In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:
- Überbewertung? Das sagt das neue Shiller-KGV
- Führungswechsel bei Intel, Auto1 Börsengang in Deutschland, Gamestop als Spielball, Jack Mas Rückkehr, Visa ohne Plaid, EZB-Chefin vs. Bitcoin & neuer Amazon-CEO
- Quartalszahlen von Netflix, IBM, Microsoft, Facebook, Tesla, Amazon & Apple
- Ark ETF: FAANG als risikofreier Zins und hohe Renditen voraus?
- die Börsenweisheit der Woche
? Überbewertung? Das sagt das neue Shiller-KGV
Es mehren sich schon seit Jahren - aber ohnehin fast immer - Diskussionen über eine mögliche Überbewertung an der Börse. Gern wird dabei das Shiller-KGV, das sogenannte CAPE, herangezogen.
Dabei wird ein über 10 Jahre geglättetes und inflationsbereinigtes Kurs-Gewinn-Verhältnis herangezogen, das der Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller etabliert hat.
Das CAPE hatte in der Vergangenheit keine perfekte, aber eine recht hohe Korrelation zu den durchschnittlich folgenden Renditen der Aktienmärkte.
Dieses Shiller-KGV zeigt seit Jahren eine stärkere Überbewertung an:
Dieses System hat aber eine Schwachstelle: Ein Bewertungsniveau ist negativ zum Zinsniveau korreliert. Bedeutet im Klartext: Ein niedrigeres Zinsniveau führt zu höheren Bewertungen. Denn: Wenn die Zins-Anlagen unattraktiver werden, wird eher Geld in Aktien investiert, auch wenn diese dann nur 7 statt 8% erwartete Rendite liefern.
Nun hat Robert Shiller eine Erweiterung seines Modells im Beitrag "Making Sense of Sky-High Stock Prices" veröffentlicht, in welchem er nun eben auch das Zinsniveau berücksichtigt. Dieses Modell nennt er "Excess CAPE Yield" (ECY).
Dabei wird der Kehrwert vom CAPE genommen - quasi eine erwartete Gewinnrendite - und davon die realen Zinsen für 10-jährige Anleihen abgezogen.
Wird das normale CAPE um das Zinsniveau bereinigt, befindet sich das aktuelle Bewertungsniveau (blaue Linie) eher im langfristigen Durchschnitt - was zugleich zu einer eher durchschnittlichen Renditeerwartung führt:
Es gibt auch kritischere Stimmen zum ECY, die sagen, dass auch ein niedrigeres Zinsniveau keine zu hohen Bewertungen rechtfertigen sollte. Unterm Strich trotzdem eine sinnvolle Erweiterung in meinen Augen.
Gleich gibt's noch eine etwas andere Einschätzung zu den Renditeerwartungen der nächsten Jahre.
Das ist am Aktienmarkt passiert
- Intel reagiert: Kurz nach der Veröffentlichung meiner Intel Aktienanalyse gab es Neuigkeiten: Intels CEO muss den Platz räumen. Außerdem wurden die Erwartungen für das Q4 2020 leicht angehoben. Beides hat zu einem kleinen Kurssprung der Intel-Aktie geführt. Ich finde es gut: Auch in der Analyse hat sich gezeigt, dass das Management der letzten Jahre maximal mittelmäßig war.
- Auto1 plant Milliarden-IPO: Die deutsche Handelsplattform für Gebrauchtwagen Auto1 plant 2021 an die Börse zu gehen. Es soll 1 Milliarde Euro eingesammelt werden bei einer Bewertung, die ca. 8 Mrd. Euro betragen kann. Hinter Auto1 stecken heute 4.000 Mitarbeiter und u.a. die Webseite "Wirkaufendeinauto.de". 2019 hat Auto1 ca. 3,5 Mrd. Euro Umsatz erzielt.
- Ciao, Jeff Bezos: Jeff Bezos dankt als CEO von Amazon ab und wechselt an die Spitze des Aufsichtsrates. Dort will er sich vor allem um jüngere Innovationen kümmern. Neuer CEO wird der aktuelle Chef des Cloud-Geschäfts, der das Amt zum Q3 2021 übernehmen wird.
