In der Börsenwelt hat sich einiges getan:
Misslungene und angepeilte Akquisitionen, Earnings von großen Tech-Unternehmen, große Kursverluste bei Meta. Außerdem ein genauerer Blick aufs Tesla umstrittenenen Weg zum Börsenerfolg, Metas Aufwärtspotenzial und die Frage, ob Storys oder Zahlen bei der Aktienbewertung wichtiger sind. Viel Spaß!
Viel Spaß!
More...
Storys der Woche
📊 Nvidias gestoppter Kauf, Meta steigt bei Diem aus, Peloton könnte gekauft werden
Kurz und knapp ein Überblick über wichtige Ereignisse der letzten Wochen:
Quartalsberichte
💰 Earnings: Spotify, Amazon, Twilio, Walt Disney, HubSpot, Delivery Hero & Zendesk
Aktie im Blick
📉 Quickcheck nach dem Meta-Desaster von -25%
Die Meta-Aktie hat nun knapp 30% nach den Earnings verloren. Gerade der schwache Ausblick hat viele abgeschreckt. Was ist passiert? Ist Meta jetzt unterbewertet? Ein kurzer Check.
- Umsatz +20% YoYYear-over-Year. Bezeichnet den Vergleich einer Kennzahl im Vergleich zum Vorjahr (bspw. Quartal 4 des aktuellen Jahres zu Q4 des Vorjahres). More
- Operative Marge von 46% auf 37% runter (v.a. durch höhere VR-Ausgaben)
- Operativer Gewinn unterm Strich -1%
- Ausblick: 3% bis 11% Wachstum für Q1 '22
Die Kosten sind durch hohe Investitionen im VR-Bereich („Metaverse“) gestiegen, also (hoffentlich) sinnvolle Ausgaben. 2,3 Mrd. Dollar Umsatz stehen Ausgaben von über 12 Mrd. Dollar gegenüber, sodass das VR-Segment über 10 Mrd. Dollar Verlust macht.
Aber warum ist der Ausblick so vorsichtig?
- Mehr Konkurrenz um Aufmerksamkeit durch TikTok
- Mehr Views gehen auf Reels, die bisher weniger monetarisiert werden
- Effekte von Apples strikterem Datenschutz werden sichtbar
- Inflation & Logistikprobleme senken Marketingausgaben
Meine Meinung: Die Zahlen sind insgesamt okay, gerade da die Aktie nicht teuer bewertet war. Der Rückgang der Marge war zu erwarten. Der Ausblick ist enttäuschend, aber noch eine große Spanne.
Meta hat in jedem Fall einige Risiken: Regulierung, stärkerer Datenschutz (vor allem von Apple) und verlangsamendes Nutzerwachstum.
Diese sind stark diskutiert. Es gibt aber auch optimistischere Thesen, die ich hier beleuchten möchte.
Zum einen ist Meta jetzt optisch ziemlich günstig bewertet:
- KUV: 5,5
- KGV: 17
- KGVe: 15
- KCV: 11
Lass uns daraus kurz per Aktienbewertung auf dem Bierdeckel näherungsweise die Renditeerwartung überschlagen.
Meta hat 2021 stolze 58 Mrd. Dollar an operativem Cashflow erzielt. Der Börsenwert liegt heute bei 665 Mrd. Dollar.
Das ergibt eine Cashflow-Rendite von 8,7%. Die Gewinn-Rendite liegt bei 5,9%. Das wäre die Rendite, wenn Meta weder wächst noch schrumpft und das Bewertungsniveau stabil bleibt.
Dabei gibt es neben allen Hürden auch noch große Wachstumshebel im Meta-Universum.
Allen voran: Das sagenumwobene Metaverse.
Enorme Ausgaben fließen bereits in den VR-Bereich, während hier noch kaum Umsatz realisiert wird. Im Metaverse besteht damit eine große Zukunftswette, die kaum ein Konzern so konsequent angeht wie Meta.
Aber es gibt noch weitere Hebel auf den sozialen Plattformen:
- Social Commerce: Instagram & Facebook sollen direkteren Verkauf ermöglichen, dadurch Payment-Umsätze und bessere Werbemöglichkeiten bieten.
- WhatsApp: Über 1 Mrd. Nutzer weltweit werden bisher kaum monetarisiert. WhatsApp ist gerade für Unternehmen zur Kommunikation spannend.
- Creator Economy: Riesige Umsätze werden von Influencern & Creatorn auf Metas Plattformen umgesetzt, während Meta davon nichts direkt abschöpft. Subscriptions auf Instagram sind erste Schritte in Richtung dieser Monetarisierung.
Wie es weitergeht weiß niemand sicher. Zum aktuellen Bewertungsniveau - und auch bei den definitiv vorhandenen Risiken - halte ich Meta aber für ziemlich attraktiv bewertet.
