Adidas ist der zweitgrößte Sportartikelhersteller der Welt. Es steht finanziell gut dar, Konkurrenten haben zuletzt aber schneller an Umsatz zugelegt. Der Kurs hat sich zuletzt erholt, steht aber noch deutlich unter Allzeithoch.
Nun stehen Umbrüche an. Nachhaltigkeit wird wichtiger, außerdem der Direktvertrieb im E-Commerce ein immer wichtigerer Absatzkanal. Kann Adidas hier profitieren oder muss es um seine starke Stellung der letzten Jahrzehnte fürchten?
- 📉 40% unter Allzeithoch: Zwar hat die Aktie sich seit dem Tief im Oktober ’22 fast wieder verdoppelt, sie steht aber immer noch 40% unter Allzeithoch, das erst Mitte 2021 erreicht wurde.
Qualität: Adidas erzielt kontinuierlich Überschüsse, plant zudem den Rückkauf eigener Aktien und Dividendenausschüttungen.
Finanzielle Stabilität: Adidas verfügt trotz der kurzfristigen Turbulenzen über eine gute Ertragssituation, aber auch über ausreichend Eigenkapital und damit Sicherheit für Anleger.
Strategischer Wandel: Durch die steigende Relevanz von Nachhaltigkeit und Direktvertrieb im E-Commerce wandelt sich der Markt, bietet damit Chancen und Risiken.
Finden wir also heraus, ob sich eine Investition aktuell lohnen könnte. Ist die Adidas Aktie überbewertet? Oder sollte man jetzt Adidas Aktien kaufen? Diesen Fragen versuchen wir uns zu nähern.
Dabei erfährst du, wie das Geschäftsmodell funktioniert und wie gut es ist, woraus der Burggraben besteht, wie die aktuelle Strategie aussieht und wie die Chancen von dieser sind. Viel Spaß!
Überblick & Investment-These
Adidas wurde offiziell 1949 in Herzogenaurach von Adolf Dassler gegründet. Die Ursprünge gab es bereits in den 1920er-Jahren, als Adolf Dassler zusammen mit seinem Bruder Rudolf Dassler Sportschuhe produzierte. Aus einem Streit gingen dann Ende der 1940er-Jahre Adidas und Puma hervor.
CEO war seit 2016 Kasper Rorsted. Erst war er beliebt und der Manager des Jahres, dann wurde sein Sparregime als Grund gesehen, warum Adidas nicht mehr kreativ und innovativ genug ist. Das habe ich in der letzten Analyse beschrieben, tatsächlich wurde er dann zum 1. Januar 2023 gegen den bis dato amtierenden CEO von Puma, Bjørn Gulden, ausgetauscht. Adidas gilt nach Nike als zweitgrößter Sportartikelhersteller der Welt.
Adidas schreibt im jüngsten Quartalsergebnis Q3 ’23:
Wir sind noch nicht da, wo wir sein wollen, aber: Wir machen Fortschritt.
Das klingt deutlich verhaltener als Nike, wo der CEO sagt:
Es gab nie eine bessere Zeit um Nike zu sein.
Schauen wir mal, was dran ist. Die Nike Aktienanalyse gab es zuletzt schon.
Das Geschäftsmodell ist simpel: Adidas verkauft Sportartikel aller Art. Schuhe, Bekleidung und Accessoires für nahezu alle Sportarten. Dafür bietet Adidas bestehende und neue Produkte an. Für einige kooperiert Adidas mit bekannten Sportlern, Künstlern oder anderen Unternehmen.
Einen großen Teil macht Sponsoring aus, bspw. bei großen Sportevents oder als Ausstatter von Mannschaften (bspw. die deutsche Fußballnationalmannschaft und der FC Bayern München).
Diese Grafik aus dem letzten Quartalsbericht gibt einen Ausblick auf anstehende Events. und Produkte:
Der Aktienkurs hat sich langfristig großartig, in den letzten fünf Jahren okay entwickelt. Gerade vor dem Hintergrund, dass zuletzt viel Geld für den Rückkauf eigener Aktien in die Hand genommen wurde, ist der Aktienkurs etwas enttäuschend verlaufen.
Ich habe Adidas Anfang 2022 ausführlich analysiert, fand die Aktie noch etwas zu teuer. Im Kurzupdate ’22 fand ich sie dann attraktiv und habe selbst investiert.
Mir war Adidas bisher immer zu teuer. Nun ist das erste Mal der Zeitpunkt gekommen, an dem ich die Adidas-Aktie – auch im Verhältnis zum in meinem Augen eher geringen Risiko – attraktiv bewertet finde.Das muss kurzfristig nichts heißen. Die Probleme habe ich skizziert und in einem Abwärtstrend kann es immer noch mal etwas weiter runtergehen. Auf der anderen Seite sehe ich schon viel Pessimismus eingepreist, da die Analystenschätzungen zum Umsatz deutlich unter denen des Vorjahres und unter den eigenen Prognosen von Adidas liegen. Insgesamt überlege ich hier eine kleine Position aufzubauen.
Tatsächlich ein gutes Timing, im Oktober ’22 wurde das Tief erreicht und seitdem ist der Kurs um über 85% gestiegen.
Factsheet
Factsheet
Alle Zahlen, sofern nicht anders angegeben, in der jeweiligen Heimatwährung und TTMTrailing twelve months. Bezeichnet die jeweils letzten 12 Monate, unabhängig vom Kalenderjahr. More (= letzte 12 Monate). Zusatz ‚e‘ = erwartet, ‚YoY‘ = im Jahresvergleich.