- Gamestop wird Spielball: Gamestop kauft und verkauft gebrauchte PC- und Videospiele. Das ist eher ein Geschäftsmodell von gestern. Nicht verwunderlich ist deshalb, dass viele Anleger short gehen, also auf einen Wertverlust der Gamestop-Aktie wetten. Nun sollen aber Nutzer der Reddit-Community "WallStreetBets" gezielt die Aktie gekauft und den Wert hochgetrieben haben. Das führt dazu, dass Leerverkäufer ihre Positionen schließen wollen, wofür sie Aktien zurückkaufen müssen. Dadurch steigt die Nachfrage, das Angebot wird knapp - und der Kurs schießt in die Höhe. So einen Short Squeeze haben wir 2008 auch bei Volkswagen gesehen.
Gamestop Aktienkurs
- Jack Ma is back: Ich habe zuletzt von den Spekulationen rund um den Verbleib des Alibaba-Gründers Jack Ma berichtet. Nun gibt's Klarheit: Jack Ma ist wohl auf. Trotzdem bedenklich, dass es eine realistische Möglichkeit gab, dass chinesische Regierungen ihre Finger dort im Spiel hätten. Die Alibaba-Aktie hat sich daraufhin wieder leicht erholt. Ein sehr ungewöhnlicher Treiber von Aktienkursen.
- Visa bekommt Plaid nicht: Das Finanzunternehmen Visa (Analyse) wollte für ca. 5 Mrd. US-Dollar das Fintech-Unternehmen Plaid kaufen. Jetzt macht das US-Justizministerium dem aber einen Strich durch die Rechnung: Es sieht die Gefahr, dass Visa damit das Debit-Geschäft einnehmen und mögliche Mitbewerber ausschließen möchte.
- EZB vs. Bitcoin: Der Bitcoin atmet nach seiner kürzlichen Rallye durch. Nun hat auch die EZB-Chefin Lagarde sich zum Bitcoin geäußert und Regulierungen gefordert. Auch das hat zu Kursverlusten beim Bitcoin geführt. Konkret:
„(Bitcoin) is a highly speculative asset, which has conducted some funny business and some interesting and totally reprehensible money laundering activity. [..] “There has to be regulation. This has to be applied and agreed upon … at a global level because if there is an escape that escape will be used.“
Quartalsergebnisse: Netflix, IBM & Microsoft
Die Earnings Season steht wieder an. Das bedeutet: Unternehmen veröffentlichen ihre Quartalszahlen.
- Netflix überrascht: Netflix (Analyse) hat die Quartalszahlen veröffentlicht und so positiv überrascht, dass die Aktie zeitweise um 12% gestiegen ist. Im letzten Jahr hat Netflix knapp 37 Mio. neue Abonnenten dazu gewonnen und damit die 200 Mio. Marke geknackt. Dazu kommt, dass die Zugänge in den USA seit Oktober um 1 bis 2 $ teurer geworden sind. Höhere Preise und eine trotzdem wachsende Nutzerbasis sind ein starkes Fundament. Die starke Retention-Rate von Netflix im Branchenvergleich habe ich schon hier gezeigt. Für das neue Quartal rechnet Netflix mit einem Zuwachs von "nur" 6 Mio. Abonnenten.
- IBM enttäuscht: IBM (Analyse) hat die Gewinnerwartungen leicht übertroffen, die Umsatzerwartungen leicht unterboten. Die Aktie hat etwa 10% bei Veröffentlichung der Quartalsergebnisse verloren, sich danach aber wieder etwas erholt. Aus meiner Sicht enttäuschend: Auch die Cloud-Umsätze gingen zurück, obwohl das die Zukunftswette des Konzerns sein sollte. IBM liegt nach wie vor bei einem günstigen KGV von 10.