Klar ist aber auch: Die Aktie wird volatil bleiben und Aktionäre müssen im Wochentakt negative Presse aushalten, die den Wohlfühlfaktor bei der Aktie drücken kann.
Aktie im Blick
🤥 7 Tricks von Tesla & Elon Musk auf dem Weg zum Börsenerfolg
Keine Frage: Tesla ist ziemlich erfolgreich und hat viele Skeptiker eines Besseren belehrt. Die Diskussion darüber, ob der Börsenwert von Tesla gerechtfertigt ist, gehen weiter.
Auffällig ist aber auch, wie viele ungewöhnliche Ereignisse es auf dem Weg zum aktuellen Erfolg gab. Die einen nennen diese Tricks eine geniale Strategie für PR & Kapitalbeschaffung, andere nennen es eine unzulässige Täuschung von Anlegern zur eigenen Bereicherung.
Ein Überblick:
Denkanstoß
📃 Story vs. Zahlen: Was ist wichtiger?
Große Börsenerfolge der letzten Jahre waren u.a. Apple, Amazon, Tesla und Netflix.
Was diese Aktien gemeinsam haben: Sie alle waren lange defizitär („schlechte“ Zahlen), hatten aber eine große Vision und viele Analysten, die diese Vision angezweifelt haben.
Nun jagen viele Anleger der nächsten Mega-Aktie mit der größten Vision hinterher. Eine gute Idee?
Robert Shiller ist Nobelpreisträger und Autor von „Narrative Wirtschaft“. Er sagt u.a.:
- Narrative sind Geschichten, die weitergetragen und auf die sich immer wieder berufen wird
- Ökonomen forschen meistens nach Kausalitäten, oft sind aber Narrative entscheidende Auslöser
- Narrative betreffen die ganze Wirtschaft, schaffen Chancen aber auch Spekulationsblasen
Ganze Anlageklassen - Aktien, Immobilien, Gold oder Kryptowährungen - unterliegen Narrativen.
„Immobilien steigen immer! Jeder kann mit Kryptos schnell reich werden! Nur noch Tech-Aktien!“
oder:
„Aktien sind Teufelszeug! Immobilien lohnen sich nicht! Value-Aktien können gar nicht funktionieren!“
Narrative treffen auch die Aktienmärkte und Börsentrends.
- 1999: Internet-Unternehmen sind die Zukunft!
- 2001: Internet-Unternehmen crashen. Niemand will mehr in rein digitale Unternehmen investieren. Banken & Versicherungen braucht man immer!
- 2008: Finanzmarktkrise. Niemand will mehr Banken & Versicherungen im Depot.
- 2012: Eurokrise. In Europa sollte man nicht investieren!
Kurzfristig dominieren am Aktienmarkt Narrative, langfristig die Regression zum Mittelwert.
Und Narrative treffen auch einzelne Unternehmen.
Viele Unternehmen erzählen eine positive Story. Einige stärker als andere. Einige werden sie erreichen, andere nicht. Einigen glaubt die Börse, anderen nicht. Einige Unternehmen sind daher nach Vision, andere nach Zahlen bewertet.
Und erstere schaffen teilweise eine Self-fulfilling prophecy: Sie erzeugen eine höhere Bewertung und nutzen diese, um damit das Geschäft zu fördern, bspw. durch Kapitalerhöhungen oder Akquisitionen.
Achtung: Visionen von Unternehmen können wahr werden. Große Börsenerfolge beruhten auf großen Visionen. Aber Visionen können auch wahnsinnig stark in die Irre führen und irrational hohe Bewertungen erzeugen.
Aktien immer nur nach Vision, Story & Narrativ zu kaufen, ohne diese realistisch einzuschätzen und den Preis der Aktie einzubeziehen, ist langfristig zum Scheitern verurteilt.
Das führt auch zu Spekulationsblasen. Wenn zu viele Anleger daran glauben, dass Preise von Anlageklassen, Märkten oder Unternehmen nur steigen können, entstehen früher oder später zwangsläufig Spekulationsblasen.
(Immobilien, Bitcoin, Tesla, deine Lieblingsaktie oder Wachstumswerte können nur steigen? …)
Was ist also besser: Zahlen oder Story?
Nicht oder, sondern und. Zahlen & Story.
Zahlen zeigen die Vergangenheit, Story und Vision einen Ausblick in die Zukunft. Nur wer beide Seiten der Medaille anschaut erhält ein komplettes Bild. Zu starker Zahlenfokus kann zu verpassten Chancen führen. Zu starker Storyfokus kann die Chancen mitnehmen, aber auch viel Geld verbrennen.
Inspiration
💡 Börsenweisheit des Tages
"Wenn jemand gute Aktien hat, wäre er verrückt, wenn er sie nur wegen eines Kursrückschlags verkaufen würde. Ich suche Unternehmen, die ich verstehe und von deren Zukunftsaussichten ich überzeugt bin." - Warren Buffett
Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!