von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 6. Juli 2022

In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:

Viel Spaß!

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Storys der Woche

📊 Zendesk aufgekauft, Pinterests CEO-Wechsel, Mercedes' Luxusstrategie, Zalandos Pessimismus & Ray Dalio vs. Europa

  • Investoren wollen Zendesk: Erst ist die Zendesk-Aktie deutlicher korrigiert, einerseits mit dem gesamten Markt, andererseits weil man selbst eine Akquisition erstmal ausgeschlossen hatte. Kurz danach haben Investoren angekündigt Zendesk für ~10 Mrd. Dollar von der Börse zu nehmen, wodurch die Aktie wieder 35% stieg. Allgemein rechnen Experten vermehrt damit, dass große Investoren durch die günstigeren Bewertungen häufiger zuschlagen werden.
  • Pinterests Führungswechsel: Der nicht unumstrittene Gründer und CEO von Pinterest, Ben Silbermann, tritt ab. Sein Nachfolger wird Bill Ready, der vorher bei Google war.
  • Mercedes-Benz Luxusstrategie: Mercedes hat angekündigt, die A-Klasse, die günstigste Modellreihe, streichen zu wollen. Es werden wohl auch andere Modellreihen in Frage gestellt und die Strategie soll sich, wie zuletzt das Manager Magazin geschrieben hat, auch gegen interne Widerstände mehr in Richtung einer Luxusstrategie drehen.
  • Zalando senkt Ausblick: Bisher ging Zalando von 12%+ Wachstum in 2022 aus, nun wird eher eine Stagnation oder ein Mini-Wachstum erwartet. Das EBIT soll mit ~200 Mio. Euro im positiven Bereich bleiben.
  • Ray Dalio vs. Europa: Das Investmentunternehmen von Milliardär Ray Dalio hat knapp 30 Short-Positionen auf europäische Aktien veröffentlicht. Entgegen der Panik, die Medien daraus machen: Das ist schon mehrmals vorgekommen und war mal klug, mal nicht. Für mich sieht es eher wie eine Absicherungsstrategie aus: Die Wette besteht wohl darin, dass die USA besser als Europa performen, nicht dass Europa zwangsweise maßlos zu teuer sei.

🚘 VW-Chef Diess will Apple nicht

Zuletzt habe ich diskutiert, warum Apple nun ins Auto-Softwaregeschäft einsteigt und welche Chancen, aber auch Risiken das für deutsche Automobilhersteller bedeutet:

Ich glaube: Kurzfristig können (deutsche) Automobilhersteller davon profitieren, langfristig ist es ein Risiko.

Aktuell geht es vor allem darum, überhaupt zu beweisen, dass preiswerte E-Autos mit ausreichend Reichweite und guter Software verkauft werden können. Bei diesem Beweis kann Apple helfen. Also: Integration erlauben, um Absätze und Kundennutzen zu erhöhen und den Abstand zu Tesla nicht noch größer werden zu lassen.

Langfristig ist das Geschäft zu wichtig um es Apple zu übergeben. Ich würde daher parallel weiter an der eigenen Software entwickeln. Die Softwareexpertise ist geringer als bei Apple, aber VW ist hier in der Lage - wie Apple im Smartphone-Markt - Hardware und Software optimal aufeinander abzustimmen und besser, als Apple es kann.

Nun hat VW-Chef Diess sich dazu auf der Betriebsratversammlung konkret geäußert und Apple eine Absage erteilt.

„Erst vor drei Wochen hat Apple bekannt gegeben, dass sie mit Carplay das ganze Infotainment übernehmen wollen. Apple und Google wollen uns den Kunden abnehmen – das dürfen wir nicht zulassen!“
„Ich will nicht ‚Hey Siri‘ sagen, um eine Info in meinem Volkswagen zu erhalten, wir müssen die Kundenhoheit erhalten.“

Damit stimmt er weiter darauf ein: VW muss selbst die Software herstellen. Langfristig bin ich dafür durchaus optimistisch, die Frage ist nur, ob VW bis dahin die Zeit davon läuft - siehe dazu auch die letzte interne Analyse von McKinsey zur Softwareentwicklung.


📉 Anleger verlassen das Börsenschiff?

Im Sinne des antizyklischen Investierens sollten Anleger genau jetzt investieren. In der Praxis sehen wir jetzt wohl eher das Gegenteil.

Das Interesse nach Aktien nimmt ab...

Für den Börsenplatz L&S werden laut FinanceFwd Monat für Monat weniger Trades verzeichnet...

Und auch der börsennotierte Neo-Broker Robinhood weist seit Mitte 2021 immer weniger Anleger aus.

Sicherlich gibt es dafür auch logische Gründe: Wenn durch Inflation der eigene Geldbeutel schrumpft, wird womöglich auch weniger investiert.

Trotzdem deutet es für mich auch darauf hin, dass die meisten Anleger zyklisch handeln und antizyklisches Investieren für viele nur ein Konstrukt ist, das in der Theorie sinnvoll klingt, aber in der Praxis meistens scheitert.

Ich habe hier ausführlicher beschrieben, woran es genau scheitert und warum "Buying the Dip" für die meisten Anleger eine Illusion ist.


🫣 Die Entlassungswelle kommt

Immer mehr Unternehmen fangen an Kosten zu sparen. Ein Kostenpunkt: Mitarbeiter.

Gerade in den letzten Jahren sind Löhne immer weiter gestiegen, Mitarbeiter waren knapp und wurden eingestellt, sobald gute gefunden wurden. Nun scheint es sich zurückzudrehen.

Auch Tesla hat wiederholt angekündigt Mitarbeiter zu entlassen. Das ist auch deshalb spannend, da Tesla mittlerweile profitabel ist und noch großes Wachstum vor hat. Selbst dort ist das nun aber wohl eine notwendige Maßnahme.

Auf layoffs.fyi werden Entlassungen im Tech-Sektor visualisiert:

Wir sind also noch deutlich unter dem Niveau bei Pandemiestart, sehen aber zunehmend Kündigungen, von denen es davor zwei Jahre lang kaum welche gab.


Inspiration

💡 Börsenweisheit des Tages

"Börsengewinne sind Schmerzensgelder. Erst kommen die Schmerzen, dann das Geld." - André Kostolany

✌️ Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!

Tags:  | Aktien:

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Wo ich Aktien & ETFs kaufe: Meine Empfehlungen →

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #4: Wir legen mittel- und langfristig an.

Die Finanzwissenschaft weiß längst: Je mehr getradet und je öfter ins Depot geschaut wird, desto schlechter die Rendite. Market Timing, also Einschätzen kurzfristiger Marktbewegungen, funktioniert nicht und richtet mehr Schaden als Nutzen an.Langfristig anlegen ist erfolgversprechender und entspannter. Und: Es ist der einzige Anlagehorizont, der logisch zu einer fundamentalen Bewertung, an die sich der Aktienkurs mit der Zeit im Optimalfall annähert, passt.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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