- Microsoft demonstriert Stärke: Die Microsoft Aktie (Analyse) steigt nachbörslich um 5%, da die Erwartungen umsatz- und gewinnseitig übertroffen werden konnten. Vor allem die Cloud-Umsätze konnten weiter stark zulegen.
- Tesla stark, aber unter Erwartungen: Tesla hat mit 27 Mrd. USD erwartungsgemäß das beste Jahr der Unternehmensgeschichte abgeschlossen. Tesla hat knapp 20 Mrd. USD Cash mittlerweile ein gutes Polster. Aber: Der Gewinn, der vor allem durch den Verkauf von Emissionszertifikaten ermöglicht wird, war etwas höher erwartet worden, weshalb die Aktie leicht gefallen ist.
- Apple mit neuem Rekordquartal: Apple (Analyse) hat erstmals in einem Quartal über 100 Mrd. USD Umsatz erzielt. Das sind 21% mehr als noch vor einem Jahr - eine enorme Steigerung bei der Größe. Der Aktienkurs blieb allerdings weitestgehend unverändert.
- Auch Amazon bleibt stark: Amazon erreicht einen Jahresumsatz von knapp 400 Mrd. US-Dollar und wächst damit um 38% im Jahresvergleich. Der Quartalsgewinn liegt deutlich über den Erwartungen - was u.a. ein Teil meiner These war, warum ich zuletzt die Amazon-Aktie gekauft habe.
- Facebook übertrifft Erwartungen mit getrübtem Ausblick: Sowohl im Umsatz, Ergebnis und im Nutzerwachstum konnte Facebook (Analyse) die Erwartungen der Analysten leicht positiv übertreffen. Außerdem wurde ein 25 Mrd. USD starkes Aktienrückkaufprogramm angekündigt. Die Aktie ist trotzdem leicht gefallen: Der CFO stellt Hürden im Werbegeschäft in Aussicht, die durch iOs 14 entstehen, da das Tracking fürs Werbegeschäft beeinträchtigt werden kann: “This includes the impact of platform changes, notably iOS 14, as well as the evolving regulatory landscape. [...] While the timing of the iOS 14 changes remains uncertain, we would expect to see an impact beginning late in the first quarter.”
Ark ETF: FAANG als risikofreier Zins und hohe Renditen voraus?
Der ARK ETF ist ein börsengehandelter Fonds, der u.a. von Cathie Wood geführt wird. Vor allem in den letzten 2 Jahren ist er sehr populär geworden, da er hohe Renditen mit Technologie- und Wachstumswerten erzielt hat. Genauer: "Disruptive Technology".
Nun hat Cathie Wood in einem vielbeachteten Video-Interview spannende Aussagen getätigt:
- Sie erwartet eine Rendite von > 20% p.a. für die ARK ETFs über die nächsten 5 Jahren, da Investoren heute noch nicht das exponentielle Wachstum einiger Innovationen verstehen würden
- Sie sieht die FAANG-Aktien (Facebook, Amazon, Apple, Netflix und Google) + Microsoft als eine Art "cash-ähnliches" Instrument, in die sie Geld umschichtet, wenn die Bewertungen weiter steigen würden
- Ihre größten Wetten sind heute im Healthcare-Bereich, speziell im Bereich der Genomik. Dort sieht sie große Chancen und die FAANG-Aktien der Zukunft
Insgesamt ist Cathie Wood also optimistisch für die Renditeerwartung der Zukunft, sieht noch keine Überbewertungen und misst den großen Tech-Werten eine hohe Sicherheit zu.
In naher Zukunft schaue ich mir hier den ARK ETF, die Positionen und die Strategie dahinter genauer an.
? Börsenweisheit des Tages
"Ich denke nicht darüber nach, ob ein Markt nach oben oder nach unten geht. Ich kümmere mich nur darum, ob ich ein Unternehmen zu einem akzeptablen Preis kaufen kann. Ich sehe mich nicht als Teil eines Bullenmarkts, sondern als Teilhaber an wunderbaren Firmen. Ich muss zu einem Preis kaufen, der mich glücklich macht." - Warren Buffett
✌️ Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!
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