerlöse spielen eine Rolle.

Entsprechend gibt es unterschiedliche Anforderungen im Vergleich dazu, nur eigene Produkte an Endkunden zu verkaufen. Adyen hat dafür eine eigene Plattform-Lösung entwickelt.

2021 wurden darüber knapp 80 Mrd. Dollar abgewickelt, was fast 16% des gesamten Volumens von Adyen entspricht. Das Volumen hat sich bis 2021 Jahr für Jahr vervielfacht, entsprechend wichtiger wird das Segment aktuell.

Konkurrenz

In direkterem Umfeld gibt es Anbieter wie Stripe oder Block, die ebenfalls frische Technologie zur Zahlungsabwicklung anbieten. Entfernter gehören auch PayPal, Google, Apple und Shopify zum Kreis der Unternehmen, die in den Payment-Bereich drängen.

Um diese grob einzuordnen:

  • PayPal, Apple Pay, Google Pay, Amazon Pay: Diese Anbieter konkurrieren nicht wirklich mit Adyen, da Adyen in der Regel einen Schritt früher genutzt wird. Wenn ein Online-Shop oder ein Online-Lieferdienst mehrere Zahlungswege integrieren möchte, kann dieser auf Adyen zugreifen, welche wiederum PayPal, Apple Pay, Google Pay, Kreditkarten etc. integrieren. PayPal hat mit Braintree allerdings mittlerweile auch einen direkteren Adyen-Konkurrenten am Markt.
  • Shopify als E-Commerce Software bastelt ebenfalls an eigenen Payment-Lösungen. Dabei sind diese zum einen für Shopify Shops nutzbar, teilweise aber auch darüber hinaus. Bei letzterem ist Adyen ebenfalls einen Schritt vorher im Prozess (und integriert dann selbst Shopify Pay).
  • Block ist zwar im Payment-Bereich, aber in anderen Geschäftsmodellen. Am ehesten berühren sich beide bei der Zahlungsabwicklung in stationären Geschäften.
  • Stripe (USA) ist in meinen Augen der direkteste Konkurrent. Die Bewertung wurde zuletzt im privaten Markt mit 50 Mrd. Dollar bewertet und hat damit über Adyens Wert gelegen. Beide Geschäftsmodelle sind ziemlich ähnlich und beruhen auf einer einfachen, integrierten Lösung. Stripe hat noch mehr Fokus auf kleinere Unternehmen, Adyen ist zudem noch etwas stärker auch bei stationären Geschäften vertreten. Stripe ist in den USA stark, Adyen v.a. in Europa, auch wenn beide recht global sind. Stripe ist (noch) nicht börsennotiert, weshalb auch kaum Zahlen öffentlich sind.
  • Auch Fiserv aus den USA ist ein direkterer Konkurrent, der schon seit 1984 am Markt und heute an der Börse etwa 70 Mrd. USD wert ist.

Dazu gibt es noch weitere Payment-Unternehmen wie iZettle, Payoneer, Worldplay und lokalen Anbietern.

Gegenüber neuen Markteintritten ist Adyen durch die eigene Technologie und bereits bestehende Skaleneffekte gut geschützt. Gegenüber Konkurrenten wie Stripe sehe ich keinen starken Burggraben, sehe ihn umgekehrt gegenüber Adyen aber auch nicht.

Bewertung des Geschäftsmodells

Wie schneidet das Unternehmen in der Geschäftsmodell-Bewertung der Scorecard ab? Tiefergehende Erklärungen zu den Kriterien gibt’s hier und hier.

Geschäftsmodell-Bewertung

Wiederkehrende Umsätze mit Lock-In

Wird wiederkehrender Umsatz mit hohen Wechselkosten erzielt?

Adyen hat kein klassisches Abo-Modell, erzielt durch die Integration in zahlreiche Zahlungsprozesse dauerhaft und planbar Umsätze. Auch ein gewisser Lock-In Effekt ist vorhanden, da Zahlungsprozesse nur im Notfall ausgetauscht werden, da sie geschäftskritisch sind. Solange diese gut funktionieren gibt es darüber hinaus wenig Anlass zum Austausch.

Netzwerkeffekte

Wird das Produkt besser, je mehr Kunden es nutzen?

Die Netzwerkeffekte sind – anders als bei Zahlungsanbietern wie PayPal, die der Kunde aktiv auswählt – überschaubar. Andere Unternehmen profitieren wenig davon, wenn andere Unternehmen sich für Adyen entscheiden. Vorteile könnte eine bessere Bonitäts- und Risikoprüfung von Kunden sein.

Skaleneffekte (Economies of Scale)

Wird das Geschäftsmodell mit zunehmender Größe widerstandsfähiger? Wachsen Umsätze stärker als Kosten?

Adyens Geschäftsmodell hat starke Skaleneffekte. Einmal entwickelt können quasi unbegrenzt Unternehmen zu geringen Grenzkosten Adyen nutzen. Für Adyen bedeutet das mit wachsender Größe mehr Kapazitäten zur Entwicklung und höhere Gewinnmargen.

Proprietäre Technologie

Besitzt das Unternehmen eigene Technologie oder Patente, die nicht einfach kopiert werden können?

Die Technologie ist das Herzstück von Adyen. Sie ist modern, einfach und effizient, wird darüber hinaus ständig erweitert. Allerdings ist Konkurrent Stripe hier ebenfalls stark.

Marke (Branding)

Hat das Unternehmen eine starke Marke, die das Geschäftsmodell nach vorne bringt?

Adyen hat einen guten Ruf. Dieser gute Ruf öffnet Türen und schafft automatisch Vertrauen. Dadurch hebt man sich von kleineren Anbietern durchaus ab. Die Marke ist aber bspw. gegenüber Stripe nicht das wichtigste Entscheidungskriterium und erlaubt es nicht, sich preislich stark von diesen abzuheben.

Geschäftsmodell-Bewertung: 17 / 25

Zukunft & Strategie

Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir in die Zukunft. Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?

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Tags: Adyen | Aktien: Adyen

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #11: Wir wissen, dass es nicht nur um uns geht.

Unternehmen sind nicht nur für die Aktionäre da, sondern haben eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und der Gesellschaft.Ich bin fest überzeugt: Menschen haben individuelle Ansichten und Motive. Zum Glück. Und Unternehmen sind selten komplett gut oder komplett schlecht - und auch diese Einschätzung ist oft individuell und nicht einfach zu treffen. Aber: Wer es sich leisten kann, sollte destruktive Geschäftsmodelle, deren Erfolg automatisch eine schlechtere Welt bedeuten würde, nicht unterstützen. Es gibt dann immer noch mehr als genug Möglichkeiten.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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