von Jannes Lorenzen

Gründer, Strategie-Lead & Investor

veröffentlicht: 27. Oktober 2021

In der Börsenwelt hat sich einiges getan. Heute:

Viel Spaß!

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Storys der Woche

Das ist am Aktienmarkt passiert

Die neuesten Finanzmarkt-Updates:

🦅 Adler Group: Wirecard 2.0?

Zuletzt habe ich über Northern Data und die Vorfälle und Kritik berichtet. Einige Parallelen zu Wirecard waren erkennbar.

Es gibt eine weitere deutsche Aktie, die sich zurzeit ebenfalls mit diesem Vorwurf auseinandersetzen muss: Der Immobilienkonzern Adler Group.

Kurioserweise habe ich im E-Mail Postfach noch Mails von der Presseabteilung von der Adler Group gefunden, die mir im Juni zugesendet wurden. Der Inhalt: Fraser Perring meint nicht die Adler Group, wenn er davon spricht ein weiteres Unternehmen wie Wirecard in Deutschland entdeckt zu haben, jegliche Berichterstattung darüber sei zu unterlassen.

[...] anlässlich des in der Wirtschaftsmedienberichterstattung umfassend lancierten Gerüchts, hinter dem Kursverlust bei der Adler Real Estate stecke der britische Investor Fraser Perring, stellen wir in aller Deutlichkeit fest, dass dieses Gerücht gänzlich substanzlos ist und keinerlei Anknüpfungstatsachen existieren, die dieses Gerücht auch nur ansatzweise tragen.
Wir bitten Sie mit Nachdruck, sich der Weiterverbreitung haltloser Gerüchte zu enthalten und eine Anpassung Ihrer bisherigen Berichterstattung durch Löschung des kolportierten Gerüchts wohlwollend zu prüfen.

Wohlgemerkt hatte ich bis dahin nie etwas mit der Adler Group zu tun oder darüber berichtet. Ich vermute daher, dass es eine standardisierte Pressemail war. Letztendlich hat sich nun herausgestellt, dass Perring doch stark gegen die Adler Group wettet.

Der berüchtigte Shortseller Fraser Perring, der als einer der ersten auch Wirecard kritisiert hat, hat einige Vorwürfe geäußert, die den Aktienkurs auf Talfahrt schickten:

  • Die mit 12 Mrd. Euro ausgewiesenen Immobilienbestände seien deutlich überbewertet
  • Die Beleihungsquote (Verhältnis von Nettoschulden zu Vermögenswerten) darf bei vielen aufgenommenen Anleihen nicht über 60% liegen. Die Adler Group liegt bei 55% und damit nur deshalb unter 60%, da die Immobilienbestände überbewertet ausgewiesen werden

Aber: Auch Shortseller wie Perring unterliegen einem Interessenskonflikt, da sie durch fallende Kurse profitieren. Die Adler Group hat die Vorwürfe bisher zurückgewiesen.

Auf den ersten Blick sieht das für mich valide aus, ein fader Beigeschmack bleibt aber - offensichtlich auch bei Anlegern.

📲 Snap-Aktie stürzt fast 25% ab

Snap ist das soziale Netzwerk und AR-Unternehmen hinter der App Snapchat. Nachdem es in den letzten Quartalen wieder bergauf ging, ist der Kurs nun nach Veröffentlichung neuer Zahlen um etwa 25% abgestürzt.

Die Nutzerzahlen sind gestiegen, der Umsatz um 57% auf 1,07 Mrd. Dollar gewachsen und der Verlust wurde um 60% reduziert.

Das Problem: Die Erwartungen waren noch höher und der Ausblick negativ. Der Schuldige für den getrübten Ausblick: Apple.

Durch die Einschränkungen in den Möglichkeiten fürs Tracking auf iPhones, die v.a. Werbeplattformen wie Facebook und Snapchat treffen, kann Werbung nun weniger gezielt ausgesteuert werden. Entsprechend sinkt die Effektivität und die Zahlungsbereitschaft der Werbetreibenden.

📑 Alibaba Erholung, Earnings von Netflix, Intel, Facebook, Alphabet, Microsoft, Twitter & AMD

Wir sind wieder in der Earnings Season! Entsprechend gibt es einen kurzen Überblick über die Zahlen.