Die Eckdaten
- Land: Deutschland
- Branche: Sportartikelhersteller
- Marktkapitalisierung: 35 Mrd. EUR
- Enterprise Value: 40 Mrd. EUR
- Umsatz: 21,8 Mrd. EUR
- Ergebnis: -0,1 Mrd. EUR
- Free Cashflow: ~0
Bewertung
- KUV: 1,5
- KGV: – (theoretisch bei historischer Nettomarge von 6%: 25)
- KGVe: 500+
- KCV: –
Qualität & Wachstum
- Eigenkapitalquote: 25%
- Bruttomarge: 46%, langfristig 50%
- Operative Marge: 1%, langfristig 8%
- Nettomarge: -1%, langfristig 5 – 6%
- Umsatzwachstum: langfristig 6% p.a.
Schauen wir uns nun an, was hinter diesen Zahlen steckt.
Zahlencheck
Schauen wir uns einmal an, wie das Geschäftsmodell aussieht.
Neueste Quartalsergebnisse
Im jüngsten Quartal lag das offizielle Umsatzwachstum bei desaströsen -6%. Aber: Bereinigt wurden es +1%. Bereinigen wir noch um das geschlossene Geschäft Yeezy mit Kanye West, sind es sogar +2%.
Der operative Gewinn lag immerhin wieder bei 6%, im Vorjahr waren es 9%. Auch hier wäre es ohne Yeezy etwas besser. Das Nettoergebnis liegt immerhin deutlich über Vorjahr.
Während China noch im Vorjahr problematisch war, ist nun Nordamerika die schwächste Region.
Der normale Handel leidet stärker, der eigene Handel konnte stärker zulegen. Damit sind die Verkaufskanäle auch für etwas Margenaufschwung verantwortlich.
Wachstum
Langfristig lag das Umsatzwachstum bei 6% pro Jahr. Nur in zwei Jahren gab es eine Schrumpfung.
Bis 2020 sind die Überschüsse konstant angestiegen und haben den Aktienkurs in neue Höhen getrieben. In der Pandemie ging es Ab und Auf, ehe es zuletzt auf die schlechtesten Jahreswerte seit 10 Jahren ging. Leicht negatives Ergebnis und Free Cashflow, noch leicht positives operatives Ergebnis.
Immerhin: Die neuesten Quartalsergebnisse zeigen schon in eine deutlich bessere Richtung, auch der Free Cashflow hat sich stark erholt.
Die folgende Grafik zeigt die Entwicklung der Prognosen der Analysten zu Umsätzen und EBIT, jeweils die nächsten 12 Monate und im übernächsten Geschäftsjahr. Die Schätzungen haben sich immer weiter angenähert, heißt: Die langfristigen Wachstumserwartungen wurden immer geringer.
Die Einschnitte der letzten Quartale waren gar nicht so groß, eher scheinen die Erwartungen jahrelang etwas vorsichtiger geworden zu sein.
Profitabilität
Die Margen, heute (letzte 12 Monate) und langfristig:
- Bruttomarge: 46% / 50%
- Operative Marge: 1% / 8%
- Nettomarge: -1% / 5%
Schauen wir damit genauer auf ein Hauptproblem, das Inventar. Es hat immer weiter zugenommen über die Jahre, aber der Umsatz ist auch größer geworden.
Nun ist das Inventar stark aufgebaut worden, der Umsatz zuletzt gefallen. Das Verhältnis davon, die Days of Inventory (DOI) sind damit am Höchstpunkt: 169 Tage könnte Adidas den Umsatz über das eigene Inventar abwickeln. Zum Vergleich: Bei Nike waren es zuletzt nur 107 Tage.
Adidas kommentiert das auch und liefert noch mehr Kontext. Das Inventar ist demnach ca. 20% gefallen. Die gewählte Skalierung der Grafik lässt es aber deutlicher aussehen.
Kapitalmanagement
Seit 2022 setzt Adidas ein Aktienrückkaufprogramm um. Bis 2025 sollen es damit insgesamt 5 Mrd. Euro werden, wir sind damit knapp vor der Halbzeit. 2022 wurde tatsächlich für 2,5 Mrd. Euro zurückgekauft, 2023 fehlt allerdings der Free Cashflow, was die Pläne etwas durchkreuzen kann.
Dazu kommen geplante Dividendenausschüttungen in Höhe von 30 bis 50% des Gewinns. Beides zusammen bedeutet, dass Adidas große Teile des Cashflows an Aktionäre zurückgibt – sobald es ihn denn wieder gibt.
Die Dividenden wurden meistens erhöht, zuletzt gab es mal eine Aussetzung und Stagnation. Im langfristigen Durchshcnitt ist die Dividende um 20% pro Jahr gestiegen.
Bilanz
Die Bilanz von Adidas sieht immer noch gut aus. Anleihen, die im Februar 2023 ausgegeben wurden, erhielten A-Ratings. Damit gehört Adidas zu den besten Unternehmen, auch wenn der Ausblick schlechter geworden ist.
Geschäftsmodell, Burggraben & Strategie
Bevor wir gleich in die SWOT-Analyse gehen, schauen wir in die Zukunft. Wie sieht die Strategie aus? Wie ist die Konkurrenzsituation und der eigene Burggraben gegenüber der Konkurrenz? Welche Wachstumsperspektiven gibt es?