  • Alibaba erholt sich: Zum Zeitpunkt der Aktienanalyse lag die Alibaba Aktie, gebeutet durch chinesische Regulierungen und Verbote, bei ca. 120 Euro. Weniger als einen Monat später liegt die Aktie bei ca. 150 Euro. Vermutlich sind Anleger erstmal froh, dass es nicht weitere Negativmeldungen gab.
  • Microsoft Earnings: Quasi in allen wichtigen Kennzahlen die Erwartungen leicht übertroffen. Umsatz +22% YoY. Der größte Treiber ist weiterhin das Cloud-Geschäft mit +36% Umsatz YoY.
  • Netflix Earnings: Die Netflix Aktie hat leicht positiv reagiert. Vor allem aufgrund vom Serienhit Squid Game konnten die Nutzer- und Umsatzzahlen (+9,4% bzw. +16%)  gesteigert werden. Für Q4 '21 wird ein Umsatzplus YoY von 16% prognostiziert.
  • AMD Earnings: Analystenerwartungen übertroffen. Umsatz trotz Chipengpässen um 54% gesteigert, den Gewinn im Vergleich zum Vorjahresquartal verdoppelt.
  • Alphabet Earnings: Enorm starke Zahlen und über den Analystenerwartungen. Umsatz währungsbereinigt +39% YoY, das vorherige Wachstum von Q3 2019 auf 2020 lag nur bei 15%. Die operative Marge ist von 24 auf 32% gestiegen. Die Aktie blieb trotzdem eher neutral.
  • Twitter Earnings: Leicht positiv. Umsatz +37% YoY. Der Gewinn aus dem Vorjahr wurde jetzt ein höherer Verlust, was aber nicht am operativen Geschäft sondern Rechtstreitigkeiten liegt.
  • Tesla Earnings: Ein enorm starkes Quartal, wobei die Analysten genau das erwartet haben. +58% Umsatz YoY, die Bruttomarge von 28 auf 31% gesteigert. 2 Mrd. US-Dollar Gewinn im Quartal. Danach hatte die Aktie einen Höhenflug, u.a. durch eine Bestellung des Autovermieters Hertz.
  • Facebook Earnings: Neutral bis leicht positiv. Etwas weniger Umsatzplus als erwartet (+35% YoY), aber etwas mehr Gewinn (+17% YoY). Immer noch starke Zahlen. Die spekulierte Namensänderung gab es nicht.
  • Intel Earnings: Intel hat etwa 10% verloren. Der Grund: Weniger Umsatz als gedacht aufgrund des Chip-Mangels und zurückgehende Margen durch neue Investitionen.
  • IBM Earnings: Unter den Erwartungen, die Aktie ist ca. 5% gefallen. Nur knapp 3% Umsatzwachstum im Jahresvergleich, dazu leicht gesunkener Gewinn.

Inspiration

🏆 Zahl des Tages

1,01 Bio. Dollar

So viel ist Tesla heute wert. Dazu drei Tweets vom Tag, an dem die Aktie - wohl ausgelöst durch die Bestellung vom Autovermieter Hertz von 100.000 Autos - um ca. 10% gestiegen ist.


Blick zurück

🔎 Was wurde aus Vimeo, SimilarWeb und UiPath?

Vor knapp einem halben Jahr habe ich Vimeo, SimilarWeb und UiPath kurz nach ihrem Börsengang vorgestellt und kurz analysiert. Was ist aus diesen drei Aktien etwa ein halbes Jahr nach ihrem Börsendebüt geworden?

Vimeo hatte zur Analyse gute Zahlen, war aber sehr teuer bewertet, was der Hauptkritikpunkt war. Seitdem hat die Aktie etwa 26% verloren.

UiPath liegt ebenfalls ca. 29% unter dem Kurs zum Analysezeitpunkt. Schon zur Analyse habe ich festgehalten: "Zweifelsfrei ein enorm starkes Geschäftsmodell mit hervorragenden Zahlen. Die Bewertung ist aber ebenfalls enorm und mir deutlich zu hoch."

SimilarWeb liegt noch ziemlich gleich auf und war auch die Aktie, die tendenziell in der Analyse am positivsten abgeschnitten hat, vor allem da sie gegenüber den beiden anderen Aktien ein faireres Bewertungsniveau hatte. Ich habe dazu geschrieben: "Unterm Strich ist das daher sicherlich keine Schnäppchenbewertung, wirkt aber auch nicht völlig astronomisch."


Frage der Woche

🤔 PayPal will Pinterest für 47 Mrd. US-Dollar kaufen. Warum?

Update: PayPal hat mittlerweile dementiert Pinterest kaufen zu wollen.

Eine unerwartete Meldung gab's letzte Woche: PayPal will wohl Pinterest für 47 Mrd. US-Dollar kaufen. Das wäre die mit Abstand teuerste Übernahme eines sozialen Netzwerks, deutlich vor LinkedIn, das von Microsoft gekauft wurde.

Die Verwunderung war bei vielen groß, auch in meinem eigenen Umfeld und an der Börse: Die Pinterest-Aktie stieg zuerst leicht, die PayPal-Aktie fiel um etwa 10%.

Was will ein Payment-Unternehmen wie PayPal mit einer Bildsuchmaschine wie Pinterest - und dann auch noch für so eine enorme Summe?

Grundsätzlich müssen wir verstehen, wie Akquisitionen funktionieren und was die unterschiedlichen Ziele davon sind. Das habe ich hier ausführlich beschrieben.

Was sind hier konkrete Ansatzpunkte?

Wenn wir davon ausgehen, dass Pinterest fair bewertet war und PayPal nun etwa 20% mehr als den Börsenwert zahlt, ist der Deal ein leichtes Verlustgeschäft. Aus 5 (PayPal) und 1 (Pinterest) wird dann in Summe eher 5,8, vorher waren es 6.

Um den Deal ins Positive zu drehen braucht es Synergien. Welche könnten das hier sein?

  • Pinterest hat direkten Zugang zu Nutzern, während PayPal in der Regel erst am Ende eines Bestellprozesses genutzt wird
  • Pinterest hat tendenziell Nutzer mit hohem Einkommen und hohem Kaufinteresse. Eine tiefere Integration mit direkten Bestellprozessen könnte möglich sein, wofür PayPal sich als Zahlungslösung integrieren möchte

Unterm Strich erscheint mir der Deal aber noch nicht besonders einleuchtend. Ich bin gespannt, ob es bald offizielle Erklärungen dazu gibt und halte dich auf dem Laufenden.


Inspiration

💡 Börsenweisheit des Tages

"Kurzfristig ist es riskant in Aktien zu investieren, langfristig ist es riskant nicht in Aktien zu investieren." - André Kostolany

✌️ Das war es mit dem heutigen Briefing. Danke, dass du dabei bist!

Disclaimer: Die Inhalte stellen keine Anlageberatung, Kauf- oder Verkaufsempfehlungen dar, sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wider. Jede Investition ist mit Risiken verbunden, die du selbst prüfen musst. Es gibt keine Garantien. Ich kann selbst in besprochene Aktien investiert sein. * Bei Partnerlinks erhalte ich ggf. eine Provision.

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Ich bin Jannes, Jahrgang 1993 und Gründer von StrategyInvest. Seit 2011 investiere ich an der Börse. Damals habe ich mein VWL-Studium mit Finanzschwerpunkt erfolgreich absolviert und bin nun seit mehreren Jahren in der Digital- und Techbranche aktiv, aktuell als Product & Strategy Lead. Ich kenne daher Investieren, Technologie und Unternehmertum aus wissenschaftlicher Sicht, aber auch aus der Praxis. Die Erkenntnisse daraus teile ich hier.

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Auszug aus dem Manifest:

Regel #11: Wir wissen, dass es nicht nur um uns geht.

Unternehmen sind nicht nur für die Aktionäre da, sondern haben eine Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern und der Gesellschaft.Ich bin fest überzeugt: Menschen haben individuelle Ansichten und Motive. Zum Glück. Und Unternehmen sind selten komplett gut oder komplett schlecht - und auch diese Einschätzung ist oft individuell und nicht einfach zu treffen. Aber: Wer es sich leisten kann, sollte destruktive Geschäftsmodelle, deren Erfolg automatisch eine schlechtere Welt bedeuten würde, nicht unterstützen. Es gibt dann immer noch mehr als genug Möglichkeiten.

zum kompletten StrategyInvest Manifest »

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